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»Wir haben es nicht gut gemacht.« Der Briefwechsel

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Frühjahr 1958: Ingeborg Bachmann – gefeierte Lyrikerin, Preisträgerin der Gruppe 47 und ›Coverstar‹ des Spiegel – bringt gerade das Hörspiel Der gute Gott von Manhattan auf Sendung. Max Frisch, in dieser Zeit mit Inszenierungen von Biedermann und die Brandstifter beschäftigt, schreibt der »jungen Dichterin«, wie begeistert er von ihrem Hörspiel ist. Mit Bachmanns Antwort im Juni 1958 beginnt ein Briefwechsel, der – vom Kennenlernen bis lange nach der Trennung – in fast 300 überlieferten Schriftstücken Zeugnis ablegt vom Leben, Lieben und Leiden eines der bekanntesten Paare der deutschsprachigen Literatur: Nähe und Distanz, Bewunderung und Rivalität, Eifersucht, Fluchtimpulse und Verlustangst, aber auch die Schwierigkeiten des Arbeitens in einer gemeinsamen Wohnung und die Spannung zwischen Schriftstellerexistenz und Zweisamkeit – die Themen der autobiografischen Zeugnisse sind zeitlos. In den Büchern von Bachmann und Frisch hinterließ diese Liebe Spuren, die zum Teil erst durch die Korrespondenz erhellt werden können. Die Briefe zeigen einmal mehr, dass Leben und Werk nicht zu trennen sind, sie sind intime Mitteilungen und zugleich Weltliteratur.

Der dramatische Briefwechsel, vonseiten der Bachmann- wie der Frisch-Forschung kenntnisreich kommentiert, zeichnet ein neues, überraschendes Bild der Beziehung und stellt tradierte Bewertungen und Schuldzuweisungen in Frage.

1039 pages, Kindle Edition

Published November 21, 2022

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About the author

Ingeborg Bachmann

185 books617 followers
“What actually is possible, however, is transformation. And the transformative effect that emanates from new works leads us to new perception, to a new feeling, new consciousness.” This sentence from Ingeborg Bachmann’s Frankfurt Lectures on Poetics (1959-60) can also be applied to her own self-consciousness as an author, and to the history of her reception. Whether in the form of lyric poetry, short prose, radio plays, libretti, lectures and essays or longer fiction, Bachmann’s œuvre had as its goal and effect “to draw people into the experiences of the writers,” into “new experiences of suffering.” (GuI 139-140). But it was especially her penetrating and artistically original representation of female subjectivity within male-dominated society that unleashed a new wave in the reception of her works.

Although Bachmann’s spectacular early fame derived from her lyric poetry (she received the prestigious Prize of the Gruppe 47 in 1954), she turned more and more towards prose during the 1950’s, having experienced severe doubts about the validity of poetic language. The stories in the collection Das dreißigste Jahr (The Thirtieth Year; 1961) typically present a sudden insight into the inadequacy of the world and its “orders” (e.g. of language, law, politics, or gender roles) and reveal a utopian longing for and effort to imagine a new and truer order. The two stories told from an explicitly female perspective, “Ein Schritt nach Gomorrha” (“A Step towards Gomorrah”) and “Undine geht” (“Undine Goes/Leaves”), are among the earliest feminist texts in postwar German-language literature. Undine accuses male humanity of having ruined not only her life as a woman but the world in general: “You monsters named Hans!” In her later prose (Malina 1971; Simultan 1972; and the posthumously published Der Fall Franza und Requiem für Fanny Goldmann) Bachmann was again ahead of her time, often employing experimental forms to portray women as they are damaged or even destroyed by patriarchal society, in this case modern Vienna. Here one sees how intertwined Bachmann’s preoccupation with female identity and patriarchy is with her diagnosis of the sickness of our age: “I’ve reflected about this question already: where does fascism begin? It doesn’t begin with the first bombs that were dropped…. It begins in relationships between people. Fascism lies at the root of the relationship between a man and a woman….”(GuI 144)

As the daughter of a teacher and a mother who hadn’t been allowed to go to university, Bachmann enjoyed the support and encouragement of both parents; after the war she studied philosophy, German literature and psychology in Innsbruck, Graz and Vienna. She wrote her doctoral dissertation (1950) on the critical reception of Heidegger, whose ideas she condemned as “a seduction … to German irrationality of thought” (GuI 137). From 1957 to 1963, the time of her troubled relationship with Swiss author Max Frisch, Bachmann alternated between Zurich and Rome. She rejected marriage as “an impossible institution. Impossible for a woman who works and thinks and wants something herself” (GuI 144).

