Als ihre Eltern aus Zagreb fliehen müssen, kommt Adriana mit vier Jahren zu ihrer Tante nach Italien. Dorthin wird sie ihr Leben lang zurückkehren. Als Jugendliche in den Sommerferien, mit ihrer gesamten Abiklasse – und mit all ihren Liebhabern, die Tantchens aristokratischem Blick standhalten müssen. Und auch als Adrianas Mann sie nach dreißig Jahren Ehe verlässt, ist es ihre 98-jährige Tante, die ihr am Gardasee mit jeder Menge Pasta, pragmatischen Ratschlägen und Barbesuchen zur Seite steht.
Ausgerechnet Teta Jeles hundertsten Geburtstag können sie nicht miteinander feiern. Adrianas Tante ist im Pflegeheim, wegen der Pandemie darf sie keinen Besuch empfangen. Umso häufiger telefonieren die beiden miteinander. Und lassen dabei Jeles Jahrhundertleben Revue passieren. Die Kindheits- und Jugendjahre in Zagreb, die Rettung durch Giorgio, der die Tante nach Mantua brachte und den sie nur aus Dankbarkeit heiratete. Die Liebe zu Fritz Epstein, der rechtzeitig nach Australien floh. Den Umgang mit dem Altwerden und der eigenen Geschichte inmitten des Weltgeschehens.
Adriana Altaras entwirft ein zartes, bewegendes und zugleich irre komisches Porträt einer wunderbar kapriziösen Frau. Ein tröstliches, ein inniges Buch, das erzählt, wie man das Leben annehmen und wie man es loslassen kann.
Dieser sehr aktuelle Roman, der das Altern thematisiert, ebenso auch die Pandemiesituation in einem Pflegeheim und die damit einhergehende Trennung und Einsamkeit der Familienmitglieder durch Kontaktbeschränkungen über Ländergrenzen hinweg, hat mir recht gut gefallen.
Die 99,5 Jahre alte, sture, geistig sehr agile Tante Jele weilt nach einem Oberschenkelhalsbruch im Pflegeheim in Italien. Sie steht im telefonischen Dialog mit ihrer 60-jährigen Nichte Adriana in Deutschland, die seit Jahren Liebeskummer hat, weil sie ihr Mann plötzlich ohne Angabe von Gründen verlassen hat.
Tante Jele hat trotz ihrer Traumata der Vergangenheit – sie war im KZ der Ustascha in Kroatien auf der Insel Rab – ihren Kopf immer über Wasser gehalten, sich aus lebensbedrohlichsten Situationen laviert und einen Mann geheiratet, den sie nicht liebte, aber dem sie verpflichtet war. Nach der Pflege ihrer sehr unangenehmen nichtjüdischen Schwiegermutter und als ihr Mann starb, lebte sie in bescheidenem Wohlstand und genoss ihr Leben in mehreren Ländern, liebte ihre Autonomie und Mobilität sogar so lange bis zu dem Zeitpunkt, als sie sich mit neunundneunzig Jahren den Oberschenkelhals brach. Der Unfall passierte beim Gassigehen mit dem Hund, als dieser so stark an der Leine zog, dass Tante Jele stürzte.
In der Gegenwart ist die Handlung sehr gut aufgebaut, nach und nach erfahren wir den Tagesablauf im Pflegeheim, die Einsamkeit unterbrochen durch die gelegentlichen Telefonanrufe von Adriana und die zunehmende Paranoia der Tante, die ständig das Pflegepersonal des Diebstahls bezichtigt.
Auch die schon länger andauernde Depression von Adriana wegen der plötzlich gescheiterten Ehe werden im Dialog mit der Tante und ebenso in Selbstreflexionen thematisiert. Jele versucht, ihrer Nichte zu helfen, ohne allzu übergriffig zu werden, indem sie sie immer wieder sanft dazu auffordert, ihr neues Leben zu akzeptieren und wieder zumindest zufrieden, wenn nicht gleich glücklich zu werden. Wer sonst kann glaubwürdiger vermitteln, wie man über die Vergangenheit hinwegkommt und produktiv an Gegenwart und Zukunft arbeitet.
"Von einer Frau, die 101 Jahre alt wurde, die spanische Grippe, das KZ, ihre norditalienische Schwiegermutter und nun Corona überlebte."
Bald wird auch klar, warum die beiden so eine intensive Beziehung verbindet, denn Adriana hat lange Zeit bei Tante Jele in Mantua gelebt.
Nach und nach, als der hundertjährige Geburtstag naht, baut Jele zusehends ein bisschen ab, wird sehr schnell müde, hat aber dann wieder ihre lichten und aufmerksamen Momente, nutzt plötzlich auch, unterstützt durch das liebevolle Pflegepersonal, Videokonferenzen. Der einschneidende Geburtstag wird mit einer Skype Konferenz begangen, Tante und Nichte sehen sich aber im Jahr darauf endlich regelmäßig persönlich, denn dieses rüstige alte Schlachtross wird mehr als 101 Jahre alt und ist am Ende der Story immer noch nicht gestorben.
