»Meine Großmutter hat sich mit allen Leuten zweimal zerstritten. Das erste Mal, als die Leute die Schrecken der NS-Herrschaft zu schnell vergessen wollten. Und dann, als sie die ökologischen Katastrophen nicht wahrhaben wollten.«
Dagmar Reemtsma ist fast 90, sie ist ein Kriegskind. Ihre Enkelin Luisa Neubauer ist in Friedenszeiten aufgewachsen, doch ihre Generation ist durch die ökologische Zerstörung bedroht. Sie beide verbindet ihr Einsatz gegen die Ohnmacht angesichts der Krisen und Kriege der Welt. In diesem Buch erzählen sie erstmals ihre persönliche und politische Geschichte. Zwei außergewöhnliche Frauen und Aktivistinnen, hundert Jahre Geschichten gegen die Ohnmacht – eine Verschwisterung über die Generationen.
Luisa Neubauer hat eine besondere Beziehung zu ihrer Großmutter Dagmar Reemtsma. Seit sie ein Kind ist, besprechen sie alles miteinander. Persönliches, genauso wie die großen Fragen von Geschichte, Politik und Gesellschaft. Früh fingen sie an darüber nachzudenken, was Privilegien bedeuten, und wie man ihnen gerecht wird. Sie wurden in sehr unterschiedliche und sehr schwierige Zeiten hineingeboren, mussten früh eine eigene Haltung finden: Dagmar Reemtsma wurde in Zeiten des erstarkenden Nationalsozialismus geboren, ihr Vater kam in einem KZ ums Leben. Luisa Neubauer musste verstehen, dass das Land, in dem sie aufwächst, ihre Generation nicht vor der Klimakrise schützt. Als sie ihr Studium aufnimmt, um die ökologischen Katastrophen besser zu verstehen, stirbt ihr Vater. Doch der Ohnmacht zu erliegen, war für beide nie eine Option. Der Krieg gegen die Ukraine brach mitten in die Gespräche zu diesem Buch. Keine von beiden hätte geglaubt, wieder Krieg in Europa erleben zu müssen. Und wieder stehen sie vor Haltungsfragen, vor Verantwortungsfragen und der Frage, was man der Ohnmacht entgegenstellt.
Luisa-Marie Neubauer is a German climate change activist and publicist. In Germany, she is one of the main organizers of the Greta Thunberg-inspired school strike Fridays for Future.
Ich habe es vor mir hergeschoben, weil ich mir wenig vom Thema und nichts von der "zusammen mit meiner Großmutter geschrieben"-Konstruktion erwartet habe. Aber es ist ganz anders. Man bekommt nicht (oder nur nebenher) noch mal erklärt, was alles schiefläuft. Und gerade die Großmuttergeschichte sorgt für eine sehr lange Perspektive, die ich mir bei allen Büchern wünschen würde. Den Anfang (Prolog und "Jeden Freitag") fand ich ein bisschen schwächer als den Rest, ich sage das nur, damit sich niemand vielleicht von der Leseprobe abschrecken lässt, die genau diese beiden Abschnitte enthält.
