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Patriarchale Belastungsstörung. Geschlecht, Klasse und Psyche

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Patriarchat und mentale Gesundheit: Beatrice Frasl wühlt tief in den Eingeweiden unseres „kranken“ Gesundheitssystems.

Psychische Gesundheit ist politisch
In Ländern wie Deutschland und Österreich können wir uns auf eine medizinische Notversorgung verlassen. Gibt es einen Unfall, wird ein Rettungswagen gerufen, Patient*innen werden in ein Krankenhaus gebracht und schnellstmöglich versorgt. Selbstverständlich, oder? Immerhin wäre es für uns unvorstellbar, mit einem Knochenbruch wieder nach Hause geschickt zu werden, einschließlich einer Wartefrist von sechs Wochen. Bis ein Behandlungsplatz zur Verfügung steht. In etwa so gestaltet sich jedoch die Situation im Bereich der psychischen Erkrankungen. Denn: Unser Gesundheitssystem schreibt, als Teil unseres Gesellschaftssystems, Ungleichheiten fort. Sozialer und ökonomischer Background, kulturelle Rahmenbedingungen und der neoliberale Leistungsgedanke bestimmen, wer gesund ist und wer nicht, wer krank sein darf und letztendlich auch: wem Behandlungsmöglichkeiten offenstehen und wem diese verwehrt bleiben.

Ungleichheit in der psychischen Krankenversorgung geht uns alle etwas an!
Du fragst dich, was Geschlecht und die Versorgung psychischer Erkrankungen gemeinsam haben? Was das Patriarchat mit der Diagnose von Krankheiten zu tun hat? Spoiler-Alarm: sehr viel! Der Grund, warum Frauen so viel häufiger von Depressionen und Angsterkrankungen betroffen sind als Männer, warum Männer jedoch weniger oft Ärzt*innen aufsuchen und sich behandeln lassen, liegt u. a. in den stereotypischen Vorstellungen und Rollenbildern, die wir im Laufe unseres Aufwachsens erlernt haben. Und: Frausein im Patriarchat bedeutet Gefährdung auf vielen Ebenen. Der Mangel an ökonomischer Sicherheit, die körperliche und psychische Gewalt, denen Frauen sehr viel häufiger ausgeliefert sind, und die Doppelbelastung, die durch Arbeit und Care-Arbeit auf den Schultern von Frauen lastet, sind zusätzliche Gründe dafür, warum weibliche Personen zur Risikogruppe zählen und durch unzureichende Krankenversorgung abermals benachteiligt sind.

Stigmatisierung und Tabuisierung: Wie können wir mit psychischen Erkrankungen umgehen?
Dass die psychische Krankenversorgung keine Selbstverständlichkeit ist, hängt eng mit der Pathologisierung bestimmter menschlicher Empfindungen zusammen, die nicht in das kapitalistische System passen. Besonders Frauen, ihre Körper und ihre Wahrnehmungen sind und waren schon immer ein Instrument zur Ausübung patriarchaler Kontrolle. Geschlechterrollen, der „Diagnose Gap" und gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse – Beatrice Frasl zeigt in diesem Buch: Das Sprechen über psychische Gesundheit ist ein feministischer Akt, ein Akt, der uns allen die Macht über uns selbst zurückgeben kann.

384 pages, Paperback

Published November 15, 2022

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Beatrice Frasl

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10 (4%)
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8 (3%)
Displaying 1 - 28 of 28 reviews
Profile Image for Alexandra .
936 reviews364 followers
November 1, 2023
Ich muss mal wieder eine Notiz an mich selbst schicken, nämlich folgende: Nimm bitte endlich die Buchtitel ernst und wortwörtlich, sonst produzierst Du Erwartungen, die nicht erfüllt werden. In diesem Fall geht es um patriarchale Belastungsstörung und ich dachte, das wäre ein rein feministisches Buch, das eben ein bisschen reißerisch überdramatisiert, dass das ganze Patriachat eine einzige Belastung für Frauen ist. Aber weit gefehlt, es geht tatsächlich um Belastungsstörungen im eigentlichen psychologischen und psychiatrischen Sinn, also um die psychische Gesundheit von Frauen. Nachdem ich die Überraschung, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, überwunden hatte und darüber hinweggekommen bin, fand ich den Zugang und die Aufarbeitung des Themas sehr interessant.

