Die Familie Rath ist zersprengt. Eigentlich wollte Charlotte Rath, geborene Ritter, schon längst im Ausland sein, doch halten die Umstände sie in Berlin fest. Ihr ehemaliger Pflegesohn Fritze ist in die geschlossene Abteilung der Nervenheilanstalt Wittenau gesteckt worden, ihre beste Freundin Greta spurlos verschwunden und steht unter Mordverdacht. Dem untergetauchten und von den Behörden für tot gehaltenen Gereon Rath wird es derweil zu gefährlich in Deutschland, er besteigt den Zeppelin, um in die USA zu entkommen. Während Charly versucht, Fritze aus der Klinik rauszupauken, das Verschwinden von Greta zu klären und den Mordfall zu lösen, geschehen jenseits des Atlantiks Dinge, die sie niemals für möglich gehalten hätte.
Volker Kutscher ist ein deutscher Schriftsteller. 1995 veröffentlichte er mit Bullenmord seinen ersten Kriminalroman im Kölner Verlag Emons. 2008 erschien unter dem Titel Der nasse Fisch der erste Band einer auf mehrere Bände angelegten Reihe von historischen Kriminalromanen um die literarische Figur des Kölner Kommissars Gereon Rath, die im Berlin der späten Weimarer Republik und des Nationalsozialismus spielen. Die bis 2019 erschienenen ersten 7 Bände spielen in den Jahren 1929 bis 1935. Volker Kutscher lebt in Köln.
Charlotte Raths Plan, 1936 mit ihrem Pflegesohn Fritz nach Prag zu emigrieren, hatte sich zerschlagen und sie ist wieder zurück in Berlin. Als in einer Mietgarage in der Kantstraße der tote SS-Mann von Rekowski in seinem Fahrzeug gefunden wird, gerät zunächst Charlys Freundin Greta als Täterin in Verdacht, doch bald stellt sich die Frage, wo Greta ist. Deren Beziehung zum besitzergreifenden von Rekowski hätte geschäftlich interessant werden können. Mit ihrem schwedischen Pass konnte Greta frei reisen - und Rekowski arbeitete in der Passabteilung der Berliner Polizei, zu einer Zeit, in der Pässe für Verfolgte des Naziregimes ein wertvolles Gut waren. - Für Charly ist es an der Zeit, die Beziehung Gretas zu dem Ermordeten zu durchleuchten, doch dazu muss sie - illegal - Beweismittel aus den heiligen Hallen der Kripo beschaffen.
Ein halbes Dutzend Handlungsfäden scheinen zunächst nur schwach miteinander verknüpft zu sein, bevor die Handlung durch den Garagenmord in Gang kommt. Fritz wurde in die geschlossene Abteilung der Heilanstalten Wittenau eingewiesen, zusammen mit Hannah, die er auf keinen Fall dort zurücklassen will. Charlotte, belastet durch das ungeklärte Schicksal Gereons und immer noch für die Detektei Böhm tätig, scheint auf eine zynische Art inzwischen alles egal zu sein.
Auf der anderen Seite des Atlantik in New York hat John/Johann Marlow nicht nur mit der Konkurrenz im Kokain-Geschäft zu tun, sondern noch eine „offenen Rechnung“ aus seiner Berliner Zeit, um den Tod seines Ziehsohns Liang zu rächen. Dass Gereon kein mit Spreewasser getaufter Berliner ist, sondern aus Köln zugezogen, erweist es sich als genialer Kniff für die Reihe. Rath muss in New York erfahren, dass seine neue Heimat offenbar wie ein Dorf funktioniert. …
Mit dem Focus auf Charlottes Rolle als Quasi-Witwe zeigt Volker Kutscher ein Deutschland zwischen Luftschutzübungen und Verdunkelungsvorschriften. Innerhalb der Polizei ist inzwischen der SS-Rang wichtiger als der Polizeidienstgrad, und die Kollegen müssen untereinander sauber zwischen Schein und Sein unterscheiden, wenn es um politische Gesinnung und damit Vertrauenswürdigkeit geht. Besonders gelungen fand ich die Figuren des Andreas Lange, der trotz formaler Parteimitgliedschaft einen Beförderungsstopp erlebt und des neuen Kollegen Kowalski aus Königsberg, den das Team zunächst schwer einschätzen kann. Charlotte balanciert zwar stets am Rand des für eine Frau ihrer Zeit Unglaubwürdigen, ihre Sprunghaftigkeit und die Fakten, die sie lange nicht wahrhaben will, machen sie jedoch zu einer faszinierenden Figur.
Großes Krimi-Kino, das die Kenntnis des 8. Bandes unbedingt voraussetzt.
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evet gereon rath’ın dokuzuncu macerası “transatlantik”i bitirdim hele şükür. ama bence artık bu dizi gereon’un değil charly’nin maceraları olmalı. bence seriyi baştan okumayanlar için olayları anlamak gittikçe zorlaşıyor çünkü ben her kitabı okuduğum halde ne olmuştu, hatırlamakta zorlanıyorum. olaylar ucu ucuna diziliyor çünkü pek bağımsız ilerlemiyor. neyse ben en baştan beri şüphelendiğim kişinin katil çıkmasına sevindim. ama hep diyorum bu romanları polisiyeden çok siyasi tarih diye okumak lazım. almanya’nın on yılda geçirdiği değişimi inanılmaz bir biçimde anlatıyor. bu romanda özellikle nazi erkeklerin ailelerinde kadınların rolü epeyce detaylı veriliyor, tam bizim aile yılına yaraşır hanımlar… sadece iş yapıp vatan milletleri için hayırlı evlat yetiştiyorlar. daha önce berlin noir üçlemesinden bildiğim bir detay gözüme çarptı. kadınların artık kırmızı ruj sürmesinin hoş karşılanmaması. korkunç bir gerileme var ve bunun herkes farkında. ss’e idealist biçimde katılanlar da içerideki hesaplaşmaların ve düzenbazlıkların farkında. ne sürpriz ama :)) gereon’la charly’nin başına gelenler artık iyice türk filmi gibi. volker kutscher öyle rastlantılar ve bahtsız bedevilikler yaşatıyor ki yerli dizi senaristi mübarek. ama elbette bu seriyi böyle böyle uzatacak, yapacak bir şey yok. neyse ki yine de charly ve rath başkalarıyla takılıyor, bizdeki gibi ölene kadar seni bekliycem mantığı yok. 1937’de almanya bok gibi. daha da beter olmasını okuyup göreceğiz. bu arada inşaat, yol, büyük bina ve bayrak çılgınlığına ve benzerliğine her seferinde şaşıyorum. cem sey çevirisi her zamanki gibi çok iyi.
