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Kinder des Aufbruchs: Roman

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Sechs Jahre nach dem Mauerbau lernt die erfolgreiche Dolmetscherin Emma in West-Berlin die aus dem Ostteil der Stadt geflohene Sängerin Irma Assmann kennen. Als sie ihrer Zwillingsschwester Alice davon erzählt, reagiert diese beunruhigt. Alice schreibt als Journalistin über die Studentenbewegung und steht in Kontakt mit verschiedenen Fluchthilfe-Organisationen. Ist Irma mit ihren ehemaligen Beziehungen zum KGB als Informantin im Westen? Oder sind die Schwestern und deren Männer Julius und Max durch ihre Verbindungen zur DDR zu Zielscheiben geworden? Kurz darauf wird die Sängerin ermordet, und die vier geraten inmitten der Studentenunruhen zwischen die Fronten der Geheimdienste.

561 pages, Kindle Edition

Published November 2, 2022

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About the author

Claire Winter

11 books12 followers
Claire Winter studierte Literaturwissenschaften und arbeitete als Journalistin, bevor sie entschied, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Sie liebt es, in fremde Welten einzutauchen, historische Fakten genau zu recherchieren, um sie mit ihren Geschichten zu verweben, und ihrer Fantasie dann freien Lauf zu lassen. Claire Winters Romane finden sich regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestseller-Liste, zuletzt vertreten mit »Kinder ihrer Zeit«, die spannende Geschichte um die Schwestern Alice und Emma im Berlin der 60er-Jahre wird nun fortgesetzt. Die Autorin lebt in Berlin.

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Displaying 1 - 10 of 10 reviews
Profile Image for Gitti.
1,156 reviews
November 9, 2022
Berlin im Jahr 1967. Alice und Emma haben sich nach dem Mauerbau ihr Leben im Westen der Stadt eingerichtet. Emma arbeitet als Dolmetscherin, Alice als Journalistin. Alice gerät in die Studentenunruhen zum Besuch des Schahs von Persien und trifft einen alten Bekannten aus dem Osten wieder. Um ihm zu helfen nutz sie ihre Verbindungen zu Fluchthilfe Organisationen. Doch die Geheimdienste sind noch immer an Alice und ihrer Familie interessiert und so geraten sie wieder ins Visier der Dienste.

Claire Winter gelingt es mit diesem Buch die Zeit rund um den Schah Besuch in Berlin und den darauffolgenden Studentenunruhen, sowie dem Tod von Benno Ohnesorg und dem Anschlag auf Rudi Dutschke wieder lebendig werden zu lassen. Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt und Alice ist sozusagen mittendrin. Dem Leser wird so richtig klar wie damals schon mit Hilfe der Presse Stimmung gegen die jungen Leute gemacht wurde und welche Vorbehalte es gegen die Studenten und ihre Forderungen gegeben hat.

Die beiden Paare, die wir begleiten sind durchweg sympathisch und man kann ihre Beweggründe gut nachvollziehen. Auch wenn man sie gerne einmal treten möchte, damit sie alle miteinander reden. Die vier werden auf die eine oder andere Art und Weise von ihrer Vergangenheit eingeholt und gerade das macht das Buch so spannend.

Den Leser erwartet hier eine Familiengeschichte, ein gelungenes Zeitbild und ein spannender Krimi. Gerade gegen Ende fällt es schwer da Buch aus der Hand zu legen, da die Autorin einen furiosen Schluss bietet. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und dabei wieder einiges über die damalige Zeit gelernt. Daher kann ich das Buch auf jeden Fall nur empfehlen!
Profile Image for Tinstamp.
1,096 reviews
December 23, 2022
Seit dem ersten Buch, welches ich von Claire Winter gelesene habe, bin ich ein Fan der Autorin. Jeder neue Roman kommt auf meine Wunschliste ohne den Klappentext zu lesen. Die Autorin ist einfach ein Garant für tolle Stories!

