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Lügen über meine Mutter

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Daniela Dröscher erzählt vom Aufwachsen in einer Familie, in der ein Thema alles das Körpergewicht der Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie. Entscheidet ihr Ehemann. Und die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag.

»Lügen über meine Mutter« ist zweierlei die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht?

Schonungslos und eindrücklich lässt Daniela Dröscher ihr kindliches Alter Ego die Jahre, in denen sich dieses  »Kammerspiel namens Familie« abspielte, noch einmal durchleben. Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen. 

433 pages, Kindle Edition

First published August 18, 2022

158 people are currently reading
4524 people want to read

About the author

Daniela Dröscher

10 books41 followers
Daniela Dröscher, Jahrgang 1977, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Promotion im Fach Medienwissenschaft an der Universität Potsdam sowie ein Diplom in »Szenischem Schreiben« an der Universität Graz. Ihr Romandebüt »Die Lichter des George Psalmanazar« erschien 2009, es folgten der Erzählband »Gloria« (2010) und der Roman »Pola« (2012) sowie das Memoir »Zeige deine Klasse« (2018). Sie wurde u.a. mit dem Anna Seghers-Preis, dem Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds sowie dem Robert-Gernhardt-Preis (2017) ausgezeichnet. Der Roman »Lügen über meine Mutter« (2022) stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und ist bald im Kino zu sehen.

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Displaying 1 - 30 of 402 reviews
Profile Image for Alexandra .
936 reviews364 followers
November 14, 2022
Mutter in der Falle einer toxischen Familie – eine reale Geschichte aus der nahen Vergangenheit.

Mir hat dieser schonungslose Roman von Daniela Dröscher über eine toxische Beziehung in den 80er Jahren richtig gut gefallen, zumal ich in dieser Zeit selbst Jugendliche war, und die Verhältnisse von Frauen live mitbekommen habe.

Im vorliegenden Setting erzählt das etwa sieben bis acht-jährige Mädchen Ela frei von der Leber weg über ihre als völlig normal empfundene Familie. Dabei ist in dieser Familie, mit dem Blick auf heutige Verhältnisse betrachtet, gar nichts normal.

Ein vormals gar nicht so unglückliches Ehepaar zieht von München aufs Land ins Haus zur Schwiegermutter. Der Ehemann ist im Job frustriert und lässt seine unterdrückten Minderwertigkeitskomplexe und Wutgefühle an seiner Frau aus. Dabei geht er sehr perfide vor, denn er wertet sie ab und bezeichnet sie als zu dick, zu nutzlos und so weiter. Die Abwertungen und der psychische Missbrauch der Mutter in der Beziehung sind am Anfang noch nicht so schlimm, steigern sich aber sukzessive. Assistiert wird dem Mann nicht nur von der Gesellschaft, in der die Frau nur zu kuschen hat, sondern auch von der Schwiegermutter im Haus, die als übergriffiger Drache kein gutes Haar ihrer Schwiegertochter lässt.

Das ganze Setting ist wirklich konfliktträchtig: isoliert auf dem Land, toxische Familie, die Mutter spricht nicht den vorherrschenden Dialekt, sondern hochdeutsch, sie stammt aus Polen, ist also Ausländerin, und ist zu dick, … nichts kann sie der Familie recht machen. Auch der Umstand, dass sie durch ihren Job zum Familieneinkommen beiträgt, zusätzlich den Haushalt und die Kindererziehung organisiert, ändert nichts an ihrer Inkompetenz und Nutzlosigkeit. Nur der Schwiegervater ist in diesem Setting kein Feind, aber auch nicht wirklich eine Stütze, denn er hält sich meist raus. Das Kind wird einigermaßen geschützt, ist aber dennoch schon total verkorkst, denn es übernimmt natürlich den geringschätzigen Blick auf die Mutter von den Erwachsenen.

Einige jüngere RezensentInnen haben den Plot und die wenig glaubwürdige Mutter-Protagonistin, die sich nie wehrt und sich so viel gefallen lässt, kritisiert. Aber als mittlerweile alte Omma, die diese Zeit live mitbekommen hat, kann ich bestätigen, dass es in vielen Familien so abging, auch noch in den 80er Jahren. Denn wenn man am Land gewohnt hat, war man mitunter gesellschaftsmäßig noch mitten in den 60er Jahren, dort hatten die Frauen weniger Rechte als während und gleich nach dem 2. Weltkrieg. Man muss sich auch vor Augen führen, dass das Recht, ohne Einwilligung des Ehemannes einer Arbeit nachzugehen, in Österreich erst 1975 gesetzlich verankert wurde, und das dauerte in ländlichen Gebieten noch lange, bis das durchdrang. Da wurde schon mal vom Ehemann der Chef im Nachbarort besucht oder mit dem Vierteltelefon angerufen, dass das mit dem Job der Frau ein Irrtum war und kein Hahn krähte danach, dass das der Mann nicht durfte. Alle hielten sich noch an alte Traditionen.

Zumal völlig ohne Gegenwehr hat die Mutter in der Geschichte ja gar nicht agiert, sie plante ja sogar zweimal einen Ausbruchsversuch aus ihrer toxischen Situation, das erste Mal sogar in der ersten Szene, als ihr auf dem Weg zu ihren Eltern das Benzin ausging. Nachträglich wusste sie, dass sie auf ihre Eltern auch nicht zählen konnte, denn diese handelten nach dem Motto: „Wie man sich bettet so liegt man“ (oh wie habe ich dieses Sprichwort aus der Zeit gehasst) und hätten ihr nicht mal in der ärgsten Not geholfen. Als sie einen Mann geheiratet hat, mit dem ihre Eltern nicht einverstanden waren, haben diese gemäß dem Sprichwort gehandelt und sie nicht unterstützt, egal wie schlimm die Situation war. Das gab es übrigens sehr oft, dass die eigenen Eltern sich auf die Seite des Mannes gegen ihre Tochter stellten, sogar bei massiver Gewalt.

Der zweite Ausbruchsversuch aus dieser furchtbaren Ehe und das Ringen um ein bisschen Autonomie war der Job in Marokko und zusätzlich noch ein misslungener Abtreibungsversuch. Nun hatte sie zwei Kinder und saß sowieso in der Falle. Undenkbar, dass sie sich damals trennen konnte, Scheidungen mit Kindern auf dem Land waren sehr unüblich, die Frau musste durchhalten. Auch das Erbe gehörte nicht wirklich ihr, denn der Mann hatte meist Zeichnungsberechtigung auf dem Bankkonto und es gab keine Gütertrennung in der Ehe. Der Bankangestellte im Dorf war dann auch meist noch ein Freund und Saufkumpan des Mannes.

So steigern sich die unglaublichen schikanösen Verletzungen der Mutter bis ins Unermessliche. Tägliches Kontrollwiegen, Diätzwang, Respektlosigkeiten, Scham. Gleichzeitig wird die Frau auch noch von allen massiv ausgebeutet, finanziell und bezüglich Arbeitskraft bis zur totalen Erschöpfung belastet. Der Mann wirft das vom Vater seiner Frau geerbte Geld für ein Luxushaus zum Fenster hinaus, lässt sie aber mit der Organisation der Baustelle, im Haushalt, bei der Kindererziehung und bei der Pflege ihrer dementen Mutter komplett alleine. Stattdessen vergnügt er sich auf dem Tennisplatz (Genauso ein Exemplar kannte ich übrigens tatsächlich persönlich). Das geht so lange, bis die Ehefrau vor Erschöpfung und Schmerzen zusammenbricht und dann wird sie erneut, als sie nicht mehr funktioniert, fertiggemacht. Am Ende der Story entwickelt sich die Figur der Mutter, emanzipiert sich endlich und bricht aus dem goldenen Käfig aus.