Irgendwie hatte ich dieses Buch von 2022 verlegt, es lag irrtümlich nicht im unbedingt-lesen-Stapel der Rezensionsexemplare, die ich bestellt hatte, sondern bei den klassischen Büchern in meinem SUB, die einfach Zeit haben. Als mir in den letzten Wochen die Autorin @fraufrasl auf Twitter (Folgeempfehlung) so angenehm auffiel, weil sie so kluge Analysen zum Israelkonflikt raushaute, fiel mir wieder ein, dass ihr Buch ja auch noch irgendwo sein müsste und ich machte mich auf die Suche.


Zu Beginn der Ausführungen geht es sehr zentriert um das Gesundheitssystem in Österreich und die zur Verfügung stehenden Ressourcen für psychiatrische und psychotherapeutische Hilfe. Hier ist einiges im Argen im Staate Österreich, sogar Deutschland bekommt diese Versorgung besser hin.

Anschließend wird sehr ausführlich und leider auch ganz schön redundant mehrmals angesprochen, dass nur ökonomische Ungleichheit und nicht der absolut fehlende Wohlstand psychische Erkrankungen verursacht. Abgesehen davon, dass dies eben zu breit ausgewalzt wird, stelle ich mir auch die Frage, was die Untersuchung, auf die sich diese Hypothese stützt, als Gegenstand wirklich beleuchtet hat. Man hatte den absoluten Wohlstand, die Wohlstands-Unterschiede und die Angstzustände von Kindern in den 50er Jahren und in den 80er Jahren in Amerika untersucht. Obwohl es den Leuten ökonomisch wesentlich besser ging, explodierten die psychischen Erkrankungen in den 80ern. Meiner Meinung nach wurde hier eine wichtige Variable beim Studiendesign vergessen, wodurch es zu einer Scheinkorrelation gekommen ist. Denn in den 80ern waren zwar die ökonomischen Bedingungen besser als in den 50ern, aber die politischen Verhältnisse so instabil, dass einem durch den Kalten Krieg und das Wettrüsten mit Atomwaffen die Welt jeden Tag um die Ohren fliegen konnte. Diese reale Bedrohung verursachte damals so ein waberndes Hintergrundbedrohungsszenario, das definitiv nicht fördernd für die psychische Gesundheit war. Alle Jugendlichen meiner Generation, waren sich sicher, nicht alt zu werden. Ex Post betrachtet, waren unsere Ängste überhaupt keine Paranoia, denn die Welt stand mehrmals am Abgrund nur ein paar Sekunden entfernt vor der totalen Zerstörung durch einen Atomkrieg, einmal sogar durch einen blöden Computerfehler. Da diese Ängste, die in meiner Generation jeder spürte, als Variable gar nicht in diese Untersuchung eingingen, halte ich die ganze Studie im Untersuchungdesign für komplett falsch angesetzt, was auch dann das Phänomen erklären würde, dass zum Beispiel die relative Gleichheit in Stalins Kommunismus, in dem es allen annähernd gleich schlecht ging, nicht gerade psychisch gesündere Menschen produzierte. Ala: „Machma Stalin-Kommunismus, da gehts fast allen gleich beschissen und alle san heppi.“ Ja ich weiß, medizinisch wurde das nie untersucht, aber die Russen gingen damals nicht zum Arzt, sondern die Männer bekämpften ihre psychischen Probleme durch massiven Alkoholmissbrauch und Gewaltexzessen gegen ihre Frauen. Die ganze Literatur ist voll von der Aufarbeitung der Traumata von Frauen dieser Zeit. Also abgesehen davon, dass ich die Validität dieser Studien und die darauf aufbauenden Aussagen anzweifle, dauerte mir das Thema viel zu lange und wurde mehrmals zu oft angesprochen.

Die weiteren Ausführungen haben mir aber ausnehmend gut gefallen zum Beispiel eine sehr kluge großartige Analyse der Auswirkungen von Sozialen Medien auf die psychische Gesundheit. Wir haben es hier gleichzeitig mit Foccaults Panoptikum und Mathiesens Synoptikum zu tun, alle beobachten alle, disziplinieren und bestrafen alle - der gläserne Mensch, ständig in Beurteilung. Zudem haben wir nur mehr parasoziale Beziehungen, die wir gegen echte soziale Beziehungen austauschen. Das ist ungesund für den Cortisolspiegel.

