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Anna Nicht Vergessen

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Nach vier Romanen legt der Österreicher seinen ersten Band mit Erzählungen vor. Nach dem großen Erfolg von Es geht uns gut sind die Erwartungen an Arno Geiger hoch. Wer nach 250 Seiten eine Bilanz zieht, wird es zwiespältig tun. Die nach thematischen Abschnitten (Tage, Jahre, Leben) gegliederten zwölf Erzählungen offenbaren erhebliche Unterschiede in Sprache, Spannung und Dichte.

Überzeugend ist die "Doppelte Buchführung". Ein Arzt erinnert sich beim Ringen um das Leben eines zwölfjährigen Jungen an seine eigene Kindheit, vor allem an das Verhältnis zum Vater. Das ist gut beobachtet, eloquent geschrieben und mit dem Blick auf den Klinikalltag realistisch, kritisch, ironisch. Eine andere Geschichte, ein anderes Thema: Berichtet wird von einem Mann, der sich und die Frauen um den Verstand bringt. Per Telefon, Handy und E-Mail will er die totale Kontrolle über die Freundinnen, die er vorgibt zu lieben. Und das, da er schlecht schläft, über 24 Stunden und sieben Tage in der Woche. Diese Erzählung mit der schönen Überschrift: "Es rührt sich nichts" endet mit dem Scheitern des Kontrolleurs. Er hat nichts begriffen. Und der Leser ist erschöpft nach dieser Flut an Daten und Zeiten.

Mann und Frau, das alte, ewig neue Thema treibt den Erzähler Geiger an. Auch seine Varianten, warum sie nicht zueinander finden, sind ein Abbild der Wirklichkeit. Zuneigung und Liebe gibt es da, etwas Glück, aber Traurigkeit und Katastrophen sind nie fern. Manches ist gut zu lesen, mit gewissermaßen leichter Hand geschrieben. So testet in der Titel-Erzählung eine junge, attraktive Mutter im Auftrag von Ehefrauen die Treue der Männer, hat aber ihre liebe Not mit sich selbst und der eigenen Tochter. "Anna nicht vergessen", so mahnen daher die Merkzettel am Kühlschrank und im Bad. Zu den überzeugenden Stücken gehört auch der "Abschied aus Berlin". Ein in Beruf und Beziehungen erfolgloser Österreicher verlässt die Hauptstadt. Die letzte Nacht verbringt er allein auf der Gästecouch einer Kellnerin, die ihn aus Mitleid mitgenommen hat. Lukas, so heißt der Held, hat seine große Stunde, als er dem Klempner, der am nächsten Morgen den Abfluss repariert, detailliert berichtet, wie schön und erfüllt die Liebe mit der Frau sei, die noch todmüde im Bett liegt. Lukas erzählt seine Träume und trifft endlich einen Menschen, der ihm zuhört.

Den Leser erwarten aber auch Enttäuschungen. Ohne Ideenreichtum und Leichtigkeit etwa ist der Ferndialog per Tonband einer Frau zu einem abgetauchten Liebhaber, es sind die banalen "Neuigkeiten aus Hokkaido". Auf 16 Seiten wird das Inventarverzeichnis nach einem Hausbrand abgedruckt. Schade, hier hat der erwartungsvolle Leser gerade nach "Es geht uns gut" mehr erwartet. -- Carsten Hansen, Literaturtest

256 pages, Paperback

First published August 4, 2007

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About the author

Arno Geiger

28 books128 followers
Geiger grew up in the village of Wolfurt near Bregenz. He studied German studies, ancient history and comparative literature at the universities of Innsbruck and Vienna. He has worked as a freelance writer since 1993. From 1986 to 2002, he also worked as a technician at the annual Bregenzer Festspiele summer opera festival.

In 1996 and in 2004, he took part in the Ingeborg-Bachmann-Preis competition at Klagenfurt.

In October 2005, he was the recipient of the first Deutscher Buchpreis[1] literature prize (awarded by the booksellers' association of Germany) for his novel Es geht uns gut.

Geiger lives in Wolfurt and Vienna.

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Community Reviews

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1 star
5 (3%)
Displaying 1 - 7 of 7 reviews
Profile Image for Virginprune.
305 reviews5 followers
November 28, 2020
A collection of short stories; some of which struck me much more than others.