"Kinder des Aufbruchs" ist die Fortsetzung zu "Kinder ihrer Zeit", kann jedoch auch alleinstehend gelesen werden. Die Autorin hat immer wieder kleine Rückblicke eingebaut, damit auch Leser:innen, die das erste Buch nicht gelesen haben, keine Probleme mit der Story haben. Trotzdem würde ich empfehlen zuerst den ersten Band zu lesen, damit man das Verhältnis zwischen den Zwillingsschwestern Alice und Emma besser versteht. Außerdem war "Kinder ihrer Zeit" ein Buch, dass ich mit dem Lieblingsbuchstatus bewertet habe. Ihr würdet daher etwas verpassen ;)

In der Zwischenzeit sind sechs Jahre vergangen, seit die Zwillingsschwestern wieder vereint sind. Emma ist nach wie vor Dolmetscherin und Alice arbeitet als Journalistin bei einer Berliner Tageszeitung. Alice ist mit Max verheiratet und die beiden leben mit ihrer Tochter Lisa zusammen. Die Ehe ist jedoch ein "Arrangement", um für Lisa dazusein. Max ist Anwalt und hat sich auf Entschädigung von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus spezialisiert. Emma ist mit dem aus der DDR geflüchteten Julius verheiratet, der als Professor unterrichtet.
Wir landen mitten in den politischen Unruhen in Berlin des Jahres 1967. Demonstrierende Studenten sind an der Tagesordnung und der Besuch des Schahs von Persien lässt die Stimmung in der Stadt fast überkochen. Als der Student Benno Ohnesorg ums Leben kommt, der von einem Polizisten erschossen wird, gerät alles aus den Fugen. Alice ist hautnah dabei und trifft auf Fritz, einem ehemaligen Freund aus dem Osten. Er bittet sie um Hilfe für seine Schwester Lore, die ebefalls die DDR verlassen will. Alice steht durch einen Artikel, den sie geschrieben hat, mit einer Fluchthilfe-Organisation in Verbindung und bietet Fritz - nichtsahnend, was sie dabei lostritt - Hilfe an. Als sie auch noch auf ihre frühere Freundin Irma trifft, die als Sängerin Karriere gemacht hat und in den Westen geflohen ist, wird Alice nervös. Irma hat sie damals ausspioniert und an die Stasi verraten. Und jetzt trifft sie kurze Zeit hintereinander auf Menschen aus ihre Vergangenheit? Hat die Stasi auch Alice wieder im Fokus?

Emma leidet in der Zwischenzeit an einer erlittenen Fehlgeburt und trifft bei einem Event in einem Kinderheim, bei dem sie dolmetscht, auf den 11jährigen Waisenjungen Luca. Sie besucht den störrischen Jungen immer wieder und baut langsam ein klein wenig Vertrauen zu ihm auf. Doch Luca hat unglaubliche Angst vor jemanden und flüchtet immer wieder aus dem Heim.
Erst nach und nach stellt sich heraus, dass beide Handlungsstränge miteinander verbunden sind. Beide Schwestern und ihre Ehemänner geraten ins Visier der Stasi und in grosse Gefahr.

Obwohl die Autorin viele politische Themen aufgreift, um diese Zeit auch sehr authentisch darstellen zu können, wird es nie langweilig. Die Demonstrationen der Studenten erinnern mich ein bisschen an die momentanen Klimaaktivisten, ebenso wie der Einfluss der Presse. Es geht aber auch um Fluchthilfe, Gefangenen-Austausch, Geheimdienste und ihre Rolle im Deutschland der 60er Jahre. Diese historischen Themen verwebt die Autorin geschickt mit ihrer fiktiven Geschichte rund um Emma, Alice, Julius, Max, Fritz Irma und dem kleinen Luca.
Claire Winter versteht es großartig alle Sichtweisen so darzustellen, dass man sich selbst beim Lesen wie in einem Strudel der Machenschaften fühlt. Die Figuren sind authentisch und sehr lebendig dargestellt. Die Spannung ist von Beginn an zu greifen und bleibt bis zum Ende erhalten.

