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Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster: Roman

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Wie begegnet man einer Frau, die höchstens noch ein halbes Jahr zu leben hat? Fred glaubt es zu wissen. Er ist alleinerziehender Vater und hat sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen, um seinem Leben mehr Sinn zu geben. Aber Karla, stark, spröde und eigensinnig, arrangiert sich schon selbst mit ihrem bevorstehenden Tod und möchte nur etwas menschliche Nähe – zu ihren Bedingungen.Als Freds Versuch, sie mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen, grandios scheitert, ist es nur noch Phil, sein 13-jähriger Sohn, der Karla besuchen darf, um ihre Konzertfotos zu archivieren. Dann trifft Hausmeister Klaffki in einer kritischen Situation die richtige Entscheidung – und verhilft Fred zu einer zweiten Chance.

Paperback

First published January 1, 2017

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Susann Pásztor

11 books7 followers

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Community Reviews

5 stars
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4 stars
149 (37%)
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46 (11%)
2 stars
15 (3%)
1 star
1 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 40 reviews
Profile Image for Great-O-Khan.
468 reviews126 followers
November 7, 2023
"Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" von Susann Pásztor lebt von seiner Geschichte und vor allem von seinen Figuren. Ich habe auf den kurzen 280 Seiten mit Fred, Phil, Karla, Klaffki, Rona und all den anderen Nebenfiguren gelebt und mitgelitten. Es geht um das Thema Sterben. Pásztor gelingt es das Sterben ganz natürlich darzustellen. Sie hat selbst eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin gemacht und ist wie Fred ehrenamtlich tätig. Das hat ihr sicher geholfen, Kitsch und Pathos zu umgehen.

Der Roman ist der beste Beweis dafür, dass Unterhaltungsliteratur gut und packend und intelligent sein kann. Selten hat mich ein Roman so gefangen genommen. Dabei handelt es sich sprachlich nicht um sogenannte "Hochliteratur". Es ist aber auch nicht in der Trivialliteratur angesiedelt. Es ist das, was es im deutschsprachigen Raum leider so selten gibt, anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur.

Ich bin auf das Buch durch die Besprechung im Zwei Seiten-Podcast von Christine Westermann und Mona Ameziane aufmerksam geworden. Es wurde in der Folge "Endlichkeit - über das letzte Stück des Weges" vorgestellt. Wenn ich den Roman im Buchladen gesehen hätte, hätte ich ihn vermutlich liegen lassen, eben weil ich Pathos als Mittel zur Manipulation des Lesenden vermutet hätte. Nun bin ich sehr froh, dass ich den Roman gelesen habe und dass er bei mir im Regal steht und ich jederzeit darauf zurückgreifen kann.

Der Titel bezieht sich auf das Ritual, das Fenster in einem Sterbezimmer zu öffnen, damit die Seele des Verstorbenen gehen kann. Man kann diesen alten Brauch als Aberglauben diskreditieren. Ich finde es steckt etwas Tröstliches darin. So wie in diesem Buch.
Profile Image for Andrea.
924 reviews44 followers
May 31, 2022
"Sie singt davon, dass man, selbst wenn man die Dinge von unterschiedlichen Seiten betrachtet, letztendlich doch nur seiner eigenen Illusion aufsetzt."

Sterbegleiter Fred hat es nicht leicht mit seiner ersten Patientin Karla. Erst sein Sohn Phil findet den richtigen Zugang zu ihr.