From the end of 1965 on Bachmann resided in Rome. Despite her precarious health—she was addicted to pills for years following a faulty medical procedure—she traveled to Poland in 1973. She was just planning a move to Vienna when she died of complications following an accidental fire.

Joey Horsley

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Displaying 1 - 22 of 22 reviews
Profile Image for Rudi.
172 reviews43 followers
June 20, 2023
Ingeborg Bachmann, Max Frisch:
»Wir haben es nicht gut gemacht.«
Der Briefwechsel. 1039 Seiten, Piper Suhrkamp, 2022.

Dieser Briefwechsel, unabhängig davon, ob seine Veröffentlichung eine Indiskretion darstellt, wie manche finden, stellt für mich, der die Werke sowohl Ingeborg Bachmanns als auch Max Frischs mehr als schätzt, vor allem eines dar: Das hochliterarische Dokument einer großen aber gescheiterten Liebe.

Ich habe verschiedentlich Meinungen zu diesem Briefwechsel gehört oder gelesen, die Partei für die eine oder andere Seite ergreifen. Das ist natürlich legitim. Es wird aber vermutlich diesem Briefwechsel nicht gerecht, in dem die beiden kunstvoll um das Gegenüber und mit sich selbst ringen.

Hier haben wir auch das Dokument des Versuchs einer offenen Beziehung, die an den ganz normalen Unzulänglichkeiten der Beteiligten scheitert, ja fast zwangsläufig scheitern muss.

Am eindrücklichsten für mich war vielleicht, dass in allen Briefen die Individualstile Bachmanns und Frischs zu erkennen sind. Und dass hier eine Briefkultur gepflegt wurde, die ich nur neidisch bewundern kann: Einmal einen Brief auf diesem Niveau schreiben zu können.

Für mich war die Lektüre dieser hervorragend edierten und mit umfangreichen, für das tiefere Verständnis hilfreichen Anmerkungen versehenen Ausgabe ein durchweg großes Leseerlebnis.