Der Schreibstil ist wie immer mitreißend und bildgewaltig. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere erzählt. Die dazugehörigen Namen findet man am Kapitelanfang.
Auf der Innenseite des Buches finden wir eine Karte von Ost- und West Deutschland und den angrenzenden Ländern, sowie eine kleine Karte von Berlin mit der Trennungslinie. Am Ende des Buches erklärt die Autorin über Wahreit und Fiktion auf.

Claire Winter hat hervorragend recherchiert und die Stimmung der späten Sechziger Jahre perfekt eingefangen. Es ist die Zeit des Kalten Krieges und des Vietnamkrieges, des Prager Frühlings und ein Aufschrei der Jugend gegen das alte System. Ich habe wieder mit Emma und Alice gebangt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Eine absolute Lese-Empfehlung, wie schon der erste Band!

Fazit:
Ein weiteres Highlight der Autorin! Der Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Immer wieder überrascht mich Claire Winter mit einem weiteren grandiosen Roman. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung mit dem Hinweis, wenn möglich, zuerst den ersten Band zu lesen.
1,397 reviews7 followers
December 2, 2022
Spannende Fortsetzung
Covertext:
Sechs Jahre nach dem Mauerbau lernt die erfolgreiche Dolmetscherin Emma in West-Berlin die aus dem Ostteil der Stadt geflohene Sängerin Irma Assmann kennen. Als sie ihrer Zwillingsschwester Alice davon erzählt, reagiert diese beunruhigt. Alice schreibt als Journalistin über die Studentenbewegung und steht in Kontakt mit verschiedenen Fluchthilfe-Organisationen. Ist Irma mit ihren ehemaligen Beziehungen zum KGB als Informantin im Westen? Oder sind die Schwestern und deren Männer Julius und Max durch ihre Verbindungen zur DDR zu Zielscheiben geworden? Kurz darauf wird die Sängerin ermordet, und die vier geraten inmitten der Studentenunruhen zwischen die Fronten der Geheimdienste.

„Kinder des Aufbruchs“ ist die Fortsetzung des Bestsellerromans „Kinder ihrer Zeit“ von Claire Winter.
Der ersten Band habe ich mit großer Begeisterung gelesen.
Auch die Fortsetzung ist wieder sehr bewegend und hat mich mehr als begeistert.

Im Mittelpunkt stehen wieder die Zwillinge Emma und Alice und ihre Männer Julius und Max.
Alle leben im Westteil des Landes.
Emma ist erfolgreiche Dolmetscherin und Alice ist Journalistin.

Wie schon in „Kinder des Aufbruchs“ stößt man als LeserIn auch in dem neuen Roman „Kinder des Aufbruchs“ auf viel Zeitgeschehen.
Die deutsch-deutsche Vergangenheit wird beleuchtet. Die Studentenbewegung in dieser Zeit ist mir noch gut im Gedächtnis.
Genauso der Tod von Benno Ohnesorg und der Anschlag auf Rudi Dutschke.
Wie der Titel schon sagt, es ist die Zeit des Aufbruchs, der Veränderungen, zumindest im Westen.
Die Geheimdienste beider Länder KGB und BND spionierten sich gegenseitig aus.
Auch versuchten immer wieder Menschen die Fluch in den Westen.
Neu für mich war, dass West und Ost Berlin trotz der Mauer unterirdisch immer noch verbunden waren.
Es gab Kanalisationen und alten Bunkeranlagen die eine Verbindung zwischen West und Ost darstellten.
Die DDR musste viel Aufwand betreiben um hier die Fluchtmöglichkeiten zu unterbinden.

