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Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität

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Die Ideologie der Identität hält das gesamte politische Spektrum besetzt – während die Linke in Kategorien von race und gender kämpft, betreibt die Rechte Politik im Namen der Nation. Und der Universalismus? Geschrumpft auf eine leere Hülle. Denn der moderne Liberalismus ist alles andere als Humanismus: Anstatt die von Kant postulierten, absoluten Pflichten gegenüber den Menschen zu schützen, schützt der Liberalismus die Interessen der Bürger. Nicht ohne Grund prangern ihn deshalb viele als Rassismus an. Omri Boehm führt uns zurück zum Ursprung, zum radikalen Universalismus der jüdischen Propheten und ihrer Wiederentdeckung durch Immanuel Kant. Sein Buch ist ein eindringliches Plädoyer, diesen humanistischen Universalismus zum Leben zu erwecken.

208 pages, Kindle Edition

First published September 1, 2022

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About the author

Omri Boehm

7 books13 followers

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Community Reviews

5 stars
91 (33%)
4 stars
118 (43%)
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44 (16%)
2 stars
18 (6%)
1 star
3 (1%)
Displaying 1 - 30 of 30 reviews
Profile Image for Gaspard Montagnard.
44 reviews2 followers
November 21, 2022
Ich glaube, dass Boehm ein sehr wichtiges Argument macht.
Es lohnt sich, das Buch schnell, ohne längere Pausen zu lesen.
Nach einer zweiwöchigen Pause hatte ich einige Probleme mich wieder ins Argument einzufädeln.

Ich hätte mir einen anderen Epilog gewünscht. Der Verweis auf seine Position zur Nahostfrage hat ihn davon entbunden, die Konsequenzen der radikal universalistischen Position auf breiterer politischer Ebene zu entfalten. Ansonsten sei jeden "Israel eine Utopie" empfohlen - die meiner Meinung nach überzeugendste und mutigste Position im Nahost-Konflikt.
Profile Image for Wandaviolett.
468 reviews68 followers
September 1, 2023
Unhinterfragbarer Wertekanon
Kurzmeinung: In der intellektuellen Blase angesiedelt
Die Frage, die die Philosophen quält, ist die, ob es einen absoluten Wert gibt, der über allen anderen Gesetzen stehe und der dennoch allen Menschen eingängig erscheint, genannt „universeller Humanismus“. Dieser wäre dann verbindlich und nicht mehr hinterfragbar. Dieser universelle Wert, sagt Omri Boehm, wird heute von allen Seiten negiert, so dass „ … die Rechte im Namen traditioneller Werte kämpft, … die Linke im Namen von Gender und Race“. Zurück geht die Annahme einer allen individuellen Interessen übergeordneten Wertigkeit letztlich auf die christliche Religion bzw. auf den christlichen Gott. Im letzten Teil seines Essays geht Omri Boehm sehr ausführlich auf diesen Ursprung ein. In diesem letzten Teil schlägt er allerdings einen intellektuellen Purzelbaum, auf den einzugehen (und zu widerlegen) den Rahmen dieser Rezension sprengen dürfte.
Gedankenausflüge machen wir bei der Lektüre zu Spinoza, Nietzsche, Kant, die gesamte amerikanische Bürgerrechtsbewegung, etc. etc. Das Problem ist immer wieder dasselbe: geht es um Macht oder um Recht? Wer die Macht hat, kann seine Interessen durchsetzen. Was aber ist die Wahrheit, was ist Gerechtigkeit? Ist die Durchsetzung seiner Interessen dann die Wahrheit, wenn man sie einfach als gerecht deklariert? Oder ist die Wahrheit ein Begriff, den die Gesellschaft opfern sollte?
Um jetzt den guten Kant ins Spiel zu bringen, den wir immer brauchen, wenn Philosophen Bücher schreiben, gilt es, selber zu denken und selber zu entscheiden (aufgrund von ganz vielem und langem Denken, nicht einfach so aus dem Bauch heraus), was „gerecht“ ist. Unser Immanuel nennt die Fähigkeit des Menschen, selbständig zu denken, den „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Das ist einer der markigen Sprüche von Kant, die zu kennen, sich lohnt. Das heißt, man solle sich nicht auf andere, auf Vordenker verlassen, sondern alles und jedes hinterfragen. Das können natürlich nur wenige, sagt Kant (weil es kompliziert ist), es sind die Auserwählten, die dann die anderen belehren. (Wie nett, diese Belehrenden sind wahrscheinlich die Philosophen, dafür werden sie ja bezahlt, bzw. freigestellt, um den ganzen Tag zu denken und Bücher wie das vorliegende zu schreiben und miteinander darüber zu streiten).
Das Problem hierbei ist nur, dass niemand, absolut niemand, frei ist von dem Einfluss der Vordenker, denn alle Menschen sind irgendwie sozialisiert, beeinflusst, voreingenommen. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ ist also nur bedingt zu verwirklichen, denn dieser „eigene Verstand“ ist längst manipuliert (wenn man es negativ ausdrücken will).

Fazit: Von der Lektüre dieses Büchleins nehme ich nicht allzu viel mit, obwohl es einen Teil gibt, der sich mit Cancel Culture beschäftigt und das an einem sehr eindrücklichen Beispiel. Mir stellt es sich so dar, als ob man heute tatsächlich nur noch damit beschäftigt ist, wer wen dominiert, die Mehrheit die Minderheit oder die Minderheit die Mehrheit. Um Wahrheit schert sich keiner mehr. Sie wurde längst auf dem Altar des Machtkampfes verbrannt. Daran ändert (erst einmal) ein verkopftes kleines gut gemeintes Büchlein, das allerhöchstens interdisziplinär von Belang ist, gar nichts.

