Forty years prior to the Holocaust, German colonial troops in German Southwest Africa (known today as Namibia) murdered up to 80000 Herero and 20000 Nama, and caused many more thousands to perish in the desert and as slave laborers in concentration camps. During the last decade, a fierce debate has emerged regarding the Herero and Nama genocide and its meaning within German 20th-century history, particularly the extent to which it can be seen as a precursor to Nazi crimes. This book examines the relationship between colonialism and the Holocaust, and situates Nazi crimes firmly within the global history of mass violence. Zimmerer documents the development of an argument that has changed the way we view the Holocaust by pointing to continuities and parallels, thereby offering a fresh, postcolonial perspective on the Third Reich.
Jürgen Zimmerer gehört zweifelsohne zu jenen Historikern, die mit ihren Thesen, aber auch mit ihrem öffentlichen Auftreten, vielerorts anecken. Insbesondere sein Eintreten für die sogenannte Kontiunitätsthese, die eine Verbindung zwischen den Kolonialverbrechen des deutschen Reichs und dem Hol0caust zieht, steht in der Kritik. Manchen Beobachtern zufolge gehöre Zimmerer damit auch zu jenen Vertretern des Post-Kolonialismus, welche den Hol0caust relativieren oder zumindest das Gedenken daran zurückdrängen wollen. Nachdem ich die entsprechenden Passagen mit Argusaugen gelesen habe, kann ich diese Sichtweise jedoch nicht bestätigen.
Kritikwürdig ist allerdings, dass Zimmerer keine wirklichen empirischen Belege anführt, mit der er die von ihm konstatieren Verbindungslinie Windhuk-Auschw1tz untermauern kann. Weder Protokolle oder Entscheidungsvorlagen noch Tagebucheintragungen von führenden Nationalsoz1alisten etc. werden von ihm vorgelegt. Zimmerer benennt zwar strukturelle Ähnlichkeiten und personelle Kontinuitäten & verweist auf „gespeichertes Wissen“ im Verwaltungs- und Militärapparat, was mir insgesamt jedoch zu wenig ist, um die Kontinuitätsthese als plausibel zu erachten. Da seine Argumentation gewissermaßen auf einer ideengeschichtlichen Ebene verharrt erinnerte mich diese vielmehr an die These Ernst Noltes im Historikerstreit, der „Archipel Gulag“ sei ursprünglicher als Auschw1tz gewesen, auch wenn ich Nolte & Zimmerer damit nicht dieselben Motivlage unterstellen will.
Lesenswert ist Zimmerers Aufsatzsammlung am Ende trotzdem, denn sie arbeitet die verschiedenen Facetten der Kolonialherrschaft des Deutschen Reichs in Namibia wunderbar heraus. Auch für mich, der schon einige Bücher zur deutschen Geschichte gelesen hat, war hier viel neues dabei. Das wiederum zeigt, dass Zimmerer nicht zu Unrecht moniert, dass der Kolonialismus in der deutschen Geschichtsschreibung unterbeleuchtet geblieben ist. Eine erinnerungspolitische Aufwertung dieses Kapitels, insb. im Hinblick auf den Völkerm0rd an den Herero und Nama, erscheint somit als wünschenswert. Allerdings ist auch klar: Für diese Erkenntnis bräuchte es freilich keine Kontiunitätsthese auf empirisch tönernen Füßen
Much needed comparative work and contextualisation of German colonial project. Articles are a somewhat repetitive and quotes are often reused throughout the book, which might be sensible for an academic reading, but loses value for the rest of the readers.