Claire Winter hat auch für diese Geschichte wieder genaustens Recherchiert.
Natürlich musste die Autorin bei all den realen Begebenheiten auch ihre Fantasie spielen lassen.
Claire Winter hat die Gabe Realität und Fiktion so gekonnt miteinander zu verflechten, dass man sie nicht zu trennen vermag.

„Kinder des Aufbruchs“ ist ein herausragender Roman der auch wieder ein Teil der Deutschen Geschichte behandelt. Durch den flüssigen und spannenden Schreibstil von Claire Winter ist das Buch ein echter Lesegenuss.
Profile Image for Eric.
48 reviews
February 17, 2025
Die Fortsetzung von "Kinder ihrer Zeit" steht dem ersten Teil in nichts nach. Ein Spionage-Thriller der in einer Zeit spielt die vorallem West-Berlin in Atem hielt. Fiktive und reale Figuren treffen auf deutsche Geschichte die sehr gut recherchiert ist.
Profile Image for Wal.li.
2,546 reviews68 followers
March 11, 2023
Die 68er

Seit einigen Jahren leben die Zwillingsschwestern Alice und Emma nun schon in West-Berlin. Emma trauert nach einer Fehlgeburt sehr um ihr Kind, während ihr Mann Julius meint, das Leben müsse nach einem Jahr doch mal weitergehen. Alice dagegen lebt in ihrer Vernunftehe mit dem Anwalt Max recht glücklich. Als Journalistin ist sie eine der wenigen verheirateten Frauen, die arbeiten. Ihre Tochter Lisa findet das nicht immer gut, aber wenn Tante Ems kommt, ist viel vergeben. Nach einem Termin als Übersetzerin in einem Waisenhaus versteckt sich der 11jährige Luca in Emmas Auto. Und Alice beginnt eine Reportage über die Proteste gegen den Shah, was sie viel näher an die Studentenbewegung und die Demonstrationen bringt als eigentlich geplant.

Die Geschichte der beiden Schwestern, die nach der Flucht aus Ostpreußen zunächst getrennt in Ost- und West-Berlin lebten, geht weiter. Es ist etwas Zeit vergangen und die Proteste der 68er haben begonnen. Manchmal wird es gewalttätig wobei der Einsatz der Polizei nicht gerade deeskalierend wirkt. Aus verschiedenen Perspektiven blicken Emma und Alice auf das Geschehen. Und aus verschiedenen Richtungen werden sie in die Ereignisse hineingezogen. Bei Emma könnte die Sehnsucht nach einem eigenen Kind der Auslöser sein, während es bei Alice eher das schlechte Gewissen ist.

Deutsche Zeitgeschichte toll erzählt. Am Beginn vielleicht etwas weit ausgeholt entwickelt sich die Handlung doch wieder sehr fesselnd. Schön, wie sich die Schwestern nach der langen Trennung und ihrem unterschiedlichen Hintergrund zusammengefunden haben und sich gegenseitig eine Stütze sind. Aus unterschiedlichen Gründen werden sie in die Ereignisse um die Proteste und die beginnende 68er Bewegung verwickelt. Berlin als Schmelztiegel zwischen Ost und West wird zweifellos auch von sämtlichen Geheimdiensten für ihre Zwecke genutzt. Nicht immer kann man wissen, wem man trauen kenn. Vor dem detailliert recherchierten politischen Hintergrund entwickelt sich eine rasante Story um die beiden Schwestern und ihre Familien. Gerade in der heutigen Zeit ist diese Art der Geschichte wieder näher als man sich wünschen würde. Unsere schöne langweilige und friedliche Zeit ist leider erstmal vorbei. Und so erscheint es sehr sinnvoll, sich einige Dinge in Erinnerung zu rufen. Wenn man dann noch eine packende Erzählung dazu bekommt, kann man sich nicht mehr wünschen.
201 reviews2 followers
November 28, 2022
1967 und damit sechs Jahre nach dem Mauerbau ist der Traum von einer deutschen Einheit geplatzt. Die Fronten des Kalten Krieges zwischen Ost und West sind verhärtet und von Misstrauen und Ängsten vor dem „Klassenfeind“ geprägt.