Kategorie: Sachbuch. Philosophie.
Verlag: Ullstein, 2022
Auf der Longlist Sachbuch Deutscher Buchpreis

71 reviews
October 7, 2023
Anspruchsvoll, aber lohnenswert! Ein Plädoyer für einen wirklichen modernen Universalismus im Gegensatz zur aktuellen Kulturkampf-Identitätspolitik. Hergeleitet und begründet wird dieser Radikale Universalismus von dem Kant & Nietzsche lehrenden Professor anhand der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung sowie der biblischen Geschichte von der Opferung Isaaks. Ein wirklich faszinierendes Werk, in das ich bestimmt noch mehrfach reinlesen werde um mich an bestimmte Dinge zu erinnern!
Angenehm zu lesen wegen der Länge und der klaren Aufteilung in drei Kapitel. Z.T hätte ich mir noch mehr Erklärungen gewünscht, weil mir einige Argumente zu schnell aufeinandergefolgt oder in seltsamer Reihenfolge dargeboten wurden, sodass ich bestimmte Passagen mehrfach lesen musste um zu verstehen wie Böhm zu seiner Schlussfolgerung kommt.
Insgesamt mMn aber ein absolutes Must-read für jeden Menschen, der die aktuellen politischen Gerechtigkeitsdebatten und Kulturkämpfe auf einer Metaebene betrachten möchte und an tatsächlicher Verbesserung oder modernem Erkenntnisgewinn interessiert ist statt an (postmodern) moralisierendem Virtue Signaling!
Profile Image for Tarian.
336 reviews18 followers
October 21, 2023
Was ist Universalismus und wieso ist er unverzichtbar? Omri Boehm liefert auf diese Fragen in diesem kurzen Buch überzeugende und dringend notwendige Antworten. Ein Werk für alle, die sich aus einer radikal humanistischen (im Endeffekt kantischen) Position gegen Identitätspolitik und Liberalismus wappnen wollen.
Profile Image for Johann.
20 reviews2 followers
January 24, 2023
Ein kluges Plädoyer gegen identitätspolitische Debatten, dass ohne Ressentiment auskommt und deswegen unbedingt lesenswert ist.
Profile Image for Frau Becker.
221 reviews48 followers
November 11, 2023
Mit seinem Universalismus Kantischer Prägung rennt Boehm bei mir offene Türen ein. Seine gründliche, textnahe Arbeit an Kants Aufklärungsaufsatz, diverser Dokumente zur US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung bis zurück zum Bürgerkrieg und vor allem der biblischen Erzählung von der Opferung Isaaks finde ich sehr überzeugend. Insgesamt ist das von Abraham über Spinoza zu Nietzsche und zurück zu Kant, Lincoln und Martin Luther King ein ziemlich wilder Ritt, dem ich nicht immer völlig folgen konnte. Allerdings habe ich den Eindruck, dass er die Identitätspolitik, gegen die er argumentiert, philosophisch ernster nimmt als sie es verdient, ist sie doch nach meinem Eindruck häufig Auswuchs einer gewissen "Denkfaulheit", etwa im Zusammenhang mit dem Vorwurf kultureller Aneignung oder dem Standpunkt, Kants Philosophie sei durch seine rassistischen Äußerungen diskreditiert. Dass die Anhänger der Identitätspolitik mit ihrer Täter-Opfer-Dichotomie - oder besser der Unterscheidung zwischen Privilegierten und Benachteiligten - spaltet, statt zu einen, liegt auf der Hand, dass sie aber nicht auf eine universale Gerechtigkeit abziele, wenn auch mit etwas verqueren Mitteln, ist vielleicht ein etwas überspitzter Vorwurf. Boehms eigentlicher Gegner scheint mir ein pragmatischer Positivismus bzw. moralischer Relativismus zu sein, der den Glauben an eine übergeordnete Gerechtigkeit auf dem Altar kurzfristiger Zielsetzungen opfert (siehe die Unionisten im amerikaischen Bürgerkrieg oder Sympathisanten der Bürgerrechtsbewegung, die die Mittel zu radikal fanden) bzw. die Notwendigkeit einer absoluten allgemeingültigen Moral etwa in Form der Menschenrechte als Wertekolonialismus ablehnt. Im Gegensatz zu Rawls besteht er auf dem Primat der Philosophie über Politik und outet sich nicht zuletzt damit als Idealist. Politischere Denker mögen das naiv finden, aber wahrscheinlich krankt die Politik gerade an der Unfähigkeit, groß zu denken. Auf jeden Fall finde ich es hochspannend, sein Konzept auch auf andere aktuelle Debatten und historische Prozesse anzulegen.
Profile Image for Flo Rind.
41 reviews
September 11, 2024
Einleitend muss ich sagen, dass ich dieses Buch gelesen habe um endlich progressive Kritik an Identitätspolitiken theoretisch fundiert nachvollziehen zu können. Dem entsprechend wurde ich enttäuscht und hinterlasse jetzt leider ein unangemessen langes Review.

Boehms Kernaussage lässt sich im, folgendem Satz auf der vorletzten Seite des Epilogs, zusammen fassen: „Die einzige Möglichkeit, die Antiomien von Identitäten aufzulösen, die einander nihilistisch löschen - „canceln“ -, besteht daran, auf dem Universalismus als Ursprung zu beharren statt auf Identität.“ Leider scheitert es daran diese These in 150 Seiten darzulegen. Am nächsten kommt Omri Boehm diesem Vorhaben noch im Epilog, der dafür offensichtlich jedoch zu kurz ist.