Am besten am Roman gefiel mir ein Stilmittel, das die Autorin sehr gut in den Plot eingewebt hat: die nachträgliche, recht kurze, erwachsene Einordnung des Geschehens nach jedem Kapitel. Alles ist prinzipiell aus der Sicht eines kleinen Mädchens erzählt, aber dieser Rückblick und die nachträgliche Reflexion der erwachsenen Tochter sorgt für Nachhaltigkeit, unmittelbare Authentizität und psychologische Analyse. Eine grandiose Vorgehensweise im Plot, die der Story zusätzlich Gehalt und Tiefe verleiht.

Ach ja, eines muss ich auch noch erwähnen. Der Roman stand ja auf der Longlist für den deutschen Buchpreis. Hätte er den Preis verdient? Meiner Meinung nach nicht, denn durch die Brille des Mädchens ist das Werk auf weiten Strecken natürlich sprachlich recht simpel ausgefallen und deshalb vielleicht wenig geeignet für solche Auszeichnungen. Aber ich glaube, die Geschichte wurde auch gar nicht für den Buchpreis geschrieben und landete eher überraschend auf der Liste. Das ist sehr wohltuend, dass nicht jeder Roman sprachlich sehr anspruchsvoll sein muss und gleich immer buchpreiswürdig, damit er erfolgreich und gut sein darf. Auf jeden Fall hat uns die Autorin eine spannende, wichtige Geschichte zu erzählen, wie das Leben von Frauen früher war.

Fazit: Da mir Plot, Inhalt und eine gute Geschichte zu erzählen, immer wichtiger sind als Sprache und Stil finde ich diesen Roman ausgezeichnet. Außerdem ist er sehr authentisch. Alleine die Diskussion darüber, dass manche RezensentInnen der folgenden Generationen das im Roman beschriebene Setting für unrealistisch halten, zeigt wie wichtig es ist, zu erzählen, wie es damals war.
Profile Image for Meike.
Author 1 book4,956 followers
September 20, 2022
Now of course shortlisted for the German Book Prize 2022, because God forbid readers have to do any intellectual work themselves
This autofictional effort is an open attempt at self-analysis: Dröscher writes about growing up in the rural Hunsrück region in the 1980's, and she does so by resorting to the perspective she had as a child and adding some meta-commentary that interprets the behaviors of the grown-ups around her. The title-giving mother is an overweight working-class woman who is the victim of psychological violence constantly inflicted upon her by her husband, who comes from an even less well-off family and obsesses over his class-based inferiority complex: He wants to climb the social ladder and often blames his wife's appearance for his failures, as he is unable to see through the lies about the alleged existence of a solely merit-based society.

The book prize list has quite some village novels, which is a literary trend, and this one stresses how the rural idyll can easily become a prison for those who do not fit the standards of the local middle-class majority: Not only is the mother's body perceived as unruly, her family also comes from Silesia, and you can hear it in her German and when she speaks the local dialect (I hail from the capital of the state south of Hunsrück, and even I can vouch for the fact that if you don't properly speak our local dialect, you are considered foreign - language is indeed an indicator of belonging, as Ijoma Mangold, also the son of a Silesian mother, explains in The German Crocodile: A Literary Memoir). While the father of Ela, the fictionalized author, is desperately trying to advance his career, her mother is doing an insane amount of care work, although she actually dreams of studying for a diploma and having a satisfying paid job as well.

The mother is obviously the outlet for the father's rage, no matter what she achieves or how much she works for the family - and still, she has a hard time standing up for herself and, as a result, for her children, who are stuck in the toxic dynamic with her, who see her being degraded and cry in desperation again and again. This is a very realistic text about the often abstractly discussed concept of the patriarchy and how it destroys people - also men and children. And it is a text about class and glass ceilings, and how especially working class men fall into the trap of solely blaming themselves for having less opportunities, because pondering structural inequality could be perceived as weak.

But is this a book prize winner? I don't think so. The language is solid, but this is no Saša Stanišić, no Virginie Despentes or Édouard Louis. It's often tentative and sometimes lengthy, which is rooted in the set-up as self-analysis, but this does take away from the story that should be told in a more riveting manner. This book has no recognizable voice and the meta-commentary often comes across as explaining the world to the readers: Yes, this is one more super-approachable book on the list that doesn't require the reader to do any work themselves. But is having an important topic and presenting it in an aesthetically solid manner enough for the German Book Prize? I'd say no.

Still, a worthwhile read.
Profile Image for Elena.
1,030 reviews409 followers
September 25, 2022
Elas Mutter ist zu dick. Das hat ihr Vater so entschieden. Der Körperumfang seiner Frau ist seiner Ansicht nach verantwortlich für all die Ungerechtigkeiten, die ihm geschehen: Die ausbleibende Beförderung, der stagnierende soziale Aufstieg, die fehlende Anerkennung der Dorfgemeinschaft. Kurzerhand kauft er eine Waage und lässt seine Frau jeden Sonntag antreten, zur Gewichtskontrolle. Die angezeigten Ergebnisse werden in einem Heft notiert.

Wie wächst ein Kind unter solchen Umständen auf? Was macht es mit einer Frau, wenn sie allein auf ihren körperlichen Umfang, ihr Körpergewicht reduziert wird? Daniela Dröscher stellt sich in ihrem autofiktionalen Roman "Lügen über meine Mutter" ihrer Kindheit in den 1980er Jahren in einem kleinen Dorf im Hunsrück. Protagonistin ihres Romans ist ihre Mutter, die sich nicht nur um den Haushalt, sondern auch um einen Halbtagsjob kümmert, noch ein zweites Kind gebiert und später ihre gebrechliche Mutter pflegt - nur um nebenbei noch für ein Fremdsprachen-Diplom zu lernen. Fast schon übermenschliche Kräfte scheint diese Frau zu entwickeln, um ihre eigenen Erwartungen und die ihrer Umgebung zu erfüllen - nur um immer und immer wieder zum Objekt gemacht zu werden, von den Menschen um sie herum und allen voran von ihrem Ehemann, der sie jahrelang psychisch missbraucht. Daniela Dröscher wächst in diesem Spannungsfeld zwischen dem vor Scham und Getungsdrang vergehenden Vater und der unter den patriarchalen Strukturen leidenden Mutter auf, muss immer wieder "entscheiden", auf welcher Seite sie steht - was kein Kind je müssen sollte. In diese spannungsgeladene Familienkonstellation mischt sich noch die Herkunft der Mutter aus Schlesien und das rassistische Gebaren der Großmutter väterlicherseits, die immer wieder zu Reibungen und Eskalationen führen. Zwischen den Kapiteln über ihr Aufwachsen baut die Autorin eine Meta-Ebene ein, in der sie aus heutiger, erwachsener Sicht die Geschehnisse einordnet, sie aus feministischer Sicht betrachtet und auch ihre Mutter immer wieder Fragen im hier und jetzt beantworten lässt. Gerade diese Einschübe waren so stark!