Am furchtbarsten und interessantesten war dann der historische Abschnitt, was nonkonformen Frauen seit der Jahrhundertwende bis in die Gegenwart im Rahmen der Psychiatrie von männlichen Ärzten angetan wurde und noch immer wird. Einige Fakten, zum Beispiel die Lobotomisierung kannte ich schon, bekanntestes Beispiel ist hier ja der Fall Rose Kennedy, aber vieles war mir neu. Zum Beispiel auch die vorgenommenen Genitalverstümmelungen der Wiener Ärzte rund um Siegmund Freud um die Jahrhundertwende. Aber auch in der Gegenwart hat sich nicht alles verbessert, Elektroschocks werden noch immer angewandt und die Diagnose Borderline-Störung ist meist auch eine Sackgasse, die kaum zu therapeutischem Erfolg führt. Auch heute werden Frauen anders behandelt als Männer, bei Frauen wird alles psychosomatisiert und pathologisiert, sei es sogar ein Herzinfarkt und auch zum Beispiel Traumata, die durch männliche Gewalt ausgelöst werden und die dazugehörenden Überlebensstrategien. Anstatt die Täter und Männer in die Klapse zu stecken, wird Frauen beigebracht, sie seien nicht normal und müssen lernen, solche Auswirkungen einfach auszuhalten. Das war ein extrem informativer Abschnitt dieses Sachbuchs.

Ach ja, weil ich es auch immer in anderen Werken anspreche. Die Quellen sind ausführlich und genau, da habe ich ausnahmsweise einmal, gar nichts zu meckern.

Fazit: Abgesehen vom Beginn bin ich sehr angetan und habe viel gelernt. Das Buch liest sich sehr gut, ist verständlich formuliert, auch für Laien geeignet und gar nicht trocken und unspannend. Leseempfehlung!
Profile Image for Elena.
1,030 reviews409 followers
April 11, 2023
Psychische Gesundheit ist politisch - das arbeitet Beatrice Frasl in ihrem Sachbuch "Patriarchale Belastungsstörung - Geschlecht, Klasse und Psyche" sehr differenziert und eindrücklich heraus. Die Kulturwissenschaftlerin, Kolumnistin und Podcasterin stellt fundiert mit vielen Quellen die Verbindungen zwischen psychischen Erkrankungen sowie deren Versorgung und Geschlecht, kulturellen Rahmenbedingungen, sozialem und ökonomischen Background und dem neoliberalen Leistungsgedanken her. Dabei lässt sie auch immer wieder eigene Erfahrungen einfließen, wie beispielsweise ihr mühsamer Weg, einen Therapieplatz zu finden oder auch ihr Erleben der Einnahme von verschiedenen Antidepressiva.

Gerade diese Mischung aus Auswertung von Quellen und eigenen Erfahrungsberichten machen das Buch sehr zugänglich und ohne viel Vorwissen gut lesbar. Frasl spricht die Lesenden auch immer wieder direkt an, stellt die richtigen Fragen und lässt zugleich Raum für eigene Gedanken und Meinungsbildung. Besonders eindrücklich habe ich die Korrelation zwischen Klasse und psychischen Erkrankungen empfunden - einerseits die Stigmatisierung und Ausgrenzung durch Armut, andererseits der erschwerte Zugang zu Behandlungen aufgrund der vielen Kosten, die selbst getragen werden müssen. Wie extrem das System krankt und wie viel sich ändern muss, wird an etlichen Beispielen und Bereichen klar. Die Autorin gibt zudem einen Einblick in den historischen Kontext von Patriarchat und Psychiatrie, betrachtet die Neutralität von Diagnosestellungen und vermittelt auch allgemein Wissen rund um psychische Gesundheit.

Beatrice Frasl spricht in "Patriarchale Belastungsstörung" also viel Wichtiges an - sie lässt aber auch Vieles aus. Denn gerade im Hinblick auf Geschlecht konzentriert sie sich ganz auf das binäre Geschlechtersystem und blendet damit trans und nonbinäre Personen komplett aus, macht sie unsichtbar. Sie betont immer wieder, dass in ihrem Buch Frauen im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, sie bespricht stereotype Rollenbilder, in die sie gedrängt werden, Care-Arbeit und Sicherheit - das ist auch gut und richtig. Jedoch sind queere Menschen doch mindestens genauso davon betroffen, fallen hier aber gänzlich aus der Analyse heraus. Problematisch finde ich zudem, dass sich Frasl häufig auf ein Buch von Jessica Taylor bezieht, die sich offen transfeindlich geäußert hat.

