Diese Geschichte ist wirklich grotesk und wenn sie nicht in Wirklichkeit so passierte wäre, ich hätte sie als konstruiert und unglaubwürdig beschrieben. Aber was in den Köpfen der Kriegsminister vor sich geht, kann man als kleiner Pazifist nicht immer verstehen. So war man zu Beginn des Ersten Weltkriegs tatsächlich der Auffassung, dass ein 700 km langer See in Zentralafrika, der das deutsche Ostafrika (heute Tansania) von der belgischen Kolonie (heute Kongo) trennte, von wesentlicher strategischer Bedeutung sein sollte. Denn je mehr man die gegenerischen Truppen in Afrika beschäftigt, desto weniger können Sie in Europa anrichten. Also ließ man ein ansehnliches Dampfschiff im Emsland außereinandernehmen und über Meer- und Schienenweg nach Kigoma bringen, damit in 1,5jähriger Nietarbeit drei deutsche Schiffsbauer das Schiff wieder auf dem See zusammensetzen. Aber die Deutschen sind ja nicht alleine blöd gewesen, die Englänger hielten bei dem Irrsinn mit und schickten die größte, prahlende Flachpfeife in der Admiralität mit zwei hölzernen Ausflugsbooten incl. Kanonen über den Atlantik nach Süfafrika, von woher mit mehreren Hundertschaften über den Schienen- und Dschungelweg durch halb Afrika an der belgischen Seeseite landete. Das Ende ist dann nicht so funkensprühend wie bei "The African Queen", dem Buch von CS Forester, der diese vorliegende Geschichte als Inspirationen für seinen Welterfolg nahm, denn tatsächlich endete die Geschichte um eine Seeschlacht in Zentralafrika halt sang- und klanglos.
Mir hat gefallen, dass Alex Capus die Geschichte für sich selbst sprechen lässt, um die Sinnlosigkeit des Kriegs und das Unrecht des Kolonialismus aufzuzeigen. Auffällig ist für mich, wie wortgewandt Capus Szenen beschreiben kann, wie gut er beobachtet und vor allem wie akribisch er recherchiert hat, um Details zu dieser unrühmlichen Geschichte auszugraben. Gehadert habe ich etwas damit, dass der Roman die Lust nach weiteren Informationen weckt, die ich dann aber nur über das Internet erhielt. Zudem nimmt sich Capus die Freiheit, bei der eigentlichen Schlacht die Wahrheit etwas abzuändern. Aber es ist nunmal kein Sachbuch mit Quellennachweis, sondern eine Fiktion auf der Grundlage von wahren Begebenheiten und daher sei es dem Autor gestattet, dass er z.B. die Figuren charakterlich so zeichnet, wie es keine Quelle der Welt ihm vorgeben könnte. Es bleibt somit ein sehr guter Abenteuerroman, der in nichts ähnlichen Afrika-Romanen wie von T.C. Boyle oder Joseph Conrad nachsteht.
... scheinen paradoxerweise alle diejenigen zu sitzen, die im Falle eines Krieges ihren Kopf hinhalten müssen. Auch wenn der arrogante Kapitänsleutnant Gustav von Zimmer mit der Bootsmetapher den widerspenstigen Schiffsbaumeister Anton Rüter auf seine Seite ziehen möchte – die Metapher scheint in einem viel größeren Ausmaße zu stimmen, als sich von Zimmer dies vorgestellt haben mag.
Alex Capus‘ Roman Eine Frage der Zeit (2007) vermengt auf, für meine Begriffe, gelungene Art und Weise historische Fakten und Fiktion, um einen Teil der wechselvollen Geschichte des Dampfschiffes Graf Götzen, das 1913 auf der Papenburger Meyer Werft fertiggestellt und dann demontiert an den Tanganikasee transportiert wurde, zu erzählen, dabei europäische Kolonialgeschichte in Afrika wiederaufleben zu lassen und nebenbei auch noch einen ernsten Kommentar zu Krieg und Machtpolitik abzugeben. Das Buch erzählt davon, wie der Schiffsbaumeister Anton Rüter, der Nieter Rudolf Tellmann und der junge Arbeiter Hermann Wendt Ende 1913 in die Kolonie Deutsch-Ostafrika reisen, um die Götzen dort wieder zusammenzubauen. Das Schiff soll den riesigen Tanganikasee beherrschen und vor allem die Belgier am jenseitigen Ufer an einer weiteren Expansion hindern. Die Arbeit gestaltet sich unter den für die drei Männer ungewohnten Verhältnissen ausgesprochen mühselig, und im Sommer 1914 befinden sich die drei plötzlich im Kriegszustand – wie fast der Rest der Welt auch. Aus Papenburgern werden Reichsdeutsche, und aus Arbeitern der Meyer Werft Soldaten der kaiserlichen Armee, deren vordringliche Aufgabe es immer noch ist, die Götzen endlich flottzumachen. Zur gleichen Zeit entsendet das Empire den egozentrischen Offizier Spicer Simson an den Tanganikasee mit der Aufgabe, die deutsche Vorherrschaft auf diesem Gewässer mit Kanonengewalt zu brechen.