Daniela Dröschers Roman legt den Finger in die Wunde, er löste bei mir beim Lesen Unbehagen, Zorn, Bestürzung und Trauer aus - aber auch tiefste Bewunderung und Demut für Dröschers Mutter. "Lügen über meine Mutter" ist ein Buch über Fettfeindlichkeit, Sexismus, Klassismus, Ausgrenzung und patriarchale Strukturen, alles verpackt in einen Pageturner, das für mich ausgesprochen gut funktioniert hat und dem ich ganz, ganz viele Leser*innen wünsche.
Profile Image for Ellinor.
758 reviews361 followers
October 18, 2022
Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Buch gelesen zu haben, bei dem ich eine derartige Wut auf eine Person entwickelt habe, wie hier auf den Vater. Es fällt mir teilweise schwer, diese Wut in Worte zu fassen. Über Jahre tyrannisiert er seine Frau und damit letztendlich auch die Kinder. Die Geschichte spielt Anfang bis Mitte der Achtziger in einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz. Die zu Beginn sechsjährige Ela lebt mit ihren Eltern in einer Wohnung im Haus der Großeltern väterlicherseits. Der Vater arbeitet in einem Ingenieurbüro, leidet unter Minderwertigkeitskomplexen, da er kein richtiger Ingenieur ist. Die Mutter ist Fremdsprachenkorrespondentin in einer Lederwarenfabrik, macht nebenbei noch ein Diplom in Französisch, um voranzukommen. Von Beginn an hakt der Vater auf der Mutter herum, besonders ihr zunehmendes Gewicht ist ihm ein Dorn im Auge. Sie jagt von einer Diät zur nächsten. Zwischendurch stellen sich kurz Erfolge ein, die aber kurz darauf immer ins Gegenteil umschlagen: je höher die Belastungen im Leben der Mutter werden (das zweite Kind, durch das sie ihren Beruf aufgeben muss, finanzielle Sorgen, das Pflegekind, die pflegebedürftige Großmutter etc), umso höher ist auch ihre Gewicht. Als wäre die Kritik des Vaters nicht schon schlimm genug, bringt er die Familie durch seine berufliche Unzufriedenheit und später seine Verschwendungssucht und Gönnerhaftigkeit weiter in Bedrängnis.
Zu Beginn der Geschichte waren mir sämtliche Erwachsenen in der Geschichte unsympathisch, auch die Mutter. Diese änderte sich im zweiten Teil, ab da hatte ich hauptsächlich Mitleid mit ihr. Sie ist zwar weiterhin nicht unfehlbar (was sich gerade zum Ende der Geschichte hin noch einmal zeigt), sie leistet aber auch unglaubliches.
Schon lange hat kein Buch mehr soviel in mir ausgelöst, wie dieses. Ich finde es ein unglaublich wichtiges Buch, denn ähnliche Zustände (wenn auch häufig in deutlich abgemilderter Form), finden sich noch in sehr vielen Familien. Oft sind es die Minderwertigkeitsgefühle eines Partners, die im Zusammenspiel mit dem anderen Partner, die*der natürlich auch nicht unfehlbar ist, eine toxische Mischung ergeben.
Ich hätte Lügen über meine Mutter sehr gerne als Gewinner des Deutschen Buchpreises gesehen.
Profile Image for Rebecca.
718 reviews48 followers
Read
December 25, 2023
Das war brutal zu lesen, wenn auch nicht schlecht. Es bricht mir das Herz, wenn ich mir vorstelle, für wie viele Frauen das jahrzehntelang die Realität war oder immer noch ist.

Eine eindrückliche Geschichte, die man grundsätzlich schon weiterempfehlen kann. Irgendwie war das Lesen trotzdem so unangenehm, dass ich keine konkrete Sternebewertung vergeben kann.

Schlimm, das alles. Allen voran der Vater, aber auch einige der anderen Figuren sind bei genauerem Hinsehen… irgendwie belastend.
Profile Image for Anna Carina.
682 reviews339 followers
September 13, 2022
50%
Gut erzählt
Aber nicht gut genug für eine Familiengeschichte(die ich generell ungern lese), die aus Kindersicht(ebenfalls kein Favorit von mir)erzählt wird und mir die Dummheit der Menschen entgegenpfeffert ,von der ich seit meiner Kindheit umgeben bin. Alles sehr ermüdend und sinnbefreit.
Findet eigentlich keiner unglaubwürdig mit was für einer Genauigkeit sich jemand aus der Perspektive des 7-8 Jährigen Ichs erinnern kann, mit Analysen und Einordnungen?! Als wär nen Videotagebuch mitgelaufen.
Profile Image for Christina .
353 reviews40 followers
October 12, 2022
Wow, dieses Buch hat mir einiges abverlangt. Ich hätte gerne mehr ins Innere der Eltern geschaut, um die Beweggründe für deren Handeln besser verstehen zu können. Der Blick durch die Kinderaugen auf das Unglück der Mutter hat mir fast das Herz zerissen.
Wirklich empfehlenswert
Profile Image for auserlesenes.
364 reviews16 followers
October 9, 2022
Das Dorf Obach im Hunsrück der 1980er-Jahre: Ländlich und familiär, so erscheinen die persönlichen Verhältnisse der Grundschülerin Ela auf den ersten Blick. Doch hinter den Mauern des elterlichen Hauses herrscht Psychoterror. Ihre Mutter ist zu dick. Das behauptet zumindest ihr Vater - und lässt keine Gelegenheit aus, um seine Frau wegen ihres Gewichts zu beleidigen, zu erpressen und auf andere Weise zu beschämen.

„Lügen über meine Mutter“ ist ein Roman von Daniela Dröscher.

Meine Meinung:
In vier Teile ist der Roman aufgebaut, die jeweils ein Jahr umfassen und in verschiedene Kapitel untergliedert sind. Die Haupthandlung spielt in den Jahren 1983 bis 1986. Darüber hinaus gibt es zwischen einzelnen Kapiteln Einschübe aus der Gegenwart, die die erzählten Episoden aus erwachsener Sicht einordnen und analysieren.

Der Schreibstil ist insgesamt unauffällig und unspektakulär. Die dialektalen Einstreuungen und phrasenhaften Formulierungen im Vergangenheitsstrang passen jedoch gut zur Geschichte. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ela.

Die Charaktere habe ich als vielschichtig und menschlich empfunden. Der Autorin gelingt es sehr gut, Widersprüchlichkeiten und Schwächen herauszuarbeiten, sodass ihre Figuren ambivalent und mit vielen Grautönen daherkommen, obwohl die Sympathien dennoch klar verteilt sind.

Auch inhaltlich ist der Roman durchaus facettenreich. Zwar steht das Bodyshaming beziehungsweise Fatshaming im Vordergrund. Die Geschichte zeigt auf, wie das Gewicht der Mutter ständig im Fokus der Kritik steht und welche psychischen Folgen erzwungene Diäten und verbale Attacken auf Dauer haben. Außerdem hat der Roman einen feministischen Ansatz. Er beleuchtet patriarchale Strukturen und deren Konsequenzen wie finanzielle Abhängigkeiten. Zudem werden weitere Aspekte wie Rassismus, Krankheit und einiges mehr thematisiert, was die Geschichte ein wenig überfrachtet. Nach eigenen Angaben der Autorin ist der Roman autobiografisch motiviert. Deshalb ist es schwierig, die Authentizität zu bewerten und den Wahrheitsgehalt abzuschätzen.