Das Buch insgesamt legt einige theoretische Selbstverständlichkeiten verständlich dar. Gegen Bibelanalyse und die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden und viele Argumente im Buch sind nachvollziehbar. Das Recht auf Revolution und die Abwesenheit des Rechts auf Gehorsam beispielsweise sind Denkmuster welche die Politik jeder Person grundlegende strukturieren, die sich politisch nur leicht radikaler als die GroKo positioniert.
Spannend wird es hier aber doch erst im Detail: Aus der historischen Ferne lässt es sich heute leicht sagen, dass der Griff zur Waffe im Angesicht der Sklaverei gerecht war, aber welche Ungerechtigkeiten heute sind dem ähnlich? Martin L. King scheint mit seinem zivilen Ungehorsam vom Universalismus gerechtfertigt zu sein, aber wie bewertet Boehm radikaler Akteure (Black Panthers,...)? Wenn Krieg gerecht sein kann, ist Terrorismus nicht auch ein mögliches Werkzeug auf dem Weg zur besseren Welt? Warum widersprechen sich Identität und Universalismus? Mit der Diskussion und Beantwortung dieser Fragen macht sich Boehm aber, wie er selbst sagt, in diesem Buch die Hände nicht schmutzig. Schade.

Dazu kommt eine unbegründete Ablehnung und Antisympathie gegen linke Buzzwords. Worte wir „Cancel Culture“ werden scheinbar zufällig als Negativbeispiele in den Text gestreut – als wäre die Ablehnung dieser eine Selbstverständlichkeit und würde keine tiefere Beschäftigung benötigen.
Postkolonialismus und Critical Race Theory sind ganz selbstverständlich Feindbilder.
Ganz persönlich finde ich auch die Glorifizierung von einigen alten Männern als intellektuelle, universalistische Propheten unangenehm – ich möchte nicht einmal behaupten, dass man Kant, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und die Bibel aus identitätspolitischen Gründen kein Gehör mehr schenken sollte. Es fällt mir aber schwer eine universalistische Argumentation erst zu nehmen, wenn sie sich (fast) ausschließlich auf christlich / jüdische, männliche, westliche Propheten bezieht. Can the Subaltern speak about universalism? In diesem Buch nicht.
8 reviews
April 17, 2024
Es gelingt Omri Boehm spannend die Bibelgeschichte, die Unabhängigkeitserklärung und Kant zu kombinieren, um darauf einen radikalen Universalismus aufzubauen. Auch wenn es manchmal repetitiv ist, so bleibt das Buch immer spannend. Es ist jedoch teilweise schwierig, die Bibel sowie die philosphische Schreibweise Boehms zu verstehen.

Bewertung: 4.4
Profile Image for F..
89 reviews2 followers
October 11, 2022
Das Buch schlägt Wege ein, die sich irgendwie verzetteln: Amerikanischer Bürgerkrieg, Aufklärung, Bibel-Analyse und schließlich noch Nahost-Konflikt.
Dabei kommen die für mich interessanten Aspekte immer nur teilweise zum Vorschein. Schade. Ich fühle mich nach der Lektüre nur bedingt schlauer.
3 reviews
December 5, 2025
Omri Boehms Verteidigung des Universalismus ist eine Mischung aus philosophischem Argument und theologischen Betrachtungen, untermalt durch eine geschichtliche Darstellung. Dabei spart er nicht an Kritik sowohl gegenüber dem klassisch liberalen Universalismus als auch gegenüber einer antiaufklärerischen Identitätspolitik. Im Zentrum steht dabei der Rückgriff auf Immanuel Kants Menschheitsbegriff. Im Gegensatz zur philosophischen Linie Spinozas und Nietzsches, argumentiert er, dass Menschheit nicht naturalistisch, einfach auf eine biologische Art reduziert werden kann. Die Menschheit ist laut Kant (und Boehm) ein moralischer Begriff. Aus dieser Menschheitsdefinition gehen dabei universelle Prinzipien wie Würde und ein abstraktes Gerechtigkeitsprinzip hervor. Vor allem die Gerechtigkeitsidee bleibt allerdings etwas schwammig.

Um sein Plädoyer für einen radikalen Universalismus auf dieser Grundlage zu konkretisieren, führt Boehm Beispiele aus der amerikanischen Geschichte heran, von der Unabhängigkeitserklärung, über den Amerikanischen Bürgerkrieg und die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King Jr. Besonders das letzte Drittel des Buches ist interessant. Boehm kritisiert eine gesellschaftliche Neigung zur Konformität und die Ersetzung universeller Prinzipien durch Konsens als Quelle von Legitimität. Hierin sieht er die Gefahr einer entstehenden Tyrannei der Mehrheit. Daraus folgt die Schlussfolgerung, dass ein Liberalismus der den metaphysischen Menschheitsbegriff ablehnt selbst nur eine Form der Identitätspolitik darstellt. Auf der anderen Seite beschäftigt er sich mit der Fetischisierung der Frage „wer spricht?“ und mit Problemen, die sich aus einer Ablehnung universeller Prinzipien ergeben.