Wie macht es Volker Kutscher nur, immer wieder diese enorme Spannung aufzubauen? Immer dieser Konflikt der Leserin, das Buch nach über einem Jahr Wartezeit ganz schnell auslesen zu wollen... um dann wieder ein bis 2 Jahre zu warten.... zu müssen. Charlie und Gereon Rath sind inzwischen wie gute alte Bekannte, wir kennen uns seit ca 2009. Nachtrag Der Roman beginnt in einem gruseligen Ort in den Berliner Kantgaragen. In der Kantstr. und dort bin ich als Kind oft vorbei gegangen und fand den Ort sehr dunkel.
Ich bin eigentlich keine Serien Leserin. Nur noch Nicci French und neuerdings Isles und Rizzoli.
Probleme für Alle und natürlich ein Ende mit mehreren Cliffhangern. Das war ein spannendes tolles Buch, so authentisch im Berlin der 30er. Ich brauche bitte sofort den nächsten Band!
Eines ist klar, ich rate jedem Leser ab den neunten Band „Transatlantik“ der „Gereon Rath Reihe“ zu lesen bevor er sich nicht nochmals den achten Band „Olympia“ zur Hand nimmt - wenn er denn das Buch 2020 las! Klar, man wird sich erinnern das am Ende (auf amerikanischem Boden…) der Zeppelin LZ 129 Hindenburg abstürzte… weil nur so macht es Sinn wenn man voller Erwartung mit dem neuen Buch anfängt zu lesen – und sich auf einem Schiff befindet wo sich zwei Witwen zum ersten Mal treffen die um ihre (Gangster) Gatten trauern… Ich bewundere Herr Kutscher für seine Fähigkeit den Leser so zu fesseln das man beinahe in Versuchung kommt vorwärts zu blättern, weil anstatt wie man erwartet die Fortsetzung mit Lakehurst anfängt - stattessen mit Charlotte Rath in Berlin 1937 befindet. In diesem Band ist die heimliche Heldin Charly, die sich in jener gefährlichen Zeit selber durchschlagen muss. Wer ist Freund? Wer ist Feind? Wem kann sie trauen? Soviel sei verraten, sie bekommt inoffiziell Unterstützung von den ehemaligen Arbeitskollegen ihres für Tod erklärten Ehemanns. Da ist noch Fritze, deren Pflegesohn für den sich die junge Frau so sehr einsetzt und mit nach Prag nehmen wollte - ihre beste Freundin Greta Overbeck die plötzlich verschwunden ist und man den Mord an einem SS Offizier andrehen will... Und dann geschieht im Roman etwas Seltsames; wir sind wieder im Jahr 1936 und erfahren nun in Einzelheiten wie es genau zu der Verbindung Rath/Gräfin Sorokina kam – und was genau geschah nach dem Absturz in Lakehurst/USA. Leider will man auch in Amerika seinen Tod – doch dieses Mal kommt es anders als man denkt… Nun müssen wir vermutlich nochmals zwei Jahre warten bis zum zehnten und letzten Band. Was ich gerne in Kauf nehme, doch ich habe eine Bitte an den Schriftsteller: „Nehmen Sie sich ruhig Zeit damit Herr Kutscher, Ihr neues Buch verdient das Prädikat: besonders wertvoll, doch versprechen Sie mir das am Ende der Romanreihe Obersturmbannführer Sebastian Tornow seine gerechte Strafe bekommt mitsamt dem Sadisten Wilhelm Rademann, Fritze’s Pflegevater“...
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Am Anfang zieht es sich ein bisschen, Gereon Rath erreicht “Transatlantik” erst auf Seite 304, obwohl er am Schluss des Romans davor ja schon dort sein sollte. Aber dann nimmt die Handlung Fahrt auf und es werden 3 Parallelgeschichten erzählt: Rath, Charly und Fritzes Sichtweise. Die Kriminalstory scheint schnell beendet, aber “scheint” ist tatsächlich das richtige Wort. Der Fall wird neu aufgerollt. Und Rath versucht eine alte Rechnung zu begleichen. Also Spannung in allen Handlungssträngen und am Ende ein richtiger Showdown. Volker Kutscher liefert eine weitere Folge der Rath-Reihe und enttäuscht nicht.
« „Ich fürchte, der Spuk wird noch etwas länger dauern. Und so wie früher wird es sowieso nie wieder, darauf sollte man nicht hoffen.“ „Hoffnung ist doch das Einzige, was uns bleibt“, meinte Greta. „Nein!“, sagte Charly entschieden. „Hoffnung ist nicht das Einzige. Wir brauchen auch Mut. Wenn du nur hoffst, dann wartest du ab oder legst irgendwann die Hände in den Schoß. Mut aber gibt dir auch in hoffnungslosen Lagen Kraft.“ »
Hoffnung haben nur wenige Menschen im Berlin des Jahres 1937, in dem der neue Roman aus der Rath-Reihe von Volker Kutscher spielt. Selbst jene, die dem neuen System nachgeeifert sind, die es ersehnt und frühzeitig gestützt haben, verlieren die Hoffnung, dass alles gut wird. Zumindest jene, die zum Kutscher‘schen Figurenensemble gehören.
Volker Kutscher hält die Fäden seines Ensembles gut zusammen, eine nicht ganz einfache Aufgabe, nachdem in den vorherigen acht Bänden einige Nebenfiguren zusammengekommen sind. Einige lässt er im 9. Band wieder auftauchen und mutet seinen Leserinnen und Lesern zu, sich recht ordentlich an die früheren Bände zu erinnern.
Seinen Figuren mutet er viel Schmerz, Zerrissenheit, Sehnsucht und Einsamkeit zu. Die Raths sind auseinandergerissen, als Familie, aber auch innerlich. Alle kämpfen sie für sich damit, dass niemandem zu trauen ist. Nirgends. Nicht in Deutschland - und nicht abseits davon. Das beschreibt Kutscher dicht und klug, gibt jedem einen Spannungsbogen, an dem entlang er sich bewegt. Das macht den Roman zu einem soghaften Leseerlebnis. Doch gleichzeitig kann ich mich als Leserin des Eindrucks nicht erwehren, dass Volker Kutscher sich verstärkt von den Filmbildern leiten lässt, die aus seinen ersten Romanen geworden sind. Immer wieder scheinen Szenen vor allem deshalb geschrieben zu sein, weil sie in einer Verfilmung optisch Einiges hermachen würden. Für die Buchvorlagen wirken diese Szenen und Auflösungen eher verflachend.
Insgesamt kam mir das, was ich an den Rath-Romanen am meisten mag, etwas zu kurz: Die Beschreibung, wie sich Nazi-Deutschland im Alltag breitmacht, wie es beginnt, wie es kippt, wie es sich verfestigt. Jetzt wundert sich Charly Rath durchaus hier und da, wie sehr sich alle an diese neue Normalität gewöhnt zu haben scheinen; auch im Polizeiapparat wird es hier und da gedanklich erwähnt, wie SS und SD den rechtsstaatlichen Institutionen den Rang ablaufen und ihre eigenen Gesetze und gesetzlosen Räume schaffen. So eindrücklich wie in den Vorgänger-Bänden wird es jedoch nicht; vielleicht liegt es daran, dass dieser Band selbst so etwas war, wie der Titel „Transatlantik“ es als Bild nahe legt: ein Übergang, eine Verbindung zwischen zwei Teilen, ein Zwischenspiel, das Dinge zurecht rückt und Figuren an den Platz bringt, an dem sie sein müssen, damit das große Finale funktioniert; schließlich hat Volker Kutscher angekündigt, dass der zehnte Rath-Roman der letzte sein wird.