Ein emotionales Buch, dass Susann Pásztor in leisen Tönen schreibt. Die Personen sind wunderbar gezeichnet, der liebevolle Fred, der es manchmal einfach zu gut meint, die sterbende Karla, die ihrem Mitmenschen eher gleichgültig gegenüber steht und der 13-jährige Phil, der es als Außenseiter nicht leicht hat, aber seinen Platz findet. Auch die beiden Nebenfiguren Rona und Leo habe ich ins Herz geschlossen, auch sie hatten genug Tiefe. Das Thema ist kein leichtes und auch das Buch ist nicht. Manchmal dachte ich, die Autorin hätte das Ganze etwas gefälliger schreiben können, aber am Thema ist nichts gefällig und muss auch nicht beschönigt oder romantisiert werden. Gerade dieser spröde Ton des Buches passt besonders gut zu Karla, die eben auch sperrig ist und auch im Alter nicht weicher oder zugänglicher wird. Ich hätte gerade über sie, über ihr Leben, über ihre Geheimnisse gerne noch mehr erfahren. Und nicht alle Fragen werden zum Ende beantwortet. Ein ruhiges Buch, unaufgeregt erzählt und so ans Herz gehend. Charaktere die ich so schnell nicht vergessen werde. Der sperrige Titel findet auch schnell seinen Sinn und treibt mir wohl noch länger die Tränen in die Augen.
Profile Image for Philine.
132 reviews5 followers
August 17, 2025
Der alleinerziehende Vater Fred hat sich vor kurzem zum Sterbebegleiter ausbilden lassen und lernt seine erste Klientin Karla kennen. Sie hat Krebs und sich entschlossen, keine Chemo mehr zu machen. Mit Fred und Karla funktioniert es am Anfang nicht so wirklich, was sowohl an Freds Schrulligkeit als auch an Karla Eigensinnigkeit liegt. Und mehr will ich zum Inhalt eigentlich gar nicht sagen, denn ich würde dem gar nicht gerecht werden und ewig viel schreiben müssen. Ich würde so gerne auch jeden Charakter noch ausführlicher beschreiben, aber ich glaube, es ist schöner, sie selbst kennenzulernen.

Es ist ein Buch übers Sterben, aber eigentlich geht es um das Leben. Es ist null rührselig oder klischeehaft und ich habe auch nur an einer Stelle ein paar Tränen verdrückt. Dafür musste ich aber immer wieder lachen. Über die sonderbaren Eigenschaften der Charaktere, die sie mir so sehr ans Herz haben wachsen lassen, über deren Gedanken und die Gespräche, die sie führen. Es sind SO viele schöne Zitate im Buch, die ich mir markiert habe und ich hätte es am liebsten in einem Rutsch durchgelesen. Eine richtige Überraschung für mich und auf jeden Fall eines meiner Top 5 Bücher dieses Jahr.
Profile Image for Nanni Epp.
225 reviews8 followers
January 23, 2021
Ausgerechnet in der Woche, in der meine an Krebs verstorbene Mama Geburtstag hätte, greife ich nach einem Buch, in dem es um eine Frau geht, die an Krebs erkrankt ist und daran sterben wird. Es ist die Zeit, in der ich emotional nicht sehr stabil bin und doch lese ich dieses Buch, in dem Sterbebegleitung eine Rolle spielt. Sterbebegleitung kenne ich. Es ist die Zeit, in der ich dabei zusehen musste, wie meine Mama immer weniger wurde. Wie der Krebs sich ihrer bemächtigte und sie von innen heraus auffraß. So wie er es mit Karla macht. Obwohl beide Frauen sehr unterschiedlich sind, habe ich das Gefühl den Weg bis hin zum Tod noch einmal zu gehen. Das schafft Nähe zur Protagonistin, zur Geschichte, und gleichzeitig sorgt es dafür, dass ich mich distanziere. Dass ich den Roman nicht so sehr an mich ranlasse, wie er es verdient hätte.

Es ist eine gute Geschichte. Hoffnungsvoll, ehrlich, direkt, ohne Schmu. Ich mag vor allem die Protagonisten. Karla, die so sehr im Leben steht, obwohl sie weiß, dass sie dieses bald verlassen wird. Die im Reinen ist mit sich selbst und keine verschnörkelte Romantik benötigt, um alte Wunden zu heilen. Fred, der eckig und kantig und rund zugleich ist. Der so gutherzig ist, dass ich ihn immer wieder umarmen möchte. Und sein Sohn Phil, der verkannte Poet, der von der eigenen Mutter keinerlei positive Bestärkung kommt. Sie alle sind so wunderbar individuell. Von solch einer lebendigen Tiefe und Authentizität. Ebenso stark sind die Nebenfiguren, die alle ihre kleinen Macken haben und dadurch so realistisch wirken.

Am meisten mochte ich den Humor der Autorin, der sich so oft in den Situationen zeigt, in denen andere sich nicht einmal trauen würden aufzuschauen. Sie kann eine gewisse Ironie in den Text schreiben, ohne dabei bitter oder bös zu wirken. Gefühle werden sehr echt, sehr greifbar. Pásztors Figuren dürfen alles. Lachen, wann immer sie wollen, weinen, aus sich herauskommen, verzeihen, hassen. Ihr Tonfall ist immer passend. Leise, fast flüsternd, wenn die der unsichere Fred spricht. Klar, direkt, im Fall von Klara.

"Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" bekommt eine klare Leseempfehlung. Ich glaube es ist eins der Bücher, die einem breiten Publikum gefallen, weil es so echt, so aus dem Leben ist. Die schwierige Vater-Sohn-Geschichte, die auf Unsicherheiten beruht, und Karlas Geschichte vom Sterben und ihrer Kraft im Reinen zu sein.
Profile Image for Kath26.
245 reviews15 followers
July 19, 2022
„Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ von Susann Pásztor ist ein Buch vor dem ich ein wenig Angst hatte. Angst, dass es meinen hohen Erwartungen nicht entsprechend würde, da ich schon so viel Positives über das Buch gehört habe. Angst aber auch, dass es mich zerstören könnte, denn das Thema ist nicht einfach.

Die Autorin erzählt die Geschichte von Fred, seinem Sohn Phil und Karla, einer todkranken Frau, der Fred als frischgebackener ehrenamtlicher Sterbebegleiter in ihren letzten Monaten und Wochen zur Seite steht. Karla macht es Fred jedoch mit ihrer sturen und eigensinnigen Art nicht gerade leicht und als die Situation zwischen Fred und Karla eskaliert, ist es Freds 13-jähriger Sohn, der einen Zugang zu Karla findet.

Danke Susann Pásztor für dieses wunderbare Buch und ein dickes Dankeschön an alle, die dieses Buch immer wieder empfehlen. Denn eins sollte inzwischen klar sein, die zuvor erwähnte Angst vor dem Buch war unbegründet. Mag sein, dass ich zumindest in Teilen etwas anderes bekommen habe, als ich dachte, aber dadurch wird das Buch für mich nur noch wertvoller. Und das Buch hat mich definitiv nicht zerstört, sondern hat mich - trotz des schweren Themas - in den Arm genommen und ein positives, warmes, eingebettetes Gefühl hinterlassen. Ein Buch, das weder moralisch noch pathetisch ist, sondern genau die richtige Mischung aus feinem und fein gestreutem Humor und Ernsthaftigkeit aufweist. Und ein Buch mit einem wunderbaren Strauß an tollen und liebenswerten Figuren. Das sind alles Herzensmenschen mit all ihren Fehlern und Macken, Menschen wie Du und ich und das gilt nicht nur für die drei Hauptfiguren sondern auch für die Nebenfiguren.

Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar leicht und flüssig zu lesen und auch wenn ich das Cover vielleicht nicht super schick finde, umso mehr liebe ich den Buchtitel, der vielleicht etwas sperrig aber so was von echt und passend ist! Ein echter Schatz im Bücherregal!
Profile Image for Letterrausch.
302 reviews22 followers
October 7, 2021
Wenn Susann Pásztor schreibt, dann geht sie ganz nah ran. Jeder Satz trifft und geht tief. Ich kann gar nicht sagen, was mich hier am meisten berührt hat: Freds ungelenke Liebeswürdigkeit, das ach so wahre Vater-Sohn-Gespann, das zwischen den Teenagerpeinlichkeiten doch ehrlich aneinanderhängt oder doch vielleicht Phil, die liebenswerteste jugendliche Figur des ganzen Jahres. Unbedingt erstmal über den Inhalt informieren. Ich hatte blind zum Buch gegriffen und fast abgebrochen, als ich verstand, worum es ging.
Profile Image for Lese lust.
566 reviews36 followers
July 26, 2017
Mir fallen zwar auf der Stelle einige Argumente ein, die eigentlich gegen das aUch sprechen - aber ich war sehr eingenommen von der Schilderung dieses Umgangs mit dem Tod.
Profile Image for Susanne Rust-Dröge.
96 reviews1 follower
September 15, 2024
Ein wundervoll einfühlsames Buch mit sehr liebenswürdigen Protagonisten.
Auch wenn es hier einige Sachen gibt, die nicht geklärt werden, ist es genau das, worum es geht. Akzeptieren ist nicht immer leicht.
Profile Image for Nina.
278 reviews12 followers
January 18, 2024
Das war ein ganz unerwartet wunderbares Buch, was sich ganz selbstverständlich und mit einer Leichtigkeit mit dem schwierigen Thema Tod auseinander setzt. Schade, dass es so lange auf meinem To-Read-Stapel verbracht hat!
Profile Image for Julia.
659 reviews
February 26, 2018
Dass ich ein Buch mit so einem Titel ausleihe ist nur der Tatsache geschuldet, dass ich schonmal was von der Autorin gelesen habe, das ich nicht ganz schlecht fand (trotz ebenfalls blödem Titel). Da ich nie Klappentexte lese, wusste ich auch nicht was mich erwartet - sonst hätte ich es erst recht stehen lassen. Trotzdem gefiel mir der Umgang mit dem Thema (Sterbebegleitung). Ob ich es (jedem) weiterempfehle weiß ich nicht, aber ich fand es wirklich ganz gut. 3,5*
38 reviews
September 29, 2021
Ein einfühlsames Buch, das meine anfängliche Angst über den Tod zu lesen unbegründet liess. Die Charaktere wuchsen mir als Herz je mehr ich von ihnen erfuhr. Susann Pasztor bestätigt, dass man sich nicht zu sehr von dem ersten Eindruck und "das gehört doch so" beeinflussen lassen sollte, denn schlussendlich nimmt das Leben seinen Lauf - bis zum Schluss. Somit ging es eher um Menschen, als um Tod. Das Buch berührt, schockt aber nicht, was ein gutes Fazit für eine solche Geschichte ist.
Profile Image for Marina.
132 reviews
February 13, 2025
Ich glaube es gab lange kein Buch mehr, das mich so ber��hrt hat wie dieses.

