Nach ihrem Bestseller „Omama“ nimmt Lisa Eckhart ihre Leser mit nach Paris – eine sprachgewaltige und bitterböse Satire.
Der Liebe wegen kommt Aloisia, eine junge Österreicherin, nach Paris, während die französischen Zeitungen unermüdlich über einen Serienmörder berichten. Le Maestro Massacreur bringt scheinbar wahllos Straßenmusiker um. Ein melancholischer Kommissar und der angesehene Terrorexperte Monsieur Boum ermitteln. Doch mit Clopin, dem König der Bettler, in dessen zwielichtigem „Turm der Wunder“ Aloisia rasch Anschluss findet, hat niemand gerechnet. Lisa Eckharts neuer Roman ist Märchen, Horrorgeschichte, Erotikkrimi, Comic und Computerspiel in einem. Und er ist eine bitterböse Satire, vor der nichts und niemand sicher ist …
Was ist ein Roman? Die Langform der schriftlichen Erzählung. Aha. Was ist eine Erzählung? Die Wiedergabe oder Erfindung eines Ereignisses / eines Geschehens als mediennabhängige Darstellung (schriftlich, mündlich, bildlich, etc). Häufig in verdichteter Form. Aha.
Ist dies alles so schwer zu verstehen? Scheinbar. Denn die Verlegerinnen und Verleger dieser Tage scheinen diese Basics nicht mehr zu kennen oder sie ganz bewusst zu ignorieren. Natürlich ist das Spektrum dessen, was ein Roman ist, recht breit: Es gibt solche, übervoll reich an Wendungen, Konflikten, Überraschungen und tiefschürfenden Psychologien, welche die menschliche Natur an die Grenze des Vorstellbaren drängen; dann gibt es wiederum solche handlungsarme, sprachspielerisch-experimentelle, gedankenreiche und die Kunst des Wortes feiernde... Soweit zur vereinfachten klassischen Kartographierung literarischer Stoßrichtungen.
Mir scheint, das es heutigentags sogar eine neue Art des Romans gibt: Ein Werk, das aus losen Beobachtungen, Anschauungen, Beschreibungen und Gedanken besteht UND um welche herum dann künstlich eine Narration angeordnet wird - völlig gleich, ob Sinn und Berechtigung vorliegen, diese zu erzählen...
Schade, schade, schade. Denn "Boum" ist genauso ein Machwerk. Das Werk einer Autorin, die scheinbar einfach einen Roman geschrieben hat, weil sie einen Roman schreiben wollte. Und nicht etwa, weil sie etwas zu sagen, etwas auszudrücken hätte.
Umso bitterer, ja verbittert-wehmütiger fällt mein Urteil aus, da ich Frau Eckhart als Kabarettistin und Person des öffentlichen Lebens sehr schätze (ja, zu Teilen sogar bewundere)! Was im Kontext einer 15-60 minütigen Performance grandios funktioniert, scheitert hier im Falle von "Boum" beileibe auf ganzer Linie: Trotz teilweiser amüsanter Sprachspiele dümpelt alles an diesem Buch in einem Morast der Überflüssigkeit und Langeweile herum. Die Figuren sind flach, ja nahezu kindisch charakterisiert (schlimmer noch: Lisa Eckhart schafft es nicht über die bloße Charakterisierung hinaus - zu der ja bereits Kinder fähig sind -, menschlich nachvollziehbare Charaktere zu kreiieren), der rote Faden nicht erkennbar, die Verknüpfung der einzelnen Segmente und Handlungsebenen bröckelig, aufgeblasen, gekünstelt, wie auch ästhetisch selbstgerecht und bis zum Schluss ist nicht erkennbar, warum dieses Buch existiert, existieren soll; einzig aus der Tatsache, dass Lisa-Eckhart-Fans existieren, speist dieses Produkt seine Daseinsberechtigung...
Was bleibt? Neben der riesengroßen Enttäuschung lediglich die Erkenntnis, dass ein unbekannter Debütautor solch einen "Roman" niemals zum Druck hätte bringen können, aber solange der Markt Menschen zu Marken macht, Sturgeons Gesetz mit einer noch viel größeren Brutalität zurückschlägt...