Capus verknüpft die Erzählstränge um die drei deutschen Arbeiter und den eigenwilligen Offizier – alle vier authentische Personen – in gekonnter Weise, wobei mich die Passagen, die von dem Kampf der Deutschen um ihre Unabhängigkeit vom Zugriff des Militärs handeln, noch mehr interessierten als die Abenteuer Spicers, der zugegebenermaßen eine einzigartige Figur ist – wobei Capus gar nicht so viel Dichtung bei der Zeichnung dieses Charakters hinzugefügt hat. In mit leichter Feder gezeichneten, mit liebenswerter Ironie gefärbten Vignetten erzählt Capus vom Kampf seiner vier Helden gegen die Absurdität der Zeitläufte und schafft es auf elegante Weise, lebensechte Charaktere zu entwerfen – wie den pragmatischen, vollkommen in seiner Arbeit aufgehenden Rüters, den in sich gekehrten, nachdenklichen Tellmann, den idealistischen Wendt, der freilich schnell lernt, daß sich Marxens Geschichtsteleologie wohl nicht auf afrikanische Verhältnisse anwenden läßt, und den verschrobenen, letztlich aber inmitten einer prosaischen Welt nach Romantik strebenden Spicer. Auch die Nebenfiguren geraten nicht notwendigerweise zu Karikaturen, denn selbst der arrogante von Zimmer bekommt nach und nach menschliche Züge. Und Rüter wird klar, daß er durch seine bloße Anwesenheit in Afrika, durch sein wie auch immer geartetes Nutznießen von der Anwesenheit der Kolonialherren und den durch sie errichteten Strukturen seine Unschuld verloren hat – eine Tragik, aus deren Dunkel er nie mehr ganz hervortreten kann. Später soll auch Spicer eine ähnliche Erkenntnis überkommen, wenn ihm deutlich wird, daß das von ihm angestrebte Heldentum recht eigentlich doch eine prosaische Mischung aus Kot und Blut ist.
Angenehmerweise enthält sich der Verfasser auch einer vereinfachenden, moralintriefenden Schwarz-Weiß-Darstellung des Kolonialismus und läßt Deutsche, Briten und Belgier alles in allem gleich schlecht dastehen.
Das Ende des Romans jedoch hat mir nicht so gut gefallen, denn Capus entläßt uns doch sehr abrupt aus seiner Geschichte und klärt uns auch nicht auf, was aus den einzelnen Figuren denn geworden ist und ob sie mit heiler Haut aus dem Krieg in Afrika hinausgekommen sind. Das ist umso bedauerlicher, als man sich doch recht schnell für sie erwärmen konnte. Auch einen Vergleich mit Joseph Conrad, wie er verschiedentlich bemüht worden ist, hält Capus‘ Roman bei all seinen Vorzügen natürlich nicht wirklich stand, so daß ich am Ende noch eine Empfehlung von Heart of Darkness anschließen möchte.
Trivium: Die Götzen scheint, zumindest bis vor kurzem, immer noch auf dem See unterwegs gewesen zu sein, unter einem anderen Namen allerdings, und spielte sogar bei den Dreharbeiten zu John Hustons African Queen eine Rolle, nämlich als deutsches Kriegsschiff.
