Christa Wolf, Brigitte Reimann und Maxie Wander – Carolin Würfel porträtiert diese drei Ikonen der DDR-Literatur und wirft einen modernen Blick auf das große Versprechen des Sozialismus.
Christa Wolf, Brigitte Reimann, Maxie Wander – waren sie Träumerinnen oder Macherinnen, diese drei Frauen, die zu Ikonen der DDR-Literatur wurden? In ihrem atmosphärischen Porträt zeigt Carolin Würfel drei Schriftstellerinnen, die im Temperament unterschiedlicher kaum sein könnten und die doch eines eint: die Begeisterung für das Versprechen des Sozialismus, die Bereitschaft, den Traum vom neuen Menschen in ihrem Alltag, ihrer Arbeit und ihren Beziehungen umzusetzen. Mit welchem Selbstbewusstsein diese Frauen in den 1950er- und 1960er-Jahren ihre Ziele verfolgen, sich dabei als Freundinnen stützen – wie ihre Träume aber auch platzen, davon erzählt Carolin Würfel inspiriert und mitreißend und lässt ein Stück Zeitgeschichte lebendig werden.
Das inspirierendste und aufwühlendste Buch, was ich seit langem gelesen habe. Das mich die Geschichten der drei Frauen berühren ist eine Untertreibung. Große Empfehlung!
Am Anfang war ich mir unsicher, ob mir diese Form der kommentierten Biografie gefällt, aber letztendlich hat mich die Herangehensweise doch überzeugt. Das Buch wirft einen anstimmenden Blick der Nachwendegeneration auf das „pragmatische Ostleben“ der drei Schriftstellerinnen - deswegen hat es mich wohl auch dann doch ziemlich abgeholt.
Ich kannte bis vor kurzem nur je 1 Buch von den drei Frauen. "Geschwister" von Reimann, "Der geteilte Himmel" von Wolf und "Guten Morgen, Du Schöne" von Wander. und nur das letztgenannte war für mich in positiver Erinnerung. Schreiben können alle drei und inzwischen habe ich von Reimann den wirklich gr0ßen Roman "Franziska Linkerhand" und von Wolf "Störfall" gelesen. Nur ... drei Frauen träumten eben nicht nur vom Sozialismus, sie waren mitten drin und haben gerade mit ihren frühen Romanen am Staat mitgestaltet. und ja, sicher, sie sind aufgewacht, aber spät und dann? Rückzug und Anpassung. Nichts ungewöhnliches und doch, das war ihre Entscheidung. Die Autorin sagt in ihrem Nachwort, diese 3 Autorinnen waren in ihrer Familie Ikonen, nun ja. Das waren sie für mich eben nicht und ich lese erst jetzt Prosa der DDR mit genügend Abstand und eher mit Würdigung der literarischen Fähigkeiten.
Ein unerwartetes Abenteuer. Als Biografie-skeptisch bin ich eingestiegen und auf jeder Seite um so Vieles überrascht und bereichert worden. Es geht um drei Frauen und so viel mehr und gleichzeitig doch nur um diese drei Frauen.
Wir erhalten Einblick in das Leben dreier Schriftstellerinnen der DDR, während aber auch die vierte Schreibende, die Autorin selbst, ihren Raum in diesem Buch findet in Form eines spannenden Aufbaus, aufwühlender Sprache, klugen Fragen und sehr viel Empathie.
Ein sehr beeindruckendes Porträt dreier Schriftstellerinnen, die zwischen Systemtreue, ihrer Kunst und Pflicht gegenüber der Familie beeindruckendes Geleistet haben. Sehr inspirierend und öffnet zudem die Augen für die aktuelle politische Lage in Ost- und Westdeutschland.
Aber schön war es doch! Drei Frauen träumten vom Sozialismus war ein unheimlich kurzweiliges, in gewisser Weise freundliches aber auch intimes Buch. Mitunter hatte man als Leser das Gefühl, den Heldinnen der Ostliteratur (wobei ich mir ein ähnliches Buch vielleicht auch über Irmtraud Morgner oder Inge Müller wünschen würde) doch etwas sehr nahe zu sein.
Trotz allem wirkten diese fernen Personen durch die Sprache Carolin Würfels sehr nah und - wahrscheinlich vorallem dem Charakter der drei Damen am meisten geschuldet - unheimlich menschlich. Fazit: Ich freu mich, dass es Menschen gibt die sich eines solchen Themas annehmen. Dieses Buch hat mein Interesse an den Werken der beschrieben Frauen, dem Körper ihrer Arbeit, insbesondere das der Brigitte Reimann noch einmal bekräftigt.