"Hochliteratur unter der Gürtellinie", wie die Autorin das Buch selbst beschreibt. Meiner Meinung nach trifft nur "unter der Gürtellinie" zu.
Das Übermaß an Obszönitäten in vielerlei Hinsicht/auf mehreren Ebenen und der gewollt politisch inkorrekte Sprachgebrauch - für mich nicht satirisch, sondern irgendwann einfach nur noch öde zu lesen und schlussendlich ein wenig peinlich. Die Figuren - viel zu übertrieben, viel zu absurd. Die Geschichte an sich - unfassbar langatmig, sprunghaft, nicht greifbar für mich.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Autorin primär ein Buch schreiben wollte, das so provokant wie nur möglich sein muss, damit darüber gesprochen wird. Aber mit diesem Zuviel an allem provoziert sie nicht, sondern ist massiv über das Ziel hinausgeschossen, weswegen das Buch keinen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat; zwar schon einen enorm negativen, aber dieser gibt keinen Anstoß dazu, darüber reden zu müssen. Unter "Hochliteratur" verstehe ich einfach etwas anderes.
Eckhart legt ihre typische Polemik an den Tag. Dieses Buch lässt sich als Hommage an die französische Romantik lesen so viele Anspielungen, Motive, Themen und direkte Erwähnungen wie sich dazu finden lassen. Zugleich erinnert es streckenweise an den Absurdismus Beckett‘scher Art. Mit der Eckhart eigentümlich scharfen Sprache werden zentrale Themen der Gesellschaft wie: Armut, der/das Andere, Rassismus und vieles mehr thematisiert und teilweise gesellschaftliche Doppelstandards und Zynismus aufgezeigt und hinterfragt.
Alles in allem: Das Buch ist kein Hugo, kein Beckett, aber bietet dennoch eine solide Unterhaltung, welche Anreize zum hinterfragen und denken gibt. Insgesamt verstehe ich die ganzen schlechten Bewertungen also nicht. Schon alleine all diese Symbole, Anspielungen zu entdecken und entschlüsseln bereitet Freude und gibt teils einen kleinen Einblick in das Denken der Romantiker Paris.
A very refreshing book because of it’s political incorrectness and absurdism. Absurd in the sense of combination of genres as well as it’s humor. Nevertheless Eckhart shows her Decadentistic feathers. Commenting on contemporary western society without actually saying anything, c’est la vie. The plot is sacrificed for the esthetics of the chapters, creating a from time to time wondering experience to the reader. Full with wordplays and beautiful paragraphs. Clearly this book is not for everyone and you could see her as an comedian Houellebecq. Aswell as playing with the idea that she herself is the main character. She fits well in the decadentistic tradition.
Ein absurd-kuriose Geschichte, die mehr will als sie kann. Auch wenn die "political incorrectness" des Romans erfrischend ist: Die Sprache wirkt oft gekünstelt und unauthentisch, was das Buch anstrengend zu lesen macht.
Die Charaktere sind in ihrer übertriebenen Absurdität oft witzig, doch leider schafft Eckhart es nicht, die Geschichte auf den Boden zu bringen.
Der Klappentext des Buches sagt irgendwie nichts aus, aber dennoch gibt es dadurch eine gewisse Erwartungshaltung. Ich habe mir das Buch gekauft, ohne zu realisieren, dass es sich bei der Autorin um „die“ Kabarettistin Lisa Eckhart handelt. Doch diese gewisse Art des Formulierens viel mir dann doch schnell auf. Die Beobachtungen und Beschreibungen sind detailreich, ausschweifend und wirklich tief - so auch die meisten der satirischen Bemerkungen; Einiges ist direkt formuliert, anderes eher indirekt. Mir gefällt beides und ich musste oft lachen. Einige Kapitel habe ich im Auto aus Hörspiel, welches von ihr selbst eingelesen worden ist, angehört und dabei kommt ihr Witz noch viel deutlicher heraus. Einige narrative Sprünge empfand ich als irritierend und einige Beschreibungen werden erst erst beim 4 Mal nachdenken verständlich. Nun habe ich einige widersprüchliche Informationen und Kommentare zu ihrer politischen Einstellung mitbekommen, darauf basierend werd Rich wohl kein weiteres Werk von ihr lesen.