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Die verschissene Zeit

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Ein einzigartiges popkulturelles Spiel mit dem Belgrad der Neunziger – und zugleich ein verrückter Wettlauf gegen eine Zeit, die die Gesellschaft eindeutig verschissen hat. Belgrad, 1995: Marko, seine Schwester Vanja und Kasandra aus der Roma-Siedlung leben im "riesigen psychowirtschaftlichen Desaster" der 90er-Jahre – einem Teufelskreis aus Armut, Gewalt, Inflation, Drogen und neuen Technologien. Doch gibt es in diesem genialen Roman auch Gangs und Dealer, einen verrückten Wissenschaftler und eine Zeitmaschine, eine Balkan-Pop-Ikone und schrägen Sex, es gibt Bombardements und Zerstörung, aber auch Musik und Freundschaft. Und als die drei Jugendlichen in das Kriegsjahr 1999 katapultiert werden, begreifen sie, dass sie ihre Stadt aus den verheerenden 90ern befreien müssen. In einer rasanten Verfolgungsjagd versuchen sie, den Schlüssel zur Zeitschleife zu finden und Geschichte neu zu schreiben.

308 pages, Kindle Edition

Published August 24, 2021

17 people are currently reading
419 people want to read

About the author

Barbi Marković

9 books26 followers
Barbi Marković (b. 1980) is a Serbian writer. She studied German literature at university in Vienna and Belgrade and worked as an editor for the publisher Rende Verlag in Belgrade.

In 2009, Marković caused a sensation with the Thomas Bernhard remix novel “Ausgehen”. In 2016, she published the novel “Superheldinnen”, for which she received the Alpha Literature Prize, the Adelbert von Chamisso Prize and the Reinhard Priessnitz Prize in 2019. In 2017, Barbi Marković read at the Ingeborg Bachmann Prize. In 2023, Barbi Marković received the Berlin Art Prize for Literature. Most recently published by Residenz Verlag: “Die schissene Zeit” (2021) and “Minihorror” (2023). In “Minihorror”, Barbi Marković creates a monument of perfidy and compassion for the fearful workers of our society, which makes us feel both caught and understood when we read it. She was awarded the Prize of the Leipzig Book Fair for “Minihorror” in 2024.

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Community Reviews

5 stars
49 (31%)
4 stars
63 (39%)
3 stars
35 (22%)
2 stars
9 (5%)
1 star
2 (1%)
Displaying 1 - 15 of 15 reviews
Profile Image for Electric.
626 reviews1 follower
September 10, 2021
Stranger Things meets NATO-Bombenhagel. Sprachlich und formal absolut überzeugender Anti-Nostalgie Trip in die Belgrader Jugend der 1990er. Beklemmung, Warten, Depression aber eben auch Identitätssuche, Mut und Durchhaltevermögen obwohl alle, wirklich alle gegen dich sind. Natürlich skurril und hart aber auch nicht skurriler und härter als die verschissene Wirklichkeit. Dass auch noch ein kleines, aber absolut spielbares Pen & Paper Rollenspiel beiliegt (Mechanismen angelehnt an D&D), ist für mich persönlich noch die Kirsche auf der Betontorte. Und dann noch das Cover.
Profile Image for Lara.
37 reviews
December 18, 2025
"- weil das Erinnern immer das Privileg und die Verantwortung derjenigen ist, die die richtigen Mittel hatten, um es in die Zukunft zu schaffen."