Eine Geschichte über die Absurdität des Krieges und die unendliche Dummheit seiner Betreiber. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg ließ Kaiser Wilhelm II. einen ausgewachsenen Dampfer in Einzelteilen per Schiff nach Daressalam und von dort per Eisenbahn an den Tanganjikasee transportieren, um Afrika mit seiner imperialen Duftnote zu markieren. Im Gegenzug schickten die Briten zwei Kanonenboote per Postschiff nach Kapstadt und schleppten diese mehrere tausend Kilometer über Land bis an die belgische Seite des Sees. Das klingt so hirnverbrannt, dass man es für eine böse Satire halten möchte; die Story beruht jedoch auf historischen Tatsachen. Alex Capus erzählt locker und humorvoll mal aus deutscher, mal aus britischer Perspektive. Neben der grotesken Rahmenhandlung überzeugen vor allem die Figuren, besonders gelungen fand ich den exzentrischen Commander Geoffrey Basil Spicer Simson, der im Laufe der Ereignisse vom eitlen Würstchen zu wahrer Größe reift.
[Die 'Goetzen' wurde 1914 in Kisten zerlegt per Schiff und Bahn nach Afrika verfrachtet, um im Tanganjikasee deutsche Größe zu zeigen. Sie ist unter dem Namen 'Liemba' heute noch in Betrieb]
This is an interesting adventure, set during the First World War. Its two main characters, a British officer and a German shipbuilding engineer, never meet each other although they are on opposite sides of Lake Tanganyika in Africa. The story relates within an interesting plot the senseless insanity of war.
Fand ich richtig gut. Die Geschichte ist so mitreißend wie absurd. Das Ende kam ein wenig unerwartet und plötzlich. Ich hätte gerne noch weiter gelesen.
I ended up enjoying this book a lot more than I was expecting to. A lot a lot. It took me three days to trawl through 60 pages, and that was really pushing myself to try and get it finished in time for my book club. Which I didn't. But most other people had the same problem! The one lady who had promised that it got better, and I'm happy to say it did. There's more going on, and there's more of an actual story.
These events actually happened, and I'd be intrigued to know just how much is fact and how much has been constructed from the authors imagination. Spicer-Simson - the British Naval Officer - was an amazing character and I genuinely hope he actually was like that in real life, even if he might in actuality have been a little annoying. Being based pretty much entirely in Africa, this is set apart from the usual stories of the war. RAther than life in the trenches, we see a completely different side of soldiers - and engineers - who are stuck in the war effort without any choice.
So, if you read this book do try to keep going. I promise it does get better.
Dieser spannend geschriebene Roman (nach einer wahren Geschichte) berichtet von Unternehmungen mit Schiffen, die auf dem Landwege durch Afrika zum Tanganjikasee transportiert wurden. Besonders interessant ist die Geschichte der Götzen, die auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut, dann zerlegt und in Kigoma vom deutschen Schiffsbaumeister Rüter und seiner Mannschaft zusammengebaut wurde. Allerdings kam ihnen der erste Weltkrieg in die Quere und die Engländer beherrschten mit ihren kleinen, herantransportierten (von England) den See. Rüter versenkte die Götzen, die wiedergehoben und heute mit dem Namen Liemba auf dem See unterwegs ist.
Das ist Afrika und eine wunderschöne Geschichte. Anton Rüters, "sein" Schiff Götzen und das Leben im Herzen des Kontinents zum Beginn des ersten Weltkrieges.
knaaaaaaapp amene 5 verbii. mengisch sehr funny gschriebe und sehr unterhaltsam und zeigt, wie absurd gschicht chan sii. s endi isch echlii unbedriedigend gsi
Ein detailliert recherchierter historischer Roman, der einem einen kleinen Einblick in die leider wenig thematisierte, äußerst interessante, wenn auch sehr kurze koloniale Episode Deutschlands gibt. Die Thematik des Schiffbaus und -transports ist zwar sehr speziell, aber durch die abwechslungsreiche, verständliche Sprache wirken die Szenerie und die tlw. historischen Persönlichkeiten doch lebendig.
Un libro scorrevole, dalla trama abbastanza avvincente e pieno di ironia (per i miei gusti un po' eccessiva, la preferisco più... sottile). La storia, ambientata sul lago Tanganica durante la prima guerra mondiale, vede schierate opposte fazioni e per le vicende narrate si presterebbe a trasposizioni cinematografiche di sicuro successo. Insomma, lettura non proprio esaltante, ma i personaggi mi rimarranno impressi per un po', con le loro debolezze, vizi, testardaggini, astuzie che li riducono un po' a macchiette.
Interesting fictionalized account of the engineers who built, disassembled, shipped, and then rebuilt a steamship on Lake Tanganyika in the lead-up to WWI. The ship was the inspiration for the The African Queen. The characters are well developed, but the plot-line just kind of winds down and peters out at the end.