"Patriarchale Belastungsstörung - Geschlecht, Klasse und Psyche" ist ein wichtiges Buch, das für viele Missstände in Bezug auf psychische Gesundheit sensibilisiert, zugleich allerdings an fehlender Intersektionalität krankt. Ich habe Einiges daraus mitnehmen können, würde es aber nur bedingt weiterempfehlen.
Profile Image for Miriam.
5 reviews62 followers
January 24, 2023
Ich hab nach ca. 280 Seiten aufgehört zu lesen, da ich einfach nicht verstehen/glauben kann, wie man im Jahr 2022 ein Buch zu diesem Thema veröffentlichen und gleichzeitig so dermaßen non-inclusive darüber schreiben kann. Es wurde kein einziges Mal auf Trans*frauen oder Non-Binary people Bezug genommen, deren mentale Gesundheit wohl unter anderem am meisten unter den Fesseln des Patriarchats leiden.

Oh, und nebenbei wurde auch noch das Buch einer offen transphoben Frau (Jessica Taylor - https://twitter.com/WillReidWeb/statu... ) als eine der Hauptquellen benutzt.
Profile Image for Julia Lück.
7 reviews1 follower
July 11, 2025
Beatrice Frasl verbindet feministische Gesellschaftsanalyse mit Kritik am psychischen Gesundheitssystem. Psychisches Leiden erscheint hier nicht als individuelles Problem, sondern als Ausdruck struktureller Ungleichheit – besonders für Frauen und benachteiligte Gruppen.

Ein engagiertes Sachbuch, das psychische Gesundheit politisiert und strukturelle Verantwortung einfordert. Lohnend wen man o.g. mehr verstehen und bspw auch mal historischen Hintergrund hinter den Strukturen kennenlernen will– auch wenn es eher neue Fragen als fertige Antworten liefert.
(Teils sehr fokussiert auf das System in Österreich, was sich jedoch bspw. von psychiatrischer Versorgung in DE in einigen Punkten unterscheidet :))
Profile Image for Katrin.
11 reviews1 follower
January 25, 2023
Der Titel hat mich sofort angesprochen und ich habe sehr auf eine intersektionale Analyse gefreut, aber der Inhalt wird diesem Titel leider nicht gerecht.

Zu allererst: wenn "Geschlecht" als Analysekategorie im Titel genannt, dann sollten psychische Belastungen und Störungen nicht nur anhand vom 2 Geschlechtsidentität (Cis-Frau und Cis-Mann) besprochen werden. Dass weitere Geschlechtsidentitäten nicht mal erwähnt werden, ist meiner Meinung nach problematisch und hinterlässt im Zusammenhang, dass das generische Femininum, statt Gender-Sternchen oder ähnliches, gewählt wurde, mindestens ein Geschmäckl.

Außerdem hätte ich mir, wenn der politische Begriff "Klasse" im Titel genannt wird, gewünscht, dass dieser Begriff theoretisch unterfüttert wird. Ebenso hätte ich mir gewünscht, dass die Wortneuschöpfung "Patriarchale Belastungsstörung" erklärt wird, so bleibt es schöner "Clickbait", der mich eben auch zum Kauf gebracht hat.

Für mich ist meiner erster Punkt ausreichend dieses Buch nicht zu empfehlen, trotzdem kurz zum Inhalt: es werden interessante Punkte und Statistiken genannt, aber für mich wurden es schnell zu viele Zahlen und zu viele Anekdoten, sodass es zäh zu lesen. Dazu kommen die sich ewig wiederholenden Hinweise auf die Coronapandemie - ein Ausführlicher in der Einleitung hätte gereicht. Und am Ende hab ich dann auch einfach nicht viel Neues gelernt.
96 reviews2 followers
January 28, 2023
Dieses Buch ist ganz sicher keine leichte Kost - weder inhaltlich noch sprachlich. Es setzt einiges an Vorwissen voraus und lässt einen immer wieder frustriert und kopfschüttelnd über die gesellschaftlichen Zustände zurück.

Das notwendige Vorwissen ist für mich auch der einzige minimale Kritikpunkt. Das Buch ist in einer sehr wissenschaftlichen und elaborierten Sprache verfasst. Hätte ich selbst nicht studiert, hätte ich einige Schwierigkeiten gehabt, das Buch zu lesen. Das finde ich schade, da es so den Zugang erschwert.