Trotz der mehr als 400 Seiten und mehrerer inhaltlicher Wiederholungen habe ich den Roman lediglich an sehr wenigen Stellen als langatmig empfunden. Nur das zwar überraschende, aber etwas märchenhafte Ende hat mich nicht ganz überzeugt. Auch nach den letzten Kapiteln bleiben ein paar Fragen bewusst offen.

Der Titel ist mehrdeutiger als gedacht und lässt auch nach dem Ende der Lektüre Raum für eigene Interpretationen. Das abstrakte Cover sagt mir dagegen weniger zu, zumal ich die Farbwahl thematisch unpassend finde.

Mein Fazit:
Preisverdächtig ist der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher für mich zwar nicht. Dennoch konnte mich die autobiografisch inspirierte Geschichte gut unterhalten.
Profile Image for Lotte.
631 reviews1,131 followers
October 9, 2022
4.25/5. wie froh ich war, als mir von den 20 für den deutschen buchpreis nominierten büchern dieses zugelost wurde! »lügen über meine mutter« von daniela dröscher vereint viele meiner leseinteressen: geschichten von frauen über frauen, autofiktionale erzählungen, analysen patriarchaler strukturen, … da ich bei deutschsprachigen büchern immer etwas zögerlich bin, weiß ich trotz dieser vielen buzzwords nicht, ob ich es wirklich gelesen hätte, wenn es im rahmen des buchpreisbloggens nicht zu "meinem" buch geworden wäre – umso mehr freue ich mich, dass ich es jetzt doch getan habe!

daniela dröscher erzählt vom aufwachsen in einer familie, in der ein thema alles beherrscht: das körpergewicht der mutter.

zwei sich abwechselnde erzählstränge strukturieren das buch, das sich auf dem cover als roman ausweist, aber möglicherweise keiner ist: in längeren kapiteln in roman-ähnlicher form seziert daniela (in diesen abschnitten nur "ela" genannt) ihre kindheit in einer westdeutschen kleinstadt der 80er jahre. sie erzählt vom leben mit ihren eltern, vom vater, der den beruflichen aufstieg geschafft hat, der im gewicht seiner frau aber den grund dafür sieht, wieso er nie den status erreicht, den er erreichen möchte, und seine familie diesen unmut täglich spüren lässt. und sie erzählt von ihrer mutter, der neben teilzeitjob, haushalt und der betreuung ihrer familie kaum zeit und raum für sich selbst bleibt, die kleine momente des widerstands gegen den dominierenden ehemann findet, den wirklichen ausbruch aber nicht bewältigen kann.

auf diese kapitel folgen kürzere essayistische abschnitte, in denen dröscher die geschehnisse aus der heutigen retrospektive einordnet, in denen sie aufzeigt, wie patriarchale strukturen in ihrer familie wirkten und wie die soziale klasse ihres vaters und konzepte wie das der "protestmännlichkeit" damit zusammenhängen. diese abschnitten waren meine liebsten, oft habe ich mir gewünscht, sie wären länger. dröscher reflektiert auch das eigene schreiben über ihre familie und fragt sich u. a., inwiefern es überhaupt möglich ist, über ihre mutter zu schreiben, ohne den blick des vaters auf sie zu wiederholen.

»lügen über meine mutter« ist ein vielschichtiges und stellenweise schmerzhaftes buch mit einem mehrdeutigen titel, in dem alle figuren trotz klarer schuldzuweisungen nuanciert und komplex bleiben und das auch nach dem lesen lange nachhallt. die kapitel in romanform haben einige längen, die man meiner meinung nach hätte raffen können. insgesamt würde ich den roman (?) nichtsdestotrotz uneingeschränkt empfehlen und freue mich sehr, dass er es auf die shortlist geschafft hat.

ich drücke daniela dröscher (zusammen mit fatma aydemir – »dschinns« habe ich anfang des jahres gelesen und fand es genial) bei der preisverleihung am 17. oktober ganz fest die daumen!
Profile Image for Lese lust.
566 reviews36 followers
September 18, 2022
Thema wäre an sich meins, toxische Familie, auch das Gewichtsthema der Mutter, aber insgesamt hat es mich nicht überzeugt. Einfach zu" viel, übertrieben, bösartig, um michvzu überzeugen.
Profile Image for Sonja Bee.
244 reviews16 followers
November 27, 2025
Dieses Buch hat sehr viel in mir ausgelöst.
Hauptsächlich Wut, dann folgen Mitleid und Fassungslosigkeit.
Noch nie habe ich für eine Figur so viel Hass empfunden. Vermutlich war mit Jessie
deswegen am Ende so sympathisch.
Freude bereitet diese autofiktionale Geschichte nicht, aber es ist die Geschichte
vieler Frauen der vergangenen Jahrzehnte.
Die Einschübe mit der psychologischen Aufarbeitung von Dröscher hilft das Ganze
besser einzuordnen.
Profile Image for pergamentfalter.
116 reviews21 followers
September 6, 2022
Lügen über deine Mutter *

Daniela Dröscher

Lügen über meine Mutter handelt von einer Kindheit in den 80ern, die beherrscht wird von der absurden Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm nicht gelingt. Im Zuge dessen setzt er seine Frau unter enormen Druck und lässt sie unter seiner subtilen Gewalt leiden.

Wie wütend hat mich dieser Mann gemacht, der es nicht ertragen kann, wenn eine Frau Platz einnimmt. Der alles, was sie ist, in enge Formen drücken will, um sich selbst mit einer zarten, gesellschaftskonformen und repräsentativen Version seiner Frau aufzuwerten. Da kam mir beim Lesen schonmal die Galle hoch... schön wäre es zu glauben, dass solche Männer nur Relikte vergangener Zeiten sind, aber leider ebenso naiv.

Und so finde ich, dieses Buch ist ein Buch, das wütend macht und das durch den Motor Wut dazu aufruft sich selbst zu ermächtigen, selbst zu sein. Nicht nur als Schmuckstück an der Hand eines Mannes, sondern als Mensch, denkend, fühlend, liebend den Platz einzunehmen, den man selbst haben möchte.

"Meine Mutter kann stolz auf sich sein. Sie geht, wenn auch spät. Und sie hat ihr großes Herz nie verloren. Es braucht so vieles in der Welt. Entschlossenheit, Mut. Rebellion. Aber es braucht auch eine Million solcher Herzen. Die nicht versteinern, die wach und warm und offen bleiben, ganz gleich welche Narben die Welt ihnen zufügt." (S. 441)

5 von 5 🌟
Profile Image for Sarah.
50 reviews10 followers
December 6, 2024
einer der besten romane, den ich dieses jahr gelesen habe. wow. größte empfehlung.

hab das buch am freitagmorgen 8:30 im ICE ausgelesen und muss nun heulen wie ein schlosshund. naja. hab ich mir irgendwie glamouröser vorgestellt.
Profile Image for Andrea.
917 reviews44 followers
November 14, 2022
"Es fühlte sich an, als würde etwas zerbrechen, lautlos zwar, doch aber so, dass sich Einzelteile nicht mehr zu einem Ganzen würden zusammensetzen lassen."

Ela erzählt uns über ihre Kindheit in den 1980er Jahren und über die Konflikte zwischen ihren Eltern.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, zum Einen erzählt die kindliche Ela die Hauptgeschichte, es gibt aber regelmäßige Einschübe aus Sicht der erwachsenen Ela, die das Geschehen kommentiert und in Kontext bringt.