„Ohnmacht ist eine Machtasymmetrie, wenn man glaubt, einer Situation, einer bestimmten Dynamik wenig entgegensetzen zu können. Daraus resultiert Sprachlosigkeit, Entfremdung oder emotionale Flucht.“
Zwischen Luisa Neubauer und Dagmar Reemtsma liegen 63 Jahre. Dagmar ist als Kriegskind geboren und Luisa ist in Friedenszeiten aufgewachsen. Was niemand ahnte, trotz des Altersunterschiedes, ist der Krieg in Europa. Schon sehr früh besprechen Enkelin und Oma alles zusammen. „Mit den Jahren wurden unsere Bastelproblemen immer mehr zu politischen Problemen. Wir zogen vom Keller rauf in die Küche, statt darüber zu grübeln, wie der Puppenstuhl verleimt werden kann, diskutierten wir, wie Gesellschaften zusammenhalten, die Wirkung von Artenschutzabkommen oder welche Entscheidungen in der Hamburger Bürgerschaft anstanden.“
In zwölf schön betitelten Kapiteln sind immer wieder persönliche Themen, Gespräche oder Zitate zu finden, die dieses Buch in meinen Augen eine schöne Kontur und Form geben. Denn nichts wollen Menschen mehr hören als Erfahrungen und/oder Erzählungen aus einer anderen Vergangenheit. Zu Recht, denn so kommen Menschen sich - soziologisch betrachtet - viel näher. Menschen suchen Verbindungen zueinander, um sich nicht komplett einsam zu fühlen. Über Privilegien bis hinzu Empörung sind sich die Aktivistinnen Dagmar und Luisa sehr bewusst. Diesen beiden beeindruckenden Menschen gelingt es mit so viel erlebten Dinge und Hiobsbotschaften, trotzdem weiterzumachen. Vor allem zeichnet sich dieser hoffnungsvolle Schimmer bei Dagmar ab. Wir kriegen Einblicke in die NS-Zeit mit, als Dagmars Vater im KZ ums Leben kommt.
Dagmar war schon Aktivistin, bevor Luisa zu Welt kam. Sie setzte sich, vor allem aber für die Ungerechtigkeit der Näharbeiter_innen des Großkonzerns Adidas ein: Sie forderte gerechte Löhne und Menschenrechte ein! Nach 90 Jahren hat sie noch Hoffnung! Denn für beide ist klar, dass „der entscheidende Moment, in dem Druck wirkt und etwas ins Wanken kommt, ist das am besten gehütete Geheimnis derjenigen, die sich bis zuletzt dagegen gewährt haben. Diejenigen, die nie ein Interesse daran hatten, dass Widerstand Erfolg hat, werden auch niemals die ermächtigende Geschichte dahinter erzählen.“
„Wer genau hinschaut, der erkennt, dass ich überall Wunderkerzen–Momente verbergen, die Menschen inspirieren und Macht erwachsen lassen. (…) Menschen setzen sich nicht überall auf der Welt ein, weil sie wissen, dass das alleine reicht. Sondern weil sie wissen, dass es irgendwer irgendwo anders auch tut. Weil sie wissen, dass jemand sie zählt.“
ein sehr schön und verständlich geschriebenes buch darüber, wie verschiedene generationen auf die welt blicken. neben biografisch sehr spannenden einblicken geht es um den kampf gegen ungerechtigkeiten, wie privilegien mit pflichten kommen, eine analyse der gesellschaftlichen situation und wie wir trotz vermeintlicher aussichtslosigkeit unsere hoffnung aufrecht erhalten.
ich würde lügen, wenn ich sagen würde es wäre nicht hier und da mal eine träne über meine wange gekullert. einige stellen des buches gingen mir emotional sehr nah.
ich bewundere dagmar für ihre unermüdliche kraft und ihren besonders ehrlichen und wohlwollenden blick auf die menschen und ihren umgang mit der mitwelt. zwei starke frauen, die ehrlich mit sich, ihren gefühlen und uns sind und so dabei helfen können, nicht dem pessimismus und fatalismus platz zu machen.
Viel persönlicher als ich erwartet hatte. Es geht nicht nur um Klimapolitik, sondern auch um die Nazi-Vergangenheit der verschiedenen Familienteile. Die Großmutter ist eine unfassbar starke, beeindruckende Frau, die mit ihrer Hoffnung und Unermüdlichkeit ansteckt. Luisa natürlich auch. Besonders die Gedanken dazu, wie wir im Großen und Kleinen mit den (ungelösten) Problemen umgehen und welche Auswirkungen das auf unsere Beziehungen hat, haben mich am meisten zum Nachdenken gebracht.