Cooles Buch. Erster Weltkrieg. Die Deutschen bringen eine Riesendampfer in Kisten zerlegt nach Afrika, um ihn dort in einem See wieder aufzubauen. Die Engländer bringen zwei andere Schiffe ebenfalls an diesen See mit dem Ziel, den deutschen Dampfer zu zerstören. Der Schwachsinn von Kriegen wunderbar erzählt.
I would not be surprised to find this book being turned into a German motion picture one day. Too bad it ended too soon, since I would have loved to read what happened to Rüter and Von Zimmer after they sank the Götzen, especially since Capus presents us with a splinter of Rüter's ghastly ordeal at the beginning of the book. 3,5 stars.
Manche Geschichten erzählen sich von selbst: wie diese über drei deutsche Schiffbauer, die ihr Schiff in einen See mitten in Afrika verfrachten sollen. Dort werden sie dann in den Ersten Weltkrieg mitreingezogen.
Capus schildert das ganze aus Briefen, inspiriert von Fotos und es ist einfach komisch. Tragikomisch, Lustig, wie auch immer man es nennen mag. Lesenswert.
I liked this book a lot. It's quirky and understated, and I liked the writing. The representations of life around Lake Tangyanika in the early 20th century resonate as pretty accurate (I say this as someone with a lot of experience of the region), and you get a good feel for what it was like to be there. I really like how the author describes how both sides get sucked in, and I had affection for both. The ambiguity felt good in this era of black and white.
I'm only giving it four stars because, reading this on the kindle and so not noticing how far into the book I was, I didn't really get the narrative arc, and the end felt very abrupt. In retrospect I can kind of see it, but it left me feeling kind of shortchanged.
That aside, this was an enjoyable read and I would recommend it.
Africa orientale 1914-1016. La storia , vera , è geniale e folle, tedeschi che costruiscono una nave smontabile da riassemblare sul lago Tanganica per difendere l colonia dell’Africa orientale tedesca e gli inglesi che spediscono in segreto due navicelle smontate pure loro e trasportate via terra dal sud Africa al lago per difenderne la parte belga Personaggi incredibili, sia dalla parte tedesca che da quella inglese. Molto divertente e un bello spaccato della vita coloniale in Africa appena prima e durante la prima guerra mondiale
Alex Capus has got to be one of my favorite novelists ever. His narrative style never fails to pull me in and along, and the matter-of-fact tone in which he brings to light his more or less historical figures is invariably irresistible. In Eine Frage der Zeit, he follows the paths of a group of men stationed on opposite sides of Lake Tanganyika and on opposing sides during WWI. Their tales reveal the cruelty and abject hybris of colonialism and the brutal irony of war as well as each man's evolving and challenged humanity.
Die Geschichte spielt während dem ersten Weltkrieg. Spannenderweise war mein direkt vorheriges Buch auch ein historischer Roman, über eine Schiffsreise. Deshalb dreht es sich um ähnliche Themen. Das Gefühl der Überlegenheit der Kolonialisten gegenüber den Ureinwohnern, die Gedanken der Reisenden, weil sie lange, weit weg von der Heimat sind und besonders in diesem Buch, die Ohnmacht der Personen gegenüber dem Zeitpunkt, wo sie die Reise unternehmen und dadurch ihr Leben zerstört wird.
Vor allem geschichtlich spannend, da ich diesen Teil des 1.WK nicht kannte. Das Buch war auch relativ kurzweilig geschrieben, wobei der Schluss (resp. das erste Kapitel des Buchs) unklar war, wo jetzt die Hauptperson nun sich genau befindet und was dann geschieht.
I did not expect to like this one as I am not necessarily a fan of historical fiction, but I was impressed by how well-rounded the characters were. Even the ones with minor appearances are described so excellently in their humanity - I would definitely read more from this author!
Skurrile Geschichte über einen mir gänzlich unbekannten Kriegsschauplatz des 1. Weltkriegs an einem See im entfernten Afrika. Sehr unterhaltsame Charaktere, gut recherchiert und fantastisch geschrieben! Ein historischer Roman der äusserst angenehm zu lesen ist.
Witzig geschriebene Geschichte über Schiffe im inneren Afrikas. Technik, Geschichte (1. Weltkrieg) und ferne Länder: alles was mich interessiert in einem einzigen Buch. Toll!
Ein interessantes Buch über ein historisches Ereignis, das doch recht skurril ist. Spannend zu lesen und sehr gut recherchiert. Es hat mir sehr gut gefallen.