"Lügen über meine Mutter" ist kein einfaches Buch. Ich musste mich in den ersten Kapiteln erstmal an den sehr anspruchsvollen Schreibstil der Autorin gewöhnen. Sie lässt ihre kindliche Erzählerin aus ihrer Sicht die Geschichte erzählen, gleichzeitig gibt es immer kursiv geschrieben "Erwachsenenausdrücke", die das Kind zwar in die Erzählung einbaut, aber oft nicht wirklich versteht. Dann gibt es erklärenden oft sehr psychologischen Einschüben in der "Jetzt-Zeit". Doch trotz aller Komplexität lässt das Buch sich überraschend gut lesen, ich habe zu keiner Zeit das Gefühlt gehabt, dass die Autorin mich nicht mehr mitnimmt, dass die Geschichte mich verliert. Die Story selber ist sehr provozierend und doch, leider, sehr realistisch. Der patriarchische Vater, der sich als Oberhaupt der Familie sieht, dem sich alle in ihren Wünschen unterzuordnen haben sieht all seine Probleme und die Probleme innerhalb der Familie in dem Übergewicht der Mutter begründet. Und darauf reitet er wirklich permanent rum. Sein Verhalten, seine Ignoranz gegenüber den Sorgen und Wünschen der Mutter, sein eigenes Unverständnis seinen Fehler gegenüber hat mich beim Lesen wirklich unglaublich wütend gemacht. Die Hilflosigkeit der Mutter wird immer offensichtlicher und es ist traurig und erschreckend, wie man merkt, dass sie sich aufgibt. Diese starke schöne Frau, die immer wieer aufblitzt, wird vom Vater vollständig zerstört. Oft habe ich mich gefragt, warum sie so wenig aufbegehrt, warum sie sich nicht emanzipiert aber nicht nur die Depression, die sie eindeutig in ihren Fängen hat, sondern noch eine andere Krankheit hindern sie lange an einem selbstbestimmten Leben. Auch zu sehen, wie sehr Ela unter dem Verhalten ihrer Eltern leidet, wie wenig sie Kind sein kann und darf, tut weh. Mich hat das Buch sehr mitgenommen und auch wenn ich nicht immer Verständnis für das Verhalten der Mutter hatte, so habe ich doch sehr mitgelitten mit dieser klugen und warmherzigen Frau. Mit einigen Entwicklungen hat die Autorin mich überrascht. Letztendlich findet die Mutter einen Weg, um die Enge, zu der ihr Zuhause wird, zu kompensieren und sucht einen sehr ungewöhnlichen Weg, eigenen Entscheidungen zu treffen. Das Gewicht der Mutter ist zwar hier zentrales Problem im Buch um dass sich immer wieder die Geschichte dreht, aber es ist nicht das größte Problem. Vielmehr ist die Frage, warum die Mutter vermeintlich zu dick ist, welche Probleme dazu geführt haben und was man hätte ändern können und ändern müssen. Ganz schlimm diese ständigen Aussagen darüber was denn wohl "die Leute sagen", da platzt mir echt die Hutschnur. Leben und leben lassen kann hier eigentlich niemand.
Insgesamt ein Roman, von dem man nicht sagen kann, dass er "schön" ist. Er ist sperrig, er ist emotional, er ist wichtig. Es geht um Selbstbestimmung, um Emanzipation, um Wertevorstellungen, um Beziehungen zwischen Kinder und Eltern. Großartig erzählt wenn man sich auf den Stil der Autorin einlässt
Profile Image for Sebastian.
96 reviews10 followers
April 14, 2023
Ich tue mich bei der Bewertung des Buches sehr schwer, da die Lektüre nahezu nie Freude brachte. Vater, Schwiegermutter, phasenweise auch andere Personen waren als Charaktere kaum auszuhalten, weshalb ich zwischendurch immer wieder längere Pausen brauchte, in denen ich mich wieder anderen Büchern zuwandte. Dabei schwang für mich auch immer eine abstrakte persönliche Betroffenheit in der Erinnerung an die eigene Vergangenheit mit. Insgesamt sicherlich ein inhaltlich wichtiges Buch, von dem ich dennoch erfreut bin, es nun weglegen zu können.
Profile Image for silja.
63 reviews26 followers
October 12, 2022
Eine unglaublich fesselnde und bewegende Lebensgeschichte, die ich kaum aus der Hand legen konnte. Daniela Dröscher nimmt uns mit in ihre Kindheit und Jugend und findet dabei gleichzeitig ehrliche, sowie heilende Worte.
Profile Image for Alexander Carmele.
475 reviews428 followers
September 25, 2022
Mutter … ein Verriss oder: Eine Tochter tritt nach.
Ausführlicher und vielleicht begründeter: https://kommunikativeslesen.com/2022/...

Bei manchen Gegenwartsliteraturen verwischen sich die Tradierungsformen. Früher ließ sich die gesprochene von der Schriftsprache klar unterscheiden. Heutzutage, im Zeitalter der Hörbücher, lesen sich manche Texte wie die unredigierten Transkriptionen eines mitgeschnittenen Gespräches unter Befreundeten. In „Lügen über meine Mutter“ spricht sich nun Daniela Dröscher ausgiebig über eine fettleibige Mutter aus:

„Mit dem Alter ist dieser offene Furor in ihr [der Mutter] erloschen. Nach und nach ist sie immer stiller geworden. Aber nicht weniger dramatisch. An die Stelle der Wutausbrüche rückten Posen der völligen Selbstaufgabe. Miniaturen der Traurigkeit. Wie sie vom Balkon aus sehnsüchtig in den Himmel blickt. Wie sie mit letzter Kraft einen Kuchen in den Ofen schiebt. Wie sie stoisch die Schmerzen erträgt, die jede Bewegung für sie bedeutet. Das Schlimmste aber war ihr Blick. Eine Einsamkeit, schwer und grau wie Blei, schimmerte darin.“

Der Text liest sich so unliterarisch, unstilisiert und undurchgeformt, dass sich die Frage nach der Authentizität des Erzählten gar nicht stellt. Wie in einem mündlichen Gespräch über die Familie wird die Vergangenheit aufgearbeitet. Ein sehr langer Monolog ergibt sich, der von Passagen mehr oder weniger leichtgewichtiger sozialkritischer Reflexionen unterbrochen wird. Diese Passagen werden im Rückblick erzählt und bewerten das Erzählte. Das Erzählte selbst wird aus der Sicht einer Tochter berichtet, die nicht viel von der Welt versteht, aber dennoch genug, um sich für die eigene, sich für das Wohlergehen der Tochter aufopfernde Mutter zu schämen:

„Wer in ein Becken hineinsprang, musste auch wieder hinaus. Mein Herz schlug laut. Mit einem Mal aber merkte ich, wie sich das Gefühl der Scham in eines der Wut verwandelte. Alle, alle starrten sie uns an. Das ganze verdammte Freibad badete seine Blicke an ihrem nassen Körper, als meine Mutter die kleine Metalltreppe hinaufkletterte. Der Blümchenrock klebte an ihrem Gesäß fest, und es nützte nichts, dass sie unentwegt daran zupfte, die Silhouette zeichnete sich deutlich unter dem nassen Stoff ab.“

Scham ist das Hauptthema des Berichtes. Der Vater schämt sich für die Beleibtheit der Mutter, die Tochter schämt sich für den Vater und lebt in ständiger Angst, dass die Familienbande unter dem Gewicht der Mutter zerbrechen. All dies wird in möglichst einfacher, durchweg kindlicher Sprache berichtet. Der Vater beleidigt die Mutter. Die Mutter schmollt, schlägt das Kind. Das Kind weint, sucht Zuflucht beim Vater, der sich aber mehr für seine Karriere und den sozialen Aufstieg interessiert als für die eigene Familie. Das Leben der Familienmitglieder steht einfach unter keinem guten Stern. Dafür sorgen alle zusammen.