Im Allgemeinen ist die Abhandlung durchaus interessant selbst wenn einzelnen Stellen, wie dem Unterkapitel über Abraham und Prophetie, ein wenig der konkrete Anwendungsbezug fehlte. Auch die konkreten politischen Fragen bleiben mehr oder weniger offen, wie es Boehm im Epilog auch selbst feststellt. Dort verweist er lediglich kurz auf den Israel-Palästina Konflikt, über den er allerdings zugegebenermaßen ein eigenes Buch geschrieben hat. Dennoch ist der Epilog der gelungenste Teil des Buches, indem er nochmal vor dem Nihilismus warnt und diesem eine Rückkehr zur kompromisslosen Idee von Gerechtigkeit gegenüberstellt. Außerdem stellt er klar, dass Identitäten sich ohne einen gemeinsamen Rahmen absehbar unversöhnlich gegenüberstehen. Wenn Gleichheit also als reine Herrschaftsideologie denunziert wird, gibt es auch keinen Grund sich mit den Marginalisierten zu solidarisieren. Boehm schließt daher mit dem Eindrucksvollen Gedanken, dass der Bezug auf Identitäten die Gefahr einer gegenseitigen Auslöschung mit sich bringt, während absurderweise schließlich nur der Universalismus die Identitäten verteidigen kann.
Profile Image for Frank.
588 reviews120 followers
May 22, 2024
Omri Boehm widmet sich von einem anderen Ausgangspunkt her der unlängst auch von Philipp Hübl einsichtig analysierten Problematik von (im weitesten Sinne) Identitätspolitik. Sein Ansatz ist der Hinweis darauf, dass die Geschichte moralischen Denkens nicht nur die Menschenrechte hervor gebracht, sondern diese auch auf moralische Pflichten gegründet hat. Der springende Punkt ist nun der, dass sich diese (letztlich vom moralischen Imperativ Kants herkommenden) Pflichten nicht aus den Interessen von Gruppen, auch nicht aus Konsensfindungsprozessen in Demokratien und noch weniger aus behaupteten Identitäten ableiten lassen, sondern als universalistische und absolute Gebote vom "Menschen an sich" handeln und nur (!) auf diesen bezogen sein müssen. Da "Menschheit" letztlich allerdings eine abstrakte Kategorie ist ("Wer Menschheit sagt, will betrügen" - Carl Schmitt), stellt sich die bisher noch nicht konsequent genug gestellte Frage nach dem vom Glauben und also einem göttlichen Gebot unabhängigen "letzten Grund" einer solchen Ableitung.

Zunächst analysiert Boehm in diesem Zusammenhang am Beispiel der amerikanischen Verfassung bzw. der vorgebrachten Gründe für ihre Nicht- Anwendung auf schwarze Sklaven den Widerspruch zwischen Verfassungsanspruch ("Alle Menschen sind von Natur aus gleich frei und unabhängig und besitzen gewisse angeborene Rechte, deren sie auch ihre Nachkommen nicht durch einen Vertrag berauben können, wenn sie sich in den Zustand menschlicher Gemeinschaft begeben; nämlich Leben und Freiheit und die Mittel, um Eigentum zu erwerben und zu besitzen und um Wohlergehen (happiness) und Sicherheit anzustreben und zu erlangen.") und Verfassungsrealität. Im Ergebnis stellt er fest, dass von der amerikanischen Diskussion dieses Widerspruchs ausgehend mit dem "Pragmatismus" eine Haltung in die Philosophie gekommen sei, die Fragen der Moral an Übereinkünfte und letztlich einen gesellschaftlichen Konsens bindet, weshalb schwarze Amerikaner zwar befreit wurden, aber den geltenden Überzeugungen nach Bürger zweiter Klasse blieben. Konsens und demokratische Mehrheitsentscheidungen können also das absolute Recht des Menschen, sich selbst Zweck und niemals das Mittel zum Zweck für andere zu sein, nicht begründen.

Überraschend für den säkular denkenden Leser wendet sich Boehm dann einer Kontroverse Kants mit Spinoza zu, die den Kern dessen berührt, was nach Kants berühmter Definition "Was ist Aufklärung?" die Redewendung "sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen" zu bedienen mit Blick auf Spinozas Interpretation der Bindung Isaaks durch Abraham eigentlich bedeutet. Während z.B. Nietzsche und Freud in der strikten Befolgung der Mordanweisung das Sklavische der intoleranten monotheistischen Religion sahen, was wohl auch die gängige Interpretation ist, folgt Boehm der Auslegungstradition dieser Bibelstelle von Maimonides über Spinoza bis Kant und stellt den Unterschied der Rede von Gott als von "Elochim" bzw. "Jahwe" heraus. Im paradiesischen Zustand wären Adam und Eva der göttlichen Vernunft teilhaftig gewesen, was meint, dass sie alles wussten, ohne es verstehen oder bewerten zu müssen. Insofern verurteilt sie die neue Erkenntnisfähigkeit zu der zutiefst menschlichen Anstrengung, über das Erkennen und Bewerten Vernunftbegriffe neu auszubilden, mit denen man einem Verständnis des Göttlichen erneut nahe kommen könnte. Dabei helfen Propheten und anderswie Berufene, die Teile des göttlichen Willens erfahren und sie als "Gesetze" des "Elochim" (Gesetzgebers) wie Mose an das Volk weitergeben. Im Falle Abrahams zeige nun die Rekonstruktion des Urtextes einen Stilbruch insofern, als Abraham dem Gebot des "Elochim" zu folgen scheint, aber unter Berufung auf eine höhere Gerechtigkeit plötzlich "Jahwe" persönlich auffordert sich an das Gesetz zu binden, das er - Jahwe - selbst sei. Nicht Elochim, der Gesetze gibt, sondern Jahwe, der das (moralische) Gesetz ist, akzeptiert das und stellt Abraham den Völkern zum Vorbild. Hier sieht Boehm die "modern" erscheinende Leistung des Monotheismus, der von Machtverhältnissen abstrahiert (du sollst keine Götter haben neben mir) und berechtigte Interessen auch des "auserwählten Volkes" der absolut verstandenen Gerechtigkeit unterordnet, an die selbst Gott gebunden ist, insofern er sie verbürgt.

