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Schön ist die Nacht

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Das Dröhnen und die Herrlichkeit, die Bürde und die Notwendigkeit des Lebens der „einfachen Leute“

Willy sehnt sich nach nichts so sehr wie nach einem normalen Leben. Er will seine Arbeit als Zimmerer gut machen, er will für seine Familie sorgen, er träumt vom eigenen Häuschen. Mit seiner ehrlichen Art stößt er immer wieder an Grenzen, was nichts an seinem Entschluss ändert, anständig zu bleiben.

Horst, ein ungelernter Hilfsarbeiter, glaubt schon lange nicht mehr daran, auf ehrliche Weise nach oben zu kommen. Er greift zu halbseidenen Mitteln, und seine Existenz entgleitet ihm in dem Maße, in dem er seine Aggressionen nicht im Griff hat. In die Spirale des Abstiegs zieht er seinen Freund Willy hinein – mit katastrophalen Folgen für beide.

Schön ist die Nacht ist ein Roman über die westdeutschen Siebzigerjahre, der Roman einer ganzen sozialen Klasse. Zwischen ihren nach Emanzipation strebenden Frauen und streikwilligen „Gastarbeitern“, zwischen ihnen entgleitenden Kindern und sie unter Druck setzenden Chefs, zwischen Spekulantenträumen und Baustellenwirklichkeit führen Willy und Horst aussichtslose Kämpfe um ihren Anteil am Wohlstand. Müssen wir sie uns als glückliche Menschen vorstellen?

385 pages, Kindle Edition

Published July 28, 2022

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About the author

Christian Baron

17 books24 followers

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Community Reviews

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5 (3%)
1 star
3 (2%)
Displaying 1 - 11 of 11 reviews
23 reviews3 followers
September 2, 2022
Christian Baron „Schön ist die Nacht“
Claassen Verlag
384 Seiten. 23. €

Christian Baron, geboren 1985 in Kaiserslautern, hatte vor zwei Jahren mit „Ein Mann seiner Klasse“ einen größeren Erfolg erzielt. Nun, in „Schön ist die Nacht“ widmet er sich ebenfalls Menschen aus der Arbeiterschicht.
Er schreibt über seine eigene Familie und Herkunft. Sicherlich ist darin vieles autobiografisch, aber es handelt sich dennoch um einen Roman, einen Familienroman im besten Sinne.

Schon der Einstieg überzeugte mich: Kurz vor Kriegsende flieht Horst aus dem Kinderheim und wird von einem jungen SA Mann aufgehalten. Dieser, Willy, hilft ihm jedoch und schickt ihn zu einer Adresse, wo er sicher ist.

Horst und Willy werden nach dem Krieg beste Freunde, doch es ist eine schwierige Freundschaft, denn Willy ist ein fleißiger Arbeiter, der anständig bleiben und seine Familie ernähren möchte, während Horst eher in Richtung Kleinkriminalität tendiert. Horst nimmt Willy immer wieder finanziell aus und überredet ihn zu krummen Sachen. Doch es ist nicht so einfach, die beiden Männer in Gut und Böse einzuteilen. Gerade die fundierte Beschreibung des Milieus, aus dem beide kommen, ihre dauernden finanziellen Nöte, der zerstörerische Einfluss von Alkohol wie auch Gewaltausbrüche sorgen für eine differenzierte Wahrnehmung von uns Lesenden.

Christian Baron, der Enkel von Horst und Willy, lässt uns die 60er und 70 er Jahre mit ihren politischen Problemen bewusst werden. So etwa dem Verhältnis zwischen deutschen Arbeitern und ihren ausländischen Kollegen oder der sich langsam verändernden Rolle der Frau.