„Die Mission, die meinen Vater zum Nachdenken hätte zwingen sollen, war gescheitert. Das wusste ich in dem Moment, in dem nicht Tante Lu allein hineinkam, als sie öffnete, sondern mein Vater sich an ihr vorbeidrängte. Wütend starrte er meine Mutter an, die unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Dann sah er das Chaos, das sich überall in der Wohnung ausgebreitet hatte. Wäscheberge, Essensreste, ein voller Windeleimer, Staubmäuse in allen Ecken. Fassungslos stand er vor den Trümmern dessen, was einmal sein Zuhause gewesen war. Und nun traten auch seine Eltern und Tante Lu hinzu. Alle schwiegen.“

Dröscher schafft es jedoch nicht, ihren Figuren Plausibilität einzuhauchen. Holzschnittartig repräsentieren diese gängige Klischees, die im Grunde keine Erwähnung mehr wert sind: Der herrische, alles besser wissende kleine Mann, die alles tuende, akzeptierende mütterliche Frau und die ängstliche, alles ertragene Tochter, die sich von beiden Elternteilen gleichermaßen betrogen fühlt. In keiner Passage bekommt der Text eine Eigendynamik. Am Ende bleibt nichts als der Eindruck zurück, dass „Lügen über meine Mutter“ unfertig auf den Markt geworfen wurde. Ungewöhnlich viele Grammatikfehler und Typos lassen sich finden, so einem der Sinn danach steht. Aus „Manuela“ wird auch schon mal „Manuel“, und die Unterscheidung zwischen Genitiv und Dativ spielt auch keine so große Rolle mehr.

Was als Tatsachenbericht und Zeugenaussage vor einem Familiengericht durchaus überzeugen könnte, muss es als Roman noch lange nicht. Konsequenterweise bleiben die Protagonisten wie das Publikum am Ende gleichermaßen mit leeren Händen zurück – das Verhängnis blieb ein Verhängnis, weil es beizeiten nicht durchschaut worden ist.
Profile Image for Uralte  Morla.
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October 13, 2022
Ela wächst in einem dysfunktionalem Elternhaus auf. Die Eltern streiten fast täglich, der Vater lässt die Frustration über sein Leben an der Mutter aus, die wiederum an Ela. Überhaupt steht das Mädchen immer zwischen den Eltern: Muss Geheimnisse bewahren, mal für den einen, mal für den anderen lügen. Muss zusehen, wie der Vater die Mutter wegen ihrer Figur kritisiert, ihr Gewicht kontrolliert, sie zu Diäten zwingt. Immer extremer wird dieser Psychoterror, umso unzufriedener der Vater ist, umso mehr drangsaliert er seine Frau und treibt sie letztendlich in eine Essstörung.
Die Verantwortung für Kinder und Haushalt gibt er außerdem an sie ab, auch als sie ihre demente Mutter pflegt, unterstützt er sie nicht.
Trotz der eindeutig toxischen Beziehung bleibt die Mutter. Auch ein hohes Erbe nach dem Tod ihres Vaters motiviert sie nicht zum Gehen, stattdessen mutet sie sich immer mehr zu, wird kränker und erträgt weiter den Psychoterror ihres Mannes. Der betrügt seine Frau zwar, verlässt sie aber auch nicht.
Was das mit den Kindern macht, wird nicht bedacht. Hin und hergerissen zwischen Liebe und Hass auf ihre Eltern, zwischen Angst, Leistungsdruck und Verantwortungsgefühl müssen sie eben irgendwie mitlaufen.
Daniela Dröscher hat mit "Lügen über meine Mutter" einen autofiktionalen Roman geschrieben, der zwischen 1983 und 1986 im ländlichen Hunsrück spielt und in dem sie die Geschichte ihrer Mutter aufarbeitet. Erzählt wird der Text von der sechs- bis achtjährigen Ela und ist von kurzen essayistischen Texten durchzogen, in denen Daniela Dröscher als Erwachsene das Geschehen kommentiert und reflektiert.
Handwerklich solide aufgeschrieben ist das alles, der Wechsel zwischen Fiktion und Essay interessant.
Thematisch ist das Buch wuchtig, erzählt es schließlich von psychischer Gewalt, transgenerationalem Trauma, Essstörung, Parentifizierung und Überforderung in vielen Formen.
Literarisch konnte mich das Buch trotzdem nicht hundertprozentig überzeugen und mir wurde die Figur der Mutter etwas zu doll verklärt. Aber insgesamt ein solides Buch, das wichtige Themen in den Mittelpunkt stellt.
Profile Image for Mondperle.
108 reviews20 followers
August 2, 2023
Das war richtig gut. Diese furchtbare Atmosphäre in Familien in den 80'ern wird hier so lebendig, zum Schütteln. Eigenheim, Diät, gesellschaftlicher Aufstieg, das Ansehen bei den Anderen. Und dann der Blick von heute auf das Geschehen von damals, total gut, hat mich selbst nochmal nachdenken, nachfühlen, einsortieren lassen. Freue mich auf das nächste Buch.
Profile Image for Kathrin Passig.
Author 51 books475 followers
November 7, 2023
Beim ersten Versuch habe ich es nach wenigen Kapiteln zurückgegeben, weil die Mutter mir so leid tat (nur den Schluss habe ich vorher noch schnell gelesen, um rauszufinden, ob sie sich endlich scheiden lässt). Aber mit etwas Abstand und nach einem anderen Buch von Daniela Dröscher habe ich es ein zweites Mal ausgeliehen und diesmal ganz gelesen. Der Mittelteil lohnt sich auch.
Profile Image for Great-O-Khan.
467 reviews126 followers
September 10, 2022
Dieser autofiktionale Roman beschreibt das Aufwachsen eines sieben- bzw. achtjährigen Mädchens in der Provinz. Die Zeit sind die 80er-Jahre. Es sind die Jahre, in denen Boris Becker und Steffi Graf einen Tennis-Boom auslösen. Die Katastrophe in Tschernobyl findet statt. Im Fernsehen laufen "Luzie, der Schrecken der Straße" und "Dallas". Im Radio hört man Jennifer Rush und Opus.

Der Vater sieht sich als Aufsteiger, dem der große Karriereschritt verwehrt wird. Schuld gibt er seiner Frau, die er als zu dick diskriminiert und drangsaliert. Die Frau ist klug und selbstbewusst. Sie bleibt dennoch wegen der Kinder und der pflegebedürftigen Mutter in dieser toxischen Welt.

Das Buch ist einfach geschrieben. Sprachspiele oder doppelte Böden gibt es hier nicht. Alles wird der Geschichte untergeordnet. Das Buch liest sich unglaublich flüssig.

Neben der Geschichte gibt es kurze Einschübe, in denen die Autorin die Ereignisse aus der Gegenwart kommentiert, erläutert und einordnet. Einige dieser Einschübe erklären zu viel. Hier wäre mehr Vertrauen in die Geschichte mehr gewesen.