A lot of things happened in the #9 book, no time to take a breath, no wonder, a good 21 hours of listening. IMO, it has as positive as well as negative impacts on the plot. It felt more like a historical soap opera comparing to the previous sequels. Nevertheless, a solid historical series that isn't yet come to the end. This time I know it for sure.
Nach den Ereignissen aus "Olympia" ist Charlotte Rath auf sich allein gestellt. Gereon ist auf der Flucht und fliegt mit der Hindenburg nach Amerika... Fritze, den Charly zwar aus der Anstalt befreien konnte, muss zurück zur Familie Rademann und hat kaum eine Chance seiner Freundin Hannah doch noch helfen zu können. Reinhold Gräf fällt es derweil zunehmend schwer seine Geheimnisse zu bewahren. Es scheint, das ihm sein Chef schon auf der Spur ist...
Als Gretas Geliebter ermordet wird, und diese spurlos verschwunden ist, beginnt Charly auf eigene Faust zu ermitteln. Denn Greta gilt als dringen Tatverdächtig. Doch Charly vermutet ganz andere Gründe hinter dem Mord. Denn der SS Mann Redewski wusste über die Hintergründe des Mordes bescheid, den Fritze während der olympischen Spiele mit angesehen hatte.
Während Charly alles daran setzt die Wahrheit auf zu decken, braut sich jedoch auch in Amerika so einiges zusammen und das wiederum hat große Auswirkungen auf alles was noch in Berlin passieren wird...
Meine Meinung:
Für mich hat es hm ordentlich geknirscht in der Handlung. Das lag vor allem daran, das ich fand, das manches in "Transatlantik" nicht gut funktioniert hat. Vor allem die Trennung von Gereon und Charly. Dabei fand ich nicht mal schwierig, das Charly im Grunde die Hauptfigur des Romans ist. Gereon hat eine Nebenrolle. Sondern der ganze Erzählstrang von Gereons Flucht, Amerika usw. hat sich für mich einfach nicht in die Handlung eingefügt. Das war Volker Kutscher untypisch überkonstruiert. Tatsächlich hätte es vielleicht sogar für mich besser gepasst, wenn Gereon überhaupt keinen einen Erzählstrang gehabt hätte. Im Grunde war er hier nur am Rande wichtig. Charly hat sich eigentlich eh mit ihrer neuen Rolle abgefunden und das merkt man auch an ihrem Verhalten im Privatleben. Es zeigt aber auch ihre Unabhängigkeit, die sie nun wieder so leben kann, wie sie will. Ohne die ständigen Kämpfe mit ihrem Ehemann oder der Suche nach einer Frauenrolle, die sie nicht ausfüllen darf wie sie es möchte. Mal abgesehen davon, das sie sich sowieso nicht so richtig als Mutter gesehen hat. Egal wie wichtig ihr Fritze immer war.
Natürlich kann sie das Ermitteln nicht lassen. Sie wäre eine tolle Polizistin geworden keine Frage. Amüsant fand ich dabei, das sie sich dabei ein wenig wie Gereon verhält und dabei zum ersten mal wirklich zu ihm zu passen scheint.
Andere Handlungsstränge haben mich so wütend und fassungslos gemacht. Fritze hat einfach kein Glück und sein Leben bei den Rademanns wird immer unerträglicher für ihn. Ich hätte ihm so so gerne geholfen. Ich hätte mehr als einmal schreien mögen, weil so vieles dabei unfassbar ungerecht war.
Volker Kutscher hat es uns Leser:Inne noch nie einfach gemacht. Es gab immer ambivalente Figuren und auch zwischenmenschliches, das eben nicht in schwarz-weiß getaucht war. Die historische Hintergründe sind in diesem Band eher der Rahmen, die Schlinge zieht sich nicht nur um die Rahts und ihre Freunde immer enger zu.
Die Macht der SS wird vor allem über Reinhold Gräfs Geschichte deutlich. Sein Chef hat alle Trümpfe in der Hand und kann ihn weiterhin unter Druck setzen wie er möchte.
Für mich wirkte dieser neunte und damit vorletzte Band der Reihe wie die Ruhe vor dem Sturm. Einiges das bisher wichtig war, wird aufgelöst anderes verändert sich unvorhergesehener Weise. Es ist als ob alle Beteiligten nun auf einen Abgrund zu steuern und man sich fragen muss: Was hat Volker Kutscher mit seinen Figuren am Ende vor?...
«Der Wert der Rasse für die Volksgesundheit, auch die psychische Volksgesundheit, kann gar nicht oft und stark betont werden. Die Aspekte der Rassenforschung spielen eine weitaus wichtigere Rolle in der Bewertung des Zustands eines geistig gestörten Menschen … Die schädliche Wirkung minderwertigen Erbguts.»
Gleich vorweg – dies ist kein Krimi zum Einsteigen in eine Serie. Volker Kutscher hat vor 15 Jahren die Reihe der Gereon-Rath-Krimis begonnen, und es ist nicht nur eine fortlaufende Geschichte im Unterstang (im Oberstrang natürlich jeweils ein abgeschlossener Fall) – diese Reihe ist ebenfalls deutsche Geschichte, sorgfältig recherchierten und historisch überzeugend und atmosphärisch. Wir begleiten Kommissar Gereon-Rath seit 1929, «Der nasse Fisch», frisch in Berlin angekommen, der Sitte zugeteilt durch die Weimarer Republik. Er wird in die Mordkommission versetzt, die Zeiten ändern sich und auch die Regierung. Alle Romane bauen aufeinander auf, zeitlich wie inhaltlich und differenziert historisch. Gereon muss vorsichtig sein, denn während der Nazidiktatur gerät schnell man ins Visier. Der letzte Band ging bis zu den Olympischen Spielen 1936 – und am Ende ist Gereon Rath tot. Na ja, zumindest sieht es so aus. Doch seine Leiche wird nicht gefunden. Die Gereon-Rath-Krimis wurden unter dem Titel «Babylon Berlin» verfilmt, wobei Fernsehserie und Bücher nicht mehr viel miteinander zu tun haben.
«Eine einzige eklig eitle und verlogene Selbstbeweihräucherung der Nazi-Clique und ihres selbsternannten Führers.»