Fr. Pászor schafft es, vermutlich durch ihr Ehrenamttätigkeit im Hospiz, das Thema sterben ohne diese schwere Trauer aufzugreifen.
Ihren Schreibstil empfinde ich als direkt, aber warm.

Die Haupt- & Nebenfiguren habe ich sehr ins Herz geschlossen.
Fred möchte ich zu Beginn einfach nicht, aber der Wandel von "Ich mache das Ehrenamt für gesellschaftliche Anerkennung" zu "Ich möchte Karla so lange begleiten wie es mir möglich ist" kann man sehr gut beobachten.

Wichtiges Thema, tolles Buch - ohne diese schwermütige Trauer.
Profile Image for Booklunatic.
1,117 reviews
March 7, 2017
5 Sterne

(Da ich das Buch von Vorablesen bekommen habe, muss ich mich an keine Rezensionsfrist halten.)

Fred Wiener ist alleinerziehender Vater und ein stets überkorrekter, überpünktlicher Angestellter. Er ist aber auch ein netter, gutmütiger Kerl, der sich einfach nur bemüht, alles im Leben einigermaßen richtig zu machen. Um seiner Existenz mehr Sinn zu verleihen und etwas Gutes zu tun, hat er sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen. Hochmotiviert tritt er nun seinen ersten Einsatz bei Krebspatientin Karla an. Doch bei der zynischen, verschlossenen Sechzigjährigen prallt er schnell gegen scheinbar unüberwindbare Mauern. Bald muss er einsehen, dass der Verlauf einer Sterbebegleitung sich mit keinem Regelkatalog planen lässt. Doch mit Hilfe seines Sohnes Phil - einem Teenager, der nicht viel sagt, sich aber durchaus zu allem seine eigenen Gedanken macht - kann Fred seiner Aufgabe vielleicht doch noch gerecht werden...

Wahrscheinlich hätte ich um ein Buch mit einer Geschichte über eine Sterbebegleitung eher einen weiten Bogen gemacht, wenn nicht Susann Pásztor dieses Buch geschrieben hätte, deren herrlich unpathetischen und vielseitigen Schreibstil ich bereits durch ihre beiden Vorgänger-Romane schätzen gelernt habe. Mit dieser Erzählerin wagte ich mich auch gerne an ein schmerzhaftes Thema und habe es nicht bereut, ganz im Gegenteil.

Pásztor nimmt mit ihrer unerschrockenen und gleichwohl keineswegs unsensiblen Herangehensweise an das Thema nicht nur ihren Figuren, sondern auch dem Leser die Berührungsängste. Die Geschichte glänzt mit ihrer Authentizität, ihrem Feingefühl, aber auch einer ordentlichen Prise Humor und kommt dabei erfreulicherweise ganz ohne Pathos aus. Die Figuren meinen es gut, aber machen durchaus nicht immer alles gut. Überhaupt ist es eine ebenso illustre wie sympathische Schar an Charakteren, die die Autorin erdacht hat. Und man muss genauso oft mit ihnen oder auch mal über sie lachen, wie man mit ihnen tief durchatmen möchte oder kräftig schlucken muss. Ganz nah am Leben eben.

