Auerbach: Eine jüdisch-deutsche Tragödie oder Wie der Antisemitismus den Krieg überlebte

by Hans-Hermann Klare

Im April 1952 begann vor dem Landgericht München ein Sensationsprozess. Angeklagt war der prominenteste Jude in Deutschland nach dem Philipp Auerbach. Er hatte Auschwitz überlebt und stritt wie kein anderer für die Überlebenden des Holocaust. Seine Richter, ehemalige Nazis, verurteilten ihn wegen geringer Vergehen. Auerbach nahm sich noch am selben Tag das Leben. 

Sein Schicksal steht symbolhaft dafür, dass es die »Stunde Null« nach dem Krieg so nicht gegeben hat. Dass alte Eliten zu neuen wurden und der Antisemitismus fortlebte. Hans-Hermann Klares fulminante Biographie taucht die Nachkriegszeit in neues Licht. Sie lässt eine Welt wieder auferstehen, in der Hundertausende Displaced Persons in Deutschland für ein Leben in Würde kämpfen mussten.

481 pages, Kindle Edition

Published August 16, 2022

Reviews

[Luuui · Rating 5 out of 5]

Ein wichtiges und gut geschriebenes Buch, das schlaglichtartig die personellen Nazi-Kontinuitäten in der jungen Bundesrepublik zeigt: Alte NSDAP-Mitglieder und SS-Männer, die wieder als Polizisten, Richter und Politiker arbeiteten und keineswegs ihr antisemitisches Weltbild abgelegt hatten. Und inmitten dieser Zeit Philipp Auerbach, ein Überlebender ehemaliger KZ-Häftling, der sich für die Wiedergutmachung der erlittenen Schäden und die Rechte der politisch und rassisch Verfolgten einsetzt. Sein beherzter Einsatz gegen alte Faschisten in neuen Ämtern trifft auf Gegenwehr. Schließlich wird er wegen Nichtigkeiten angeklagt und muss von alten Nazis als Richtern über sich richten lassen. Das Urteil fällt wie zu erwarten ungerecht aus. Auerbach nimmt sich daraufhin das Leben.

Philipp Auerbach hat das jüdische Leben in der jungen BRD nachhaltig geprägt. Er war es zum Beispiel, der den Grundstein für die Zeitung „Jüdische Allgemeine“ legte. Es war ihm auch ein Anliegen, dass es in Deutschland wieder ein aktives jüdisches gesellschaftliches Leben gab, denn „sonst hätte Hitler gewonnen“. Es ist traurig, dass Auerbach heute weitgehend unbekannt ist. Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der deutschen Gesellschaft und zeigt, dass Antifaschismus uns alle angeht. Wer Demokratie will, muss sie gegen Nazis verteidigen. Und das Buch zeigt, die junge BRD trotz aller Hoffnung und allem Engagement der Befreiten doch auf einem braunem Sumpf errichtet wurde. Die „Stunde Null“ und eine echte Entnazifizierung hat es nicht gegeben.

[Lisanne Nielsen · Rating 5 out of 5]

Hans-Hermann Klare hat eine sehr gut recherchierte und sehr gut geschriebene Biografie von nicht nur Philip Auerbach sondern auch seiner Lebensumgebung und den verschiedenen Umständen geschrieben, in denen er sich befanden. Es hilft ungemein zu verstehen, was die beschriebenen Menschen bewegt und antreibt ohne sich im Rechtfertigung zu verlieren. Außerdem lernt man so viel über den jüdischen Alltag des Kaiserreiches und der Weimarer Republik sowie den Anfängen der Nazi Zeit und in den Lagern.
Außerdem liefert dieses Buch die beste Entzauberung der „Stunde null“ die es einfach nicht gab.

[Marci Garcia · Rating 5 out of 5]

Die Lebensgeschichte von Philipp Auerbach ist eine wahnsinnig mitnehmende (Geschichte) durch die deutsche Vergangenheit in ihrer dunkelsten Zeit. Sie zeigt einen starken Mann, der trotz aller Widrigkeiten und Schicksalsschläge erst dem Nazi-Regime in seinen Anfängen, dann innerhalb verschiedener Straflager und KZ trotzt. Dazu zeigt dieses Buch auf erschreckende Weise, wie die befreiten Juden auch nach Ende des WW2 keine Ruhe fanden und in einem wieder von Nazis in allen Ämtern besetzten Land weiter schikaniert und in diesem Falle bis in den Tod getrieben wurden.

Niemals vergessen und kein Handbreit den Faschisten und ihren "konservativen" Unterstützern, die heute wieder versuchen an die Macht zu kommen! #fcknzs