Gleichzeitig hat mir die Wissenschaftlichkeit sehr gut gefallen. Die Autorin hat sich mit einer riesigen Menge an Literatur auseinandergesetzt, um so ihre eigenen Thesen zu untermauern.

Ich habe mir unzählige Zitate herausgeschrieben, da diese die Sachverhalte, meiner Meinung nach exakt auf den Punkt bringen. Zudem gab es immer wieder Dinge, von denen ich zuvor noch nie gehört hatte, die mir die Augen öffneten und eine Erweiterung meines Horizonts ermöglichten.

Das Buch endet mit einer Zusammenfassung dessen, was sich ändern muss.

Wer bereits über solides feministisches Vorwissen verfügt, gerne wissenschaftlich liest und erfahren möchte, wie das Patriarchat, Klassenzugehörigkeit und psychische Erkrankungen zusammenhängen - dem ist dieses Buch sehr zu empfehlen.
Profile Image for Christina.
72 reviews2 followers
March 28, 2023
Eindringlich geschrieben, Erfahrungsbericht trifft wissenschaftliche Erkenntnisse trifft Abhandlungen von Expert:innen (die nicht unbedingt streng wissenschaftlich sind). Darüber stehen Fragen, die wir uns stellen müssen und die Aufforderung, neue Perspektiven zu psychischen Erkrankungen einzunehmen- nicht zu letzt bezüglich einer besseren, schnelleren und niederschwelligen Verfügbarkeit von Therapie- bzw Behandlungsplätzen.
Der feministische Blick auf Frau-sein in Österreich (und der Welt) zeigt unbeugsam und unaufhaltsam auf, welchen Geschlechtsunterschieden in der Gesellschaft wir unterworfen sind. Da gilt es, reflektiert und informiert Fragen zu stellen. Das tut die Autorin.
Beim Lesen ist die Vermischung Erfahrungsbericht mit Wissenschaft angenehm und hilfreich, manchmal wirkt es etwas stärker anekdotisch als empirisch (für mich persönlich ein Kriterium für 4 Sterne).
Ein sehr gutes, wichtiges Werk das viele Leser:innen verdient und diskutiert gehört. Werden muss.
Profile Image for Isabelle.
135 reviews1 follower
March 25, 2023
Eine sehr flache und enttäuschende Auseinandersetzung mit einem sehr wichtigen Thema. Die Herangehensweise scheint leider irgendwo im letzten Jahrhundert stecken geblieben zu sein.
5 reviews
February 3, 2023
Ich würde gerne doppelt Sterne vergeben. Absolute Empfehlung. Das Buch ist sehr aufschlussreich - schwierige, komplexe Inhalte auf ein Niveau heruntergebroch, das auch für Laien (wie mich) verständlich ist.
Profile Image for Kai Stefan.
25 reviews
March 10, 2024
Guter Einstieg im Hinblick auf Frauen, ABER massiv verkürzte, binäre Perspektive auf Geschlecht.

