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Orkus #5

Das Labyrinth

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Die Wiener Hofburg, die riesige Residenz der Habsburger, brennt – und der Psychiater Heinrich Pollanzy hat einen Verdacht: Könnte sein pyromanischer Patient Philipp Stourzh der Täter sein? Während Stourzh auf den Spuren des letzten österreichischen Kaisers Karl nach Madeira und Madrid reist, führt auch Dr. Pollanzys Weg von Wien nach Spanien. Dort kommt es zu einer dramatischen Begegnung mit seinem Patienten. Oder war alles ganz anders? Welche Rolle spielt die Logopädin Astrid, die mit Pollanzy wie mit Stourzh ein Verhältnis zu unterhalten scheint? Welchem Erzähler ist in diesem Buch überhaupt noch zu trauen?
Gerhard Roths neuer Roman ist eine faszinierende Reise in die Grenz- und Krisengebiete von Wahn und Wirklichkeit. Sie führt uns durch halb Europa und quer durch die Zeiten vor die Gemälde eines Velázquez, Goya und Arcimboldo, durch die literarischen Schatz- und Dunkelkammern eines Kafka, Pessoa und Cervantes, durch spanische Stierkampfarenen, Wiener Kaffeehäuser und Museumsdepots.

453 pages, Hardcover

First published January 1, 2004

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About the author

Gerhard Roth

93 books17 followers
Gerhard^Roth (this Austrian author)
Gerhard^^Roth (German Neurobiologist)
Gerhard^^^Roth (German travel guide books)

Gerhard Roth is perhaps the most important writer to emerge from that “hot-bed of geniuses,” the Forum Stadtpark, which has radically influenced German letters in the last two decades. His broad range of works, from experimental novels to plays and a children’s book, has earned him a number of major prizes, and several of his books have been filmed. An uncomfortable writer whose work revolves around extreme mental states and behaviour.

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Displaying 1 - 3 of 3 reviews
Profile Image for Markus.
276 reviews94 followers
September 16, 2023
Manche Bücher verleiten den neugierigen Leser zu weiterführenden und oft ausufernden Recherchen. So auch hier - aus jüngsten Untersuchungen entnehme ich, dass Francisco Goya vermutlich am Susac Syndrom (... nie gehört) erkrankt war, einer sehr seltenen, wahrscheinlich autoimmun vermittelten Entzündung der kleinsten Blutgefäße des Gehirns, der Netzhaut und des Innenohres. Bekanntlich verlor der Maler durch eine mysteriöse Erkrankung sein Hörvermögen und litt bis zum Tod an Halluzinationen und anderen psychischen Störungen, von denen ja sein ganzes späteres Werk sehr eindringlich zeugt.

Goya - Schlaf der Venunft
[Francisco Goya - El sueño de la razón produce monstruos (Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer)]

Wirklichkeit und Wahn sind nur eines von vielen Themen dieses Romans. Der Wahn als Zugang zur Wirklichkeit treibt vor allem "den Schriftsteller" um und man könnte ihm vorwerfen, dass er die Geisteskrankheit schon arg romantisiert. Inwieweit Roth seine eigenen Gedanken hier einarbeitet bleibt natürlich offen.

Der Schriftsteller ist einer von fünf angeblichen Erzählern. Gerhard Roth treibt ein fieses Spiel mit den Erzählern, und damit ist auch schon das Leitmotiv des Buchs angesprochen, das Labyrinth. Dass man darin den Überblick verliert, sollte man keinesfalls dem Autor ankreiden, im Gegenteil - es ist der Zweck eines Labyrinths. Es muss nicht aus Mauern oder Hecken bestehen, auch eine Geschichte ist hervorragend geeignet, die Leserin zu verwirren und an der Nase herumzuführen, und das gelingt Gerhard Roth ganz ausgezeichnet.

