Horst Evers erzählt mitten aus dem Hier und Erlebnisse, Vorfälle und Beobachtungen, in denen er liebevoll, mit viel Witz und einer Prise Weisheit unseren Alltag, unsere zunehmend verstörende Gegenwart ins Komische verklärt. Geschichten, die weit davon entfernt sind, auch nur einen einzigen Ratschlag zu erteilen, und trotzdem helfen – sei es bei Gesundheit und Ernährung («Veganfreie Wurst»), an der Imbissbude («Kaffee zum Weglaufen»), beim Arztbesuch («Da hammse aber hoffentlich ordentlich Zeit mitgebracht») oder bei der Erziehung («Solange ihr euren Tisch über meine Füße stellt»). Evers lässt sich von höflichen Alarmanlagen beraten und verhandelt im Internet mit herrenlosen, marodierenden Algorithmen-Gangs. Auch wird er zu seiner eigenen Überraschung zum weltberühmten Ballettstar. Erlebnisse, die am Ende die Frage Sind wir wirklich klüger geworden, seit wir quasi ununterbrochen Zugriff auf das gesamte Wissen der Menschheit haben? Oder kommen wir nicht bei uns und anderen vielmehr zu dem «Wer alles weiß, hat keine Ahnung»? Wenngleich das natürlich nur eine Vermutung sein kann.
"Wer alles weiß, hat keine Ahnung" ist wieder mal ein Buch von Horst Evers nach seinem altbewährten und beliebten Muster, d. h. ein Sammelsurium von schrägen Geschichten, in denen (vermutlich stark ausgeschmückte) Begebenheiten aus seinem Leben erzählt werden, sowie halsbrecherischen Gedankengängen, deren lakonische Wiedergabe die Grenze zum absurden Theater mühelos überschreiten, die aber dennoch äußerst amüsant sind (und mich persönlich fatalerweise immer wieder dazu bringen, meinem unfreiwilligen, leidgeprüften Publikum lange Textteile daraus vorzulesen). Die Themen sind wie gewohnt Gott, die Welt und alles andere, wobei hier aus aktuellem Anlass v. a. die Coronakrise mit all ihren Folgen im Mittelpunkt steht, aber auch Erinnerungen an die persönliche Vergangenheit des Autors im Vergleich zu seinem heutigen Leben. Dabei hat mich die Melancholie (um nicht zu sagen, manchmal fast so etwas wie Bitterkeit) überrascht, die diesmal immer wieder zwischen den Zeilen durchschimmert, etwa wenn er von seiner "frühkindlichen Enttäuschungsschule" erzählt oder über den Zustand seines Vaters im Demenz-Pflegeheim nachdenkt. Das Buch wirkt auf mich wie eine Art Lebenszwischenbilanz des Mittfünfzigers, die unglücklicherweise nicht immer nur positiv ausfällt. Nichtsdestotrotz ist "Wer alles weiß, hat keine Ahnung" meistens ein sehr witziges, selbstironisches Buch, bei dessen Lektüre sich Evers-Fans wie üblich bestens unterhalten fühlen dürften. Wie der Autor schreibt: "Ohne Wahnsinn keine Normalität" - was ein gutes Motto für dieses Werk sein dürfte. Von mir solide 4 Sterne.
Ein sofortiger Favorit. Bin ganz zufällig auf das Buch gestossen und habe Evers zuvor nicht gekannt. Einige Sketches erinnern an Loriot - was sehr erfreulich ist. Als Stand-Up Fan ein Must-Read. Hätte nie gedacht, dass Comedy so zu lesen noch mehr Spass macht als es zu hören. Evers Punchlines sind göttlich und seine plötzlichen Wendungen stets unerwartet (bis Ende des Buchs). Sein Humor auf Politik angewandt erzeugt Hoffnung und macht optmistisch, wobei er durchaus sehr kritisch ist. Er verleiht einem das Gefühl, nicht allein zu sein in dieser kuriosen Welt. Musste einige Kapitel meinen Mitmenschen vorlesen - schaffte es meistens nicht ohne Tränen (vom Lachen) durch. Meine Favorites: Steve Bannon, Städtetag & ÖPNV, Moderne Väter, Das letzte Kind trägt häufig Fell, Was einem keiner dankt.
Ein angenehmes, witziges, teils doch sehr skurilles Buch mit einer Sammlung an Texten, Gedankengängen, Gedankenexperimenten etc. Wunderbar zum Zwischendurch-Lesen und Schmunzeln.
Ich mag die Art von Horst Evers einfach sehr gern, auch wenn manche Geschichten mich deutlich mehr zum Lachen bringen als andere. Manche kannte ich auch schon, aber ich weiß nicht, ob ich sie in seinen anderen Büchern gelesen oder bei einem seiner Auftritte im Fernsehen gehört habe. Aber manche kann man auch mehrmals hören und immer wieder darüber lachen, z.B. die mit dem kurzen Gang zum Briefkasten oder die mit dem eingeparkten Auto.