Einen viertel Stern Abzug, weil mich die Dopppelnennungen doch ein wenig angestrengt haben.
Der Traum von einem Ideal prägt das Leben der drei Frauen und zeigt auf wunderbare literarische Weise deren persönliche Entwicklung. Ich habe mich sehr gut in die Gedanken und Gefühlswelt der Frauen versetzen können. Ein wichtiges Buch für alle Frauen, die frei ihren Lebensweg finden möchten. Das Hoffen, Tun und Scheitern dieser drei Frauen macht Mut seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen! Danke an Carolin Würfel!
Was heißt es, in der DDR zu schreiben? Mehr noch: Was heißt es als Frau in der DDR zu schreiben, sich schreibend selbst zu verwirklichen, zwar an den Sozialismus zu glauben, oder zumindest davon zu träumen, jedoch an der Wirklichkeit abzuprallen? Um diese Themen geht es in dem Buch von Carolin Würfel. Es geht um die Selbstverwirklichung im und durch das Schreiben von Maxie Wander, Christa Wolf und Brigitte Reimann und es geht um das Verhältnis dieser drei Frauen zum Sozialismus.
Würfel wählt dafür eine ungewöhnliche Form: Ein Portrait, das nicht nur schnöde einen Lebenslauf herunterrasselt, sondern uns einlädt, einfängt in den Alltag dieser Frauen, uns miterleben lässt, wie sie gelebt, geschrieben, geliebt haben. Es werden Szenen beschrieben, in denen Blicke, Gedanken, Berührungen ausgetauscht werden und ja, man kann fragen: Ist das denn wirklich so gewesen? Aber darum geht es nicht. Es geht darum, diese Autorinnen lebendig zu machen in möglichst all ihren Facetten. Die Idee auf diese Weise an die drei Schriftstellerinnen heranzutreten, fand ich äußerst gelungen umgesetzt. Sie birgt aber auch eine Gefahr, der sich in meinen Augen auch Würfel nicht ganz entziehen konnte. Es handelt sich dabei um die Gefahr, sich doch hin und wieder im Ton zu vergreifen und zu modern, zu wertend den Schriftstellerinnen etwas in den Mund zu legen in Situationen, bei denen ich es für gut befunden hätte, zurückhaltender zu sein, um ihnen kein Unrecht zu tun. Der Anspruch der Portraits war zwar, möglichst nah zu sein und nah zu gehen, doch hätte mir etwas mehr skeptische Brechung, etwas mehr Zweifel in den Beschreibungen von Würfel gut gefallen.
Das bringt mich zu dem letzten Punkt und der ist etwas heikel. Gerade in der zweiten Hälfte scheint es immer stärker um die Frau zu gehen, um die Frau, die sich schreibend verwirklicht und sich gegen die Männer und den Staat zur Wehr setzt. Das Wort Feminismus fällt fast nie (war das beabsichtigt? noch ein Ismus?), klingt aber die ganze Zeit an. Im Falle von Maxie Wander und Brigitte Reimann kann ich es nur schlecht beurteilen, aber im Falle von Christa Wolf wage ich zu bezweifeln, dass sie sich - etwas salopp und überspitzt gesagt - dafür so vor den Karren hätte spannen lassen. Selbstverwirklichung und Eigenverantwortung ja, Gleichberechtigung, die auf Vernunft basiert ja, aber eben kein Femin-Ismus, der sich auf Weiblickeit als einen Wert zurückzieht. So ähnlich hatte sie es zumindest in ihrer Poetikvorlesung zu Kassandra formuliert. Dementsprechend hatte das Buch für mich am Ende einen schalen Beigeschmack, weil ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die Lebensläufe dieser Schriftstellerinnen auch für eine aktuelle Debatte instrumentalisiert werden, so richtig und wichtig diese aktuelle Debatte auch sein mag. Würfel hätte auch hier für meinen Geschmack etwas zurückhaltender sein können und die Lebensläufe der drei Autorinnen für sich sprechen lassen.
Dementsprechend bin ich zwiegespalten. Es ist ein inspirierendes Buch über drei großartige Schriftstellerinnen, die tatsächlich einige meiner Lieblingsbücher geschrieben haben. Es ist absolut lesenswert - selbst wenn man sich wie ich selbst an einigen Stellen reibt und einem die Zweifel kommen.