mit allem was im letzten jahr und aktuell los ist, fällt es mir besonders schwer mich mit dem thema klima auseinander zu setzen. eigentlich war es immer etwas, das mich sehr interessiert und beschäftigt hat. ich hab das gefühl, dass mich das buch dem thema auf jeden fall wieder etwas näher gebracht hat. es regt auf jeden fall an auch manche dinge wieder zu hinterfragen, das hat mir sehr gefallen!
trotzdem fand ich es an manchen stellen etwas random oder sogar auch uninteressant - da es eben auch um luisas familie und werdegang geht, damit konnte ich irgendwie einfach nicht so viel anfangen. 😇
"Gegen die Ohnmacht" hat mich sehr inspiriert. Es geht nicht nur um Klimakollaps und ökologische Krisen und Engagement, sondern auch um die Nazi-Vergangenheit der Familie und die Verantwortung der Urenkel:innen, die wir als heutige Geberation gegenüber der Vergangenheit und der Zukunft haben.
Fand es überraschend gut (ich konnte einige Denkanstöße mitnehmen).und würde es sehr empfehlen zu lesen. es geht viel um Aktivismus, gibt auch sehr private Einblicke. und es hinterlässt nicht nur Hoffnungslosigkeit sondern den Wunsch nach Veränderung
„Paradoxerweise müssen sich diejenigen rechtfertigen, die moralische Verantwortung übernehmen, während die Ignoranz der anderen scheinbar belohnt wird,“
In diesem persönlichen Buch zeigt Luisa Neubauer zusammen mit ihrer Großmutter Dagmar Reemtsma was das Engagement von Klimaaktivismus auch vor FridaysForFuture stattfand (mit den Zeitzeugnissen ihrer Großmutter) und welche Parallelen an vielen Stellen existieren. Gemein ist beiden, dass sie auch nach Rückschlägen weitergemacht haben und dies bewundere ich. Danke für diesen Einblick.
"Und es brauchte Platz für die Autos [...] in den engen Städten [...] Unglaubliche Zahlen von Unfalltoten. Man zog also Schneisen für die Autos durch die Innenstädte, [...] Die Stadt für das Auto war geboren." (Seite 106)
"Paradoxerweise müssen sich gerade diejenigen rechtfertigen, die moralische Verantwortung übernehmen, während Ignoranz der anderen scheinbar belohnt wird." (Seite 173)
Absolut wichtiger Generationendialog, wie wichtig dieser hinsichtlich Weltgeschehnissen ist und wie hochaktuell liest sich in dem Buch. Jeder sollte sich wenn möglich mit Großelterngeneration über Krieg Klima etc austauschen. Wichtig und daher auch hochaktuell weil diese Generation nicht mehr lange lebt. Ermöglicht neue Perspektiven auf alle aktuellen Problemlagen die sich ja teilweise wiederholen oder einfach schon lange bestehen und gemeinsam erreicht man mehr.
Was für ein Buch. Eigentlich wollte ich vor allem mehr darüber lernen, wie man während der vielen aktuellen Krisen nicht von Ohnmachtsgefühlen überwältigt wird. Dass es auch viel um die persönlichen Geschichten von Luisa und ihrer Oma geht, hatte ich nicht erwartet. Diese Teile haben mir gut gefallen und ich fand es sehr spannend (und passend), wie individuelle Erfahrungen mit systemischen Gründen verknüpft wurden (z.B. Verdrängung der Nazi-Vergangenheit in der Familie). Beides sind Frauen, die ich sehr bewundere und deren Aktivismus mich sehr inspiriert. Und auf den letzten 20 Seiten kamen auch die erhofften ermutigenden Worte (siehe Zitate unten). Rundum ein berührendes Buch, mit sehr viel Inhalt, trotz der eher wenigen Seiten und sehr gut geschrieben.
"Die Hoffnung liegt nicht am Ende des Weges, sondern in uns, die ihn begehen. Die Energie und Hoffnung, die man in die Zukunft steckt, sei es der nächste Tag oder der nächste Augenblick, ist das, was die Gegenwart erst lebenswert macht."