#ingeborgbachmann #maxfrisch #briefwechsel #wirhabenesnichtgutgemacht
@piperverlag @suhrkampverlag
Profile Image for Stiller.
4 reviews1 follower
January 6, 2023
Es ging mir wahrscheinlich wie viele Leser*innen. Begeistert über die literarische Sprache, die sich alltäglichen widmet (Typ: Briefwechsel) und dann auch noch von diesen zwei großen Schriftstellern, kaufte ich das Buch. Und wie auch andere kann ich nur sagen, vergeht die Freude Seite für Seite, bis man zum eingefügten vorläufigem Testamentsauschnitt Frischs angelangt, der sehr deutlich äußert, dass seine Briefe nie an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Wie auch Ingeborg es geäußert hat. Literarischer Wert hin oder her, mit diesem Buch wurde die Persönlichkeit, das Menschenrecht auf Selbstbestimmung abgesprochen und im Namen der Literatur die Briefe ins Licht gezehrt. Das Werk also jetzt über den Künstler? Oder vor allem Geld über den Künstler gestellt?
Ich musste abbrechen und es tut mir leid nicht früher darüber nachgedacht zu haben.
Profile Image for Claude Koenig.
12 reviews
January 20, 2023
Long, but utterly fascinating. Two of the greatest writers of the last century, loving and hating each other. If it wasn't reality, it would still be peak fiction.
Profile Image for ElkeH.
81 reviews1 follower
December 28, 2022
Ich habe es nicht in jedem Detail gelesen, sondern etwas querbeet - 50% der Briefe, alle Kommentare dazu, Vor-&Nachwort - ich wurde das Gefühl nicht los, mich in ein Privatleben zu begeben, das mich nichts angeht, und zwei Erwachsenen beim Schmieden des eigenen Unglücks zuzusehen, macht mir auch keinen Spaß. Natürlich ist es aber ein wichtiges Buch für die Literaturforschung, und ein schlechtes Gewissen muss eigentlich niemand haben, wenn man z.B. liest, dass Frisch seine Liebesbriefe immer mit Durchschlag getippt hat, naja. Ein bisschen überkommentiert erscheint es mir auch, für mich als Laien nicht das richtige Buch, eher für die Experten. Das Wesentliche erfährt man alleine schon in den diversen Gesprächen über das Buch, z.B. Bachmanns Rolle beim Gantenbein. Ich hatte ein Onleihe-Exemplar, kaufen werde ich es mir nicht.
Profile Image for Vin Elliot.
85 reviews2 followers
February 11, 2023
Mir fällt nicht viel ein was Wert hätte gesagt zu werden, ausser das das schreiben von Briefen einer der Grössen Verluste des digitalen Zeitalters ist.
Profile Image for Alina Stardust.
22 reviews1 follower
Read
January 28, 2024
Darf / kann man diese Briefe lesen? Wenn ja, wie? Ich weiß es nicht. Eine „Bewertung“ mit Sternen ist hier jedenfalls nicht zumutbar.
Profile Image for Klara S.
25 reviews1 follower
July 16, 2025
Puh! Konnte es nicht aus der Hand legen weil es so packend war, sprachlich wunderschön und trotzdem ist es mir zu intim, beim Scheitern einer Beziehung dabei zu sein, bei der man nicht dabei sein sollte. Zumindest wenn es nach den beiden gegangen wäre.
Profile Image for Theresa Rüth.
11 reviews1 follower
May 27, 2023
I basically swallowed this book. The exchange of letters was really captivating and touching. Especially the suffering of the two authors was very palpable. The letters offer an intimate perspective of a famous couple, two people that were clearly not good for each other but could not let go of one another. The letters are wonderfully written and make one want to read more books of the two authors.
Profile Image for Moritz Riehn.
85 reviews2 followers
December 23, 2024
Auf der einen Seite eine neue Perspektive auf diese doch so turbulente Beziehung und anders als man in manchen Teilen angenommen hat. Lesenswert, aber anstrengend, da man oft sich wiederfinden muss an welchen Teil man im Leben von Bachmann und Frisch gerade ist.
Profile Image for Hucky.
56 reviews5 followers
June 26, 2023
Im Lauf der Entwicklung zunehmend beklemmend, erschütternd, beschämend, bestürzend - tragisch, traurig!
Profile Image for leni swagger.
507 reviews6 followers
January 18, 2025
“Ich habe nicht aufgehört Dich zu lieben, aber meine Liebe ist Leid für Dich und Leid für mich und nicht aufzuheben durch eine andere Freude. Warum zerstören wir einander?”

At last, the road leads me back to the infamous situationship of the 20th century…

Detest Max Frisch, always have, and I always will. This letter exchange, however, showed a much more sensitive and insecure man, which I immensely appreciated.

Yetttttt, it shouldn’t have come to this. It irks me to know that there is commercial profit drawn from deeply personal and honest letters that were never meant to be shared with the public.
(“Ich will alle meine Briefe zurückhaben, schreibst Du. Diesen Wunsch werde ich Dir nicht erfüllen. Deine Briefe gehören mir, so wie meine Briefe Dir gehören. Wenn Du dir eine Tortur daraus machst, dass Du mir einen gemeinen Missbrauch mit deinen Briefen zutraust, kann ich Dir nicht helfen. Du wirst dich damit begnügen müssen, dass ich jede Veröffentlichung von Briefen testamentarisch verboten habe, nicht jetzt, schon vor Jahren.”)
I bought it, and I read all of the 361 letters. Boohoo, shame on me! I’m teaching hypocrisy, I know!
You can’t “root” for any of the “characters,” nor can you hate them for doing stuff that you “would have done differently.” They’re human beings with real problems. It’s so private and detailed, you feel as if you were there. But it’s like you’re in the corner, and they’re fighting (or kissing) and are just completely unaware of your presence. I mean, sure, you find out some juicy stuff, but you’re not supposed to be there, because you don’t matter here, ultimately turning you into an invasive Peeping Tom…
It’s icky and doesn’t leave you feeling like you just stumbled upon the secrets of the universe; you went digging, and on your way, your morality got lost.
Read it and don’t read it. It’s obviously phenomenal, but it’s mean and insensitive. This is just a Wäschfraa’s guilty pleasure after all…