Nur drei Menschen, wissen Bescheid: Gereon Rath ist untergetaucht. Nicht einmal seine Ehefrau Charlotte (Charly) ist sich sicher, ob lebt oder wirklich erschossen wurde, als er von der Brücke in den Landwehrkanal fiel. Die Beerdigung wird gefeiert. Charly, nun offiziell Witwe, hat viele Sorgen – sie ist die Hauptprotagonistin in diesem Band. Eigentlich hatte sie vor, Nazideutschland mit ihrem ehemaligen Pflegesohn Fritze, zu verlassen und nach Prag zu ziehen. Doch nun muss sie ihn zunächst aus der U-Haft herauspauken, die er, wie auch seine Freundin, in der Psychiatrie verbringen. Um den Berliner Funkturm findet gerade die Hitler-Ausstellung «Gebt mir vier Jahre Zeit» statt, die von der Propagandamaschine gewaltig inszeniert wird.
Bei der Olympiade im Vorjahr war ein Mord geschehen, der von Regierungskreisen vertuscht werden soll. Fritzes damalige Zeugenaussage hierzu passt nicht in die offizielle Version. Darum will man ihn in der Klapse kaltstellen. Doch Charly schafft es, ihn herauszuholen – unter der Auflage eines Kontaktverbots zu ihr; er muss zurück zur Familie Rademacher, linientreue Parteigenossen. Parallel wird in einer Garage in einem Auto ein toter SS-Offizier gefunden, zwar an Abgasen erstickt, aber wohl nicht ganz freiwillig. Dieser Mann war im Jahr zuvor mit Greta liiert, der besten Freundin von Charlotte Rath, mit der sie zusammenwohnt. Greta ist seit dieser Nacht verschwunden. Sie hatte doch längst mit dem Typen Schluss gemacht; irgendetwas stimmt hier nicht. Charly fängt an zu recherchieren. Doch es stellt sich heraus, dass Greta doch wohl Kontakt zu dem Mann hatte, und weil sich nicht auftaucht, sie steht unter dem Verdacht, die Mörderin zu sein. Je tiefer Charly gräbt, umso weiter öffnen sich die Kreise: Die SS-Leute sind die schlimmsten Kriminellen im Land – überhaupt kein Problem, denn die SS ist die oberste Polizeiinstanz. Hier wird verhaftet, weggesperrt, hingerichtet, Unfälle vorgetäuscht, was das Zeug hält. Charly, die früher mit Gereon oft ins Gebet ging, wenn der lediglich an der Gerechtigkeit und der Lösung des Falls unterwegs war, dabei nicht immer zu legalen Ermittlungsmethoden griff, versteht nun, was ihn umtrieb. Polizeisiegel brechen, einbrechen, Unterlagen aus dem Präsidium klauen, der Dietrich wird ihr liebstes Werkzeug; sie stapft in Gereons Schuhsohlen. Wem kann man in diesem Land überhaupt noch trauen? Am besten niemandem – doch irgendwer muss ihr zur Seite stehen.
Gereon Rath ist in einem Kaff bei Wiesbaden untergetaucht, lebt dort unter falschen Namen und fährt für einen Winzer Wein aus. Nicht sein Traumjob, aber derzeit für ihn die beste Möglichkeit. Die SS sucht noch immer nach ihm; man ist sich nicht sicher, ob er seinen Tod nur vorgetäuscht hat. Doch dann stöbert ihn vor einem Hotel Gräfin Sorokina auf, eine russische Adlige und alte Bekannte, die mit einem Batzen Geld abgehauen ist und ebenfalls unter falschem Namen lebt. Sie erpresst Rath … doch der Zufall bringt ihm Glück. Er darf mit der Gräfin in einem Luxus-Luftschiff den Atlantik überqueren dem legendären Zeppelin «Hindenburg». In Amerika wäre er sicher. Am 6. Mai 1937 explodierte bei der Landung in Lakehurst, New Jersey, der Zeppelin. Charly, die gerade die Gewissheit erlangt hatte, dass Gereon noch lebt, unterwegs nach Amerika ist, ist fertig mit den Nerven. Nun ist sie wirklich Witwe. Doch was sie nicht weiß: Gereon hat überlebt, arbeitet nun als Postbote in New York.
«Die müssen doch irjendwohin mit ihren Fahrzeugen. Stellen Sie sich det doch mal vor: die Kantstraße rechts und links mit Autos zujeparkt.» (so der Garagenbesitzer, der erklärt, dass es auch ein paar Selbstfahrer neben den Chauffeuren gäbe.
Der historische Krimi wartet mit einer Menge unerwarteten Wendungen auf, ist voller Cliffhanger, beschreibt atmosphärisch den beklemmenden Zeitgeist und das Leben vor dem 2. Weltkrieg: Berliner Kneipen, Cafés, Jazzkeller, Propaganda-Veranstaltungen, Gebäude; das Machtgehabe der NS-Regierung. An Krieg denkt niemand. Man glaubt Hitlers Friedensbeteuerungen. Allerdings probt man im Reich ganz unverblümt Verdunklung, und es gibt für die Bevölkerung Übungen, den Luftschutzkeller unter Fliegeralarm aufzusuchen. Es sind ja nur Übungen … Fein recherchiert werden historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Gebäude eingeflochten, wie das Konzentrationslager Sachsenhausen oder Hermann Görings Waldhof Carinhall in der Schorfheide Brandenburgs, wo er abends auf dem Dachboden mit der Märklin-Modelleisenbahn spielte. Dieser Tick von Göring ist interessant eingebunden. Bei Gereon Rath in New York tobt parallel ein Drogenkrieg. Stimmungsvoll bis bedrückend die Stimmung in Deutschland, wo Kriminelle das Sagen haben, wo Denunziation willkommen ist – man aufpassen muss, wegen einer unbedachten Plapperei unter Verdacht zu geraten, ein Vaterlandsverräter zu sein. Eine klasse Fortführung der Serie, spannend, komplex, figurenreich und mit historischem Berliner Flair. Die Figurenzeichnung ist hervorragend, den im Laufe der Zeit entwickelt sich jeder. Niemand ist gut oder böse (bis auf die ganz Bösen), viele sind gefangen in ihren Lebenswegen und Denkweisen, andere werden gezwungen oder erpresst oder eifern ihrer Karriere nach oder ihnen sitz schlicht die Angst im Nacken. Wie weit kann man sich ducken oder wegschauen? Wie weit ist man bereit, für sein Gewissen einzustehen und über den Schatten zu springen? Wie feige oder wie gewissenlos entpuppt sich der ein oder andere? Nun warten wir auf den zehnten und letzten Band der Reihe, der wie Volker Kutscher angekündigt hat, der letzte Band sein wird, in 1938 spielt, mit den Novemberpogromen endet, wo Deutschland endgültig mit der Zivilisation gebrochen hat. Eine Serie von Kriminalromanen, die es sich lohnt zu lesen; historischer Krimi über die 20-er und 30-er Jahre in Deutschland.