"In der Vergangenheit haben Gegner von sozialen Bewegungen diesen immer wieder Macht und Erfolg abgesprochen. Und das, während sie immer wieder unauffällig und vor allem unerzählt auf den Gegendruck reagierten. In einem Augenblick wird eine Forderung als naiv und radikal, im nächsten als Selbstverständlichkeit behandelt. Der entscheidende Prozess des sozialen Wandels wird unsichtbar gemacht. (...) Der entscheidende Moment, in dem Druck wirkt und etwas ins Wanken kommt, ist das am besten gehütete Geheimnis derjenigen, die sich bis zuletzt dagegen gewehrt haben. Diejenigen, die nie ein Interesse daran hatten, dass Widerstand Erfolg hat, werden auch niemals die ermächtigende Geschichte dahinter erzählen."
"Es ist verlockend, sich der Ohnmacht hinzugeben, denke ich, als ich mit ihr spreche. Je größer die Krisen, desto verlockender wird es. Und genau dann gilt es, den Blick von der Ohnmacht weg und auf die Wirklichkeit zu richten. Dort, wo Menschen überall ganz andere Geschichten schreiben. Wer wären wir, jetzt zu sagen: »Ich mach doch eh keinen Unterschied.« Wir, die so viele Errungenschaften genießen, für die Menschen vor uns über lange Zeit gekämpft haben. Das Wahlrecht, die Wochenenden, die Gleichberechtigung, das wurde alles gegen Widerstände erkämpft. Das alles wurde erst möglich, weil Menschen akzeptiert haben, dass es auf sie ankommt. Dass es sich lohnen wird."
"Wir haben uns einer Sache verschrieben, Luisa, in der wir immer wieder verlieren werden. Aber wir dürfen unsere Hoffnung nicht auf einzelne Kimpfe verschwenden. Oder an einzelne Regierungen oder einen guten Politiker. Die Hoffnung liegt in uns, denjenigen, die weitermachen. Es ist an uns, jetzt zu entscheiden, nicht länger so zu tun, als wäre alles nur halb so wild. Sondern zu handeln, als ginge es um alles. Denn das tut es."
Luisa Neubauer und ihre Oma Dagmar Reemtsma verbindet mehr als nur ihr familiäres Verhältnis - sie verbindet der Kampf für eine bessere Welt. Auch wenn Mensch in Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht versinken könnte, wenn sie*er die Erzählungen der beiden liest, die sich seit Jahrzehnten für Klimagerechtigkeit und eine faire Welt einsetzen, so erzählen die Beiden mit viel Witz und Freude davon, dass wir nicht aufgeben dürfen - das es sich lohnt. Ein Buch, was manchmal traurig macht und doch motiviert.
„Aber wer alles nur global betrachtet, droht zu vergessen, dass die Welt die Summe ihrer Teile ist. Das Gefühl in den Fingerspitzen, wenn man über die spröde Rinde der Eiche oder die samtigen Blätter des Frauenmantels streicht, erdet, nicht nur im übertragenen Sinne. Es hilft, sich zu vergegenwärtigen, dass immer alle Türen offen stehen, um etwas zu tun, sich einzusetzen. Nicht aus Angst vor der Welt, sondern aus Liebe zu ihr. Stell dir den letzten Menschen vor, allein in einer postapokalyptischen Welt. Dieser Mensch bist du. Würdest du noch die Blumen gießen, das Regenwasser für die Vögel auffangen, oder dem einsamen Frosch zurück in den Teich helfen?“ (Seite 206)
„Es ist verlockend sich der Ohnmacht hinzugeben, denke ich, als ich mit ihr spreche. Je größer die Krisen, desto verlockender wird es. Und genau dann gilt es, den Blick von der Ohnmacht weg und auf die Wirklichkeit zu richten. Dort, wo Menschen überall ganz andere Geschichten schreiben. Wer wären wir, jetzt zu sagen: „Ich mach doch eh keinen Unterschied.“ wir, die so viele Errungenschaften genießen, die Menschen vor uns über lange Zeit erkämpft haben. Das Wahlrecht, die Wochenenden, die Gleichberechtigung, das wurde alles gegen Widerstände erkämpft. Das alles wurde erst möglich, weil Menschen akzeptiert haben, dass es auf sie ankommt. Dass es sich lohnen wird.“ (Seite 226)
Ein so wichtiges Buch! Und der Titel könnte wohl nicht besser gewählt sein. Es bringt Tränen und Lachen und darüber hinaus vor allem Hoffnung. Ich glaube, das ist womöglich das Buch, nach dem ich schon sehr lange gesucht habe. Frust nistet sich so schnell ein, irgendwann fühlt sich alles nur noch verloren und nach immer mehr verlieren an. Aufklärung über die Missstände unserer Welt ist so wichtig, aber so oft wird sie begleitet von einer tiefen Traurigkeit, die sich Kraft in den Weg stellt. Dieses Buch schafft alles: Aufklären (ich habe soviel dazugelernt!), Aufdecken, Traurigkeit, Ehrlichkeit, Hoffnung und Aufbauen. Und darum geht es ja letzten Endes. Um's Aufbauen.