Doch auch innerhalb der Gesellschaft gärt es. Besonders die Studenten sind unzufrieden mit den alten Strukturen an den Hochschulen. Ihre Forderungen gelten zeitgemäßen Lerninhalten, einer sozialen Chancengleichheit im Bildungswesen, besseren Lernbedingungen und vor allem auch der Entlassung von Lehrkräften mit Nazi-Vergangenheit. Außerdem erheben sie ihre Stimme für das Ende des Vietnamkrieges und den Stopp der atomaren Aufrüstung. Zusätzlichen Zündstoff bieten die von der Großen Koalition erlassenen Notstandsgesetze, weil sie damit einhergehende gravierende Einschränkungen der demokratischen Grundrechte befürchten.

Im Juni 1967 eskalieren die Ereignisse, als die Studenten in Berlin gegen den offiziellen Besuch des persischen Schahs Reza Pahlevi demonstrierten und dabei Benno Ohnesorg getötet wird. Dadurch tritt eine Radikalisierung der Aktionen ein. Mit dem Attentat auf Rudi Dutschke, der Galionsfigur der deutschen Studentenbewegung, entwickelt sich die bis dahin friedlich Protestbewegung zur Studentenrevolte, die fast alle Universitätsstädte erfasst ...

Inmitten dieses Geschehens finden sich die Zwillinge Emma Laakmann und Alice Weiß wieder, die im geteilten Berlin ihre einstige dramatische Trennung überwunden und ein vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut haben.

Während Emma als Dolmetscherin arbeitet und eine glückliche Ehe mit Julius führt, die allerdings nach einer Fehlgeburt von dem unerfüllten Kinderwunsch überschattet wird, schreibt die Journalistin Alice unter anderem über die sich entwickelnde Studentenbewegung und engagiert sich für verschiedene Fluchtorganisationen. Mit ihrem Mann Max, dem Vater ihrer Tochter Lisa, hat sie ein Arrangement getroffen, das ihnen beiden jede Freiheit einräumt.

Als die aus dem Ostteil der Stadt geflüchtete Sängerin Irma Assmann, die Alice aus ihrer Vergangenheit in einem DDR-Kinderheim keine Unbekannte ist, ermordet wird, geraten die beiden Paare in einen gefährlichen Strudel unterschiedlicher Ereignisse zwischen den Studentenunruhen und Geheimdienstaktivitäten.

Es stellt sich nicht allein die Frage, ob Irma im Westen als Informantin für den KGB gearbeitet hat. Gerät Alice selbst in den Fokus, weil sie wegen einer vermeintlichen Schuld ihre Unterstützung für eine Gruppe, die Flüchtlinge über ein Tunnelsystem in den Westen schleust, intensiviert? Oder sind Julius und Max wegen ihrer vielfältigen Verbindungen zur DDR Zielscheiben der Staatssicherheit und des Bundesnachrichtendienst?


Mit „Kinder des Aufbruchs“ setzt Claire Winter die in „Kinder ihrer Zeit“ begonnene Geschichte der Zwillinge Emma und Alice fort.

Wie ihre Schwester hat nun auch Alice nach ihrer Flucht in den Westen in Berlin ein neues Zuhause gefunden. Beide arbeiten und haben sich mit ihren Ehemännern Julius und Max sowie Tochter Lisa ein Leben aufgebaut. Doch nicht nur der unerfüllte Kinderwunsch von Emma macht ihr zu schaffen. Es sind auch Geheimnisse aller Beteiligten, mit der die Autorin die Leser zu fesseln vermag. Hinzu kommt ein Mord, bei dem fast schon kriminalistischer Spürsinn gefragt ist.