Der Roman erzählt auf spielerische Weise von Jugendlichen aus dem ehemaligen Jugoslawien, deren Leben durch Krieg, den Zerfall des Staates und anhaltende Gewalt geprägt ist. Durch den gesamten Roman hindurch wird mit Zeit, Vergangenheit und Zukunft gespielt, worauf bereits der Titel des Buches hindeutet.
Eine Besonderheit des Romans ist die Erzählweise: Die Geschichte wird in der zweiten Person Singular erzählt, und die lesende Person wird direkt mit „Du“ angesprochen. Da ich diese Perspektive bisher nur selten in Büchern erlebt habe, war sie zunächst ungewohnt, hat mir letztlich aber gefallen.
Allerdings empfand ich das Buch sprachlich als schwer zugänglich. Die Autorin verwendet sehr viel vulgäre Sprache, was mich, auch wenn es als stilistisches Mittel eingesetzt wird, stark gestört hat. Textstellen, in denen über mehrere Sätze hinweg ausschließlich geflucht wird, habe ich überflogen, da ich sie als unangenehm empfand.
Die Handlung an sich finde ich interessant, das Ende war jedoch eher enttäuschend.
Insgesamt ist es ein wirklich einzigartiger Roman, dem es gelingt, die Geschichte und Politik (mehr oder weniger) subtil zu kritisieren.
Profile Image for Yonca.
37 reviews2 followers
October 31, 2025
barbi marković an einzigartigkeit wieder einmal kaum zu überbieten. ich schwöre hiermit hoch und heilig, dass ich alles lesen werde, was sie jemals publiziert hat und künftig publizieren wird, amen
77 reviews
December 17, 2021
Was, wenn eine Zeitreise einmal keinen Erwachsenen, WissenschaftlerInnen oder Leuten vom Heer aus den USA bzw. einem anderen industriell hoch entwickeltem Land passiert? Was, wenn drei Kinder aus Serbien, deren Alltagsprobleme Rassismus, schlagende Eltern, leere Kühlschränke oder sozialer Selbstmord sind, in die Situation kommen, die Welt - aber vorerst sich selbst - retten zu müssen?
Markovic erzählt eine so verrückte und dennoch nachvollziehbare und aus dem Leben gegriffene Geschichte, dass man gar nicht dazu kommt die Absurditäten dieser in Frage zu stellen. Neben der realistischen Darstellung der 1990er in Ex-Jugoslawien wirken Konzepte wie Zeitreise und magische Medaillons auch nicht mehr aus der Fantasie gegriffen, als Beschreibungen von Diesler-Mode, Sprache und Umgangsformen. Wer sich damit abgefunden hat, mehrmals täglich Stromausfälle und Bombenalarme zu akzeptieren, den kann so schnell Nichts aus der Fassung bringen.
Eine Reise durch die Neunziger in Belgrad aus der Sicht von Kindern der untersten Schichten kann vertraut wirken und trotzdem den Horizont erweitern. Eine Lektüre, die man nicht verpassen sollte, und den Leser und die Leserin sicher noch lange Zeit begleitet.
Profile Image for tollpatschki.
107 reviews7 followers
July 17, 2024
zeitreise, but make it belgrad der 90er

phänomenale sprache, ich möchte mir jede einzelne beleidigung in mein notizbuch abschreiben und liebe die gleichzeitigkeit von absurdem und realem zeitgeschehen <3
Profile Image for Michael Reiter.
204 reviews20 followers
August 16, 2023
Was war zuerst da? Das P&P oder das Buch? Gerade unter diesem Blickwinkel hat mir das Gesamtkonzept sehr gut gefallen. :)
Profile Image for ~•verena•~.
481 reviews8 followers
January 7, 2025
2.75 ⭐
Zu früh hast du erfahren, dass die Zeit unbarmherzig dahinfließt und dass die Menschen die Jahre zählen...

- Die verschissene Zeit, S. 1

Anfangs hab ich mir schwer getan rein zu kommen, da der Schreibstil sehr eigenwillig ist. Ich hatte auch nicht wirklich Lust auf das Buch, da ich es vor Monaten vorgemerkt hatte und die damalige Euphorie verflogen war.
Nach einer Weile hatte ich mich daran gewöhnt, aber komplett lieb gewonnen habe ich den Schreibstil leider nicht. Einerseits nervte er mich und andererseits wechselt die Handlung dadurch so oft das Tempo, womit ich nicht so zurecht komme. Mal geht es ganz langsam, dann wieder rasant, idk...

Aber dann, gibt es Zitate wie diese:
... Phasenweise leben Menschen so, als würde sich alles in der Welt auf geordnete, regelmäßige Weise entwickeln. Dabei können die meisten nicht wissen, wie es in den nächsten fünf Minuten weitergeht bzw. ob es so weitergeht, wie sie vermuten...