Am Ende steht kein kitschiges Happy End - wie denn auch? - aber alle Figuren haben eine beachtliche Entwicklung durchgemacht und mit ihnen der Leser. Ein wirklich tolles, empfehlenswertes Buch, dem ich von ganzem Herzen viele weitere Leser wünsche!
Profile Image for GI LA.
440 reviews5 followers
July 10, 2023
Karla weiß, dass sie nur noch höchstens ein halbes Jahr zu leben hat und genaue Vorstellungen, wie der Mitarbeiter des Hospizdienstes sie in dieser Zeit unterstützen soll.
Sie ist eine sehr starke, sture und eigensinnige Frau und Fred, der seinen ersten Einsatz nach seiner Ausbildung bei ihr hat, kann es ihr irgendwie gar nicht recht machen, denn sie reagiert völlig anderes, als er es erwartet hat.
Der Versuch, Karla mit ihrer Vergangenheit auszusöhnen, misslingt deshalb auch völlig und Karla will Fred nicht mehr sehen. Nur sein Sohn Phil, der ihre Fotos archiviert, darf sie noch besuchen.
Doch dann verhilft ausgerechnet der Hausmeister Klaffki Fred zu einer zweiten Chance.

Als ich den Titel des Buches gelesen habe, wusste ich sofort, welches Thema in der Geschichte behandelt wird, denn ich habe selbst vor über 20 Jahren diese Ausbildung gemacht und war lange Zeit als Sterbebegleiterin im Hospizdienst aktiv.

Der alleinerziehende Fred will seinem Leben mehr Sinn geben und hat eine Ausbildung als Sterbebegleiter gemacht. Karla ist seine erste Begleitung und er möchte natürlich alles richtig machen.
Doch Fred ist sehr unsicher und unbeholfen. Ihm fehlt die Erfahrung und das nötige Feingefühl. Er glaubt, wenn er so handelt, wie er es gelernt hat, macht er alles richtig. Dabei erkennt er nicht, welche Bedürfnisse Karla hat und entscheidet einfach über ihren Kopf hinweg.

Karla hingegen weiß genau was sie will. Sie hat sich mit ihrem frühen Ableben abgefunden, will bis zuletzt in ihrer Wohnung bleiben, ihre Ruhe haben und eigentlich keine Nähe zulassen. Es macht den Eindruck, als ob sie ihrem Lebensende relativ gelassen entgegensieht, doch der erste Eindruck täuscht.
Erst Phil, der 13-jährige Sohn von Fred hat die nötige Empathie und das Einfühlungsvermögen, um instinktiv zu erkennen, was Karla gerade braucht und handelt dementsprechend.
Neben der Sterbebegleitung spielt parallel auch das Verhältnis von Vater und Sohn eine Rolle. Phil ist ein ruhiger, zurückhaltender Junge und Fred versucht ihm ein guter Vater zu sein. Die Treffen zwischen Karla und Phil tun beiden gut, denn mit der Zeit entwickelt sich zwischen ihnen so etwas wie eine Beziehung.

Susann Pásztor hat mit Fred, Klara, Phil und auch Klaffki wunderbare Charaktere erschaffen, die sich im Laufe der Geschichte kontinuierlich weiterentwickeln.

Enttäuscht hat mich lediglich etwas, dass dieser Augenblick, in dem das Fenster geöffnet wird, nur nebenbei erwähnt wurde. Aus meiner Arbeit in der Altenpflege und des Hospizdienstes kenne ich den Brauch, nachdem ein Mensch verstorben ist, das Fenster zu öffnen, damit die menschliche Seele einen Weg hat um in den Himmel aufzusteigen. Ich hätte mir Stelle gewünscht, dass etwas mehr darauf eingegangen wäre.

Fazit
„Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ist keine Geschichte, die auf die Tränendrüse drückt. Im Gegenteil. Sie ist nachdenklich, philosophisch und tiefsinnig. Es gibt viele humorvolle und skurrile Situationen, die mich zum Lachen gebracht haben. Aber natürlich gibt es auch viele Momente und Dialoge, die zum Nachdenken anregen.