Von dieser Überlegung ausgehend kann man Gott dann wieder aus dem Gedankengang ausschließen und übrig bleibt die Verpflichtung des Menschen auf eine absolute Gerechtigkeit, die nur das Nachdenken über das moralische Wesen "des Menschen" als eines freien und solidarischen Subjekts hervorbringen kann. Kurz, die Beantwortung der Frage, was "der Mensch" sei, führt jenseits biologistischer und damit letztlich sozialdarwinistischer Überlegungen auf einen Kern, der den Menschen als frei und den anderen gleich an Rechten notwendig postulieren muss, weil alles andere den Instinkthorizont des Tierreiches nicht übersteigen würde. Das exemplifiziert Boehm dann am Beispiel des Israel- Palästina- Konflikts, der so lange ungelöst bleiben müsse, wie ein Identitätssprech die Dinge meint "als Jude" oder "als Palästinenser", auch "als Antikolonialist" oder "als BiPoC" usw. betrachten zu müssen. "Die einzige Möglichkeit, die Antinomien von Identitäten aufzulösen, die einander nihilistisch löschen – »canceln« –, besteht darin, auf dem Universalismus als Ursprung zu beharren statt auf Identität. Darin, die eigene Politik mit der Verpflichtung auf die Gleichheit aller Menschen zu beginnen und die Ansprüche von Identität an dieser Verpflichtung zu prüfen." (140/ 141) Was sonst? Das sind alles Menschen und niemand hat das Recht, aus welchen Gründen auch immer, dem anderen den Kopf einzuschlagen resp. Bomben zu werfen, die Hamas nicht, aber der israelische Staat auch nicht. Punkt!

Das musste mal so deutlich in die Debatte geworfen werden. Deshalb ist das Buch wichtig. Es ist auch wichtig, weil es auf seine Weise am Beispiel der USA die Heuchelei und die Gründe dafür entlarvt, weshalb Kolonialismus und Ausbeutung anderer Länder, Sklaverei und Rassismus usw. unter Berufung auf Kant und die Aufklärung organisiert werden konnten. Wohl wissend, dass Kant nicht frei von Rassismus war, ist das Buch gerade deshalb auch eine großartige Ehrenrettung des Königsberger Philosophen. Boehm weist darauf hin, was passiert, wenn unter Hinweis auf die persönlichen Unzulänglichkeiten des Autors dessen Denken entsorgt wird: Diese Form von Anti- Aufklärung liefert uns hilflos diversen Ideologien aus, die - trotz des plakativen Diversity- und Anti- Kolonialismus- Gefasels - der praktischen Neuauflage entsprechender Handlungen nichts entgegenzusetzen haben. Im Namen des Universalismus der "westlichen" Werte, die nur im "Westen" entstanden sind, aber absolut gelten, wo der Mensch dem Menschen ein Freund sein will, gegen Kriege, Hass und jedwede Abwertung des Anderen einzutreten, das ist Boehms Aufforderung, die ich vollkommen teile, weswegen ich das Buch uneingeschränkt zur Lektüre empfehle. (Vom Inhalt abgesehen ist übrigens auch die Form ansprechend und nicht so schwer zu lesen, wie es hier vielleicht scheint. Im Gegenteil: Diese Art Politik- und Ideengeschichte in Kombination mit einer rabbinischer Auslegung folgenden Bibelexegese fand ich amüsant und erhellend noch dazu.)
Profile Image for LiA.
365 reviews
March 17, 2023
Ein kluger Beitrag zu einer notwendigen Debatte in einer Zeit, in der die Tendenz zur Selbstabschottung in immer kleinere exklusive Zirkel unaufhaltsam scheint. Aus den Communities von einst sind Identitäten geworden, aus Commons teilenden Wesen werden Monaden, der Unwille zur Kommunikation über Meinungs- und Seinsgrenzen hinweg führt zur Unfähigkeit zur Auseinandersetzung mit allem / allen, was / die anders ist / sind. Cringe-Angst meets digitales Gebrüll. Zeit, zum Nachdenken, zum Analysieren, zum Auswege suchen. Das lese ich als Intention aus Omri Boehms kleinem aber hochkomplexem Büchlein, das ich via netgalley als Vorabexemplar erhielt.
1 review
December 9, 2025
Through his exploration of "humanistic universalism", Boehm doesn't come across as having love for anything but his own voice, trying to plug his professorial thoughts into three disparate texts that have as much in common with one another as Gal Godot has with good acting. The Declaration of Independence, Emmanuel Kant's What Is Enlightenment?, and The Binding of Isaac. To try and argue around what 'identity' means to which type of people, Boehm has nothing of substance to say about the deeper truths that comprise how or why people might have their identities, or why they would want to keep them through insurmountable crises of mind, body, and spirit.

Boehm does not, on any significant level, acknowledge the utterly provable fact of the current Palestinian genocide being committed by Israel—as characterized by the rubric for determining genocide laid out by the institutions even he regards with esteem: the International Criminal Court, Amnesty International, or the UN Human Rights Office—and he cowers away from facing difficult questions that loom heavily behind his appeal to bend language into new, clunky definitions. Turning Liberalism into something as dispassionate and beige as "we-liberalism". And how the concept of universalism seems both elusive to Boehm and at times ruined by his watery absolutes; deriding the progression of how political agitation in the United States becomes tied to identity, and thus turned into "identity politics". How could, let's say, systemic oppression influence one's identity within a society? Or how could intentional exclusion from documented history warp the understandings of one people to another? Boehm seems incurious about this side of the "universal" humanism for which he is attempting to make a case, and at times, is cruelly condescending to minority groups that have, for ages, been denied humanity through the pen. Don't worry, he continues that tradition in Radical Universalism.