Faszinierend fand ich vor allem wie gut es ihm gelingt, die typische Sprechweise von einfachen Leuten so kenntnisreich, so echt und so detailreich einzufangen. Durch die lebendigen Charakterisierungen und die oft tragischen und bewegenden Ereignisse mochte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Das ist sicherlich kein Roman, in dem man sich voller Sympathie mit den Figuren identifizieren möchte. Dazu gibt es zu viele prügelnde Väter, saufende Mütter und zu viel Elend. Aber es ist ein kraftvolles, ein unverfälschtes, ein starkes Buch!

Und es ist ein großartiger Beweis dafür, dass literarische Helden aus jeder Schicht kommen können. Das haben auch schon Annie Ernaux, Didier Eribon, Louis Edouard und Clemens Meyer gezeigt, aber mit Christian Baron kommt eine neue und sehr überzeugende Stimme dazu.

Sehr empfehlenswert!
Profile Image for Pascal.
309 reviews55 followers
July 12, 2023
Die Prämisse „Arbeiteralltag in Kaiserslautern“ ist so alltäglich, dass Schön ist die Nacht ein paar Kapitel braucht, um seine Stärken zu offenbaren. Dann jedoch glänzt der Roman mit einem derart lebendigen Einblick in dieses Milieu, dass ich mich frage, wie der recht junge Autor seinen Kopf allein sprachlich so tief in diese Materie gebracht hat.

Denn vor allem der Ton, die Wortwahl, der Duktus der Figuren sind eine große Stärke des Romans. Ich habe Begriffe und Phrasen entdeckt, die ich nicht mehr gehört habe, seit ich selbst als Kind unterm Tisch der ehemaligen Duisburger Arbeiterfreunde meiner Großeltern saß. Dadurch wirkt der Ton des Romans sofort vertraut und authentisch.

Spannend ist auch, wie sonstige kulturelle Aspekte in der Geschichte auftauchen: Allem voran die Schlagermusik der 60er und 70er, die uns die Wurzeln des Genres als Musik des Proletariats zeigt. Und die Entfremdung der Menschen von der zunehmend anglifizierten deutschen Popkultur.

Noch eindrucksvoller wirkt der Wertekosmos der Figuren, der mit der heute allseits beschworenen Intersektionalität null komma nix am Hut hat. Der einzelne Arbeiter ist sich hier selbst am nächsten und vertritt nicht einmal seine eigenen Interessen konsequent. Die 70er in diesem Roman nähern sich dem Gefühl der Postpolitik, in der die Arbeit selbst und das Gutstellen mit dem Arbeitgeber wichtiger sind als organisierte Solidarität oder die Hoffnung auf politische Verbesserungen. Entsprechend hart sind einige der besonders „Nach mir nur die Sintflut“-getränkten Szenen.

Denn beide Protagonisten sind Paradebeispiele für unsympathische Hauptfiguren – einer weit mehr als der andere. Wie der Roman es dennoch bis zum Ende schafft, die Verhältnisse aller Figuren glaubwürdig zu zeichnen, ist insbesondere aufgrund der vielen Abgründe, die sich zwischen ihnen auftun, absolut beeindruckend. Bis in die letzten Zeilen herrscht hier nie Stillstand in der Charakterentwicklung. Selten sind fiktive Figuren so lebendig.
Profile Image for JanLu.
32 reviews
January 5, 2023
Packender Roman über Probleme unterschiedlicher Zeiten (insb. 1960er und 1970er) inklusive Verflechtungen, die eine große Spannung aufbauen.

Dazu inklusive der Klassenthematik nur inhaltlich „schwer“ zu lesen, sprachlich super.

Profile Image for SameerLeseRatte123.
22 reviews
Read
December 31, 2023
Schönes Ende, aber habe insgesamt mehr erwartet (vlt. zu viel). Aber empfehlenswert, aber, aber *grübel*
Profile Image for antonia.
21 reviews10 followers
December 2, 2022
kurz in der philharmonie geheult deswegen
Profile Image for Simon.
29 reviews2 followers
February 25, 2024
Ein packendes Buch, man taucht sehr tief in die Leben der Figuren ein. Man sollte in jedem Fall „ein Mann seiner Klasse“ davor gelesen haben.
Profile Image for Kirsten.
3,113 reviews8 followers
July 31, 2023
Willy hat es irgendwie geschafft. Als Zimmermann verdient er genug Geld, um seine Familie zu versorgen und sogar von einem eigenen Haus zu träumen. Er kann keine großen Sprünge machen, aber er ist zufrieden. Für ihn sind ehrliche Arbeit und Zuverlässigkeit der Grundstein für ein gutes Leben.

