Wenn das Glück nur ein paar Takte entfernt ist ... Wo bin ich hier nur gelandet? Das fragt sich Toni bei der ersten Probe der Goldkehlchen. Sie soll den bunt zusammengewürfelten Seniorenchor eines Stuttgarter Altenheims nicht einfach nur übernehmen, sondern ihn auch noch auf den alljährlichen Gesangswettbewerb vorbereiten, den die Goldkehlchen noch nie gewonnen haben.
Alles nicht so leicht, wenn Lieder verwechselt, Texte vergessen und Einsätze verpasst werden. Toni bemerkt, dass die Herausforderung größer ist als zuerst angenommen und dass der Chor einige Unikate parat hält: den grummeligen Valentin mit der tollen Stimme und den schlechten Manieren, Paul mit den blauen Augen und dem schlechten Gedächtnis oder die stille Sophia, die nur dank der Musik überhaupt noch aufblüht.
Doch mit jeder Probe erkennt Toni mehr, dass es nicht mehr nur um die perfekt gesungene Note, sondern die Musik dahinter geht, die bei den Goldkehlchen so manche Erinnerungen an vergangene Zeiten weckt. Vielleicht ist Toni hier doch genau richtig …
Adriana Popescu, 1980 in München geboren, arbeitete als Drehbuchautorin fürs Fernsehen schrieb für verschiedene Zeitschriften und studierte Literaturwissenschaften, bevor sie sich ausschließlich dem Schreiben von Romanen widmete. Mittlerweile harrt eine große Fangemeinde ihren nächsten Veröffentlichungen entgegen, die in mehreren großen Publikumsverlagen erscheinen.
Lange habe ich nicht mehr so sehr einer Neuerscheinung entgegen gefiebert. Nachdem „Goldene Zeiten im Gepäck“ so ein Highlight für mich war und Adrianas Jugendbücher nicht immer meinen Geschmack getroffen haben, wollte ich zurück in die Schattige Pinie, wo im ersten Buch ein herzerwärmender Roadtrip beginnt.
In dieser Geschichte geht es aber nicht um Frau Kaiser und ihre Pflegerin Karla, sondern um Toni, die als Leiterin des Demenz-Chors im Seniorenheim Fuß fassen muss. Gemeinsam mit ihr lernen wir diverse Bewohner*innen kennen, die ganz unterschiedliche Stadien dieser schrecklichen Krankheit haben. Und das hat Adriana Popescu ganz wunderbar hinbekommen. Verschiedenste Ausprägungen der Demenz werden sichtbar und vermutlich hat jeder Leser und jede Leserin in irgendeiner Form schon einmal damit zu tun gehabt. Ich kann für mich sagen, dass besonders die Szenen in denen es um die Demenz, die Verschlechterungen des Zustands einzelner Bewohner*innen und auch die Auswirkungen auf Angehörige mir sehr ans Herz gegangen sind.
Das gemeinsame Ziel einen Seniorenchorwettbewerb in Hamburg zu gewinnen schweißt die bunte Riege zusammen, aber natürlich wäre so ein Buch nicht spannend und temporeich, wenn nicht die ein oder anderen Stolpersteine dazwischenkommen.
Die Dialoge und tollen Beschreibungen führen wieder dazu, dass die Geschichte vor dem inneren Auge abläuft und sich wie geschnitten Brot liest. Sehr gefallen haben mir auch verschiedene kurze Rückblenden, durch die man einzelne Protagonist*innen näher kennenlernt und manche Beweggründe besser versteht.
Nun hätte das alles ein genauso grandioses Werk für mich werden können, wie auch „Goldene Zeiten im Gepäck“ wäre da nicht eine Liebesgeschichte in der Gegenwart, die ich zum einen nicht gespürt habe, da mir besonders der Love Interest nicht gefallen hat, und zum anderen für unnötig empfunden habe. Alles hätte auch wunderbar ohne diese Love Story funktioniert und die dadurch gewonnen Seiten wäre ich lieber bei den Chormitgliedern geblieben. Der Love Interest von Toni war mir einfach nicht sympathisch und seine Wandlung irgendwie zu schnell und unauthentisch. Etwas zu viel Hollywood an der Stelle.
Trotzdem ein tolles Buch zu einem sehr wichtigen Thema #Demenz. Gerne würde ich noch mehr „goldene Stories“ rund um die Schattige Pinie lesen.