Von allen nicht-fiktiven Büchern sind mir Biographien am liebsten: in der Realität verwurzelt, sicher; aber die Autorin darf trotzdem eine Geschichte erzählen. Carolin Würfel gelingt es gut, die Lebensgeschichte dieser drei Autorinnen zu erzählen und die unsichtbaren und sichtbaren Fäden zu zeigen, die die drei miteinander verbunden. Ein einziger Wermutstropfen: Ich hätte mir gewünscht, dass der Traum vom Sozialismus nicht ganz so oft als naiv abgestempelt würde; die Autorin geht ein wenig zu flapsig mit ihrer Ablehnung aller Ideologien, oder in ihrem Wort: „Ismen“ (zweifellos einer der dümmsten Diskurs-Begriffe) um. Davon abgesehen hat das Buch seinen wohl wichtigsten Zweck erfüllt: Ich habe richtig Lust, Literatur von DDR-Schriftstellerinnen zu lesen.
hat für mich als kind der 90er die ddr lebendig gemacht. die entwicklung der drei schriftstellerinnen zu beobachten, ihre gedanken, überzeugungen, die zweifel, der mut, das durchhalten. ich würde gerne mehr über so tolle frauen lesen. hat mich an vielen stellen zu tränen gerührt und mich ermutigt, den traum vom sozialismus nicht aufzugeben. ist sehr schön erzählend geschrieben, am anfang fand ichs verwirrend, dass die kapitel sich abwechselnd den einzelnen frauen widmen und hatte ein bisschen mühe, die jeweilige geschichte der richtigen person zuzuordnen. aber im nachhinein hab ich gemerkt, dass das doch super geklappt hat und für den verlauf der geschichte ergibts voll sinn.
Ich hab glaube ich selten so ein unsinniges Buch gelesen, in dem Buch wird der Nationalsozialismus mehrfach explizit als sozialismus bezeichnet. Solche Aussagen sind halt einfach faktisch irritierend. nur weil etwas sozialistische elemente hat heisst es ja nicht dass es sozialistisch ist. Außerdem geht der sozialismus ja hand in hand mit dem internationalismus und deswegen ist "nationalistischer SOZIALISMUS" zwar irgendwie teilweise passend aber hat nichts mit dem eigentlichen sozialismus zu tun. Das ist es aber was das buch mehrfach probiert darzustellen. An sich hat das Buch aber einige (wenige) gute Ansätze.
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Die Leben dreier großartiger Autorinnen unter der Idee, die ihr Leben bestimmt hat. Das war und ist ein fantastischer Ansatz, allerdings bleibt die Autorin ein wenig hinter den Erwartungen zurück, die sie weckt. Diverse Sätze scheinen aus Büchern der Autorinnen genommen, ohne wirklich Zitate. Die tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Sozialismus bleibt bei Maxi Wander und Brigitte Reimann zum Teil ausbaufähig, vielleicht fehlen auch einfach Quellen. Ich hätte mir auf jeden Fall zu diesem tollen Thema noch mehr detaillierten Input gewünscht.
Auch wenn ich mich bei Carolin Würfels Stil manchmal an die Logo-Nachrichten für Kinder erinnert gefühlt habe, hat mich ihre Vertiefung in die Biographien und Schriften der drei DDR-Schriftstellerinnen doch zunehmend begeistert. Das Buch ist auch ein Plädoyer für ein neues Nachdenken über oder Andenken an die DDR und die Freiheit, die sie in aller politischen Enge gerade Frauen im Alltag ermöglichte.
Schaffen wir es, uns als Individuen zum Wohle der Gemeinschaft so weit zurückzunehmen um Kommunismus leben zu können?
Einen Kommunismus leben zu können ohne Einschränkungen der persönlichen Freiheit, Gedankenfreiheit, das Recht die eigene Meinung zu äußern und vor allem das Recht zu reisen? In kleineren kommunalen Strukturen bestimmt aber in einem großen System?
Geniales, sehr spannendes Buch! Große Empfehlung für alle, die sich für DDR-Geschichte im Bezug auf Literatur interessieren oder die Reimann, Wander oder Wolf gerne lesen und sich für diese Autorinnen interessieren. Ich habe sehr viel gelernt!
Ich gebe Sekundärliteratur eigentlich nie 5 Sterne. Aber hier doch, denn das Buch hat mich sehr berührt, inspiriert und gefesselt. Es geht um Sozialismus, Freiheit, Menschsein, …