Die längste Zeit produzierten die Menschen gemeinsam, ohne Privateigentum, die Produkte gehörten der Gemeinschaft. Später wurden zwischen verschiedenen Gemeinwesen Geschenke ausgetauscht. Als im Neolithikum ein dauerhaftes Mehrprodukt erzeugt wurde, nahmen die Tauschakte zu. Dieses Mehrprodukt wird im Kapitalismus von den Kapitalisten angeeignet. Dessen Überwindung muss nicht nur das Privateigentum an den Produktionsmitteln, sondern die ganze bisherige Aneignungsweise aufheben. Das Mehrprodukt wird nun gesellschaftlich angeeignet. Der real existierende Sozialismus hat dem Gewinn großen Spielraum gegeben, ein Teil des Mehrprodukts wurde von Einzelbetrieben mit weitreichender Selbstständigkeit angeeignet. Sie agierten als Tauschakteure. Das führte zu planwidriger Verteilung mit Ungleichgewichten in der Produktion wie zu Mangelsituationen bei der Güterversorgung. Gerfried Tschinkel deckt auf, wie das Wertgesetz speziell in der DDR wirkte. Was ist daraus für kommende postkapitalistische Gesellschaften zu lernen?
"Die Warenproduktion und ihr Ende: Grundlagen einer sozialistischen Wirtschaft" behandelt die Geschichte der Warenproduktion an sich von ihr als Randerscheinung im Urkommunismus, sowie ersten Klassengesellschaften bis zur ihrer Entwicklung zur dominanten Rolle im Kapitalismus, ihrer eigentlichen Aufhebung im Sozialismus und wirklichem fortbestehen im real existierenden Sozialismus der Realsozialistischen Staaten.
Tschinkel gibt einen guten Theoretischen Abriss der Warenproduktion und ihrer geschichtlichen Entwicklung mit Bezug auf die Klassiker Marx und Engels. Wirklich interessant wird das Buch in den Kapiteln, in denen sich Tschinkel mit der Warenproduktion im Sozialismus beschäftigt. Tschinkel erkennt richtig, dass die sozialistische Produktionsweise nach ihren Grundwesen die Warenproduktion aufhebt, im Realsozialismus diese aber dennoch fortbestehen konnte. Tschinkel leugnet nicht den Sozialistischen Charakter der Produktion im Realsozialismus, scheut sich aber auch nicht zu analysieren, wie es dazu kommen konnte, dass das Wertgesetz sich immer mehr entfalten konnte und schließlich auch zur Niederlage des Realsozialismus führte. Die Fehleranalyse ist sehr genau und interessant.
Leider schwächelt Tschinkel bei dem Aufzeigen einer Alternative für den Realsozialismus. Weder die Gründe für die Fehler, noch ein Aufzeigen davon, wie man es besser hätte machen können, noch die Einsicht, ob das Modell der Entwickelten sozialistischen Wirtschaft überhaupt auf dem Entwicklungsstand der Realsozialistischen Länder der Zeit hätte umgesetzt werden können, wird nicht diskutiert.
Im Buch werden sehr gut die Fehler innerhalb der Wirtschaft des Realsozialismus skizziert und dies ist auch sehr Wertvoll und interessant. Nur selbst Alternativen aufzeigen, oder begangene Alternativen Gegenwärtiger Sozialistischer Staaten analysieren, tut es nicht. Das Buch würde ich nicht Einsteigern in Marxistische Theorie Empfehlen, obwohl der Titel vielleicht suggerieren mag, dass es hier um einen Grundlegenden Abriss der Geschichte der Warenproduktion geht, der simpel und einfach gehalten ist, handelt es sich doch in Realität um ein sehr theoretisch tiefgreifendes Buch, das kompliziert Geschrieben ist und viel Vorwissen voraussetzt. Am besten mit jemanden zusammen lesen, alleine ist es schon zu teilen sehr schwer zu verstehen.