He is imprudent when trying to tie a “both-sides” argument to any portion of conflict in identity, in commentary from thinkers of great character cited such as Henry David Thoreau and W. E. B. Du Bois, and from that end, Boehm lacks profound understanding of the racist origins of the United States and why these 19th century activists in their own right might have written what they did. He may know about it, he may read about them, and have some smart ideas about them, but because Boehm cannot consequentially address the apartheid of Palestinians that continues in and around his Israeli society, whatever critique Boehm has for the American experience is one steeped in deep disrespect for the pursuit of justice for a persecuted people. Boehm tries unconvincingly to say, debates about Zionism? Look, they’re so violent these days. And they’re different from each other. But because they “both embrace their identity, they are actually similar.”
That isn’t how this works.

Somewhere on page 153, Boehm writes that a friend wrote to him after reading a manuscript of this book, and to be honest I was shocked to see something included in here that was the slightest pushback to how incomplete this concept of radical universalism is laid out by Boehm. The friend goes on to say:
For better or worse, this is a far-fetched intellectual intervention. The political questions are left open, as [are] the moral ones. What does it look like when we turn from your theoretical inquiry into the origin of universalism back to politics? You don’t get your hands dirty discussing the actual identity debates; how does this defense of the humanism of Kant and the prophets look in the real world?

At no point before or in the 14 pages after this note from Boehm’s friend does he address the salient questions and observations the friend put forward to (I’m assuming, at some point during the edit) make more clear, and maybe to answer. Perhaps this was editorial negligence.

Omri Boehm appears to have made some name for himself among the type of academic that has over time loosened their connection to what common people do in common life, forgetting where regular daily struggle exists with idiosyncratic amalgams of ideology. He seems allergic to make even the slightest mention of class, of hierarchy, or of the historical analysis of either while concurrently trying to poke a stick at what makes a persons identity between law, justice, and the historical context that created them, worth exploring at all. Specifically, he writes Radical Universalism with such a vinegar of indifference to understand the incalculable violations of personhood that Black Americans have suffered at the hands of colonial and genocidal policy and politics in American history.

No amount of examining the radical position of the slave abolitionist while including writing excerpts from Frederick Douglass, or including a very confused and mildewy analysis of a portrait of Emmet Till, or blundering effetely through Martin Luther King Jr.'s critique of the Civil Rights Movement, could scrub away the palpable boredom leaking in between Boehm's commentary on why anyone would want to have a radical opinion at all in the attempted erasure of a whole people. Maybe that's what makes Omri Boehm's work special. Being a Zionist, Israeli author and philosopher grants you the super human "we-liberal" power to forego convictions of the past and become illiterate to speak the language of the oppressed.

Do not waste your time with this book. Read something more substantive and expertly more convincing in helping to frame a new understanding of one's place within the world and the identity carried through it. Frantz Fanon's Wretched of The Earth for example. James Baldwin's Nobody Knows My Name. Howard Zinn's A People's History of the United States. Something that was written with the delicate consideration of humanity that in Radical Universalism Boehm will try so intelligently to find in all the wrong places.
Profile Image for Armin.
65 reviews2 followers
May 24, 2024

Boehm liefert in diesem kurzen Band 1) eine Herleitung des radikalen Humanismus aus Kants Kritiken, dem er mehrere philosophische Strömungen (Naturalismus, Nihilismus, Liberalismus, Identität) entgegensetzt, 2) eine Perspektive auf den amerikanischen Bürgerkrieg, in der er liberalen und radikalen Humanismus gegenüberstellt, und 3) eine Analyse und Interpretation mehrerer Texte aus Genesis, Exodus sowie Hiob in Bezug auf ihre universalistischen Implikationen. Boehm nimmt klar Stellung für (radikal-)universalistische Werte und gegen identitäre und liberalistische Strömungen und begründet dies nachvollziehbar. Er räumt auf mit fehlerhaften Interpretationen Kants und der biblischen Propheten.


Obwohl ich Einiges mitgenommen habe, fehlt mir im Buch die kritische Auseinandersetzung mit dem radikalen Universalismus. Wenn niemand das Recht hat zu gehorchen, welche Stellung können Gesetze dann einnehmen? Wie unterscheide ich, auch in schwierigeren Fällen, zwischen ungerechten und gerechten Gesetzen? Wie unterscheide ich, wenn sich Menschen auf unterschiedliche Vorstellungen absoluter Moral berufen? Kann uns Universalismus überhaupt bei Fragen helfen, bei denen es um etwas weniger geht als gleich um die menschliche Würde als solche?


Auch bleiben die logischen Übergänge von Kant und Bibelkritik zu modernen Phänomenen wie Cancel Culture und dem Israel-Konflikt m.E. viel zu schwammig. Klar ist nur, dass Alles auch irgendetwas mit universellen Werten zu tun hat. Was uns diese Einsicht nützt, muss sich erst noch zeigen.