Grundsätzlich ein gutes Buch, um viele Dimensionen zu sehen, in denen die psychische Gesundheit von Frauen in unserer Gesellschaft betroffen ist. Es werden viele gute Einblicke in unterschiedliche Bereiche gegeben und hilfreiche Daten und Sachlagen zusammengetragen. Dabei soll entsprechend die Rolle des Geschlechts aufgearbeitet werden. Mein großer Kritikpunkt schließt sich einigen Vorschreibenden hier an: es wird eine vollkommene Verkürzung von Geschlecht auf Frauen vorgenommen und ein rein binäres Geschlechterverständnis bedient. Diese Verengung wird sowohl inhaltlich sichtbar, als auch sprachlich, durch die Wahl des generischen Femininums, deutlich untermauert. Gerade in den letzten Teilen des Buches geht es darum, wie eng verwoben Trauma und psychische Gesundheit mit der Gesellschaft sind und mit den systematischen Belastungen, denen Personen (im Blick von Frasl Frauen) aufgrund des Patriarchats ausgesetzt sind. Gerade dabei wird aber so kritisch sichtbar, warum diese Reduktion im Buch alleine auf Frauen und nicht im Allgemeinen auf weiblich gelesene Personen und auch queere Personen oder trans/nonbinary Personen so verkürzt und nicht zu Ende gedacht ist. Alles, was sie in der Richtung beschreibt, zeigt richtige Mechanismen auf, ABER ist eben nicht das ganze Bild. Die beschrieben Mechanismen betreffen nicht nur Frauen. Über Gender zu sprechen und dann noch immer in dieser Binarität hängen zu bleiben, ist schlichtweg nicht (mehr) genug, wenn man sich solch komplexen Zusammenhängen annimmt. Erstens werden diese Erwartungen, die an Frauen herangetragen werden, eben genauso viel an Personen herangetragen, die weiblich gelesen und sozialisiert werden, aber nunmal keine Frauen sind - diese werden jedoch aufgrund der sprachlichen und inhaltlichen Entscheidung völlig unsichtbar gemacht. Zweitens sind gerade queere und trans/nonbinary Menschen im Spezifischen im Patriarchat so massiver Gewalt ausgesetzt und leiden unter Pathologisierung und Stigmatisierung - entsprechend der Logik des Buchs vor allem auf Basis von Geschlecht und daran geknüpfte Vorstellungen, denen sich diese Menschen oft quasi schon per Definitionem entziehen (auch Stichwörter aus dem Buch: "psychische Erkrankungen als Reaktion auf feindliche gesellschaftliche Lebensumstände bzw. systemische Bedingungen"!). Dann davon zu schreiben, dass man einen intersektional feministischen Blick, wenn auch mit Fokus auf Geschlecht, anwendet, ist in meinem Verständnis beschönigend, da das der Intersektionalität nicht gerecht wird. Natürlich sind Frauen massiv vom Patriarchat betroffen, dieses Schicksal teilen sie sich aber nunmal mit anderen Personen. Diese in keinster Weise zu berücksichtigen, weder sprachlich noch inhaltlich ist in einer Analyse zur "Patriarchalen Belastungsstörung" auf Basis von "Geschlecht, Klasse und Psyche" für ein Buch aus 2022 schade.

Zusatz: Frasl schreibt auch selbst auf sozialen Medien, dass ihr Feminismus selbstverständlich trans und nicht-binäre Personen einschließe und sie nicht wisse, was zum Anlass gegeben habe, das anzuzweifeln. Umso weniger verstehe ich die Entscheidung, das Buch im generischen Feminimum zu schreiben und/oder nicht zumindest diese Thematiken ebenso im Buch aufzugreifen (auch wenn man sich sprachlich beispielsweise dazu entscheiden würde, trotzdem beim generischen Feminimum zu bleiben.)

Ich finde es unfassbar schwer, das mit Sternen zu bewerten. Ja, die Auseinandersetzung bezogen auf Frauen ist gut (4 Sterne). Gleichzeitig ist das Themas als Ganzes, so wie es auch mit dem Titel und dem Klappentext beschrieben wird, einfach nicht vollständig betrachtet. Es wird mindestens eine sehr große weitere Perspektive zum Thema vollkommen ausgeklammert (1 Stern).
Profile Image for Hannah.
50 reviews1 follower
January 30, 2023
Ich liebe sowohl Beatrice Frasls Podcast (Große Töchter) als auch ihren Instagram-/ Twitter-content, aber das Buch, von dem ich mir deshalb sehr viel erwartet habe, hat mich enttäuscht. Ich bin nicht sehr informiert gewesen, aber habe trotzdem nicht viel Neues gelernt. Die Unterteilung in manchmal nur zweiseitige Unterkapitel hat keinen Lesefluss bei mir aufkommen lassen. Das letzte Drittel des Buches war das Beste! :)
Profile Image for Emma.
54 reviews1 follower
June 7, 2025
Sehr lesenswert!! Ich mochte die Struktur und besonders das Ende hat mir sehr gut gefallen und wirklich starke Punkte und Argumente gemacht! An manchen Stellen waren viele Punkte für mich persönlich nicht so neu und einiges hat sich wiederholt, aber ich fand dass viele Kontroversen sehr gut von allen Seiten beleuchtet wurden
Profile Image for Marielle.
11 reviews1 follower
April 17, 2023
Autorin silenced auf Social Media marginaliserte Personen, bedient sich der Täter-Opfer-Umkehr, verharrt auf ihren Privilegen und wehrt jede Kritik als „Diffamierung ihrer Person“ ab.
Profile Image for Ramona Ressler.
43 reviews2 followers
June 17, 2023
Wichtiges Thema, gut aufbereitet.
Leider fand ich den Schreibstil zu akademisch, da der Inhalt so für viele Bevölkerungsgruppen nicht zugänglich ist. Schade.
Profile Image for Lisa_V.
733 reviews3 followers
January 11, 2023
Eröffnet einen völlig neuen Blick auf psychische Erkrankungen und die Auswirkungen des Patriarchats