- Die verschissene Zeit, 15%

Oder Kasandras Schimpfen - einfach iconic! 😅
... »Alter Mann, du wirst verschwinden. Ich werde dich zerschlagen, deine drei übrig gebliebenen Zähne wirst du vom Boden aufsammeln müssen. Ich zerknacke dir den Kopf und breche dein Rückgrat, ich werde auf deinen Rippen Walzer tanzen, bis du Muttermilch pisst und Blut kotzt. Du bist so grausig, du bist eine Schande für Banovo brdo, verschwinde, geh in den Wald. Erstick an deiner Scheiße, verschluck dich an deiner fetten Zunge. Wenn ich mit dir fertig bin, werden dich Passanten mit einer Spachtel von der Straße aufsammeln müssen, um dich in den Müll zu schmeißen. Ich spucke dich an, wenn ich am kränksten bin, dass du krepierst. Nichts wirst du zum Glotzen haben. Ich scheiße dir in dein Leben, ich schraube dir deinen Kopf ab und wische damit den Boden auf. Ich reiß dich nieder, ich schick dich zu Gott. Du wirst einen Strohhalm brauchen, um Nahrung zu dir zu nehmen. Im Bus wirst du für dich selbst aufstehen müssen. Hunde sollen dich fressen. Lebendig werde ich dich begraben und deine Gedärme zu einem Knoten knüpfen.«..

- Die verschissene Zeit, 29%


Obwohl es sich gezogen hat und ich - wie erwähnt - nicht so recht mit dem Schreibstil warm geworden bin, hatte mich doch der Ehrgeiz gepackt, und ich habe es beendet. Was in diesem Fall ein Kompliment ist, da ich manch anderes Buch dann doch abgebrochen hätte.

Zum Schluss noch ein großes Kompliment für die popkulturellen Anspielungen und vor allem, den Titel - looove it!
Profile Image for Sebastian.
96 reviews10 followers
August 30, 2024
Meist werde ich mit Coming-of-Age-Literatur nicht wirklich warm oder sie geht mir sogar ziemlich auf den Keks. Zu romantisierend, verklärend und belanglos wirkt das oft auf mich und ich erkenne darin selten etwas für mich wieder. Aber ab und zu gibt es auch da Ausnahmen, und Barbi Marković hat mit Die verschissene Zeit eine davon geschrieben.

Ausgangspunkt ist das Jahr 1995 in Belgrad, in dem Vanja, Marko und Kasandra versuchen, so gut das mit 13 bzw. 15 Jahren eben geht, ihr Leben zu leben. Die Ereignisse geraten außer Kontrolle und das Trio wird durch die 90er-Jahre katapultiert, mal in die Zukunft, mal in die Vergangenheit. Auf ihren Irrwegen durch diese verschissene Zeit widerfährt ihnen erwartungsgemäß wenig Gutes.

Für Jugendliche gibt es wahrscheinlich wenig schlimmere Szenarien als die Shitshow der 1990er-Jahre in Belgrad. Man ist sich schlichtweg selbst überlassen während ein ganz und gar untaugliches Staatsoberhaupt einen irrsinnigen Krieg führt, die Inflation jeglichen Lebensstandard zunichte macht und eine Elterngeneration überfordert von der neuen Identitätsfindung (Goodbye Jugoslawien – Hallo heroisches Serbentum) ist. Das bedeutet Heranwachsen, während man von allen Seiten mit Scheiße beworfen wird. Drogen, Gewalt, Depression und zu allem Überfluss fängt auch noch die NATO an, deine Stadt zu zerbomben. Geschönt wird das auch in Barbi Markovićs Roman nicht, aber mit viel Sprachwitz und Zynismus macht sie daraus ein lesenswertes Abenteuer, in dem sich laute Lacher mit Schlägen in die Magengrube abwechseln.