Insgesamt bleibt es aber ein großartiges Buch mit viel 80er-Jahre-Atmosphähre und einer wichtigen Geschichte über subtile Gewalt.
Profile Image for Phoenix Fawkes.
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July 9, 2024
damn the father was the worst character i‘ve ever read and it seems like he exists exactly like he was written. damn. what a horrible human being that made me angry with almost every page i‘ve read. poor mother, suffering from the pain inflicted by this person.

i surprisingly liked reading this. the story is awful, so many bad decisions, the horrible father, the money problems etc. it all made me happy to have my own life, which isn‘t filled with awful people and money/debtproblems. i also really liked reading about fatphobia, it made me angry but i loved the honesty about it.

i found it enlightening and i probably would even recommend it because it was such an honest portrait of a daily life, with the fatphobia, with the misogynist hating father… the only thing that wasn‘t thought of by the author is the pretentious narrator who is only 7 years old - very unrealistic and idk why this choice was made.
Profile Image for Larissa.
60 reviews10 followers
September 25, 2022
Vorweg, das Buch hat mich echt mitgenommen und aufgewühlt.

Daniela Dröscher erzählt hier in Romanform von ihrem Aufwachsen in der Provinz und insbesondere vom Verhältnis zu und zwischen ihren Eltern zu dieser Zeit. Schnell wird klar, vieles in dem familiären Konstrukt ist toxisch und arbeitet bis heute in Daniela. Wohl auch ein Grund, die Dinge heute, als erwachsene Frau zu thematisieren und aufzuarbeiten. Die Strukturen in der Familie sind klassisch, so übernimmt die Mutter zum Beispiel die Haushaltsführung, Kindererziehung und Pflege der eigenen Mutter, der Vater geht arbeiten. Ein großes Thema in der Familie und vor allem für den Vater ist das Gewicht der Mutter. Dies lässt er sie auch bei jeder Gelegenheit spüren, so ist er sich zum Beispiel sicher, dass ein Mann wie er, ohne "vorzeigbare" Frau, keine höhere Position in seiner Firma erreichen kann. Er macht das Körpergewicht seiner Frau für wirklich alles verantwortlich, was sehr gefährlichen Einfluss auf die Ausbildung des Körperbildes seiner Tochter nehmen könnte. So ist diese sich zum Beispiel immer wieder auch unsicher bezüglich der eigenen Körperfülle und nimmt schon als junges Mädchen ab, weil sie dem Vater gefallen möchte. Im Buch zeigt sich sehr häufig die kindliche Unsicherheit, mit solchen Themen umzugehen und die Hin- und Hergerissenheit zwischen Mutter und Vater.

Ich fand manche Passagen wirklich schmerzhaft zu lesen und ich habe oft richtige Wut empfunden bei all der Ungerechtigkeit, die sich zwischen den Personen im Buch abspielt. Doch die Lektüre hat mir unglaublich viel gegeben, da ich glaube, die meisten von uns tragen kleine und größere Traumata aus der Kindheit mit sich herum und dieses Buch zeigt, wie diese entstehen. Wenn nämlich zwei Menschen unglücklich miteinander sind, sich schlecht behandeln und die Kinder dies ungefiltert mitbekommen und im schlimmsten Fall sogar adaptieren.
Profile Image for Paul .
61 reviews13 followers
December 18, 2024
"Lügen über meine Mutter" ist ein weiteres Beispiel für Autofiktion. Ein sehr gelungenes für mich noch dazu. Daniela Dröscher schreibt über ihre Kindheit im Hunsrück, über ihre "dicke" Mutter und ihren Vater, der seinen persönlichen und beruflichen Misserfolg diesem Umstand zuschreibt und seine Ehefrau deshalb tyrannisiert. Der Roman fühlt sich an, wie ein Kammerspiel, das sich ein bisschen mehr Raum nimmt, als für ein Kammerspiel üblich. Wir sitzen ganz oft mit am Küchentisch, alles sehr dialoglastig, die Sprache ganz einfach gehalten und trotzdem spielt sie eine ganz wichtige Rolle in dem Roman. Immer wieder Objektsprache, kursiv geschriebenes im Text, die Sprache ist überhaupt nicht beliebig, sondern das ganze Buch stellt einen Versuch dar, das Machtinstrument, das Sprache ist, zu entlarven. Den Jargon, der die Frau unterdrückt, festzunageln. Und das gelingt großartig. Ich als Leser habe hier gelitten wie ein Schwein, mit der Mutter, mit der Tochter. Man kann das Daniela Dröscher aber nicht als Absicht unterstellen, weil sie ja aus Ihrer Perspektive als Kind schreibt, in der sie Ihren Vater liebt und immer wieder zu ihm hält. Daraus ergibt sich eine unvoreingenommene Erzählinstanz, die mal mehr zur Mutter, mal mehr zum Vater hält, je nachdem wie der Wind eben gerade weht. Soweit so toll, aber was das Buch noch um einen weiteren Punkt bereichert, sind die Reflexionen von Daniela Dröscher, die oft am Ende eines Kapitels folgen. Hier reflektiert sie aus heutiger Sicht, über die Beziehung ihrer Eltern, über die Sprache, die benutzt wird im Haushalt, über Sitzungen mit Therapeuten, Gespräche mit Ihrer Mutter, die im Anschluss an die eigentliche Erzählung stattgefunden haben und die dem Leser oder der Leserin weitere Informationen über den Verlauf dieser Familiengeschichte liefern. Ich fand das einfach nur großartig, wie Daniela Dröscher die patriarchalen Strukturen der damaligen Zeit (Hunsrück 80er/90er) mit dieser Arbeit entlarvt, wie sie die Kraft des sozialen Blicks des Mannes darstellt, der Macht ausübt, wo er nur kann. Ich persönlich kam beim Lesen auch zur Erkenntnis, dass wir so viel weiter überhaupt gar nicht sind in dieser Hinsicht, wenn nicht gar eine Rolle rückwärts stattgefunden hat. Ich bin da kein Experte. Das Buch hier empfehle ich trotzdem jedem, der mir vor die Flinte kommt. Ganz toll. 
Profile Image for Julie J..
608 reviews36 followers
August 8, 2024
„Lügen über meine Mutter“ hat mich zu Beginn total gepackt. Ich war fasziniert von der Geschichte, ich war fasziniert von der Realität hinter dieser Geschichte, einer gewissen Einfachhalt, zeitgleich diese besondere Art von Hölle, die beschrieben wird. Szenen, die jeder schon einmal mitbekommen hat oder auch nur Emotionen, die wohl jeder nachvollziehen kann.