„Patriarchale Belastungsstörung: Geschlecht, Klasse und Psyche“ von Beatrice Frasl ist ein Sachbuch, welches mich einfach nur begeistern konnte. Dabei sind die Themen, über welche die Autorin schreibt, allerdings meistens eher zum heulen. Trotzdem ist es unglaublich wichtig sich mit den Auswirkungen des Patriarchats auf die menschliche Psyche zu beschäftigen. Darüber hinaus bietet das Buch auch einen Rundumblick über weitere feministische Themen, sowie die Auswirkungen von sozialer Ungerechtigkeit und Diskriminierung im Allgemeinen. All dies miteinander zu verknüpfen, schafft Autorin Beatrice Frasl in ihrem Werk auf sehr gelungene Weise. Sie erklärt dabei hochkomplexe Zusammenhänge, informiert detailliert und das alles in einer gut verständlichen Sprache. Allein aufgrund der Informationsfülle, benötigt die Lektüre natürlich etwas mehr Konzentration. Der Schreibstil machte es mir aber wirklich leicht, dem Inhalt zu folgen und all die Fakten in mich aufzusaugen. Das Buch überzeugte mich außerdem aufgrund der wissenschaftlichen Untermauerungen. Dem Zugrunde liegt eine große Rechercheleistung, mit zahllosen Quellen belegt die Autorin ihre Aussagen und sorgt dadurch für eine große Glaubhaftigkeit. Meist geht es dabei um das österreichische, oder deutsche Gesundheitssystem. Aber auch Daten aus anderen Ländern, finden Eingang. Außerdem bietet das Buch nicht nur einen Überblick über den heutigen Stand der Dinge, sondern berichtet auch über die teils schrecklichen Zustände und Methoden in der Vergangenheit der Psychiatrien. Sowohl die aktuellen Erkenntnisse, als auch der historische Rückblick, waren für mich wirklich augenöffnend. Nach dieser Lektüre sehe ich nun einiges anders, wobei ich es sehr mochte, dass die Autorin keinerlei Absolutheitsanspruch erkennen lässt. Ohne erhobenen Zeigefinger, versucht sie eine mögliche Veränderung zu skizzieren. Die wichtigste Funktion ihres Buchs, ist und bleibt aber die Aufklärung der Leser:innnen, denn nur wenn Missstände bekannt werden, können sie auch angegangen werden. Und so lässt mich das Buch, teils schockiert, teils aber auch ermutigt zurück. Für die durchgehend lehrreiche Lektüre vergebe ich natürlich 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!
Profile Image for Felicitas.
79 reviews10 followers
October 10, 2024
In „Patriarchale Belastungsstörung“ (2022) schreibt Beatrice Frasl über den Zusammenhang zwischen struktureller Diskriminierung und psychischer Gesundheit. Die Entstehung psychischer Erkrankungen wird in der Psychologie mit dem biopsychosozialen Modell erklärt: Neben genetischer Veranlagung sind etwa das soziale Umfeld und die eigenen Erfahrungen wichtige Faktoren. Bei der Behandlung werden die gesellschaftlichen Faktoren jedoch häufig ausgeblendet. Der Diskurs über psychische Erkrankungen wird stark individualisiert geführt. Der Vergleich zwischen psychischen und körperlichen Erkrankungen dient der Entstigmatisierung. Dabei darf jedoch nicht aus dem Blick geraten, dass bereits die Einteilung dessen, was als Norm und was als behandlungsbedürftige Erkrankung eingestuft wird, gesellschaftliche Wertungen enthält (z.B. wurde Homosexualität erst 1991 aus dem ICD gestrichen).

In einem historischen Abriss zeigt Frasl, wie die Institution der Psychiatrie und das Konzept von psychischer Krankheit seit jeher dazu missbraucht wurden, Frauen, die von gesellschaftlichen Normen abweichen, zu pathologisieren und zu sanktionieren. Psychische Symptome entstehen jedoch nicht im luftleeren Raum und sind, so destruktiv sie auch sein mögen, oft eine nachvollziehbare Reaktion auf widrige Umstände. An dieser Stelle beschreibt Frasl ausführlich, wie genderspezifisch psychische Symptome sind. Sie können daher (auch) als Reaktion auf sexistische und andere diskriminierende Strukturen verstanden werden. Frasl betont, dass eine Diagnose für Betroffene wichtig sein kann, um das eigene Leid anerkannt und Zugang zu Information und Vernetzung zu bekommen. Wichtig ist dabei aber, dass psychische Erkrankungen nicht als Privatprobleme angesehen werden, die abseits kollektiver Verantwortung zu lösen sind. Nach Frasl besteht kein Widerspruch darin, die hilfreiche Wirkung von Psychotherapie, Psychiatrie und Psychopharmaka anzuerkennen, und zugleich im therapeutischen Kontext und in der gesellschaftlichen Debatte strukturelle Faktoren stärker in den Blick zu nehmen.