"Wissen Sie, ich vergleiche die Demenz gerne mit einem wehenden Vorhang, der meistens zugezogen ist. Nur manchmal, für einen kurzen Moment, ist er einen kleinen Spalt offen, und wir erkennen den Menschen, der mal da war. Und irgendwie noch immer da ist."
Toni wird Chorleiterin in der "Schattigen Pinie". Der Chor besteht hauptsächlich aus Demenzpatienten des Altenheims und Toni ist nicht klar gewesen, auf was sie sich einlässt.
Wieder ein sehr einfühlsamer Roman über das Altenheim "Schattige Pinie". Die Mitglieder des Chors haben sich alle in mein Herz gesungen. Ich liebe die Charaktere und ihre Eigenheiten aber auch die schonungslosen Einblicke in die Krankheit Demenz. Ich habe persönliche Erfahrungen mit dieser Krankheit im Familienkreis machen müssen und bin deshalb besonders sensibel bei dem Thema. Ich finde, Adriana Popescu hat die Menschen in diesem Buch liebevoll dargestellt, ohne zu weich zu zeichnen. Ich mag die Idee des Chors, ich mag Toni, die mit ihren ganz eigenen Problemen , auch abseits des Chors, zu kämpfen hat. Ein Buch zum weinen, aber auch zum lachen. Ein Buch über die Kraft der Musik und den Kampf gegen eine so gemeine Krankheit. Mich hat es persönlich sehr berührt.
Hat sich wie erwartet schnell und gut lesen lassen und hat mir auch gefallen - aber wie immer (bisher) werde ich nicht so 100% warm mit Popescus Büchern - und ich kann gar nicht sagen, woran das liegt... Ist die Erwartungshaltung zu hoch, weil viele sie gar so feiern? Ich weiß es nicht...
Das Thema ist auf alle Fälle super aufbereitet, ich mag die Figuren. Mich hat auch die Liebesgeschichte nicht übermässig gestört und ich fand auch nicht, dass die "Wandlung" zu schnell gewesen wäre oder nicht nachvollziehbar.
Gut fand ich auch, dass immer mal wieder Episoden aus der Sicht der Senioren eingestreut werden, bevor sie krank wurden. Einzig Toni war mir irgendwie zu wenig greifbar... Ich habe nicht ganz nachvollziehen können, wieso sie diesen Job angenommen hat, was ihre bisherigen Erfahrungen mit Demenz waren - und was soll diese Geschichte mit ihrem Vater? Die kommt irgendwie nur so am Rande vor und hätte auch weg gekonnt... Andererseits - die Szene mit dem Vater beim Konzert war für mich eine der besten im ganzen Buch.
Insgesamt: Solide Unterhaltung, hat mir im Zweifel einen Tick besser gefallen als die "Goldenen Zeiten" und Sonderpunkte gibt's für die genialen Namen der Seniorenresidenzen "Schattige Pinie" - "Sonnige Palme" - was willste mehr? ;-) Solide 4 von 5 Sternen.
Eine mini Warnung: manche Stellen sind nicht immer ganz einfach zu lesen/zu verdauen, vor allem dann, wenn man selbst Erfahrung oder Berührungspunkte mit Demenz hat.
Adriana Popescu schreibt Geschichten, die im Herzen verankert bleiben. Daher habe ich mich auch schon auf Goldkehlchen gefreut, was ich mir pünktlich zum Erscheinen gekauft habe. Allerdings hätte ich nicht damit gerechnet, dass es SO bewegend wird.
In Goldkehlchen geht es um einen Demenzchor. Jung und Alt treffen aufeinander. Eine Krankheit, mit der sicherlich sehr viele Menschen schon auf die ein, oder andere Art Kontakt hatten, steht im Fokus. Eine Krankheit, die noch dazu vielen Menschen Angst macht. Aber generell ist auch Altern kein Thema, was in unserer Gesellschaft viel Raum bekommt, der nicht bewertet wird.