I'm rating it 4 stars, although for much of the time it was a 3 star experience or less; my impression picked up as I progressed through the book (especially the final story), but clearly the writing was over my head for large sections (and was probably exquisite - and unappreciated!)
Profile Image for Günter.
372 reviews21 followers
May 28, 2017
Einzelne Erzählungen dieser Sammlung hätten durchaus 5 Sterne verdient, die Titelgeschichte, vor allem aber "Abschied von Berlin" und "Also, das wär's so ziemlich".
Profile Image for Noé.
12 reviews
September 22, 2024
Große Geschichten, hätten eigene Bücher verdienen. Aufwühlend, einfach, ruhig
Profile Image for Johann Guenther.
806 reviews28 followers
March 1, 2011
GEIGER, Arno: „Anna nicht vergessen“, München 2009
Nach den ersten drei Kapiteln sah ich immer noch keinen Zusammenhang und wartete darauf, dass in einem weiteren Kapitel die hier beschriebenen Personen zusammen finden werden. Ich wurde enttäuscht und das Inhaltsverzeichnis sagte mir dann, dass es einzelne Kurzgeschichten sind und kein zusammen hängender Roman.
Den Titel vergab die erste Geschichte, wo eine allein erziehende Mutter mit ihrer Tochter nicht zurechtkommt. In der Wohnung klebt sie sich Zetteln auf, die sie daran erinnern sollen, dass sie die Tochter Anna rechtzeitig von der Schule abholt. Trotzdem will die Tochter eine andere Mutter.
In der zweiten Geschichte nimmt ein Wiener von Berlin Abschied. Er hat in der fernen Stadt sein Glück versucht und nicht gefunden.
Eine Zimmervermieterin klagt ihr Leid mit einem Untermieter, der Dichter ist, Frauenbesuche hat und nie liquid ist ums eine Rechnungen zu bezahlen.
Der erste Abschnitt – genannt „Tage“ endet mit einer Schießübung von Wiener Persönlichkeiten, die sich mit der Schusswaffe vertraut machen, um sich selbst verteidigen zu können. Ein Wiener Politiker wurde erschossen. Sie wollen sich selbst verteidigen können. Darunter auch der legendäre Udo Proksch.
Der zweite Abschnitt heißt „Jahre“ und beginnt mit Tonbandaufzeichnungen einer Frau, die sie ihrem Geliebten nach Australien schickt um ihn zur Heimkehr zu bewegen.
Im nächsten Kapitel „Es rührt sich nichts“ versucht Geiger einen wieder anderen Stil. Diesmal eine fast stenografieartige Abhandlung der Aufarbeitung einer zu Ende gehenden und gegangenen Liebe. Ob man allerdings als Leser alle Versuche von Dichtern mitmachen soll?
Der dritte Abschnitt nennt sich „Leben“. Die erste Geschichte zeigt, wie unglücklich ein Mann neben seiner Frau sein kann. In der zweiten muss ein Mann ohne seine verstorbene Frau leben lernen. Eine weitere Alltagsgeschichte zeigt eine Gemeindebedienstete, die für Schneeräumung zuständig ist und es zu warm zum Schneien ist. Ein Kollege vergreift sich an ihr. Das Buch endet mit der Rettung eines Buben im Krankenhaus aus der Sicht eines Mediziners. Als Laie klingt die Schilderung sehr beeindruckend, ob es wirklich so ist oder so wie in einer Fernsehserie ist kann nicht beurteilt werden.
Profile Image for David Bachmann.
118 reviews7 followers
June 26, 2011
Fast schon bedrückende Lebens- und vor allem Liebesgeschichten. Ist wirklich alles so kompliziert und verworren ?
Am besten zitiert man den im Buch zitierten Brecht:
"Das Glück ist dunkel, und es läuft schnell/
Das Unglück aber, ist lang und hell".
und
(Freud): "Das Glück ist im Schöpfungsplan für den Menschen nicht vorgesehen"
Besonders witzig fand ich die Aufzaehlung der Einrichtungsgegenstaende eines abgebrannten Hauses - hat mich gleich veranlasst dasselbe für mein Haus in Tripolis zu beginnen!
Profile Image for Martin.
138 reviews7 followers
November 7, 2007
sehr gelungener band mit 12 erzählungen - fast eher 5 sterne als 4. natürlich sind nicht alle geschichten gleich überzeugend, mindestens zwei drittel sind jedoch ganz exzellent und der rest ist so übel auch nicht.
Displaying 1 - 7 of 7 reviews

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