Auch wenn ich eine etwas andere Vorstellung von der Geschichte hatte, hat sie mir gut gefallen.
Ich hoffe, diese Konfrontation mit dem Sterben und dem Tod baut Berührungsängste ab, denn kaum jemand beschäftigt sich mit dem Thema.
Ich kann sie jedenfalls jedem nur wärmstens ans Herz legen.
Profile Image for Frances.
83 reviews13 followers
October 16, 2018
Soeben beendet und noch kämpfe ich mit einer Sturmflut an Gefühlen, die ich nicht richtig einzuordnen weiß. Ich sollte vielleicht erst einmal mit dem Satz beginnen, dass dieses Buch nur eingeschränkt zu empfehlen ist. Das Thema Krebs, Hospitzbetreuung, Sterbehilfe und der Tod sind nun mal keine Themen, die an jedem spurlos vorbei gehen. Ich selbst habe leider zu viele Emotionen als Angehöriger wiedererkannt, um mit trockenen Augen und ohne Kloß im Hals davon zu kommen: die Hilflosigkeit, die Ungerechtigkeit, Unverständnis. Hass auf die Welt. Ohnmächtige Trauer. Der ständigen Gratwanderung zwischen dem Gebet 'Bitte, lass es schnell und schmerzlos vorbei sein' und dem Schrei 'Kämpfe! Verdammt, jetzt kämpfe doch!'.

Nachdem ich mir jetzt also halbwegs die Emotionen aus den Augen gewischt habe, hier ein paar rationalere Sätze zum Buch: Die Sprache liest sich sehr flüssig und wirkt trotz des schwierigen Themas zugleich unerschrocken und schonungslos, sowie feinfühlig und pietätvoll. In die Figuren musste ich mich erst etwas einlesen und habe einige Seiten gebraucht, bis ich mit ihnen warm wurde. Pásztor hat es jedoch irgendwie geschafft, den Figuren eine besondere, authentische Dynamik einzuverleiben, die einen sogar lächeln lassen. Am Ende gibt es zum Glück keine mirakulöse Heilung, sondern die harte Entgültigkeit. Wie im echten Leben eben auch. Aber die Charaktere haben ihre Entwicklungen gemacht und geben der Geschichte über das Ende hinaus einen hoffnungsvollen Schwung. 'Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster' ist ein Buch, dass noch lange nachwirkt.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Daniela.
467 reviews38 followers
July 17, 2017
Fred Wiener ist ehrenamtlicher Sterbebegleiter. Karla hat Krebs und wird bald sterben, die Ärzte geben ihr nur wenige Monate. Susann Pásztor erzählt sehr einfühlsam von der Annäherung der beiden, die erst lernen müssen, sich aufeinander einzulassen. Daran hat auch Freds Sohn Phil Anteil, denn der Teenager (selber ein Dichter, schüchtern, mit Wachstumsproblemen) hilft der alten Dame beim Scannen ihrer vielen Fotografien (sie war ein "Deadhead", ein Fan der Band "Grateful Dead"). Von Anfang an mögen sich die beiden, doch als Fred beim gemeinsamen Weihnachtsfest eine Grenze überschreitet (er hat ohne Karlas Wissen ihre Schwester Gudrun eingeladen, mit der sie seit über 40 Jahren kein Wort mehr gewechselt hat), will Karla nichts mehr mit ihrem Sterbebegleiter zu tun haben... bis Hausmeister Klaffki, Werder-Fan, Besitzer von Hund Kottke (!) und komisches Gegengewicht zu dieser verzwickten Dreiecks-Konstellation, im Notfall (Karla bleibt mit dem Lift stecken) eine Entscheidung trifft, die alle wieder zusammenbringt.

Sehr schönes Buch, einfacher und schlichter Stil, passend zum Thema. Nicht unnötig dramatisch oder pathetisch. Ein Buch übers Sterben und Sterben lassen, übers Kennenlernen und Loslassen, übers Schreiben von Gedichten und Listen. Und dazu feine "Gastauftritte" von Robert Frost und Joni Mitchell. Auch den Titel finde ich sehr gelungen, verweist er doch ganz unaufdringlich auf das Sich Verflüchtigen der Seele nach dem Tod.
Sehr lesenswert!
Profile Image for Barbara.
722 reviews27 followers
June 11, 2017
Da ist die 60-jährige todkranke Karla, die sich nicht sicher ist, ob sie überhaupt einen Sterbebegleiter möchte. Ihr wurde der sozial wenig geübte, alleinerziehende Fred zugeteilt, der eben erst die Ausbildung als Ehrenamtler abgeschlossen hat. Sein Sohn Phil leidet darunter, dass bei ihm mit 13 Jahren der nächste Wachstumsschub auf sich warten lässt und schreibt, vom Vater verborgen, Gedichte. Wie Fred nun seine erste Sterbebegleitung in Angriff nimmt, sein liebevolles, aber durch unausgesprochene "Schweigepakte" geprägte Verhältnis zu seinem Sohn, der bald für Karla alte Fotos einscannt und eine eigene Beziehung zu ihr aufbaut, bildet das Gerüst dieses eindrücklichen Romans über Sterbebegleitung, das Pásztor mit bewunderswerter Authentizität ihrer Figuren geschrieben hat. Die drei Hauptfiguren machen in dem Prozess alle eine Entwicklung durch, bei Fred wird diese zusätzlich durch seine Supervisionsgruppe angestoßen. Ein leises und lebensbejahendes Buch, das mich sofort in seinen Bann gezogen hat. (4-5 Sterne)
Profile Image for Angelika.
333 reviews7 followers
March 15, 2017
Leben und Sterben. Irgendwie begleiten mich diese zwei Themen im Moment durch meine Buchwahl. Auch in “Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster” geht es um das Sterben. Jetzt möchte man meinen es ist nur zum Weinen, doch dem ist nicht so. Das Buch bietet auch lustige Momente, teils gewollt, teils allein durch die Protagonisten verursacht. Besonders Fred ist so ein Charakter über den man einfach auch mal schmunzeln muss. Liebenswert naiv gibt er der Geschichte eine besondere Note.