Also, it made me seriously consider texting my ex situationship, so I deffo wouldn’t recommend…

“ich habe Dich vergöttert, bis zuletzt, aber jetzt tu ich es nicht mehr. Ich kann über keinen Tag mehr froh sein und nichts Gutes mehr denken über die Jahre, sie ertrinken mir alle im Wissen, ich bedauere alle Jahre, alle ver-schwendeten, ich möchte sie ungeschehen machen und kann es nicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich Jahre auslöschen möchte, weil mir alle schlimmen und guten Jahre kostbar sind, und diese möchte ich auslöschen.”
Profile Image for Sanamander.
4 reviews
February 10, 2024
Ich kann verstehen, dass und warum die Veröffentlichung des Briefwechsels kritisch gesehen wird. Briefwechsel im Allgemeinen sind immer ein Teil der Privatsphäre, dabei ist es egal, ob es sich um Briefe von Frau Meier nebenan handelt oder um Ingeborg Bachmann. Wem das zu intim ist, dem rate ich vom Lesen des Briefwechsels ab aber genauso auch davon, dann trotzdem eine Kritik zum Buch zu schreiben.

Wer das Buch zu Ende gelesen hat, wird merken, warum die Veröffentlichung der Briefe sinnvoll und wichtig gewesen ist. Es ist spannend und deswegen nicht weniger respektvoll, die Beziehung zweier großer Literaten anhand des Briefwechsels nachzuzeichnen. Besonders wichtig erachte ich aber, die Möglichkeit, sich sein eigenes Bild von der Beziehung und den beiden Menschen dahinter machen zu können. Es gibt fachwissenschaftliche Kommentare zu den Briefen. Der Respekt gegenüber den Verfassern der Briefe wird in dem veröffentlichten Briefwechsel gewahrt. Das Buch eignet sich für jeden, der sich ein eigenes Bild zu Frisch und Bachmann machen möchte genauso wie für Menschen, die sich für zwischenmenschliche Kommunikation oder Beziehungen interessieren und ebenso gut um das literarische Leben von Schriftstellern in den frühen 1960er Jahren nachzuzeichnen. Es ist - alles in allem - facettenreicher, als es manche hier darstellen wollen.
Profile Image for Thomas Aebischer.
264 reviews10 followers
March 5, 2023
Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch ist Zeugnis einer Liebe, die im Fiasko endete. Als Leser schlüpfe ich in die Rolle eines legitimierten Stalkers und bekomme Einblick in die tiefsten Gefühle der beiden Starautoren, aber auch in den profanen Alltag mit den ganz gewöhnlichen und kleinen Dingen, die es zu bewältigen gilt. Die Ungleichheit der Beiden wird beim Lesen augenfällig, es ist ein Pendeln zwischen falschen Erwartungen und einer Verletzbarkeit, die ein Zusammenleben verunmöglichen. Dies anhand der Briefe mitzuerleben ist spannend und erschütternd. Für mich erweiterte sich die Relevanz der Briefe insofern, dass neben dem sehr persönlichen Anteil die Briefe auch etwas allgemein-gültiges verkörpern. Auf dieser Metaebene wird schonungslos aufgezeigt, wie Liebe sein kann, mit all ihrer Leidenschaft, Abhängigkeit und destruktiver Schmerzenskraft. Und so haben diese Briefe für mich auch etwas tröstendes, entdecke ich doch in mir durchaus auch Bachmann- und Frischanteile. Auf diese Weise werden diese Gefühle normalisiert, weil sie unabhängig davon, ob jemand brillant darüber schreiben kann oder nicht zum Menschsein an sich gehören. Mich haben die Briefe ausserordentlich berührt.
Profile Image for Julia.
471 reviews2 followers
March 13, 2023