Ein feministischer und unterhaltsamer Coming-of-Age-Zeitreise-Roman mit kleineren Durchhängern und wundervoller Covergestaltung! Außerdem mit einem D&D-artigen Rollenspiel als Beilage, das ich mir noch genauer ansehen muss.
Profile Image for Robert.
136 reviews5 followers
July 19, 2024
Sonne und Beton meets Dark in Belgrad. Weil ich Barbi Markovićs aktuelles Buch Minihorror so gut fand, habe ich mir im Wien Museum ein weiteres Buch der österreichischen Autorin gekauft. Die verschissene Zeit hat nicht nur einen fantastischen Titel, sondern auch ein 70-seitiges, an DnD erinnerndes Rollenspiel, das dem Buch als einzelnes Heftchen beiliegt. Meine durch Minihorror geschürten Erwartungen, wurden direkt zu Beginn aufgebrochen: Hier handelt es sich nicht um eine allegorisierte Satire, sondern um eine straighte Coming-of-Age Story mit Science-Fiction-Einschlag. Drei jugoslawische Jugendliche reisen 1995 durch eine Zeitmaschine ins Jahr 1999 und finden sich mitten im Kosovokrieg wieder. Sie müssen versuchen, die Zeit zurückzudrehen, während ihre Heimatstadt Belgrad permanent Luftangriffe erleidet. Trotz des ernsten Themas hat das Buch auch viel Humor. Leider will Die verschissene Zeit zu viel. Die Mischung aus Coming-of-Age, Comedy, Science Fiction und ernster historischer Einordnung lässt mich bei der Kürze des Buchs ratlos zurück. Das eigentliche Abenteuer der Jugendlichen, die Zeitreise rückgängig zu machen, interessiert mich in Angesicht der anderen behandelten Themen kaum, wobei dies jedoch den größten Teil des Romans einnimmt.
Profile Image for JuliaCapulet.
46 reviews1 follower
September 24, 2025
Der narrative Bogen ist schwach, ständig verliert sich die Erzählung in unwichtigen Nebensträngen und das Ende ist unbefriedigend.
Dennoch kann ich nicht anders, als Barbi Marković für ihre Originalität und furchtloser Konsequenz, mit der sie jedes ihrer Schreibvorhaben umsetzt, zu würdigen. Wenn man ihrer Poetologie folgt, hat sie ein Rollenspiel über drei Belgrader Jugendliche in den 90ern entwickelt, die mehr oder weniger unfreiwillig versuchen, Mithilfe einer Zeitmaschine ihre prekäre Jugend zu verbessern und nebenbei den jugoslawischen Zerfallskrieg zu verhindern. Die Geschichte, die Marković innerhalb eines Jahres mit Kolleg*innen erspielte, ist im Roman nachzulesen.
Radikal experimentell, historisch überaus relevant und ungeschönt ehrlich gelingt ihr damit der Drahtseilakt zwischen einem scharfgeschnittenen Generationenportrait und literatischer Verspieltheit. Ein Grad an Freiheit, wie ich ihm sonst im Literaturbetrieb kaum begegnet bin.
Profile Image for Fabienne.
68 reviews1 follower
December 26, 2025
Das Buch zu lesen hat sich angefühlt wie in einem wilden (Alp-?)traum zu stecken. Eins muss man Marković lassen: es ist auf jeden Fall anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Sie fängt das Gefühl der Spannung zwischen sozialer und politischer Hoffnungslosigkeit der 90er in Belgrad - gekonnt eingefangen durch die Perspektive von den drei Kindern bzw Jugendlichen - aber irgendwie doch eben diese Hoffnung nicht ganz aufzugeben. Was mir auch gefallen hat war wie der Rassismus gegen Roma anhand von Kasandra thematisiert wurde.