Fred und Phil tauschen sich abwechselnd in den Kapiteln ab. Karlas Gedanken sind in kurzen Abschnitten eingebaut. Man lernt die einzelnen Charaktere gut kennen und schließt jeden einzelnen ins Herz. Schön fand ich auch, wie die sich anfangs fremden Menschen zusammenwachsen und Karla auf ihrem letzten Weg begleiten.

Heikko Deutschmann fand ich als Sprecher ganz toll. Seine Darstellungen dieses sensiblen Themas, der Gespräche und der mitunter lustigen Geräusche war einfach nur klasse!

Mein Fazit:

Eine traurige Geschichte, ja, denn wie das Ende sein wird ist klar. Doch ist sie auch voller Humor und Leben. Ein Buch, das noch lange nachwirkt. Absolut empfehlenswert!
Profile Image for Annette Kaiser.
244 reviews2 followers
May 26, 2018
Seite 247: „ die Sache mit Gudrun belastet mich nicht. Meine ganze Vergangenheit belastet mich nicht sonderlich, genauso wenig die Vorstellung, dass Gudrun jetzt darunter leidet, sich vor meinem Tod nicht mit mir versöhnen zu können. Ich habe mich vor vielen Jahren entschieden, dass ich sie nicht mehr in meinem Leben haben will. Vielleicht ist sie inzwischen ein toller Mensch geworden, vielleicht ist sie immer schon ein toller Mensch gewesen, und ich habe es nur nicht gemerkt. Ich hege keinen Groll gegen sie.Ich will sie trotzdem nicht in meinem Leben haben. Nicht in meinem Leben und schon gar nicht in meinem sterben. Diese Art von Intimität mit mir möchte ich nicht.“
Sehr hilfreich für meine Schwierigkeit eine Freundin los zu lassen die sich bei mir einfach nicht meldet und den Kontakt ohne Begründung abgebrochen hat. Für mich fühlt es sich an als wäre ich für sie gestorben und ich kann den Konflikt nicht klären. Das macht hilflos und ist vergleichbar mit einem Suizid.
Profile Image for Shirley.
206 reviews3 followers
September 22, 2017
Beeindruckend ehrlich und ohne Kitsch erzählt diese Geschichte vom Umgang mit dem Tod, von der Beziehung zwischen Sterbenden und ihren Begleitern, von menschlichen Beziehungen und ihren Schwierigkeiten im Allgemeinen, vom Erwachsenwerden, von Abschied und Entwicklung. Geschrieben aus den Perspektiven eines "frischgebackenen" Sterbebegleiters und seines Sohnes. Persönlich gefiel mir besonders, wie authentisch die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten zu guten Bekannten werden, wie der leise Humor eingesetzt wird und dass die Geschichte dabei ganz ohne Klischee-Versöhnungen auskommt. Schonungslos auch darin, dass Konflikte zum Teil ungelöst bleiben, aber zugleich hoffnungsvoll in der Grundstimmung.
Profile Image for Natira.
572 reviews18 followers
December 27, 2019
Der Klappentext macht deutlich, worum es geht: Sterben, Hospizarbeit, Gehen und Gehen lassen - aber der Roman handelt auch vom Leben. Ich mochte, wie Susann Pásztor ihre Charaktere zeigt - Fred, der ehrenamtliche Hospizmitarbeiter, macht einen Fehler, der auch im Rahmen seiner Supervision in der Gruppe mit weiteren Ehrenamtlichen zur Sprache kommt. Karla ist einerseits direkt, nötigt anderen um sie herum auch Respekt ab, andererseits strahlt sie auch eine Sturheit und Unnachgiebigkeit aus, die einen Umgang mit ihr nicht einfach machen. Was ich auch mochte: Die Autorin schreibt gradlinig, ohne viel Tamtam, ohne Pathos.
Profile Image for Margarethe.
572 reviews
January 28, 2019