Schauplätze, die man selber kennt, sind immer besonders lohnend. Ein Erzählstrang spielt in Madeira, genauer in dem über Funchal gelegenen Örtchen Monte, wo in der Kirche "De Nossa Senhora de Monte" das Grabmal Karl I. zu besichtigen ist. Karl war von 1916 bis 1918 der letzte Kaiser der Habsburgermonarchie - hierzulande wird er auch - in Anspielung auf die Isonzoschlachten - Giftgas Charly genannt. Die Briten haben ihn nach seinem zweiten erfolglosen Restaurationsversuch in Ungarn, dessen rechtmäßiger König er immer noch war, kurzerhand nach Madeira ins Exil verfrachtet, wo er bald an einer Lungenentzündung starb. Die Kirche und das Grab sind recht unspektakulär und das Gartenlabyrinth, das einer der angeblichen Erzähler besichtigt hat, ist mir jedenfalls bei meinem Besuch entgangen.
Eine Abschweifung meinerseits, die ich unbedingt anbringen muss, betrifft Karls auch in katholischen Kreisen nicht unumstrittene Seligsprechung 2004. Nach der Anrufung des verstorbenen Kaisers wurde eine brasilianische Nonne von ihren Krampfadern geheilt, was vom Vatikan als medizinisch nicht erklärbares Wunder anerkannt wurde.


[Nossa Senhora do Monte in Funchal, Madeira, mit einer Statue Kaiser Karls I.]

Wer jetzt denkt, ich sollte endlich zur Sache kommen, zum Inhalt, zur Handlung - wir sind schon mittendrin. Das Buch besteht zu weiten Teilen aus essayistischen Ausschweifungen, die auch aus Monographien oder aus Reiseführern entnommen sein könnten. Nebenbei ein guter Hinweis auf die Identität der angeblichen Erzähler, denn seltsamerweise haben sie alle denselben Hang zur breit angelegten, historischen und kunstgeschichtlichen Abhandlung. So erfährt man allerlei Interessantes zum geheimnisumwitterten Tod Ludwig II. im Starnberger See, zum Abgang besagten Kaiser Karls I., zu Cervantes und Pessoa, Goya und Velazquez, aber auch über Orte und Stätten, die an besagte Herrschaften erinnern.

Brand Redoutensäle, Wiener Hofburg 1992
[Der Brand der Redoutensäle, Hofburg, Wien 1992]

Handlung gibt es auch, die sich im Detail je nach Erzähler auch widersprechen kann. Gleich zu Beginn brennen die Redoutensäle in der Wiener Hofburg, wie tatsächlich im November 1992 geschehen. Es geht weiter in der berühmten Nervenheilanstalt Gugging, die vor allem durch das "Haus der Künstler" und die beeindruckenden Arbeiten ihrer Patienten weltbekannt wurde. Der Psychiater Pollanzy verdächtigt dort seinen Patienten Stourzh der Brandstiftung. In der Folge führt die Handlung an den Starnberger See, nach Madeira und nach Spanien. Weitere Hauptrollen, sowohl als Figur als auch als Erzähler, spielen der schon erwähnte Schriftsteller, ein stummer Patient in Gugging, der vorzugsweise brennende Menschen und Objekte malt und eine Logopädin, die mit allen männlichen Figuren Beziehungen unterhält - angeblich - sowie auch sonst alles zu allem in Beziehung steht.

Johann Garber - Die Seele, Gugging 1991
[Johann Garber - Die Seele, Gugging 1991]

Natürlich spielt auch das Feuer eine Schlüsselrolle, gleich am Anfang weist ein Zitat von Novalis darauf hin: "Der Prozess der Geschichte ist ein Verbrennen". Die Wiener Hofburg war nicht nur Stammsitz der Habsburger und ist mit ihrer Fläche von 300.407 Quadratmetern, unzähligen Stiegen, Gängen und Flügeln selbst ein Labyrinth, die Geschichte hat an ihr auch eine dunkle Marke hinterlassen: der Balkon zum Heldenplatz hin, von dem aus Hitler den von Zehntausenden bejubelten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich zelebriert hat, ist zu einem denkwürdigen Symbol geworden.

Die Interpretationsmöglichkeiten sind jedenfalls uferlos und die Dichte an Inhalten, Themen, Verweisen und Zusammenhängen kann man berechtigterweise auch kritisch sehen. Anders als in "Grundriss eines Rätsels" hat mich die Überfrachtung aber hier nicht gestört. Als Gegenpol dazu fand ich den beschaulichen Grundton trotz, oder vielleicht wegen der betonten Langatmigkeit entspannend, aber keinesfalls langweilig.