Hochinteressant und z.T. neu waren für mich die Sichtweisen auf Abraham, Moses und Hiob, insbesondere natürlich die Reinterpretation sonst der sehr schwer verständlichen "Bindung des Isaak". Allerdings lässt Boehm hier einige Fragen offen, z.B. warum Abraham denn überhaupt loszieht und seinen Sohn festbindet, wenn er ihn nicht opfern will. In Bezug auf die Verhandlung Abrahams mit Gott über das Schicksal Sodoms und Gomorrhas übersieht Boehm, dass Gott zwar mit sich feilschen und Abraham so einen kleinen Sieg davontragen lässt, der Ausgang der Geschichte diesen Sieg aber relativiert: es finden sich nämlich nicht genügend Gerechte, um die Städte zu retten. Gott wird Recht behalten und Abraham seine Wette verlieren. In der biblischen Erzählung, in der Gott immer wieder herausgefordert wird, am Ende aber gewinnt, passt sich diese Episode gut ein. In Bezug auf eine universelle, d.h. über Gott stehende Moral, ist sie aber kaum hilfreich.


Für mich zeigt das Buch auch wieder einmal, wie wichtig es wäre, eine zumindest grundlegende philosophische (und ja - auch theologische) Ausbildung in unser modernes Schulprogramm zu integrieren, wenn wir möchten, dass unsere Gesellschaft (nach Kant) selbstdenkende Menschen hervorbringt, die zu einem gesunden Diskurs fähig sind, der nach Wahrheit strebt anstatt in extreme Meinungsbilder zu verfallen.

Profile Image for lectornicolas.
446 reviews99 followers
April 13, 2025
Un farolito de luz intelectual para tiempos en que la corrosiva búsqueda de poder y dinero por parte de izquierdas y derechas enlodan la justicia y la moral 🥺

Ideal para entender cómo y por qué ocurre hoy un evidente manoseo de los conceptos de “libertad de expresión”, “identidad”, “igualdad” y “democracia” por políticas progresistas y liberales al peo, y cuyos objetivos son políticamente abstrusos ☠️

“Para Kant, la minoría de edad es la tendencia a abstenerse de pensar, por comodidad, y delegarlo en otros: ” ✅

¿En qué momento dejamos de cuestionarnos las cosas que ocurren en nuestros países? 😅 Dejando de lado si nos consideramos de izquierdas o derechas, y más bien observando la realidad de forma crítica, concreta y con sentido común👌🏼

“Otra forma de minoría de edad que es más esencial y más perjudicial (…) se trata de una manera de pesar en la que utilizamos nuestra mente de forma inerte o mecánica (…). El peligro de que nos habituemos a recurrir a algoritmos mecánicos predeterminados cuando pensamos es mayor para nuestra independencia mental de lo que sería simplemente delegar el pensamiento a otros”.


Libro 49 del 2025

NICO SOTO
@LectorNicolas
Profile Image for Constanze Sendler.
6 reviews
December 16, 2024
This book is probably great for those who know nothing about Kant's moral philosophy and want to understand its appeal to modern society. It makes a convincing case that Kant's metaphysical universalism has a stronger pull than identity politics and modern liberalism. Yet, to anyone who's familiar with Kant's political philosophy, the book is disappointing because it says nothing about what makes Kant's politics distinctive -- namely the strict division of moral philosophy into politics and ethics. As someone hoping to find a new interpretation of Kant's practical metaphysics, I found no answers in Boehm's writing. The target audience is also clearly North American (plenty of anecdotal storytelling about Trump, the founding fathers, unionists, MLK...), which is funny because -- afaik -- the book is only available in German translation. TLDR: definitely not a book about Kant, which it also does not claim to be, maybe "Kant-ian" if one is very generous with their interpretation of that word
Profile Image for Robinsky_.
133 reviews5 followers
October 11, 2024
At this point zweifle ich ein bisschen daran warum ich das Buch (damals??) angefangen habe. Kenne Omri Boehm aus Jung & Naiv und dachte, dass es ein Buch ist, dass mir viele Insights für den Universalismus vs. Partikularismus (i.e. Identitätspolitik) liefert. Was ich stattdessen bekommen habe war viel mehr eine Suche nach den Anfängen des Universalismus, einerseits in der Bibel, andererseits im Bürgerkrieg der USA.
Es war also leider nicht wirklich das, was ich erhofft hab, auch wenn einige Punkte genannt wurden, die mit dem kompatibel sind, was ich wissen wollte.

Da ich allerdings Kapitel 2 und 3 längere Zeit nach Kapitel 1 (& Epilog) gelesen hab, kann es sein, dass ich einige wichtige Punkte weglasse.
Insgesamt a little enttäuscht, hoffe dass ich in Zukunft ein passenderes Buch finde!
Profile Image for Noelia Cartoy.
124 reviews1 follower
March 24, 2025
Interesante lectura. No estoy de acuerdo con casi ninguno de los puntos expuestos, eso si. Siempre me he posicionado más a favor del relativismo moral, la contextualización parece fundamental, así como imposible de obviar en una sociedad civilizada (lo cual hace prácticamente imposible el concepto universalista de la existencia de una verdad absoluta, ya de base). A parte de que no se puede negar su relación con las religiones monoteístas y como su universalismo moral (completamente hipócrita) ha llevado a las más profundas desigualdades (y a alguno de los genocidios más brutales de la historia, incluyendo los presentes).