I must say, I wasn’t convinced at the beginning, with letters being long, and in a way, not related to anything I was interested in. I didn’t know much about the authors, when I started it, I rad few stories and poems from Bachmann before and knew about existence of “Homo Faber” but as I kept on reading, it became more and more fascinating and I really got involved. It was a surreal experience - on one hand quite literary for me and on the other hand, I knew it was a real story of two people who once were. The collection of letters inspired me to read more on the topic, especially about Bachmann, who seems to be an amazing and fascinating writer and a figure, but also it taught me a bit about German speaking world writers, whom i didn’t know before or heard but never really got any information about them. I’m glad I read it while travelling to Austria - somehow these two figures and their relationship kept me a company while travelling here, and made me feel connected to their happiness, pain, to their story.
Profile Image for Leserlich.
105 reviews
November 21, 2024
Dieses Scheitern einer offenen, offenbar sogar vertraglich (in Venedig!) festgehaltenen Beziehung ist schon heftig. Ich habe nicht jeden Brief gelesen, aber wenn man nach den Anfangsgeplänkeln dann so ca. bei Brief 140 einsteigt, entfaltet sich das Drama und reißt einen mit. Zuerst verfolgt man wie er ihre unzähligen Liaisonen (fast immer mit bekannten Autoren) verarbeitet, darin seine Rolle als "alter Narr" zu akzeptieren versucht. Er vermisst sie, beklagt sich, dass sie auf den zahlreichen Reisen zu wenig schreibt (zum Glück sind die beiden viel gereist - sonst hätten sie wohl weniger Briefe geschrieben), und verzweifelt mehrmals an der von ihr in den Raum gestellten Trennung, zu der es dann aber nie kommt. Bis sich dann im Sommer 1962 das Blatt wendet, plötzlich sie sich über mangelnde Kommunikation und wachsende Vernachlässigung beklagt, eine Rolle in seinem Leben mit einer anderen zu behalten sucht, und letztendlich an der diesmal von ihm konsequent durchgezogenen Trennung zerbricht. Beide versuchen gleichermaßen ihre Gefühle wegzurationalisieren, dem anderen die vertraglich zugestandene Freiheit einzuräumen, und scheitern daran. Der gegenseitige Respekt vor der Arbeit des anderen und die Rücksichtnahme auf dessen Befindlichkeiten in den literarischen Bildern - sie bringt mehrere Änderungswünsche in Gantenbein ein, die die Preisgabe einiger intimen Details der Beziehung betreffen, bevor sie letztendlich das Werk zur Veröffentlichung "freigibt" - bleiben die einzige Gesprächsbasis, die die Trennung kurz überlebt, und auch die verschwindet dann mit der Zeit. Eine große zwischenmenschliche Tragödie in drei Akten, beeindruckend und mitreißend.
Profile Image for Raffael Hirt.
41 reviews6 followers
June 2, 2023
Anfangs langfädig und repetitiv. Bachmann und Frisch schienen mir teilweise gar peinlich in ihren von einer anderen Zeit geprägten Ansichten auf die eigene Beziehung. Mit ihrer Trennung stellte sich für mich aber eine tragische Faszination ein und ich las die zweite Hälfte des Buches innert eines Tages.
Der Fakt, dass beide Beteiligten die Veröffentlichung ihrer Briefe explizit untersagten, stimmte mich nachdenklich. Allerdings räumt das Buch mit zahlreichen Gerüchten und falschen Darstellung rund um Bachmanns Portrait in "Mein Name sei Gantenbein" auf. Das wäre theoretisch auch ohne Veröffentlichung des gesamten Briefwechsels möglich gewesen, was aber wiederum unnötigen Interpretationsspielraum offen gelassen hätte.
Profile Image for gegenwind.
17 reviews2 followers
November 28, 2023
Die literarische Grossartigkeit des Briefwechsels an sich ist unbestreitbar, allerdings ist dessen Veröffentlichung gegen den expliziten Wunsch des/r Schriftstellers/in moralisch höchst fragwürdig und zudem die Einordnung durch Dritte zu undifferenziert und einseitig.
449 reviews
January 7, 2025