Insgesamt präsentiert Claire Winter eine wendungsreiche Handlung, mit der es ihr in bemerkenswert authentischer Weise gelingt, die politische Situation und die Lebenssituation der Menschen darzustellen.

Glaubwürdig erzählt sie unter Verwendung von wechselnden Perspektiven im Spannungsfeld des nach dem Mauerbaus schwelenden Ost-West-Konflikts auch von der Aufbruchstimmung in der Bundesrepublik, wo entgegen der im Grundgesetz formulierten Grundrechte eine andere Realität offensichtlich ist: nach wie vor bestehen nicht nur eine Bevormundung im Geschlechterverhältnis, sondern außerdem soziale Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten.

Insbesondere die Studenten wollen sich nicht mehr mit dem Althergebrachten zufrieden geben und gehen für einen grundlegenden Wandel der Gesellschaft auf die Straße. Außerdem thematisiert die Autorin die gefährliche Arbeit der Fluchthilfe-Organisationen, den Gefangenenaustausch zwischen den beiden deutschen Staaten. Nicht zuletzt haben Angehörige der Geheimdienste durchaus fragwürdige Auftritte.

Die lobenswert intensive Recherche der Autorin zahlt sich aus. Ihre umfangreiche Schilderung der damaligen Umstände und tatsächlichen Ereignisse sowie die Einbindung historischer Personen bietet ein anschauliches Kaleidoskop und wirkt gerade dann sehr realistisch, wenn es mit Gegebenheiten im Dasein ihrer fiktiven Figuren verknüpft wird. In diesem Zusammenhang ist die einfühlsame Charakterzeichnung der Protagonisten mit Stärken und Schwächen hervorzuheben.

Tatsächlich erreicht manches Geschehen den Leser so hautnah, dass es Beklemmung hervorruft. Ebenso lassen sich bei der Lektüre indes neben Empörung, Unverständnis und Ablehnung auch Hoffnung und Freude empfinden, so dass auch mittels dieser Emotionalität „Kinder des Aufbruchs“ zu einer nachhaltigen Lektüre wird.
Profile Image for Sonjas.
249 reviews4 followers
October 14, 2023
Auf die Fortsetzung von „Kinder ihrer Zeit“ habe ich mich schon riesig gefreut. War dieses Buch ja schon ein richtiger Pageturnen. In „Kinder des Aufbruchs“ begegnen wir wieder diesen vier jungen Menschen, die zwischen Verrat, Spionage und dem Kampf um Demokratie stehen.
Der Inhalt: Sechs Jahre nach dem Mauerbau lernt die erfolgreiche Dolmetscherin Emma in West-Berlin die aus dem Ostteil der Stadt geflohene Sängerin Irma Assmann kennen. Als sie ihrer Zwillingsschwester Alice davon erzählt, reagiert diese beunruhigt. Alice schreibt als Journalistin über die Studentenbewegung und steht in Kontakt mit verschiedenen Fluchthilfe-Organisationen. Ist Irma mit ihren ehemaligen Beziehungen zum KGB als Informantin im Westen? Oder sind die Schwestern und deren Männer Julius und Max durch ihre Verbindungen zur DDR zu Zielscheiben geworden? Kurz darauf wird die Sängerin ermordet, und die vier geraten inmitten der Studentenunruhen zwischen die Fronten der Geheimdienste.
Wow! Noch jetzt nach Beendigung dieser spannenden und beeindruckenden Lektüre habe ich Gänsehautfeeling und bin total beeindruckt und berührt. Der Schreibstil der Autorin ist einfach herausragend und sie bringt uns in diesem Roman vergangene Geschichte (bestens recherchiert) wieder nahe. Und ich bin wirklich sehr beeindruckt. Wir begegnen wieder den vier jungen Leuten, den Zwillingen Emma und Alice, Max und Julius und dürfen sie ein ganzes Stück auf ihrem Lebensweg begleiten. Sie habe eine schwierige Zeit hinter sich und haben endlich ihren Platz gefunden. Doch sie werden von der Vergangenheit eingeholt und plötzlich stehen die Flucht und alle schrecklichen Erlebnisse mit aller Deutlichkeit vor ihren Augen. Und kaum zu glauben, welche große Rolle die Geheimdienste im Berlin von 1967 gespielt haben und welchen Einfluss sie auf die Menschen hatten. Ich werde beim Lesen von zahlreichen Emotionen übermannt und die Geschichte geht mir wirklich unter die Haut. Der Spannungsbogen ist einfach fantastisch und ich konnte diese sensationelle Lektüre nicht mehr aus der Hand legen. Mein Puls ist von Seite zu Seite gestiegen und am Ende des Buches ist eine große Last von mir abgefallen.
In meinen Augen ein absolutes Meisterwerk. Ein Lesehighlight, das ich von der ersten bis zur letzten Seite regelrecht verschlungen habe. Auch das Cover ist wieder ein echter Hingucker- beeindruckend.
Selbstverständlich vergebe ich für diese Traumlektüre 5 Sterne.
729 reviews4 followers
December 10, 2022
German Audiobook--continuation of the twins' story, Kinder ihrer Zeit. Story of two sisters who fled from the DDR to West Berlin. Very well-researched. An exciting story.