Das Buch habe ich gehört, weil es Heikko Deutschmann liest. Hörbücher sind ja von Stimmen abhängig, viele gehypte Stimmen mag ich nicht. Aber Heikko Deutschmann höre ich gerne, er hat die Backman eingelesen und dieses Buch passt darein. Eine behutsame Entwicklung der Personen und dem Leser/Hörer bleibt viel Spielraum für seine eigenen Welten und am Ende ist nicht immer alles gut. Fred ein etwas unbeholfener alleinerziehender Vater ist Sterbebegleiter und wir erleben seine erste Begleitung: Karla einer freien Frau, deren Welt Fred sich erschliessen muss.
Profile Image for Dragana.
637 reviews
October 3, 2018
Erinnerte mich in Ton wie Thema ein wenig an A Long Way Down von Nick Hornby, wobei dies hier offensichtlich nicht auf Happy End aus war. Dennoch gelingt eine Leichtigkeit, nicht zu vermischen mit Pietätslosigkeit, die in einem Buch über das Sterben als Haupthandlungsstrang nicht so leicht hinzukriegen ist. Etwas gestört hat mich die fehlende Abwicklung der familiären Verhältnisse, aber es spiegelt vermutlich das Leben: Nicht alles findet die perfekt harmonische Schlussnote.
Profile Image for Seli.
16 reviews
September 17, 2025
Zwar hatte ich manchmal das Gefühl ich lese einen Unterhaltungsroman, aber dann kam doch alles ganz anders. Zugegeben die Story mit der Schwester und das Wiedersehen an Weihnachten, darauf hätte ich verzichten können. Dennoch ist es eine sehr präzise, sanfte und nachvollziehbare Erzählung bei einem nicht einfachen Thema. Die Dialoge und Reaktionen der Protagonisten sind äußerst glaubwürdig und es hallt noch nach. Wunderbar leicht und schwer zu gleich.
Profile Image for Wera Steffens.
86 reviews
September 22, 2022
Sterbebegleitung! Welch schwere Kost!.... Aber die brillante Autorin fesselt mit einer großartigen Geschichte über die letzten Wochen und Tage von KARLA. Ihre Entscheidungen und deren Umsetzung gelingt durch ganz besondere Menschen, die nicht von ihrer Seite weichen…..
Sehr bewegendes Buch und dadurch auch sehr empfehlenswert!
Profile Image for Res.
44 reviews2 followers
February 28, 2024
Gelesen in meiner Sterbebegleitungsphase, wo ich nur noch Bücher über Tod, Trauer und Krankheit gelesen habe. Sehr gutes Buch. Berührend, toller Plot, coole Formate mit Listen. Erste Seite hat mich direkt eingezogen, weil ich mich aber auch durch mein eigenes Ehrenamt zu 100% identifizieren konnte. Verfilmung übrigens auch nicht schlecht!
Profile Image for Andrea M.
381 reviews7 followers
May 4, 2025
Ein sehr einfühlsamen Buch über ein schweres Thema.
Mir hat es sehr gut gefallen. Alle Personen sind wunderbar beschrieben, jeder für sich etwas eigenwillig, aber sympathisch.

Absolute Empfehlung.

Zitat am Ende:
"Man muss sich überhaupt keine Gedanken machen,
was man mitnehmen will.
Handgepäck reicht völlig aus."
Kein Mensch braucht mehr als Handgepäck.
13 reviews
December 17, 2017
Absolut großartig! Sehr berührend. Konnte nicht aufhören zu lesen. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. In den Zeiten, in denen man nicht liest, fragt man sich immer, „was sie jetzt wohl tun“.
Profile Image for Melphina.
3 reviews
April 3, 2025
Durch das Buch erhielt ich einen angenehmen Einblick bezüglich des Berufes der Sterbebegleiter, auch der Perspektivenwechsel der unterschiedlichen Charaktere war schön dargestellt worden. Ich hätte nur gerne mehr über Karlas Kindheit erfahren, da das eher offen verblieb.
Displaying 1 - 30 of 40 reviews

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