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Ein Haus voller Wände
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Community Reviews
Displaying 1 - 2 of 2 reviews
November 14, 2022
Bei der Lektüre fühlte ich mich zurückversetzt in eine andere Zeit, rund ums Abitur, als ich, wie der Autor, in einer Behindertenwohngruppe gejobbt habe.
All die Erinnerungen kamen beim Lesen hoch, vielleicht "fühle" ich deshalb diesen Text sehr. Aber von vorn:
Der jüngst im Verbrecher Verlag erschiene Roman "Ein Haus voller Wände" von Frédéric Valin handelt von Nikolas, dem Ich-Erzähler, der in einer Wohngruppe arbeitet, in der Menschen mit geistiger Behinderung leben.
Valin erzählt von Karl, Johannes und Peter, von Barbara, Maria, Stefan und Nathalie - und all ihren unterschiedlichen Diagnosen, Beeinträchtigungen und Verhaltensweisen, die sich auf den Alltag der Wohngruppe auswirken.
In meinen Augen ist das Buch eher ein Bericht als ein Roman, aber ungeachtet der literarischen Form, ist es ein sehr bewegender Text, der mitfühlen lässt, zum Nachdenken anregt und mit allerlei Vorurteilen aufräumt.
So zeigt Valin auf, dass Betreuer nicht immer die netten, salbungsvollen Pädagog:innen sind, die aus christlicher Nächstenliebe handeln und Behinderte nicht als "niedlichen, schutzbedürftigen" Wesen zu sehen sind, sondern auf Augenhöhe ernst genommen werden sollten.
In der Care-Arbeit treffen Menschen mit unterschiedlichen Schicksalen und Charakteren aufeinander. Es gibt Sympathien und Antipathien, Streit und Schwierigkeiten im Zusammenleben. Es geht um das Ausüben von Macht (durch die Betreuer:innen) und um das Ausgeliefertsein (der Bewohner:innen). Ein komplexes Zusammenspiel.
Auch schreibt der Autor über den Umgang mit der Sexualität der Bewohner:innen, über die Demenzerkrankungen und den Tod zweier Personen.
Valin kritisiert Pflegeeinrichtungen, als geschlossene Systeme, in denen Missstände zu leicht übergangen werden können und strukturelle Gewalt herrsche.
Einen erschütternden Exkurs hat Valin über die grauenvollen Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten eingefügt.
Das Buch liefert einen authentischen Blick auf unser Pflegesystem und „die vielschichtigen Ausschlußkriterien, die in dieser Gesellschaft wirken“. Leseempfehlung!
All die Erinnerungen kamen beim Lesen hoch, vielleicht "fühle" ich deshalb diesen Text sehr. Aber von vorn:
Der jüngst im Verbrecher Verlag erschiene Roman "Ein Haus voller Wände" von Frédéric Valin handelt von Nikolas, dem Ich-Erzähler, der in einer Wohngruppe arbeitet, in der Menschen mit geistiger Behinderung leben.
Valin erzählt von Karl, Johannes und Peter, von Barbara, Maria, Stefan und Nathalie - und all ihren unterschiedlichen Diagnosen, Beeinträchtigungen und Verhaltensweisen, die sich auf den Alltag der Wohngruppe auswirken.
In meinen Augen ist das Buch eher ein Bericht als ein Roman, aber ungeachtet der literarischen Form, ist es ein sehr bewegender Text, der mitfühlen lässt, zum Nachdenken anregt und mit allerlei Vorurteilen aufräumt.
So zeigt Valin auf, dass Betreuer nicht immer die netten, salbungsvollen Pädagog:innen sind, die aus christlicher Nächstenliebe handeln und Behinderte nicht als "niedlichen, schutzbedürftigen" Wesen zu sehen sind, sondern auf Augenhöhe ernst genommen werden sollten.
In der Care-Arbeit treffen Menschen mit unterschiedlichen Schicksalen und Charakteren aufeinander. Es gibt Sympathien und Antipathien, Streit und Schwierigkeiten im Zusammenleben. Es geht um das Ausüben von Macht (durch die Betreuer:innen) und um das Ausgeliefertsein (der Bewohner:innen). Ein komplexes Zusammenspiel.
Auch schreibt der Autor über den Umgang mit der Sexualität der Bewohner:innen, über die Demenzerkrankungen und den Tod zweier Personen.
Valin kritisiert Pflegeeinrichtungen, als geschlossene Systeme, in denen Missstände zu leicht übergangen werden können und strukturelle Gewalt herrsche.
Einen erschütternden Exkurs hat Valin über die grauenvollen Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten eingefügt.
Das Buch liefert einen authentischen Blick auf unser Pflegesystem und „die vielschichtigen Ausschlußkriterien, die in dieser Gesellschaft wirken“. Leseempfehlung!
This entire review has been hidden because of spoilers.
July 9, 2023
" Wenn es nicht möglich ist mit diesen Voraussetzungen Teil der Gesellschaft zu sein, was stimmt dann nicht mit dieser Gesellschaft?"
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