Der 2. Teil der Geschichte um die Zwillinge Emma und Alice spielt 6 Jahre nach der Flucht aus der DDR in Berlin. Die Lektüre des 1. Teils Kinder ihrer Zeit hilft, die Zusammenhänge zu verstehen, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Die im der DDR aufgewachsene Alice arbeitet mittlerweile als Journalistin für links gerichtete Zeitungen und Magazine. Sie ist mit Max verheiratet und die beiden leben mit ihrer Tochter Lisa zusammen. Emma ist mit dem aus der DDR geflüchteten Julius verheiratet und arbeitet erfolgreich als Dolmetscherin für die Regierung. Sie wünscht sich eine Familie mit Kindern; aufgrund einer Fehlgeburt befindet sich die Beziehung von Emma und Julius aktuell in einer Krise.
Die Handlung startet mit dem Besuch des Schahs in Berlin und den damit verbundenen Unruhen, die nach dem Tod von Benno Ohnesorg ganz Deutschland erfassen. Politisch geht es im Buch um Studentenrevolte, den Einfluss der Presse, Fluchthilfe, Gefangenen-Austausch, Geheimdienste und ihre Rolle im Deutschland der 60er Jahre. Dabei wird auf Schwarz-Weiss-Malerei verzichtet. Stasi und BND unterscheiden sich gar nicht so sehr in der Wahl ihrer Mittel; beide nützen die Schwächen der Menschen aus und nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau.
Spannung wird durch die verschiedenen fiktiven Handlungsstränge erzeugt. Die von Schuldgefühlen geplagte Alice lässt sich mit Fluchthelfern ein und muss erkennen, dass ein Maulwurf unter ihnen ist. Emma lernt bei einem Einsatz im Waisenhaus einen 11-jährigen Jungen kennen, der nach einem traumatischen Erlebnis in ihr Auto flüchtet. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass die Handlungen miteinander verbunden sind. Beide Schwestern und ihre Ehemänner geraten zwischen die Fronten und in grosse Gefahr.
Profile Image for bookishlifelines.
202 reviews3 followers
May 10, 2023
Durch Zufall bin ich auf die Fortsetzung zu „Kinder ihrer Zeit“ gestoßen, welchen ich seinerzeit total gerne gelesen habe und so was ich sehr gespannt darauf, wie die Geschichte um die zwei Schwestern Emma und Alice weitergeht.
Der Schreibstil von Claire Winter hat mich auch in diesem Buch wieder von sich überzeugen können. Dennoch fühlte ich mich zeitweise ein wenig verloren in diesem Buch. Es gab so viele Geschehnisse und Ereignisse, welche alle für sich meines Erachtens nach sehr wichtig sind für die deutsche Geschichte, dennoch führte dies in meinem Kopf zeitweise zu einer gewissen Überforderung alles so genau „auf die Kette zu bekommen“. Auch wenn ich mittlerweile schon viele historische Romane gelesen habe und da vor allem Deutsch-Deutsche Geschichte bevorzuge, so hat es dieses Buch geschafft mir wieder Dinge nahe zu bringen, die ich zuvor noch nicht wusste, hier beispielsweise wie viele über die Kanalisation aus dem Osten in den Westen geflohen sind, da es nun einfach mal nicht so einfach ist unterirdisch auch eine Mauer zu erichten. Am Ende jedoch muss ich sagen, dass jeder dieser Handlungsstränge am Ende ein Großes und Ganzes ergab und je weiter ich in dem Buch voran kam umso mehr stellte sich eine Sogwirkung ein. Dafür sorgten auch die recht kurz gehaltenen Kapitel, welche einen einfach nahezu dazu einluden immer weiter zu lesen, ganz nach dem Motto „ach ein Kapitel geht noch“.