"Das Labyrinth" ist definitiv kein Pageturner und sicher ungeeignet für ein breites Publikum. Wer aber komplexe Strukturen mag und zugleich (kunst-)historische Ambitionen hat, wird damit große Freude haben.
Profile Image for Jools.Reads.
143 reviews48 followers
January 2, 2020
Die Hofburg brennt! Psychiater Pollanzy hat einen seiner Patienten - den Pyromanen Stourzh, der dem Feuerlegen eigentlich abgeschworen hatte - in Verdacht. Pollanzy will den Feuerteufel finden. Aber er ermittelt nicht, nein, er strauchelt, strudelt und fällt hinein in das Wirrwarr der Geschichte und verliert - abgelenkt vom Wahn seiner Patienten und persönlichen Dramen - immer wieder den Überblick. Zwischendrin erzählt er uns dann noch von seinem Interview mit Otto von Habsburg, dessen Kindermädchen möglicherweise die Urgroßmutter des Brandstifters war. Nix G'wiss woaß ma net!
Es Wien-elt arg wunderbar in diesem Roman. Man möchte sofort die unzähligen Gänge der Hofburg durchstreifen, runter in die Kapuzinergruft, bei den Lippizanern vorbei und dann auf einen Kaffee ins Prückl. Ich mochte diese Streifzüge durch die Stadt, und die vielen literarischen Anspielungen. Weniger mochte ich die irrsinnig (haha) vielen Fußnoten und das ewige Hin und Her zwischen Doktors Tagebuch und Patienten Gedanken. Man verliert sehr leicht den Überblick und das nervt halt arg.
Schade.
Profile Image for Peter.
315 reviews144 followers
December 12, 2023
Usually I either like a book and finish it or I dislike and abandon it. I am truly ambivalent about this book, however. I was really interested in the narration of most of the true historical events, but couldn’t really see the point of the form into which the author forced these facts.

Let me explain: the story begins with a description of the fire of the Hofburg in Vienna in 1992. The Hofburg was the former imperial palace of the Habsburgs; building started already in the 13th century and more or less continuous modifications have been made up to the present. Today the Hofburg is a sprawling collection of public, institutional, and private residential buildings. One of the protagonists, Dr Pollanzy, a psychiatrist, lives there and he suspects one of his patients, Stourzh, who is also an assistant porter at the asylum where Pollanzy works and who apparently has pyromaniacal tendencies.

So far so good. The more than slightly disturbed Stourzh also just happens to have a great grandmother who was in service to the last Austro-Hungarian emperor, Charles I of Austria, the last of the Habsburg Kaisers. Roth uses this dubious device to take us on a lengthy discourse of what happened to Charles after he had been deposed. Again this is highly interesting and historically accurate as fas as I can ascertain. The journey takes us to Switzerland and then to Madeira, a Portuguese island in the Atlantic, where Charles dies of pneumonia aged 34, after having run out of money and being forced to take humble lodgings in the wet and cold uplands of Madeira. Like all characters in the novel, Charles is somewhat detached from reality and generally a bit loopy. After he was deposed he kept up various intrigues to try and regain power, and almost succeeding in Hungary! By the way, the fact that Charles never did anything for anyone except himself did not prevent the Catholic Church from beatifying him (the first step to sainthood) in 2003. This is not mentioned in the book: presumably it couldn’t be included as it happened just before the first publication of ‘Das Labyrinth’ in 2004.

The weird storytelling devices keep coming and Stourzh also happens to have been a student of art history and is considering completing his masters thesis. Again this very questionable device is used by Roth to start an incongruous discourse of various writers (Kafka, Cervantes, Pessoa) and painters (Velasquez, Goya, et al.) that were more or less delusional. This part of the book takes the reader to mainland Portugal and to Spain. Yet again this discourse is highly interesting, but why did Roth think it necessary to couch the history in some unlikely and confusing present-day context, almost like a crime novel? Half the time I wasn’t even certain who was narrating (Pollanzy and Stourzh are only two of the numerous cast).

On the face of it this book examines the borderlands between sense and delusion. But where does the Hofburg fire fit in? Is this just a figure that stands for disorder? Also why talk about Kaiser Karl? Strictly speaking he wasn’t mad. I suspect that Roth was just interested in history and art history but couldn’t think of a good vehicle for a historical novel. Roth is very very good when talking about historical facts (although he tends to obsessive listing) and very very bad at packaging these facts (including the numerous endnotes, which do not enhance the reading experience).
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