Eigentlich ist Simon Polt im Ruhestand. Eigentlich. Zur Polizei, die nunmehr über die kleinen Dörfer im Wiesbachtal wacht, hat er kaum noch Kontakt – nur mit Norbert Sailer ist er befreundet, einem Ordnungshüter ganz nach seinem Geschmack. Doch nach einem gemeinsamen Zechgelage ist es um die Ruhe in Polts Leben schon wieder geschehen: Im Weingarten stolpern die beiden über die Leiche eines Mannes, den niemand gekannt haben will. Polt ist plötzlich nicht nur Zeuge, sondern zugleich Verdächtiger eines Verbrechens … Vor der vertrauten Kulisse der Weinviertler Kellergassen entfaltet Alfred Komarek einen Kriminalroman voller Spannung, psychologischer Raffinesse und hintergründigem Humor – ein fulminanter Auftritt von Gendarmerie-Inspektor a.D. Simon Polt.
Netter Krimi mit wenig Überraschungen. Sehr gut zwischendurch zum Entspannen. Und besonders schön, wenn man die Kellergassen vom Weinviertel an der Grenze zu Tschechien kennt.
Simon Polt hat den Polizeidienst quittiert und nun neben seinem Steckenpferd, dem Weinbau, vorwiegend damit beschäftigt, mit zwei alten Freunde das Dorfwirtshaus zu führen und im Tante-Emma-Laden den Assistenten für die ältere Besitzerin zu spielen. Er genießt diesen Quasi-Ruhestand sehr, als ihm der Zufall im Weingarten seines Freundes und Kollegen Norbert Sailer wieder mal eine Leiche vor die Füße wirft.
Der übereifrige offizielle Ermittler hat prompt Sailer und/oder Polt im Verdacht. Das kann letzterer natürlich nicht auf sich sitzen lassen und fängt an, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.
Und als ob das noch nicht genug wäre, hat seine Lebensgefährtin Karin Walter auch noch aufregende Neuigkeiten: Polt wird Papa!
Der Kriminalfall ist nicht atemberaubend aufregend, aber spannend, und findet ein für mich recht überraschendes Ende. So weit, so gut.
Was diesen schmalen österreichischen Krimi aber aus der Masse hervorhebt, ist der liebevoll geschilderte Lokalkolorit und die kauzigen, aber glaubwürdigen Dorfbewohner. Der Gemütsmensch Polt selber ist ein sympathischer Protagonist. Genretypisch ist er nur in dem Sinne, dass er nicht nach Handbuch vorgeht - das hat er auch schon im aktiven Polizeidienst nicht getan. Insgesamt geht es im Buch eher gemütlich zu in einem Dorf, das noch ein bisschen hinter der sich immer schneller drehenden Welt herhinkt und die Balance zwischen Nostalgie und Fortschritt noch nicht so ganz gefunden hat.
Für mich hätten es ruhig noch ein paar Seiten mehr sein können, ich mag vor allem die Atmosphäre in den Kellergassen und die Weinbaudetails, die am Rande einfließen. Und den Kater Czernohorsky.
Der neue Polt schließt nahtlos an die vorhergehenden an. Unbedingter Lesetipp für alle, die leise Krimis mögen, in denen das Hauptaugenmerk auf die Protagonisten liegt.