Ich hatte die beiden Schwestern schon im ersten Band sehr in mein Herz geschlossen und hatte ein wenig das Gefühl auf alte Bekannte zu treffen. Sie sind so authentische und warmherzige Protagonisten, die sich mit sehr viel Geduld und Herzblut für ihre Mitmenschen einsetzen und denen man deutlich anmerkt, dass sie Ungerechtigkeit nicht ertragen können. Doch auch die Unterschiede zwischen den beiden Schwestern machen beide für mich interessant.

Claire Winter versteht es einfach wahre Begebenheiten mit Fiktion zu umstricken und daraus eine so spannende Geschichte zu machen, welche einen so schnell nicht los lässt. Dabei erklärt die Autorin auch im Nachgang noch welche Begebenheiten auf wahren Tatsachen beruhen.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und den Hinweis, dass die Bücher per se auch unabhängig voneinander gelesen werden können um aber das Große und Ganze der beiden Schwestern kennenzulernen, würde ich schon beim ersten Band anfangen.
333 reviews2 followers
November 19, 2022
Ein Stück spannende Zeitgeschichte einfühlsam beschrieben

Meine Meinung:
Nach "Kinder ihrer Zeit" geht es mit "Kinder des Aufbruchs" endlich weiter und wir dürfen Emmas und Alices Geschichte 6 Jahre nach dem Mauerbau weiterverfolgen.

Mit den Zwillingen und ihren Männern Julius und Max erleben wir den Besuch des Schahs in Berlin, die Proteste der Studenten und die Krawalle nach dem Tod Benno Ohnesorgs hautnah mit. Auch werden die Machenschaften der Stasi und des BND beleuchtet und mir hagt es allein beim Gedanken daran einen eiskalten Schauer den Rücken runter. Auch wird die Flucht aus der DDR mit Hilfe von einer Fluchthilfe-Organisation sehr eindringlich beschrieben.

An den Büchern von Claire Winter mag ich sehr, dass sie so detailgetreu recherchiert sind. Ihr Schreibstil ist unheimlich spannend, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Die relativ kurzen Kapitel verleiten einen, "nur noch ein Kapitel" zu lesen, weil das letzte so spannend aufgehört hat...und noch eins und noch eins.

Die Beschreibungen der Flucht durch das Tunnelsystem waren wirklich Gänsehaut-Momente.

Claire Winter hat hier auf ganz einfühlsame Art und Weise Geschichte und Fiktion miteinander verwoben. Vieles wusste ich schon aus dieser Zeit, aber es gab auch Sachen, die mir so nicht bewusst waren.

Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.
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