In den letzten Jahren haben Behindertenrechtsaktivist*innen den Begriff ›Ableismus‹ in den Diskurs eingebracht, da er das strukturelle System der Diskriminierung und Unterdrückung behinderter Menschen, das sich auf verschiedenste Weise und mit zahlreichen Wechselwirkungen durch all ihre Lebensbereiche zieht, sehr viel tiefer zu fassen vermag als ›Behindertenfeindlichkeit‹. Um zu verdeutlichen, wie tief verankert die strukturelle Form der Diskriminierung behinderter Menschen in unserer Gesellschaft ist, legt die Autorin die historischen Wurzeln von Ableismus frei. Dabei richtet sie ihren Fokus auf Alltagsableismus und hinterfragt ableistische Sprachmuster, Stereotype und Phänomene wie beispielsweise Inspiration Porn. Das Buch verdeutlicht, dass Denksysteme und gesellschaftliche Strukturen, die auf Leistungsfähigkeit beruhen, in der modernen ›Burnout-Gesellschaft‹ auch die Lebenswelt nichtbehinderter Menschen prägen, was diesen meist gar nicht bewusst ist. Es enthält zudem Tipps und Empfehlungen für Nichtbehinderte, die einen Weg raus aus der ableistischen Gesellschaft suchen und sich gegen Ableismus verbünden möchten. Und nicht zuletzt ist es Ausdruck seines Anliegens: durch ›Disability Pride‹ der nichtbehinderten Mehrheitsgesellschaft ein Bild von Behinderung entgegenzuhalten, das dem Facettenreichtum der Realität endlich zu seinem Recht verhilft.
leider war mir diese einführung auch für einen ersten einblick viel zu oberflächlich. die kürze soll das buch wohl zugänglicher für den einstieg ins thema machen, die verkürzten darstellungen haben mir aber im gegenteil oft tieferes verständnis verwehrt. die erfahrungsberichte der autorin, die für mich das wertvollste an dem buch waren, waren oft etwas chaotisch mit darüber hinausgehender analyse und politischer forderung vermischt, auch fehlte mir ein tieferes eingehen auf kognitive behinderungen oder chronische krankheiten. mehr substanz hätte ich mir darin gewünscht, wie über die entstehung von normen nachgedacht wird, es fehlte für mich auch eine einbettung des inhalts in eine breitere politische analyse des gesellschaftssystems, dessen elementarer teil ableismus ist.
ich hatte nicht viel vorwissen und hab trotzdem kaum neues gelernt, das ist schade (spricht aber evtl auch dafür, dass linke sozialisierung schon auch etwas ableismuskritik vermittelt). die übermäßig schlechte bewertung kommt nicht zuletzt auch aus meinem frust, dass linke verlage es anscheinend nicht schaffen, ordentlich zu lektorieren, was soll das? fühlt sich fast respektlos an gegenüber der autorin und ist als leserin einfach anstrengend.
4,5/5 Absolute Leseempfehlung. Zu manchen Themen hätte ich mir ein wenig mehr Ausführung gewünscht. Das Buch ist aber dennoch was es verspricht, ein Anfang und ein sehr hervorragender noch dazu!! :)
Gutes und wichtiges Buch, da das Thema im deutschsprachigen Raum stark unterbeleuchtet ist. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin klarer macht, dass die Begriffe Ableismus und Behindertenfeindlichkeit keine Synonyme sind (Ableismus ist die Abwertung von Menschen, weil sie etwas nicht können, das kann alle Menschen treffen & ist ein ideologischer Eckpfeiler des kapitalistischen Systems). Außerdem hätte ich mir auch etwas mehr über Ableismus gegen nicht/schwerer sichtbar behinderte Menschen gewünscht. Ich finde es wie anfangs gesagt trotz der kleinen Kritikpunkte ein wichtiges Buch. Ich hoffe nur, andere Bücher ergänzen dieses.
super Einführung in das Thema und super verständlich und nicht allzu akademisch geschrieben. must-read für alle, die noch nichts über das Thema wissen und generell für alle