Ein unglaublich interessantes Buch, das sehr verständlich geschrieben ist und zum Nachdenken anregt!
Profile Image for Kristell.
142 reviews3 followers
August 15, 2023
Sehr wichtiges Buch über ein komplexes Problem: Die Leid verschlimmernden Schwierigkeiten, einen Therapieplatz zu bekommen, die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Optionen zur Erholung und Heilung von Belastung aufgrund und durch die ungleiche Verteilung von Vermögen und Privilegien, zugleich die medizinisch schwierige Einordnung der Wirksamkeit von Psychopharmaka bei gleichzeitiger Ahnungslosigkeit, was genau psychische Erkrankungen wie Depressionen überhaupt auslöst, bzw. wie sie diagnostiziert werden und von "normalen" Reaktionen auf Lebensumstände unterschieden werden können - ein Rundumschlag, der beschreibt, dass die Aussage "ich leide an patriarchaler Belastungsstörung" für den Großteil der Menschen zutrifft.

Punkte abziehen muss ich allerdings für die komplette Ausklammerung von trans und inter Identitäten und ihren Leidensgeschichten, die der ganzen Betrachtung nur noch mehr Gewicht und Tiefe verliehen hätten und die auf eine unbedingt zu kritisierende feministische Strömung hindeutet, die diese Identitäten als Subjekte des Feminismus bestenfalls ignorieren, schlimmstenfalls als Bedrohung framen will. Das ist unverzeihlich und führt, wie an diesem Buch einmal mehr sichtbar, zu einer unvollständigen Kritik am Patriarchat. So kriegen wir es nicht zerschlagen, so rauben wir uns gegenseitig die wichtige Kraft, es gemeinsam zu bekämpfen.
Profile Image for Phine.
16 reviews2 followers
October 14, 2024
3,5
fand es manchmal verwirrend aber auch irgendwie einprägsam gleichzeitig dass an manchen stellen sich einiges wiederholt. ansonsten geht es viel um psychische gesundheit als frau und als klassenfrage, das fand ich schon sehr spannend. bisschen einstiegsbuch würde ich sagen in die thematik und dafür sehr interessante sachen dabei. konzentriert sich primär auf (weiße/europäische?) cis frauen und für breitere analysen muss man noch anderes lesen!
dickes plus aber dafür dass psychische gesund/krankheit gesellschaftlich und als klassenfrage aufgemacht wird statt individualisiert. fand ich crazy angenehm und schlau
Profile Image for anni.scha.
40 reviews9 followers
January 20, 2023
Obwohl die Themen so wichtig sind und mir auch sehr am Herzen liegen, fand ich deren Aufbereitung nicht sonderlich ansprechend.

Der rote Faden hat mir komplett gefehlt, die Inhalte wirken wirr und wiederholen sich sehr häufig.

Zu viel bezieht sich meiner Meinung nach auf persönliche Erfahrungen und die Situation in Österreich.

Dass sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie alles, was davor schon schlecht war, nur noch verschlimmert hat, versteht man als Leser*in auch ohne, dass es auf gefühlt jeder fünften Seite wiederholt wird.

Ich kann es leider nicht empfehlen!
Profile Image for caro.
33 reviews
April 23, 2025
Ein guter Einstieg in sehr komplexes und schwieriges Thema. Was mir jedoch sehr gefehlt hat, war der Einbezug des Leidens von trans Personen. Anknüpfend daran waren mir die im Buch beschriebenen Geschlechter viel zu binär. Nicht ein einziges Mal wurde das Wort trans oder nicht binär erwähnt, was nicht nur schade, sondern auch gefährlich ist.
Profile Image for Sophia.
3 reviews2 followers
August 29, 2025
super interessantes Buch, Autorin hat einen angenehmen Schreibstil und verknüpft die Thematik mit ihrer Biografie- hab viel daraus gelernt
Displaying 1 - 28 of 28 reviews

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