Die Erzählerin berichtet vorrangig von ihrer Kindheit in einer deutschen Provinzstadt. Die Familie hat grundsätzlich genug finanzielle Mittel, um sich ein schönes Zuhause, ein Auto, Essen, Spielzeug und auch mal Urlaub leisten zu können. Trotzdem gibt es in dieser Familie ein sehr großes Problem, das Geld nicht lösen kann und ob dies tatsächlich ein Problem ist, ist auch streitbar, auch für die Erzählerin selbst, die als Erwachsene in Zwischensequenzen mit ihrer Mutter diese Kindheit Revue passieren lässt und dabei auch viel hinterfragt, zeitgleich aber sich selbst meiner Meinung nach zu wenig reflektiert. Die Mutter ist dem Vater schlichtweg zu dick, was er diese auch permanent spüren lässt. Verbale Übergriffe stehen in diesem Haushalt an der Tagesordnung. Der Vater schämt sich für die Mutter, er möchte ein vorzeigbares Leben und sie passt nicht in dieses Leben. Deswegen muss er sie ständig schikanieren, schließt sie aus und versucht ein Leben zu konstruieren, welches seiner Meinung nach das perfekte Leben darstellt. In dieses Bild passt die Mutter eben nicht.
Die Ich-Erzählerin beschreibt sehr gut, wie sie als kleines Kind gelernt hat, jede noch so kleine Gefühlsregung ihre Eltern an deren Gesichtern abzulesen, um möglichst adäquat reagieren zu können und um nicht selbst Opfer des Streits zu werden. Aber auch um ihre Mutter eventuell beschützen zu können und den Streit so zu beeinflussen, dass dieser nicht eskaliert. Man spürt die Ohnmacht, die sie auf der einen Seite fühlt. Auf der anderen Seite steht natürlich aber auch das kindliche Unverständnis für ein Problem, das nur der Vater sieht.
Spannend sind hier vor allem jene Passagen der bereits erwachsenen Ich-Erzählerin, die natürlich all das reflektiert, was ihr jüngeres Ich nicht erfassen konnte.

Trotzdem kam beim Lesen leider der Punkt, an dem mich das Buch nur noch aufgeregt hat und ich auch irgendwann den Verlauf der Geschichte nicht mehr nachvollziehen konnte. Durch die Erzählweise liegt der Fokus nicht auf der Ich-Erzählerin selbst, sondern auf der Mutter. Dieser ist klar, dass zu Hause viel falsch läuft. Sie ist diejenige, die über weite Teile der Geschichte über mehr finanzielle Mittel verfügt als der Vater. Sie lässt diesen aber im Grunde das ganze Geld ausgeben. Sie streiten ständig. Sie versucht auch immer wieder abzunehmen. Um ihrer Selbstwillen, um ihn zu gefallen oder um Streit vorzubeugen. Alle Optionen stehen im Raum.

Das mentaler Missbrauch ein Kernthema des Buches ist, steht außen vor, dennoch fällt es als Leserin irgendwann sehr schwer, noch zu verstehen, warum die Mutter immer noch bleibt, warum sie nicht irgendwann einfach zusammenpackt und geht.
Eventuell ist das Buch einfach ein wenig zu lang, eventuell wiederholen sich gewisse Szenen einfach einmal zu oft, eventuell ist es auch einfach nur der eigene Frust über diese Frau, der man wünscht, dass sie endlich schafft, sich von diesem Mann zu lösen und der Situation zu entkommen und einfach die zu sein, die sie ist und die sie sein will und die das nicht schafft und der man nicht helfen kann. Schwer zu sagen.

Ich muss leider sagen, dass mich die erste Hälfte des Buches extrem begeistert hat, diese Begeisterung aber einfach systematisch abgenommen hat. Das Buch hat mich unbefriedigt zurückgelassen. Ich hatte von diesem Roman auf Grund der vielen Lobesworte zu viel erwartet und ich kam eben auch an die Grenze meines Verständnisses für die Mutter.
Profile Image for Ana.
589 reviews55 followers
August 31, 2023
Nota: 4 sobre 5

Premisa:
¿Cómo es posible vivir si todo gira en torno al número que sale en una báscula? ¿Cómo puede influir tanto el peso en la autosatisfacción y la imagen que damos al mundo? ¿Cómo podrá valorar el mundo una niña que ve que su madre es una esclava de su imagen corporal? A través de sus tiernos ojos, veremos las complicadas relaciones familiares promovidas por un padre tirano y una madre limitada. La autora nos propone una crítica mordaz a la gordofobia vigente aún en nuestra sociedad y los estragos emocionales que puede fraguar sobre todo en la más tierna infancia.

Opinión:
Este libro me llamó la atención desde que mis ojos se posaron en él. El tema que trata creo que es muy interesante, ya que los trastornos de alimentación es una de las lacras más grandes de la salud mental en nuestra época. El hecho de que la narradora sea una niña pequeña, hace que la historia gane un plus. Es algo que no es fácil de llevar a cabo, pero creo que su visión mediatizada por la inocencia está muy lograda. Además, intercala fragmentos en los que da su punto de vista como adulta, lo que da un contrapunto estupendo a lo anterior. Eso sí, he de poner un par de peros. En primer lugar, el ritmo narrativo quizá no sea del todo de mi gusto. No se me ha hecho pesado, pero creo que podría haber sido algo más ligero. Por otro lado, los personajes en general están bien desarrollados, sobre todo los femeninos. Pero la figura paterna, para mí, está bastante desdibujada. No consigo comprender sus motivaciones ni de dónde viene su actitud tan odiosa. Siempre intento comprender a los personajes, aunque no me caigan bien o me parezcan detestables, pero en este caso no lo he logrado. Al final, esto hace que para mi sea poco creíble. Pero, en general, el cómputo es muy positivo. Es un libro que recomiendo, desde luego. Ojalá más libros tratasen y concienciasen sobre esta temática.

Profile Image for Natascha.
776 reviews100 followers
November 6, 2022
Ela ist sechs Jahre alt, wächst im Hundsrück der 80er Jahre auf und sieht sich jeden Tag der schwierigen Beziehung ihrer Eltern gegenübergestellt. Diese wird vor allem durch den Vater und dessen ständiger Drangsalierung der Mutter bezüglich ihres Gewichtes immer problematischer, denn diesem Übergewicht gibt er die Schuld für all das Versagen in seinem Leben.

Daniela Dröscher gelingt es, eine Familiengeschichte aus Sicht eines Mädchens zu erzählt, das sehr genau beobachtet und hinterfragt, auf Grund der fehlenden Lebenserfahrung vieles von dem was sie sieht oder erlebt aber natürlich nicht einordnen kann. Die dadurch fehlenden Auseinandersetzungen der Eltern oder manche nur grob angedeuteten Begebenheiten lassen die kindliche Erzählstimme realistisch erscheinen und geben gleichzeitig genug Kontext um zu verstehen was eigentlich vor sich geht.
Immer wieder schiebt Daniela Dröscher aber auch kurze Passagen ein, die Elas Gedanken als Erwachsene wiedergeben und in denen sie die damaligen Geschehnisse aus heutiger Sicht betrachtet. Diese Einschübe sind gut eingesetzt und geben der Geschichte mehr Tiefe, fühlen sich aber auch manchmal etwas zu erklärend an.

Obwohl ich die Geschichte gerne gelesen habe gibt der Inhalt für meinen Geschmack nicht genug her. Die Entwicklung der Charaktere zieht sich über mehrere hundert Seiten, wobei die Handlung aus ständigen Wiederholungen besteht und die einzelnen Personen mir zudem etwas zu schablonenhaft gezeichnet wurden, wodurch es am Ende sogar ein bisschen zur Verherrlichung der Mutter kommt.

Lügen über meine Mutter ist ein solider Roman, der sprachlich leicht zugänglich ist, sich mit der Unterdrückung der Frau beschäftigt und vor allem sehr gut zeigt, wie Kinder durch die Beziehung zwischen beiden Elternteilen beeinflusst werden. Lesenswert ja, aber kein Muss.
Profile Image for Elif Mazarweh.
234 reviews3 followers
Read
August 6, 2023
Diese Buch hat mir echt einiges abverlangt. Meine Wut auf diesen Mann ist von Seite zu Seite gestiegen. Aber auch die Mutter hat mich wütend zurück gelassen. Warum lässt man sich so behandeln?
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