Eine sehr dramatische Beziehung zwischen zwei Künstlern offenbart durch einen langjährigen Briefwechsel. Sehr interessant. Allerdings ist mir Max frisch nun deutlich unsympathischer.
Profile Image for Arlene.
242 reviews
August 23, 2024
Viel Diskussion gab und gibt es über die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Wer die Briefe gelesen hat, wird schnell bemerken, dass Bachmann (erfolglos) ihre Briefe von Frisch zurückforderte, eben um eine Veröffentlichung zu unterbinden, damit „niemand ein Schauspiel hat“. Frisch verweigert die Herausgabe der Briefe - ihre Briefe gehören ihm (daher besteht dieses Buch zu 2/3 aus Bachmanns Briefen) und seine Briefe gehören ihr (die hat sie prompt vernichtet, nur die Durchschläge von Frisch selbst sind erhalten).
Jetzt gehören die Briefe der Öffentlichkeit; 20 Jahre nach dem Tod von Max Frisch sind die Korrespondenzen im Max Frisch-Archiv freigegeben.
Schon während der Lebzeiten der beiden Juggernauts der deutschsprachigen Literatur, während die beiden noch eine Beziehung führten, gab es Gerüchte und Vermutungen, die Forschung hat schon immer darüber gemutmaßt inwiefern die beiden sich literarisch und persönlich beeinflusst haben und nun kann man viele Aspekte des nebulösen Bildes von dieser fatalen Beziehung klarer sehen.
Wenige Personen, die Bachmann und Frisch persönlich kannten, sind noch am Leben. Die beiden sind abstrakte Persönlichkeiten geworden, daher ist die Veröffentlichung dieser privaten Briefe relativiert zu betrachten. Frisch schreibt mit Durchschlag und benutzt (höchstwahrscheinlich) diese Briefe als Grundlage für seinen Gantenbein. Bachmann tut sicher dasselbe mit ihrem Malina. Als die Beziehung gerade frisch in den Scherben lag, wollten Bachmann und Frisch nicht, dass diese Briefe jemals ans Licht kommen. Hätten die beiden am Ende ihres Lebens noch so darüber gedacht? Wir wissen, was Frisch verfügt hat: Bachmann starb früher als er an den Folgen eines Brandes – verursacht durch ihre Narkotikasucht, die – wie diese Briefe erhellen – nicht Frisch anzulasten ist.
Da die Öffentlichkeit und die Forschung schon immer Mutmaßungen zu dieser Beziehung angestellt haben – und Bachmann selbst es bedauert, dass Frisch und sie ein öffentliches Paar geworden sind –, hat der Eingriff in die Privatsphäre schon viel früher begonnen als mit der Veröffentlichung dieser Briefe. Schriftsteller zehren nun mal davon, dass sie als literarische Persönlichkeiten verkauft werden – ihre Bücher verkaufen sich durch den Glamour-Status. Eine toxische Verflechtung, in denen die Entscheidungsfreiheit der Privatperson im Mächteungleichgewicht nicht immer gewährleistet ist - wie zwischen Bachmann und Frisch selbst.
Die Briefe sind ein einmaliges Erlebnis. Selbst wenn man – wie ich – vor der Lektüre gar nichts über die beiden weiß und keines ihrer Bücher gelesen hat, so ist man von Anfang an gefesselt. Das tiefgründige Interesse, das diese Briefe wecken, ist beachtlich. Es geht weit über den Voyeurismus an einer privaten Beziehung hinaus – dieses Buch hat so viel über Geschlechterrollen, Einschränkungen, Macht und Literatur zu sagen. Die Frustration, wie Bachmanns Wünsche und Entscheidungen nicht respektiert werden – von Frisch und anderen – ist ebenso groß wie der Frust darüber, dass sie nicht klar kommunizieren kann oder will, dass sie das, was sie will, nicht ausspricht. Das spiegelt einfach die 1960er Jahre auf eine Art wider, wie sie authentischer nicht sein könnte. Diese Briefe sind nicht bloße Korrespondenz, man merkt schon, wie viel sich die beiden Schriftsteller da überlegt haben, und diese Herausgeberschaft bringt alle Aspekte darin zum Vorschein. Absolut lesenswert!
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