Ich fand es spannend die Entwicklung von Wirtschaft, Gesellschaft und Klima und deren Zusammenhänge über drei Generationen zu erfahren. Großen Respekt an die Familie soviel Geschichte und deren Gedanken und Gefühle zu teilen. Viele Sorgen und Zweifel, über aktive Partizipation an Aktivismus wurden gut behandelt ohne dabei die Bedeutung von Privilegien zu vergessen.
Interessante, ermutigende und berührende Geschichten, lehrreiche Anekdoten und Perspektiven auf Zeitgeschichte und sehr gut geschrieben! Eine grosse Bereicherung in diesen Zeiten, welche viel Risiko für Ohnmachtsgefühle bergen!
Ein sehr persönliches Buch über Luisa Neubauer und ihre Großmutter, die ebenfalls Aktivistin ist und Luisa ihr Leben lang geprägt hat. Beide kämpfen auf ihre Weise für den Klimaschutz und unsere Gesellschaft und stützen sich dabei gegenseitig. Man gewinnt keine großen Erkenntnisse aus diesem Buch, aber persönliche Einblicke und Verständnis.
Luisa Neubauer beschreibt in ‚Gegen die Ohnmacht‘ Wege zum Aktivismus über Generationen hinweg mit ihren Gegensätzen und Gemeinsamkeiten.
Auf der einen Seite die Großmutter, die 1933 geboren wurde, ihren Vater verloren hat und in Armut lebte. Wie sie in die Familie Reemtsma und von heut auf morgen in eine privilegierte Welt eingeheiratet hat. Sie beschreibt, wie die Großmutter zum Aktivismus fand und dies als ihre Pflicht sieht, ihre Privilegien zu nutzen.
Auf der anderen Seite Luisa, die schon immer privilegiert war und erstmal die Empörung der Großmutter nicht nachvollziehen konnte, sie sogar peinlich fand. Doch mit der Zeit fand auch sie zum Klimaaktivismus. Die Autorin zeigt ihren Weg, der nicht gradlinig verlief mit Höhen und Tiefen auf eine ehrliche und inspirierende Art.
Fast schon nebenbei wird aufgezeigt, wo Ungerechtigkeiten sind, sich dringend etwas ändern muss und wo deren Engagement auch gescheitert ist. Das alles über die letzten 30 Jahre hinweg. Die Themen sind die Gleichen nur die Dringlichkeit ist eine ganz andere. Da spürt der*die Leser*in die Empörung der Autorin.
Diese Buch ist eine inspirierende Geschichte über zwei beeindruckende Frauen und ihren Weg, ihre Motivation und Inspiration. Dabei kommt es ganz ohne Selbstbeweihräucherung und Beschönigungen aus. Es ist ein langer, oft einsamer Kampf und keine der Beteiligten stellt sich als unfehlbar dar.