Es war zu Beginn tatsächlich gar nicht so leicht, mich auf die Geschichte einzulassen. Aber eher, weil auch ich schon meine Berührungspunkte mit Altern und Demenz hatte und habe. Denn Adriana Popescu erzählt die Geschichte der Goldkehlchen auf eine so einfühlsame, ernste und gleichzeitig auch humorvolle Art und Weise… Ich kann das kaum angemessen in Worte fassen. Es ist wertfrei und dennoch auf eine Art aufzeigend. Es ist emotional, aber nicht kitschig. Die Autorin legt eine breite Palette an Gefühlen, Gedanken und Empfindungen schonungslos offen und bittet uns, all das zuzulassen und zu fühlen.
Diese Geschichte hat mich, je weiter die Seiten dahingeflogen sind, immer mehr mitgenommen. Immer stärker wurde der Kloß im Hals und zum Schluss habe ich so stark mitgefühlt, dass ich ganz schön blinzeln musste.
Der Respekt vor dem Alter war insgesamt neben der Demenz ein wirklich wichtiges Kernthema und ich bin mir sicher, jede*r Leser*in kann aus dem Roman etwas mitnehmen. Das Buch hat so viele kleine und größere Botschaften, das kann man kaum überhören. Das Goldkehlchen von Adriana Popescu hat mich tief bewegt und berührt. Diese Geschichte wird noch lange nachwirken und ist schon jetzt eins meiner Lesehighlights in diesem Jahr!
Toni übernimmt die Leitung eines Seniorenchors. Ihre Aufgabe ist es diesen auf den alljährlichen Gesangswettbewerb vorbereiten, den die Goldkehlchen allerdings noch die gewonnen haben. Warum das so ist, wird bereits bei der ersten Probe klar: Lieder werden verwechselt, Texte vergessen und Einsätze verpasst. Mancher lässt auch das nötige Talent vermissen. Obwohl sie sich anfangs völlig fehl am Platz fühlt, erkennt Toni bald, dass es nicht nur um getroffene Töne, sondern einzig um die Musik dahinter geht. Diese weckt bei den alten Leuten Erinnerungen an vergangene Zeiten, bringt ihre Lebensfreude zurück und schweißt die Gruppe zusammen. Vielleicht ist Toni hier also doch genau richtig.
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Das Buch ist aus Tonis Sicht geschrieben, wir erleben ihre Zweifel und Unsicherheit also hautnah mit. Sie ist eine talentierte Musikerin und hat Musik studiert. Ihr Vater ist ein weltbekannter Dirigent und hat große Erwartungen an seine Tochter. Und sie selbst glaubt zunächst ebenfalls, dass sie für diesen Chor völlig überqualifiziert ist. Doch dann lernt sie die Menschen kennen: Valentin mit der wundervollen Stimme und den umso fragwürdigeren Manieren, Paul mit dem schlechten Gedächtnis und die stille Sophia, die nur noch durch die Musik aufblüht. Gelungen fand ich auch die Rückblicke in die Vergangenheit der Senioren. Dadurch erfahren wir noch mehr über sie und die Persönlichkeit, die sie früher einmal waren/ hatten und in wiefern sie sich heute verändert haben. Alle Mitglieder des Chors befinden sich nämlich in unterschiedlichen Stadien der Demenz.
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Die Erkrankung wird wirklich sehr authentisch und eindrücklich wiedergegeben. Es ist traurig zu sehen, wie sehr es Betroffene und Angehörige mitnimmt, wenn nach und nach alles und jede:r vergessen wird. Daher ist jeder Moment, jede liebevolle Zuwendung, jede geschaffene Erinnerung besonders kostbar. Vergessen und Erinnerung, Abschied und Trauer spielen eine große Rolle. Und dennoch ist es ein sehr lebensbejahender und vor allem berührender Roman, der das Herz ebenso zerreißt wie erwärmt und zum Nachdenken anregt.
Was für ein schönes Buch. Es hat zwar ein wenig gedauert, bis mich die Geschichte richtig gefesselt hat, aber als es so weit war (ich glaube, die Buttons von Alex waren der Ausschlag), konnte ich das Buch fast nicht mehr weglegen. Die verschiedenen Charaktere sind toll und, auch wenn die 180°C Drehungen von Alex und Birdie (und Tonis Vater) doch etwas zu schön, um wahr zu sein, wirken, hat es die Geschichte sehr schön ergänzt. Das so schwierige Thema wurde sehr schlicht, menschlich und absolut einfühlsam angegangen und ich bin dankbar, dass ich mit Toni etwas darüber lernen durfte.
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