Ninguno de los ejemplos y eventos descritos en el libro me hace considerar el universalismo como solución social ante la creciente ola de injusticias que asola nuestra civilización.
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Profile Image for Francisco Martínez Hidalgo.
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June 9, 2025
Dividido en tres partes y epílogo, tiene las dos primeras que son una lectura luminosa sobre el universalismo radical (la primera) y la crítica al liberalismo y a la izquierda identitarias (segunda) de forma concreta, certera y didáctica con Kant por bandera. La tercera es un análisis del identitarismo desde las lecturas bíblicas y las figuras de Abraham y Moisés, con una redacción bastante más oscura y, quizás, especializada. Lo mismo que el epílogo donde, desde la contraposición 'identitarismo vs. universalismo' se analiza en conflicto palestino-israelí a partir de los últimos acontecimientos. Irregular en su redacción, me dio nuevas ideas y subrayé muchos fragmentos de sus dos primeras partes, no hice lo mismo del resto. Lo recomiendo, pero también me parece que hay que ir dirigido a las partes que nos interesen a cada uno. Consejo: infórmese sobre el libro antes de entrar en él.
Profile Image for Loris.
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September 26, 2024
"Weniger Identitätspolitik und etwas mehr Kant, bitte"
Omri Boehm plädiert für einen universalen Humanismus, der im Grunde ein modernisierter Universalismus nach Kant darstellt. Er argumentiert für eine Rückkehr zu den universellen Werten der Aufklärung: Freiheit, Gleichheit und Vernunft - aber mit einem radikalen Twist: flächendeckende Kompromisslosigkeit.
Im Buch springt man drastisch von Epoche zu Epoche und persönlich hatte ich Schwierigkeiten den Kern seiner Argumente, in den sich ständig wechselnden Szenerien, raus zu pflücken. Nichtsdestotrotz ein kluger Denkanstoß und bringt einen frischen Wind im Dickicht der Identitätspolitik des Westens.
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April 20, 2025
Boehm macht einen wohlklingenden Vorschlag: Wir sollten aufhören, Menschen nach „Rassen“ zu kategorisieren – biologisch ohnehin unsinnig, soziologisch fragwürdig.
Die Idee, den Begriff in ein neues semantisches Zuhause zu verlagern, sei Boehm zufolge wenig hilfreich.
Man behandele ihn wie einen altgedienten Politiker, der nach Jahrzehnten im Amt in die freie Wirtschaft wechselt: Neuer Arbeitsplatz, neuer Titel, aber immer noch derselbe korrupte Typ. Die diskriminierende Aufladung des Begriffs lässt sich nicht durch bloßen Kontextwechsel neutralisieren.
Wenn Diskriminierung geschieht – gegen Schwarze, gegen Juden, gegen Muslime usw. - dann liegt das nicht daran, dass wir vergessen haben, dass wir alle Menschen sind – sondern daran, dass ganz bestimmte Menschen gezielt ausgegrenzt und verletzt werden. Es scheint ein wenig naiv, zu hoffen, der Diskriminierende möge durch die schlichte Erinnerung an unsere gemeinsame Menschlichkeit zur Einsicht kommen. Ich teile hier die Skepsis Hannah Arendts, die auch nichts davon hielt, den Aggressor auf einer moralischen Ebene anzuflehen.
Wer als Schwarzer Mensch, als Jude, Muslim oder was auch immer, diskriminiert wird, tut gut daran, sich auch als solcher zu verteidigen. Die Idee des universellen Menschseins bleibt, so schön sie klingen mag, oft das Privileg theoretischer Abhandlungen. In der Wirklichkeit hingegen existiert Diskriminierung als strukturierte, erfahrbare Realität. Und diese lässt sich nur dann ernsthaft bekämpfen, wenn man sie beim Namen nennt – mit jener Klarheit, die politischer Identität innewohnt.
Identitätspolitik ist – entgegen dem, was ihre Kritiker, Boehm eingeschlossen, behaupten – keine Modeerscheinung, sondern ein notwendiges Instrument im Kampf gegen soziale Ungleichheit. Universalismus mag als Ideal am Horizont stehen – aber im Hier und Jetzt braucht es mehr als bloß wohlklingende Ideen.
Profile Image for Robert Johnston.
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September 24, 2022
This book provides an interesting analysis on how to save enlightenment universalism from its own failings and the threat from identity politics. It provides a refreshing counter to the crude political and social media "woke" versus "anti-woke" shouting match. It draws on Spinoza, Kant, Nietzsche, and Martin Luther King Jr. It also uses the declaration of independence and constitution of the USA to analyse the interplay between aspiration, reality, and law.
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August 31, 2025
Boehm schafft es Kant für aktuelle Debatten wieder sexy zu machen. Methodisch spannende Methode durch die Interpretation der verschiedenen Schriftstücke. Gleichzeitig ein gesellschaftskritisches Stück in Hinblick auf linke Gruppen, wenngleich diese kritische Analyse vor allem im amerikanischen Raum verhaftet bleibt. Dies nimmt den Buch jedoch nichts von seiner inhaltlichen Stärke. Kurz, prägnant und für mich ein Buch, dass ich gerne und uneingeschränkt weiter empfehle.
35 reviews
July 16, 2025
Es una gran teoría pero no me parece que pueda convertirse nunca en realidad. Lo máximo a lo que hemos llegado los humanos es a el "aburrido e insípido" consenso que tantas veces nos ha salvado de nosotros mismos. Las utopías son maravillosas pero la historia ha demostrado que son sólo eso, sueños.
Profile Image for Maya Dimitrova.
1 review
February 18, 2024
Fascinating ideas and thoughts. I only regret that the style of the book is rather scientific and thus the message of the book won't be able to reach the masses.
Profile Image for Valeria Vera.
7 reviews
October 21, 2024
Hat meine Weltsicht total verändert - auch betreffend Nahostkonflikt wirklich aufschlussreich.
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