Leider war mir das Buch aber zu chaotisch und ich bin nie so richtig in den Lesefluss reingekommen. Die Sprache, auch beispielsweise die vulgäre Redeart, die wohl eine Art Nihilismus einfangen sollte, waren so überspitzt dass mir das zwischendurch echt Kopfschmerzen bereitet hat. (Dass ich es auf dem Handy gelesen habe hat aber zugegebenermassen nicht sonderlich geholfen). Auch der neue Trend ohne nennenswerten Grund in 2. Person Singular zu schreiben irritiert mich sehr. Ich war mir auch nicht so richtig sicher, ob es lustig sein sollte oder nicht? Jedenfalls war froh, als es vorbei war.
Profile Image for Tanja Schöttl.
169 reviews
July 15, 2025
Das Grundprinzip des Plots ist nachvollziehbar, dennoch ist alles so random, dass dieses Prinzip stilistisch nicht ganz ausgereift ist, meiner Meinung nach
Profile Image for Johann Guenther.
806 reviews28 followers
September 28, 2021
MARKOVIC, Barbi: „Die verschissene Zeit“, Salzburg Wien 2021
Miomir hat eine Zeitmaschine erfunden, mit der er auf der Zeitachse nach vorne und zurück springen konnte. In den 90er Jahre war Krieg. Serbien hatte den Kosovo bombardiert. Die Amerikaner haben dann als Rache Serbien bombardiert und in Belgrad, dem Ort der Handlung dieses Romans, gab es Fliegeralarme. Vanja, die zentrale Proponentin, ihr Bruder Marko und dessen Freundin Kasandra waren in der Nähe des Hauses des Zeitmaschinenerfinders. Sie wollten gerade einbrechen. Da kam es zu einer hellen Erleuchtung. Miomir erklärt den Dreien fünf Jahre später, dass seine Maschine sich überhitzte und die Zeit nicht zurückgedreht hatte – er wollte in die Zeit vor dem Krieg ins Jahr 1990 – sondern nach vorne: ins Jahr 1999. Das merkten die Drei bereits seit längerem, dass sie sich an Nichts zwischen 1995 und 1999 erinnern können. Schlimmer noch sei, dass der Fehler der Zeitmaschine die Welt oder die Region um Belgrad immer in den 90er Jahren pendeln lassen würde. Man würde nie aus der schlechten Zeit und dem Kriegsgeschehen herauskommen. Sie würden in einer Warteschleife hängen bleiben. „Menschen warten und protestieren. In den Supermärkten fehlen Produkte, im Essen fehlen Zutaten, in den Köpfen Informationen und Orientierungspunkte. Busfahrer*innen, Lehrer*innen, Ärzt*innen und alle anderen Berufsgruppen des öffentlichen Dienstes sind fast immer im Streik. Die Schüler*innen warten auf ihren Unterricht, Staatsbürger*innen warten auf bessere Zeiten, die Wirtschaft wartet auf Aufhebung der Sanktionen, auf Öffnung der Grenzen. Menschen warten auf das Ende des Krieges, das Fernsehpublikum wartet auf die Klärung der Lügen (und versteckt sich zugleich davor). Eure Eltern, Großeltern, Verwandten stehen in langen, unkalkulierbaren Schlangen für Öl, Mehl, Geld, Dokumenten, Benzin, Zigaretten an.“ (Seite 63/64)
Wann immer sie in einem anderen Jahr ankommen können sie sich an bestimmte Dinge erinnern, aber nicht an alles. „Man würde denken, in der eigenen Vergangenheit kennt man sich zumindest aus, da geht man hin, und alles wiederholt sich, so wie es war, aber es ist komplizierter. In einem Menschenleben gibt es viele Tage, bis zu 34675, sehr selten mehr, und an einen konkreten kannst du dich meistens nur ungefähr erinnern.“ (Seite 134)
Vanja hatte 1999 ein Tagebuch geschrieben, aus dem zitiert wird. Ein Tagebuch, das die Geschehnisse des Krieges, das Bombardement Belgrads schildert. Wie die Bevölkerung in den Kellern Zuflucht suchte.
Die Autorin beschreibt die Zeit von Jugendlichen in einem Belgrader Vorort. Eine Zeit und einen Ort, den andere Länder nicht kennen. Auch stilistisch geht sie eigene Wege. Sprachausdrücke, die woanders nicht verwendet werden (?). Eine harte Sprache, gespickt mit vielen Schimpfwörtern. Eine vulgäre Sprache, die die Situation aber beschreibt und unterstreicht.
Barbi Markovic gibt in diesem Roman den einfachen Leuten eine Stimme. „Ja, es geht NIE um uns! Wozu habt ihr unsere Generation in die Welt gesetzt, um uns zu vernachlässigen und zu ignorieren. In unseren Familien sind wir unwichtig, weil die Zeiten schwer sind. Das Land produziert unser Scheitern und nimmt unsere beschissenen Leben in Kauf, weil Armut und Krieg und Wahnsinn herrschen. Es geht nicht um uns in den Geschichten, weil unsere Lebenserfahrung eine Nischenerfahrung ist. In den Werbungen werden andere Leute angesprochen, in Filmen andere Schicksale gezeigt. Es GEHT tatsächlich NIEMANDEM UM UNS, ABER UNS, UNS GEHT ES EXTREM UM UNS.“ (Seite 216)
Aber auch die Zukunft bringt keine Verbesserung für die einfachen Leute. Zwar ist der Krieg vorbei, aber die Brutalität und Armut bleibt.
Als die drei Jugendlichen das Spiel des „Alt Jugoslawischen“ Technikers durchschauen, schalten sie ihn aus und lassen sich durch die Maschine ins Jahr 2001 versetzen. Sie hoffen, dass die schlechte Zeit vorbei sei. Da kommen sie aber auf einem Platz in Belgrad an, wo ein Schwuler verprügelt wird, wo Brutalität wie in den 90ern herrscht.
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