Volker Kutscher wurde am 26. Dezember 1962 in Lindlar im Bergischen Land geboren und wuchs auf in Wipperfürth. Nach dem Studium brotloser Künste (Germanistik, Philosophie und Geschichte) arbeitete er zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er sich dem Romanschreiben zuwandte. Kutscher lebt in Köln und Berlin. Seinen ersten Kriminalroman Bullenmord schrieb er 1996 zusammen mit Christian Schnalke. Nach weiteren, im Bergischen Land angesiedelten Regionalkrimis (Vater unser, 1998; Der schwarze Jakobiner, 2001), begann Kutscher im Jahr 2007 mit dem Roman «Der nasse Fisch» seine Serie um den Kriminalkommissar Gereon Rath im Berlin der späten 20er und frühen 30er Jahre. 2009 folgte der zweite Band «Der stumme Tod», 2010 der dritte Rath-Krimi Goldstein, 2012 «Die Akte Vaterland», 2014 «Märzgefallene», 2016 «Lunapark», 2018 «Marlow» 2020 «Olympia» und schließlich der neunte Rath-Roman «Transatlantik». Die Reihe soll den Ermittler Gereon Rath noch bis ins Jahr 1938 führen. In der Illustrierten Reihe der Berliner Künstlerin Kat Menschik erschien 2017 der Erzählband «Moabit», der ein Ereignis aus der Jugend von Gereon Raths großer Liebe Charlotte Ritter schildert. 2021 setzen Kutscher und Menschik die Zusammenarbeit mit dem Band «Mitte» fort, einer von Menschik illustrierten Erzählung in Briefen, die Friedrich Thormann, den ehemaligen Pflegesohn der Raths, im Herbst 1936 begleitet. In den vergangenen Jahren veröffentlichte Kutscher in Zeitschriften und Anthologien zudem einige Kurzgeschichten. Der Gereon-Rath-Krimi wurde in der ARD-Serie «Babylon Berlin» verfilmt.
Wieder ein bis zur letzten Seite spannendes Buch in der Gereon-Rath-Reihe. Das Geschehen spielt zeitgleich auf zwei Kontinenten und das ganze ist untrennbar miteinander verknüpft. Zwar scheinen die Leser*innen den handelnden Figuren bei jeder Wendung einen Schritt vorauszuhaben, aber das Gefühl trügt meist. Dem sich immer schneller drehenden Strudel der geschilderten Ereignisse konnte ich mich nicht entziehen. Wie von Volker Kutscher gewohnt, sind die Figuren tief ausgearbeitet und ihr mitunter widersprüchliches Denken und Handeln ist stets nachvollziehbar. Das gepaart mit ausgezeichnet recherchiertem historischen Hintergrund macht einen Teil des Reizes seiner Kriminalromane im Berlin der 30er Jahre aus.
Když jsem si kupovala Olympii, věřila jsem, že už to je poslední díl. Po dočtení Transatlantiku jsem už konečně pochopila, že jde o nekonečnou sérii, i když nechápu, kam až to chce autor vést. V tomto dílu se událo z mého pohledu jen málo podstatného děje. Zpočátku jsem byla zmatená, protože teprve v půlce knihy se děj dostal na konec předešlého dílu. Linka s Fritzem mě celou dobu drásá nejvíc. Vlastně se mi série začala nejvíc líbit, když se v ní víc projevil Fritze. Ale nedělá mi to dobře. Transatlantik mě opět bavil od začátku do konce, přečetla jsem ho za dva dny. A teď se zas budu těšit kdovíjakdlouho na pokračování.
Charlotte Rath fühlt sich im Berlin des Jahres 1937 immer unwohler. Eigentlich wollte sie schon längst nach Prag geflüchtet sein, doch sie bringt es nicht übers Herz, ihren Ziehsohn Fritze zurückzulassen und hofft, dass er aus der Zwangsunterbringung in einer Nervenheilanstalt zu ihr zurückkehren darf. Sonst hält sie kaum noch etwas mehr in ihrer Heimatstadt, wo nichts mehr ist, wie es einmal war mit den immer mächtiger werdenden Nazis. Dass Gereon nicht tot ist, wie es offiziell heißt, tröstet sie nur wenig, denn das Resultat ist mehr oder minder dasselbe, sie ist allein.
Zwar wohnt sie wieder mit ihrer Freundin Greta zusammen, doch die ist auf einmal verschwunden. Kurz zuvor wurde Klaus von Rekowski, ein Offizier, mit dem Greta eine Zeitlang ein Verhältnis hatte, unter merkwürdigen Umständen tot in einer Parkgarage aufgefunden. Eigentlich waren die beiden zwar schon lange getrennt, aber nun stellt sich Charly die Frage, ob Greta etwas mit dem Todesfall zu tun hat oder ob sie womöglich selbst in Gefahr schwebt. Unter diesen Umständen muss sie vorerst bleiben und hofft, mit Hilfe der ihr noch verbliebenen Vertrauenspersonen im Umfeld der Berliner Kriminalpolizei eine Spur von ihrer Freundin zu finden.
Gereon ist währenddessen untergetaucht, doch als seine Tarnung aufzufliegen droht, besteigt er ein Luftschiff gen USA. Es heißt Hindenburg und wird bei der Landung in Flammen aufgehen - bedeutet das, dass Charly nun wirklich Witwe ist?
Der Fall Rekowski ist ohne Frage spannend, was mich bei diesem Band jedoch noch viel stärker in Atem gehalten hat, war die Handlung um Fritze und seine Freundin Hannah, die beide in die Mühlen der Justiz und somit in eine schier ausweglose Situation geraten sind. Kein Wunder, dass Charly der kompletten Verzweiflung nahe ist. Ich war es beim Lesen ebenfalls mehr als einmal, nicht zuletzt auch wegen der unglaublich bedrückenden und beklemmenden Grundstimmung (und mancher Phänomene, die sich in der heutigen politischen Landschaft sehr bedauerlicherweise wiederfinden lassen).
Was mich weniger überzeugt hat, war die Handlung in den USA, wo wir einige alte Bekannte wiedertreffen. Irgendwie fand ich das Ganze aufgepfropft und nicht wirklich notwendig und ich habe diese Kapitel deutlich weniger gerne gelesen als diejenigen, die in Berlin spielten. Aber ich bin gespannt, ob hier womöglich wichtige Grundsteine für den nächsten und vermutlich letzten Band gelegt werden. Ich schwanke stark zwischen "den muss ich sofort lesen" und dem Wunsch, mir den letzten Teil noch ein Weilchen aufzusparen.
Ik was even bang, enkele pagina's voor het einde, dat er een alomvattend happy end zou komen en dat dit boek de laatste van de serie zou zijn. Maar dat is dus niet zo. Gelukkig maar!
