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Venedig, Prag und Karlsbad, die Wüste Nevadas, Island oder das Norwegen nördlich des Polarkreises -- in sämtlichen Erzählungen wird die gewohnte Umgebung hinter sich gelassen, und sei es auch nur eine Fahrt in die deutsche Provinz, wohin die Icherzählerin aus "Ruth (Freundinnen)" reist und sich in den Geliebten der besten Freundin verknallt. Nichts als Gespenster -- gespenstisch wirken die Hermann'schen Figuren tatsächlich oft, in ihrer Orientierungslosigkeit und Indifferenz, mit der sie durch ihr Dasein laufen.
Inhaltlich und stilistisch setzt die junge Berlinerin, die Sommerhaus, später mit einem Schlag zur erfolgreichen und gefeierten Autorin machte, auf das gleiche Pferd. Warum auch nicht. Andererseits hat sie sich durchaus weiter entwickelt: Ihre Geschichten sind länger (bis zu 60 Seiten) und durch den häufigen Einsatz unterschiedlicher Zeitebenen komplexer geworden. Und selbst einzelne Momente der Seeligkeit gönnt sie ihren Figuren nun hin und wieder, wie am Ende von "Die Liebe zu Ari Oskarsson", der letzten der sieben durchweg gelungenen Erzählungen: "... und wir legten die Köpfe in den Nacken und sahen das Nordlicht an, ins All geschleuderte Materie, ein Haufen heißer Elektronen, zerborstene Sterne, was weiß denn ich. "Und bist du jetzt glücklich?" sagte Owen atemlos, und ich sagte "Sehr." --Christian Stahl
262 pages, Paperback
First published January 31, 2003