Der Titel hat bei mir trotzdem etwas andere Erwartungen geweckt. Ich habe mehr einen Aus- als Rückblick erwartet. Daher 4 Sterne.
Über die Verbindungen von Luisa und ihrer Oma zu lesen - Aktivismus über Generationen hinweg - hat mir gut gefallen. Beide mit dem Verlust ihres Vaters betroffen, zeigt Luisa eine interessante Sichtweise über den Umgang von Verlust und Trauer in unserer Gesellschaft. Das war nur eins der vielen Themen: Es wird beschrieben, wie sich geschichtlich veraltete Systeme aus den Nachkriegsjahren jetzt noch halten (keine Steuer auf Kerosin), wie Klimaschutz von einem überparteilichen Thema in den 70er zu einem Thema wurde, was die Parteien heute spaltet, wie wir in einer Wegwerfgesellschaft leben, wie wir auf Kosten anderer Menschen leben (Stichwort: The southern states are not underdeveloped but over-exploited)… Ich mochte es sehr wie sie von privaten Themen immer wieder den Bogen zu Gesellschaft und Politik spannen. Es bleibt ein Buch, das Mut macht sich zu engagieren und Dinge zu hinterfragen, sich einzusetzen, denn jeder hat solche „Wunderkerzen“-Momente, die einem zeigen, das man nicht alleine ist.
Ich war mir unsicher, was ich von diesem Buch erwarten soll. Vorgestellt habe ich mir wahrscheinlich, dass ich mir beim Lesen immer wieder an die eigene Nase fassen würde, mit dem Gefühl selbst nicht genug zu tun. In gewisser Weise ist das auch so, aber dieses Buch ist viel mehr als nur eine Beschreibung diverser politischer Missstände. Die persönlichen Geschichten und Bezüge zu den behandelten Themen fand ich wirklich spannend, man kann sich als Leser*in gut mit den Sichtweisen der Autorinnen identifizieren, und obwohl es um ernste Themen geht, fand ich den Schreibstil stellenweise durchaus erheiternd. Empfehlung!
Eine wunderbare Hommage an eine starke Frau und ein gut lesbares trauriges Resümee, dass Krisen und Ungerechtigkeiten schon seit Jahrzehnten als zwangsläufig abgetan werden, aber auch dass der Kampf dagegen nie aufhört und auch kleine Erfolge gesehen werden müssen, da sie ein Glühwürmchenmoment für Großes sein können. Das Buch ist keine Anklageschrift oder Bevormundung gegen Autofahrer, Fleichesser oder Urlaubsflieger: es ist vielmehr ein Aufklärungsversuch und eine bundesgeschichtliche Einordnung. Auch die eigene Familie wird dabei kurz kritisch hinterfragt und weitere Vertiefungspublikationen an die Hand gegeben.
Ein unglaublich wichtiges, authentisches und einzigartiges Buch. Errinerungskultur, Verantwortung, Demokratie und Klimaschutz werden auf einem ganz simplen roten Faden zusammengeführt. Ein must-read für jeden world citizen und v.a. für alle weiteren deutschen Millenials die sich für unseren Planeten einsetzen - so wie ich, sowie mein großes Vorbild Luisa Neubauer - und ein Peptalk brauchen um nicht aufzugeben und weiter zu kämpfen gegen die Ohnmacht dieser schier unlösbaren Klimakrise. "Die Hoffnung liegt in uns, denjenigen, die weitermachen. Es ist an uns [...] zu handeln, als ginge es um alles. Denn das tut es." S.227.
A very personal book by Luisa Neubauer with interesting analogies between her grandmother's war experiences and the political course of climate change today. This book should motivate to stay active despite hopelessness. She tells about many defeats that demotivated me very much. Then she explained that it is precisely in these moments that it is important to overcome the feeling of powerlessness. And by the way I was motivated to stop smoking, haha. I expected something else, tbh. Something less personal and with more good news. I like this way much more. It’s honest and realistic.