Anfang 1937 wird ein Offizier tot in seinem Auto aufgefunden. Offensichtlich hat er die giftigen Abgase eingeatmet. Allerdings deutet die Spurenlage darauf hin, dass es sich wohl nicht um einen Selbstmord handelt. Unter Verdacht gerät die Geliebte des Opfers Greta Overbeck. Diese wird nicht nur von der Polizei gesucht, sondern auch von Charly Rath. In der gemeinsamen Wohnung ist Greta schon seit Tagen nicht aufgetaucht. Eigentlich wollte Charly mit ihrem Ziehsohn Fritze ins Ausland gegangen sein. Doch zunächst mal muss sie ihn aus einer Anstalt herauspauken. Gereon Rath gilt als tot. Nur ganz wenige Menschen wissen von seiner Flucht.
In seinem neunten Auftritt kann sich Gereon Rath nicht mehr Kommissar nennen, er konnte sich absetzen und weiß noch nicht genau, wie es in seinem Leben weitergehen soll. Eine Möglichkeit bietet sich, als eine Person aus der Vergangenheit wieder auftaucht. Auch seine vermeintliche Witwe Charly musste ihre Pläne ändern. Sie will sich unbedingt um Fritze kümmern und auch ihre Freundin Greta muss sie ausfindig machen, die inzwischen auch von der Polizei gesucht wird. Und so gerät Charly in die Ermittlungen um den Mordfall, der ihr die Ereignisse zur Olympiade des Vorjahres in Erinnerung ruft.
Dieser neunte Fall um Gereon Rath bezieht sich recht eng auf den Vorgängerband, doch auch weitere Bezüge tauchen auf, die es als ratsam erscheinen lassen, die Reihe komplett zu kennen. Möglicherweise bietet es sich auch an, alle Teile noch einmal zu lesen, wenn die Reihe abgeschlossen ist. Wieder gelingt es dem Autor mit großem Können den immer beklemmender werdenden Alltag in dem politischen Umfeld Deutschlands kurz vor dem Krieg zu schildern und dies mit der spannenden Handlung eines Kriminalfalls zu verbinden. Man merkt einfach wie genau der Autor recherchiert, um diese besonders realistische Darstellung des Lebens unter dem grausamen Regime hervorzubringen. Wie die Menschen alltäglich durch Lautsprecherdurchsagen behelligt werden, wie tief die Propaganda in die Familien hineinwirkt, wie verblendet viele Menschen sind. Der Fall obwohl ebenfalls mit politischer Komponente bietet da einen Gegenpol. Ein fesselnder zeitgeschichtlicher Kriminalroman aus einer Reihe, von der man sich wünscht, sie möge noch etliche weitere Bände bekommen.
Man mag es sicher kaum für möglich halten, aber dies ist der erste Band dieser Reihe den ich gehört habe. Auch die auf den Büchern basierende Fernsehserie habe ich nie gesehen, noch wusste ich den Autor zuzuordnen. Ich habe dieses Buch ausgesucht weil mich der Klappentext ansprach, und natürlich der Erzähler, David Nathan!
Aber WOW -- was für ein großartiges, spannendes Buch! Obwohl es schon acht vorhergehende Bände gibt, wurde alles so erzählt, dass ich der Geschichte auch ohne jegliche Vorkenntnisse folgen konnte! Jetzt bin ich so begeistert, dass ich die versäumten Bände sobald als möglich nachholen werde -- und bis ich das geschafft habe, gibt es hoffentlich schon die eine oder andere Fortsetzung, denn ich will unbedingt wissen wie es weitergeht.
Die beklemmende Atmosphäre im Deutschland unter den Nazis wird sehr eindrücklich beschrieben, nicht nur am Beispiel Charlottes und ihrer Freunde, sondern auch am Beispiel der Schicksale von Fritz und Hannah. Ich hoffe sehr, auch die Beiden in einer Fortsetzung wieder anzutreffen!
Wie gewohnt liest David Nathan erstklassig, es ist sehr angenehm ihm zuzuhören. In Verbindung mit dieser wirklich spannenden und faszinierenden Geschichte habe ich die letzten beiden Nächte recht schlaflos verbracht, denn ich musste unbedingt wissen wie es weitergeht! auch für Neueinsteiger absolut geeignet.
Ich mochte die Reihe bislang recht gern, aber in den letzten beiden Büchern baut die Geschichte immer weiter ab und das krampfhafte Festhalten an bestimmten Figuren, die sich quer durch die ganze Welt irgendwie ständig über die Füße laufen, wird immer bedauerlicher. Dazu noch die in ihrer Überbetonung wenig geglückte Einbindung von historischen Ereignissen, wie der Hindenburg-Katastrophe, lassen immer mehr den Eindruck entstehen, dass der Autor nur noch im Seriendruck handelt. Es ist nicht das handwerkliche Können, das hier fehlt, es ist die Geschichte, die totgeritten ist.
Für mich ist mit diesem Buch Schluss, auch wenn das nächste schon im letzten Kapitel mit einem Cliffhanger angeteasert wurde.
Es mag Menschen geben, denen ist der Berliner Kriminalkommissar Gereon Rath nur als Hauptfigur der Fernsehserie "Babylon Berlin" ein Begriff ist. Bei der Lektüre von Volker Kutschers neuem Rath-Roman "Transatlantik" wären die vermutlich verwirrt. Nicht nur, weil im nunmehr neunten Band der Reihe bereits das Jahr 1937 angebrochen ist. Statt der späten Weimarer Republik werden in Nazi-Deutschland immer mehr Freiräume eingegrenzt. Für Charlotte Rath, die Frau des Kommissars, ein zunehmend unerträglicher Zustand - sie verabscheut die Nationalsozialisten. Und anders als in der Fernsehserie ist sie nicht Proletarierkind und Gelegenheitsprostituierte, sondern eine preußische Beamtentochter, die im nationalsozialistischen Deutschland ihren Beruf als Juristin nicht länger ausüben kann. Hier tritt sie aus dem Schatten der Vorgängerromane und ist erstmals die eigentliche Hauptfigur.
Doch auch Leser haben Vorteile, wenn sie die vorangegangenen Bücher, vor allem den unmittelbaren Vorgängerband "Olympia" kennen. Andernfalls wird es in dem komplexen Plot zunehmend schwierig, die Figuren und ihre Entwicklung zu überblicken - zumal die so manche Veränderung durchmachen, wie etwa jener Polizist, dessen Begeisterung für den Nationalsozialismus spürbar abgekühlt ist.
Charlotte Rath, genannt Charlie, würde das Deutschland, das so gar nicht mehr ihres ist, am liebsten in Richtung Prag verlassen. Doch ihr früherer Pflegesohn Fritz wurde als vermeintlich genetisch minderwertig in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Charlotte schafft es zwar, seine Entlassung vor Gericht zu erstreiten, auch dank ihrer hartnäckigem Suche nach Fritz´s biologischem Vater - doch der Junge wird ausgerechnet in die Pflegschaft des HJ-Führers zurückgegeben, aus der er ausgerissen war.
