Ralf Prange, Mitte 50, alleinstehend, ist der postalische Wunschnachbar im Rotklinkerbau in Barmbek-Süd. Einen wie ihn gibt es in jedem Haus, und doch ist Prange als personifizierte Paket-, Gerüchte- und Sorgenannahmestelle Er ist die gute Seele und Nervensäge der Nachbarschaft; schrullig, spießig, etwas einsam, neugierig, manchmal übergriffig, in jedem Fall aber mit dem Herzen am rechten Fleck und sehr gewissenhaft, was die ihm übertragene Verantwortung angeht.Hier erzählt er vom Leben im Mietshaus - von ausgebüxten Kleinsttieren, Geruchsbelästigungen durch Kohlsuppendiäten, Versteckspielen vor Halloweenkindern und Freundschaften mit den DHL-Boten. Wunderbar komisch!
Das Cover hat mich an die Bücher von Tessa Hennig und Renate Bergmann erinnert, auch der Inhalt ist vergleichbar mit Online-Omi Renate. Nur um ein vielfaches lustiger! Ich hab mich wirkich herrlich amüsiert, wenn Ralf Prange über seine Erlebnisse im Hausflur oder mit Schwester Silke berichtet. Und wie er mit dem Postboten und sogar dem kleinen Jungen von obendrüber eine ungewöhnliche aber erstaunlich gut funktionierende Art von Freundschaft aufbaut.
Denn Ralf Prange ist gar kein unausstehlicher Spießer, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern im Grunde seines Herzens ein lieber Mensch der einfach seine Prinzipien hat. Die fangen an damit, dass man für "gesichtsfremde Personen" nicht einfach die Haustür unten öffnen kann, beinhaltet strikte Regelungen zu Schuhschränken und aufgehängte Fahrräder im gemeinsam genutzten Hausflur und hören auch nicht damit auf, dass beim Straßenfest die Umlage für die Unkosten doch wohl gerechter nach Personenzahl berechnet werden sollte und nicht einfach nur nach Anzahl der Wohnungen. Da zahlt man doch als Single viel mehr als so eine 5-köpfige Familie, "ist das zu glauben"! Da hat Ralf Prange "gleich schon keinen Bock mehr". Außer vielleicht, er hätte eine Begleitung zu besagtem Sommerfest...
Ich glaube, dass hier das Hörbuch auch nochmal einen großen Vorteil gegenüber dem Buch bietet, denn Andreas Altenburg kann die Stimmen von so vielen verschiedenen Personen - männlich, weiblich, papageiisch - so super variieren und mit einem eigenen Dialektschlag versehen. Besonders letzteres macht das Ganze ungemein sympathisch und vor allem wahnsinnig lustig!
PS: Herr Prange, ich habe übrigens auch so eine Kochblume. Und sie ist tatsächlich sehr praktisch! Ich hoffe, Ihre findet sich irgendwo bei DHL doch noch an und kann Ihnen zugestellt werden.
Weil ich gerne die Renate Bergmann-Bücher und die Haus Sonnenuntergang-Reihe von Sybille Bullatschek lese, wurde mir auch die Ralph Prange Reihe empfohlen. Und ich hatte schon lang keine Empfehlung mehr, die so sehr ins schwarze getroffen hat wie diese. Dabei war ich bei den ersten paar Minuten des Hörbuchs noch am überlegen, das Buch wieder abzubrechen. Denn Ralph Prange, selbst ernannter Platzwart seines Mehrfamilienhauses, Schnüffelnachbar und Besserwisser zeigt uns direkt seine cholerische Seite und motzt erst mal fröhlich drauf los. Schrecklich! Erst nach und nach entblättert sich dann auch sein liebenswerter Charakter, wenn er eine Freundschaft zum Paketboten und sogar zu dem „Arschlochkind“ des Hauses eingeht. Und wenn Ralph Prange eine kleine Schwärmerei für die Paketbotin beginnt. Er ist so ein typischer Nachbar, den es wohl in jedem Mehrfamilienhaus gibt, der immer meint, alles zu wissen, alles wissen will und sich selbst für den ordentlichsten und besten hält. Das Buch wird in vielen kleinen Anekdoten erzählt, die sich mit Ralph Pranges aktuellen Erlebnissen verbinden, sodass eine runde Geschichte entsteht, die wirklich sehr humorvoll ist. Ich hab gar nicht genug von der Geschichte bekommen und direkt mit dem zweiten Band angefangen, als ich mit diesem fertig war.
Kennt man Barmbeks Rotklinker und seine Bewohnerinnen und Bewohner ein klein wenig, so kann man sich Ralf Prange live und in Farbe vorstellen. Der "Wunschnachbar", der Pakete und Päckchen für alle im Haus annimmt und sich auch sonst auf die ein oder andere Weise das Zusammenleben "mitgestaltet". Mit viel Liebe zum Detail (Beo Beni...) erzählt Andreas Altenburg hier die Geschichte von guten, aber manchmal nervigen Faktotum Prange, der nicht nur mit den Paketdienstleistenden, sondern auch mit dem achtjährigen Malik aus dem zweiten Stock per Du ist und die Dinge auf seine Weise regelt. Witzig geschrieben, gibt es immer wieder mal etwas zu lachen oder zumindest zu schmunzeln. Band zwei gibt es auch schon?