Die ganze Verletzlichkeit des Lebens in nur einem MomentWas macht eine gute Beziehung aus? Was ist Liebe – und was nicht? John Burnsides Geschichten tauchen in das Leben von Männern und Frauen ein, die – in einer Ehe gefangen, gebeutelt von falschen Erwartungen, dem Alkohol verfallen – alles andere als ideale Paare verkörpern. Untreu, einsam, krank, begegnet man seinen Heldinnen und Helden bevorzugt nachts auf leeren Straßen. Von so etwas wie Glück können sie nur träumen, ihre Gefühle bleiben meist sprachlos. Und doch könnten sie unsere Nachbarn sein.Burnside ist einer der besten Gegenwartslyriker und zugleich bemerkenswerter Essayist und Romancier. Mit dem vorliegenden Band lässt er sich nun erstmals in deutscher Sprache auch als Autor von Kurzgeschichten kennenlernen. Jede der zwölf Erzählungen der von ihm eigens zusammengestellten Auswahl zeigt die ganze Verletzlichkeit eines Lebens in nur einem Moment – und besitzt dennoch das Gewicht und die Dichte eines großen Romans.
John Burnside was a Scottish writer. He was the author of nine collections of poetry and five works of fiction. Burnside achieved wide critical acclaim, winning the Whitbread Poetry Award in 2000 for The Asylum Dance which was also shortlisted for the Forward and T.S. Eliot prizes. He left Scotland in 1965, returning to settle there in 1995. In the intervening period he worked as a factory hand, a labourer, a gardener and, for ten years, as a computer systems designer. Laterly, he lived in Fife with his wife and children and taught Creative Writing, Literature and Ecology courses at the University of St. Andrews.
John Burnside ist tot. Unfassbar, dass ich nie wieder einen neuen Roman, eine autobiografische Erzählung, einen neuen Erzählungsband von ihm in Händen halten werde.
Da fiel mir ein, dass ich zwar vor Jahren Something Like Happy im englischen Original gelesen hatte, aber 2022 die Übersetzung erschien, in dem zwei Erzählungen enthalten sind, die Teil des Originalbandes waren. Daher nahm ich das Buch nun endlich zur Hand und las zunächst diese beiden Geschichten: „Fügung“, bei dem es sich um eine Geschichte aus Kindheitsperspektive handelt, die mich gerade in der Landschaftsbeschreibung (im Verfall befindliche Industriestadt, Wildnis, Nordengland) an The Glister erinnerte. Auch „Kates Garten“ überzeugte mich völlig mit diesem mir so vertraut gewordenen leisen, melancholischen Ton.
Dann las ich ein paar der Geschichten wieder, die ich ja schon kannte, aber von denen ich Details vergessen hatte oder im Original überlesen hatte. Und war wieder sehr berührt, beispielweise davon, wie Burnside Schneefall beschreibt. Mein absoluter Favorit bleibt „Slut Hair“, das hier „Schlampenflusen“ heißt (man kann dem Übersetzer Bernhard Robben nicht genug danken, dass er dafür eine gute Übersetzung fand und nicht einfach das im Deutschen gebräuchliche „Wollmaus“ einsetzte – obwohl auch das irgendwie nahegelegen hätte). Gerade diese Geschichte erinnert mich daran, dass Burnside in Wie alle anderen von seiner Apophänie schrieb.
Zum Glück bleiben mir noch ein paar wenige nicht übersetzte Erzählungen, die ich in nächster Zeit noch auf Englisch lesen kann. An seine Gedichte wage ich mich (noch) nicht, da ich es schwer finde, sie auf Englisch zu würdigen und in den Übersetzungen geht ihr Sound verloren. Dennoch: Das ist ja das Einzige was mir noch von ihm bleibt.