Der letzte Rath-Roman endete mit dem Absturz des Luftschiffs "Hindenburg" an dessen Bord Gereon Rath war. Damals fragten sich viele Leser vermutlich: War´s das? In "Transatlantik" liefert Kutscher Antworten zum Schicksal des Totgeglaubten. Auch manche aus früheren Bänden vertraute Figur taucht wieder auf, etwa Marion Goldstein, ehemalige Berliner Nackttänzerin und Witwe des amerikanischen Gangsters Abe Goldstein. Gangsterboss Johann Marlow hat sich in den USA eine neue kriminelle Existenz aufgebaut und noch eine Rechnung mit Rath offen.
Die Handlung wechselt in "Transatlantik" zwischen der Ostküste der USA und Berlin hin und her. Bemerkenswert ist, wie sehr diesmal die Frauen das Geschehen bestimmen, allen voran Charlotte Rath, die nun als Privatdetektivin arbeitet und angesichts ihres totgeglaubten Mannes nur langsam ein neues Leben beginnt, zu dem auch andere Männer gehören. Doch auch mit den Ex-Kollegen in der "Burg" am Alexanderplatz hat sie wieder zu tun, als in einer Garage die Leiche eines SS-Mannes gefunden wird, mit dem ihre Freundin und Mitbewohnerin Greta eine On-Off-Beziehung hatte. Doch Greta ist verschwunden - Täterin oder weiteres Opfer? Charlie kann und will die Ermittlungen nicht der POlizei alleine überlassen.
"Transatlantik" ist komplex und vielschichtig, eher Zeitporträt als Krimi. Ein guter Anlass, mal wieder in den Vörgänerromanen zu lesen und damalige Handlungsstränge und Figuren in Erinnerung zu rufen. Die Abenteuer der Familie Rath, so scheint es, sind noch lange nicht zu Ende. Doch ob es jemals ein happy end geben wird, steht nicht nur angesichts der politischen Entwicklung in Deutschland unter einem Fragezeichen. Langweilig wird es jedenfalls auch im neunten Band nicht. Respekt, wie Kutscher die vielen Erzählfäden souverän in der Hand hält und verknüpft.
In der Hörbuchversion ist es einmal mehr David Nathan, der dem Buch seine Stimme gibt, wobei er mehr noch als in den früheren Bänden mit Akzenten und Dialekten arbeiten kann. Obwohl es sich um eine gekürzte Version handelt, ist das Hörbuch immer noch knapp 17 Stunden lang - da sollte man schon konsequent dranbleiben und konzentriert zuhören, denn man kann ja nicht wie beim Buch "mal eben zurückblättern". Die angenehme und alles andere als langweilige Interpretation Nathans macht das Zuhören leicht, auch wenn es nur einen Sprecher gibt, schafft er es mit seiner Interpretation, immer wieder hörspielähnliche Erzählweisen einzubringen, die das Kopfkino in Gang setzen.
Berlin 1937: In einer Garage wird die Leiche des SS-Mannes Klaus von Rekowski gefunden. Andreas Lange, der Gereon Raths Platz bei der Mordkommission übernommen hat, ermittelt. Der Tote war durch Auspuffgase erstickt, Suizid wird schnell ausgeschlossen.
Charlie Rath lebt nun als Witwe, arbeitet weiterhin in Wilhelm Böhms Detektei und ist wieder zu ihrer Freundin Greta Overbeck in die Spenerstraße gezogen. Als Greta längere Zeit nicht nach Hause kommt, und eines Tages zur Polizei vorgeladen wird, muss sich Charlie Sorgen um die Freundin machen, denn ihr Lippenstift wurde bei Rekowskis Leiche gefunden, und Greta kannte den Toten. Charlie fängt eigene Ermittlungen an.
Außerdem muss sie sich auch Sorgen um Fritz Thormann, ihr ehemaliges Pflegekind, machen. Fritz und seine Freundin Hannah wurden nach den Ereignissen im Briefroman „Mitte“ in eine psychiatrische Heilanstalt eingewiesen. Charlie, die Jura studiert hatte, strengt ein Gerichtsverfahren an, doch das Ergebnis ihrer Bemühungen hatte sie sich anders vorgestellt.
Derweil ist Gereon Rath in Wiesbaden untergetaucht und trifft eine alte Bekannte. Sein Weg führt ihn an Bord des Zeppelins „Hindenburg“, der auf dem Weg nach Lakehurst ist.
Einen weiteren alten Bekannten trifft man in den USA an, und der hat noch ein Hühnchen mit Gereon zu rupfen und weiterhin Beziehungen nach Deutschland. Natürlich trifft man auch weitere ehemalige Kollegen Gereons, die nun mit Andreas Lange arbeiten, und selbstverständlich hat auch Ernst Gennat seinen Auftritt. Reinhold Gräf spielt auch hier wieder eine Rolle, welche, darauf darf man gespannt sein.
Wie es sich für die Reihe gehört, gibt es auch hier eine Mordermittlung, die in Zeiten des nationalsozialistischen Deutschlands ihre eigenen Schwierigkeiten hat. Dass nicht mehr Gereon Rath der Mordermittler ist, ist gewöhnungsbedürftig, mir hat aber Andreas Lange auch gut gefallen. Am Ende sind die Kreise, die die Ermittlung zieht, unerwartet groß.
Schließlich sind die meisten Erzählstränge aufgelöst, Sorgen mache ich mir vor allem um Fritz, der Junge, oder sollte man mittlerweile der junge Mann sagen, wird hier ganz schön gebeutelt. Fritz ist nun schon seit einigen Bänden ein wichtiger Charakter der Reihe, ich hoffe, für ihn endet alles gut. Offenbar soll die Reihe mit dem nächsten Band enden, ich bin schon sehr gespannt, und hoffe für die Charaktere, die ich mag, endet alles gut..
Ich bin vom ersten Band an ein Fan der Reihe, dieser neunte Band hat mir aber ein bisschen weniger gut gefallen wie die meisten Vorgänger. Vielleicht liegt das an der stark veränderten Situation, in der sich die Protagonist:innen befinden, vielleicht auch an der etwas überzogenen Rolle, die Charlie hier spielt, genau kann ich es nicht sagen. Dennoch ist auch dieser Band spannend und lesenswert und vor allem Fritz' Schicksal hat mich sehr berührt. Insgesamt kann ich die Reihe um Gereon Rath weiterhin sehr empfehlen.
Klappentext: Die Familie Rath ist zersprengt. Eigentlich wollte Charlotte Rath, geborene Ritter, schon längst im Ausland sein, doch halten die Umstände sie in Berlin fest. Ihr ehemaliger Pflegesohn Fritze ist in die geschlossene Abteilung der Nervenheilanstalt Wittenau gesteckt worden, ihre beste Freundin Greta spurlos verschwunden und steht unter Mordverdacht. Dem untergetauchten und von den Behörden für tot gehaltenen Gereon Rath wird es derweil zu gefährlich in Deutschland, er besteigt den Zeppelin, um in die USA zu entkommen. Während Charly versucht, Fritze aus der Klinik rauszupauken, das Verschwinden von Greta zu klären und den Mordfall zu lösen, geschehen jenseits des Atlantiks Dinge, die sie niemals für möglich gehalten hätte.