Sein Freund Horst ist ganz anders. Er hat nie eine Ausbildung zuende gemacht und schlägt sich als Hilfsarbeiter durch. Wenn das Geld nicht reicht, leiht er sich Geld von Willy. Und wenn der kein Geld mehr für ihn hat, nehmen sie eben andere Arbeit an. Arbeit, die nicht mehr so ehrlich ist, wie die, der Willy normalerweise nachgeht.

Auf den ersten Blick wirken Willy und Horst grundverschieden, aber in ihren Zielen und Träumen sind sie sich ähnlich: beide wollen raus aus ihrem kleinen Leben, aus der trostlosten Siedlung in Kaiserslautern. Sie versuchen es auf unterschiedliche Weisen, aber sie schaffen zumindest Veränderungen. Die sind nicht immer zum Guten, aber sie glauben in jeder Lage noch fest daran, dass es irgendwann besser werden wird.

Ich habe lange nicht verstanden, warum Willy sich immer wieder von Horst hat einwickeln lassen. Denn das bringt nicht nur seine Ehe, sondern auch seine gesamte Existenz in Gefahr. Trotzdem scheint es, als könne er nicht nein sagen, wenn Horst wieder einmal vor seiner Tür steht. Aber im Grunde ist es ganz einfach: Willy glaubt, dass er im Gegensatz zu seinem Freund auf dem richtigen Weg ist und will seinem Freund dabei helfen, diesen Weg auch für sich zu finden. Damit fühlt er sich groß, oder zumindest größer, als Horst es ist. Aber in Wirklichkeit ist es genau andersherum: Willy kann Horst nicht helfen, sondern Horst zieht in immer mehr in den Abgrund herunter, in dem er sich selbst befindet.

Christian Baron erzählt von zwei Verlieren, die beide glauben, auf der Gewinnerstraße zu sein. Manchmal war es schwer, ihnen dabei zuzusehen, aber genau das hat ihre Geschichte in meinen Augen so authentisch gemacht.
232 reviews
December 1, 2024
milieuroman, eigentlich viel unsympathisches, derbes, aber selten so authentisch in der sprache. im kern eine erzählung über eine ungleiche, schwierige männerfreundschaft, über ein leben am unteren rand der arbeiterklasse. ein gehabe, das man manchmal verachtet, schicksale, die einen doch auch irgendwie mitnehmen, berühren oder ratlos zurücklassen.
Profile Image for Conny.
616 reviews86 followers
November 21, 2023
Westdeutschland, 1970er Jahre. Noch glaubt Willy daran, sich mit anständiger Arbeit seinen Anteil am Wohlstand verdienen zu können. Für seinen Freund Horst, der als ungelernte Hilfskraft auf Baustellen stets ausgebeutet wird, ist dieser Traum schon lange zur Illusion geworden. Er gleitet nicht nur in den Alkoholismus, sondern auch in die Kleinkriminalität ab – und langsam zieht er Willy und ihrer beider Familien in seine Abwärtsspirale mit hinein.

«Schön ist die Nacht» ist ein Klassenroman, der überhaupt nichts beschönigt. Er zeigt eindringlich die Lebensrealität einer Gesellschaftsschicht auf, die im wirtschaftlichen Aufschwung lebt, aber selber davon nichts hat – weil sie die Kosten trägt. An manchen Stellen etwas zu lang geraten, liest sich der Roman trotzdem flüssig und verweist entschieden auf die Problematik der Klassengesellschaft.

Zur Monatskolumne Juli
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