„Transatlantik“ ist der 9. Band der Gereon-Rath Reihe von Volker Kutscher.
Mittlerweile ist die Geschichte im Jahr 1937 angekommen.
Die Geschichte hat mehrere Erzählstränge und ist recht komplex. Man kann dem Ganzen aber gut folgen, verliert nie den Überblick. Die meisten Protagonisten sind ja schon gut bekannt, neue kommen hinzu und alte trifft man wieder.
Die Familie Rath scheint auseinandergerissen zu sein. Gereon Rath ist in der USA. Sein Weg dorthin wird in diesem Band beschrieben. Hier trifft er auch wieder auf Marlow, der den treuen Leser*innen aus dem 7. Band bekannt ist.
Charlotte Rath wollte Deutschland auch schon längst verlassen haben aber familiäre Ereignisse halten sie auf. Fritze ist in einer Pflegefamilie und wird da zur HJ-Jugend erzogen. Er versucht Hannah aus der geschlossenen Anstalt zu befreien. Auch Charly hat so ihre Probleme ihr Leben alleine, ohne ihren Mann zu leben. Sie ist auf der Suche nach ihrer Freundin Greta die plötzlich verschwunden ist. Ein Mord passiert und die Polizei ermittelt. Doch Charly ist der Polizei immer etwas voraus. Es scheint als trete sie in die Fußstapfen von Gereon Rath.
Es passiert viel im 9. Band. Volker Kutscher führt seine Leser*innen gekonnt durch die Geschichte. Seine Charaktere sind sympathisch. Natürlich gibt es auch ein paar unsympathische Gestalten aber das gehört zu der Geschichte und zur Zeit der Handlung. Vor allem sind die Charaktere lebendig und authentisch. Volker Kutscher lässt die Protagonisten sich auch im Laufe der Bände weiterentwickeln. Der Autor hält die Spannung auch in diesem Band über knapp 600 Seiten. „Transatlantik“ endet mit einem Cliffhanger und jetzt heißt es warten bis der 10. Band erscheint.
Audiobook-Rezension: Zahlreiche Dinge passieren in diesem neunten Band der Reihe um Gereon Rath und seine Frau Charly mit dem Titel Transatlantik gleichzeitig. Es ist das Frühjahr 1937 - Charly hat ihre Flucht aus Nazi-Deutschland aufgeschoben, um den ehemaligen Pflegesohn Fritze aus seiner Inhaftierung in einer Nervenheilanstalt zu befreien. Dann verschwindet ihre Freundin und Mitbewohnerin Greta und wird verdächtigt, ihren Offiziersfreund ermordet zu haben, der tot in einer Autogarage aufgefunden wird. Natürlich ermittelt Charly, während sie zeitgleich im Ungewissen bleibt, ob Gereon das katastrophale Unglück des Zeppelins Hindenburg überlebt hat. So wechselt das Geschehen zwischen den Kontinenten hin und her. Charly tut ihr Bestes, um Fritze zu helfen, aber dessen Schicksal bleibt unsicher, während sich der Mord an dem Offizier und Gretas Verschwinden aufklären lässt. Nebenbei deckt Charly eine weitere Verschwörung auf, bei der sie in einen moralischen Konflikt gerät... Mit Transatlantik gelinkt Volker Kutscher ein weiterer spannender Band. Vielleicht ist er ein klein wenig weniger authentisch als seine Vorgänger, denn die Schilderung der Bedrohung durch die Nationalsozialisten und die Durchdringung der Bevölkerung mit deren Gedankengut ist meines Empfindens nach weniger präsent, auch wenn dem Band nach wie vor eine solide und detailsreiche Recherche zugrunde liegt. Charly bewegt sich sicherlich zu selbstsicher durch das Berlin von 1937, ein klein wenig zu selbstbewusst und zu autark vor dem Hintergrund der Zeit, was sie aber als Proganonistin umso sympathischer macht. Die Schilderung des Lebens in New York bleibt etwas verschwommener und nimmt weniger Raum ein, der Fokus bleibt bei der Handlung in Berlin. Der letzte Band der Reihe ist bereits für 2024 angekündigt und trägt den Titel Rath.
Berlin, September 1937. In einem Parkhaus wird die Leiche von SS-Mann Rekowski gefunden, der in seinem Auto mit Kohlenmonoxid vergiftet wurde. Rekowski kennen wir aus Band acht, er ist der Liebhaber von Charly Raths bester Freundin Greta, und die ist auch verschwunden.
Pflegesohn Fritze schmort in der geschlossenen Psychiatrie, Gereon Rath ist untergetaucht, und so muss Charly - in diesem Buch die Kern- und Hauptfigur - sich auf eigene Faust ans Ermitteln machen.
„Transatlantik“ ist der neunte und angekündigt vorletzte Band der Gereon-Rath-Reihe, und es haben sich eine Menge Figuren und Handlungsfäden aufgetan, die jetzt vor dem großen Finale in Stellung gebracht werden müssen. Und so springt die Handlung eilig von Person zu Person, von Perspektive zu Perspektive, zwischen Berlin, Manhattan, Wiesbaden und New Jersey, und über all den vielen Strängen gerät der Mordfall ziemlich in den Hintergrund.
Was diesmal auch zu kurz kommt, jedenfalls für meine Begriffe, ist die Atmosphäre. Da hat Volker Kutscher im Vorgängerband „Olympia“ noch brilliert, hat vor unseren Augen das olympiatrunkene Berlin auferstehen lassen, wo die Nazis einmal vor der Welt Bella Figura machen wollten und es doch nicht richtig hinbekommen haben. Das war grandios geschildert. Und diesmal: Fehlanzeige - kein Flair, wenig Stimmung, ganz selten blitzt es mal auf, etwa bei der gruseligen Luftschutzübung mitten am Potsdamer Platz.
Wo ich dann richtiggehend ärgerlich wurde, war der Part mit Gereons Untertauchen in Wiesbaden. Nachdem der Held in Band acht schon im Zeppelin nach New York saß, finden wir ihn hier wieder zurückgespult als Weinausfahrer in Rheinhessen - und die ganze (ohnehin an den Haaren herbeigezogene) Räuberpistole mit der russischen Fürstin wird noch einmal haarklein durchexerziert. Was soll das? Ist Volker Kutscher etwa erst beim Konzipieren von Band neun aufgefallen, dass er eine Reihe schreibt, in der das Publikum mit hoher Wahrscheinlichkeit den Vorgängerband schon gelesen hat?