Stilistisch hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Dieser abwechselnde Dialog zwischen Tante und Nichte, der teils aus Erzählungen und auch aus Reflexionen der Gegenwart und der Vergangenheit bestand, passte punktgenau. Auch der hin und wieder durchblitzende jüdische Humor ist ganz meine Baustelle, ebenso wie die sehr positive Tonalität des Werkes im Sinne von Problemen, die zwar konstatiert, dann aber ohne viel Gejammer sehr pragmatisch überwunden werden.
"Moische und Aaron erzählen sich einen Witz über Auschwitz. Sie lachen wie irre. G’tt kommt dazu und sagt: „Wie könnt ihr Witze machen über Auschwitz?“ „Das verstehst du nicht,“ antworten ihm die beiden, „du warst ja nicht dort.“"
"Sie ordnet sogar den Städten ihres Lebens Gerüche zu. Die Costiera amalfitana riecht nach Mandarinen, die Ostküste der USA nach Kiefern und Jugoslawien nach Schweiß. Opatija riecht nach Apfelstrudel, Wien nach Verrat und Zimt und Salzburg nach billigem Wein. Der Geruch vermischt sich mit ihren guten und schlechten Erlebnissen."
Leider fehlt mir persönlich ein fundamentaler Bestandteil der Vergangenheit von Tante Jele, der nie thematisiert wird. Nämlich: Was hat sie im kroatischen Ustascha Konzentrationslager auf der Insel Raab erlebt? Das wird verdrängt und total ausgeblendet. Für mich in zweierlei Hinsicht ein Problem. Erstens würde diese Geschichte viel mehr die Paranoia, bestohlen zu werden und andere charakterliche Auffälligkeiten von Jele erklären und stellt deshalb auch eine fundamentale Lücke in der Figurenentwicklung dar. Jetzt ist natürlich die Verdrängung der Tante legitim, aber die Nichte hätte ja auch recherchieren können, um sich mit der Familie und den Wurzeln auseinanderzusetzen. Zweitens ist ein Konzentrationslager der Ustascha auf der Insel Rab doch keine ausreichend untersuchte historische Begebenheit. Hier unterlässt es der der Roman also, auch noch eine wichtige historische Lücke der Leserschaft zu füllen, was durch den Plot zwangsläufig gegeben wäre. Ewig schade um diese vertane Chance.
Fazit: Bedauerlicherweise das Potenzial nicht völlig ausgeschöpft, aber dennoch gut.
Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, vielleicht ist das Buch auch einfach nur sehr durchschnittlich. Wie begleiten Adriana und Jelka. Wir begleiten sie nicht in ihrem Leben, denn von dem bekommen wir nicht viel mit. Es ist Pandemie, Jelka lebt in einem Heim, Adriana hat Liebeskummer. Während die eine den Sinn des Lebens sucht, sucht die andere Trost. Sie telefonieren viel, warten auf den Tod und entwickelten in ihrem Leben ganz unterschiedliche Bewältigungsstrategien. Ich hätte so so gerne viel mehr über das Leben der Tante erfahren. Über ihre Zeit im Konzentrationslager, über die Zeit danach, über ihre Beziehung zu Fritz und ihre Ehe mit Giorgio, über die Pflege ihrer Schwiegermutter und dessen Schwester, über ihre Beziehung zu Adriana. Aber viel davon habe ich nicht bekommen. Vieles wird angerissen und schnell wieder fallen gelassen, Geburtstage müssen ja schließlich geplant werden. Vielleicht fehlt mir einfach viel Wissen über die Beziehung zwischen Nationalsozialismus, Italien und Kroatien. Aber der Roman hat es auf jeden Fall nicht erweitern können
Die Opernregisseurin und Schauspielerin Adriana Altaras schreibt in "Besser allein als in schlechter Gesellschaft" über ihre Lebenskrise und über das Leben ihrer Tante, einer 99-jährigen Holocaust-Überlebenden, die während der Corona-Pandemie in einem italienischen Altersheim festsitzt.
Immer im Wechsel erzählen Tante und Nichte aus dem Alltag und aus der Vergangenheit.
Adriana ist 60, wurde von ihrem Mann nach 30 Jahren Ehe sitzen gelassen und kann sich mit vielem einfach nicht abfinden. Als Kind brachten ihre Eltern sie nach Deutschland, wo sie ins Internat musste und zeitlebens ihre geliebte Tante vermisste. Die steht kurz vor ihrem 100. Geburtstag und wäre lieber zu Hause mit ihrem Hund und einem Espresso, statt im Altersheim. Tante und Nichte telefonieren, hoffen auf ein Ende der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen und machen Pläne für die Zukunft.
Tante Jele wuchs in Kroatien auf, wurde von den Faschisten ins Lager gesteckt und von einem Italiener gerettet, den sie aus Dankbarkeit heiratete, aber nie wirklich liebte. Mit 75 begann sie, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollte. Zu spät, wie sie findet, aber besser spät als nie. Mit Lebensweisheiten wirft sie freigiebig um sich und unterstützt ihre Nichte in jeder Krise. Adriana hadert mit dem Älterwerden, fängt wieder an zu daten, aber weigert sich, einem jüdischen Heiratsvermittler zehntausend Euro zu zahlen, für den angeblich perfekten Partner. Sie geht zu zwei Therapeutinnen, die nichts von einander wissen und liest gern die jüdischen Witze in der Zeitung.
"Besser allein als in schlechter Gesellschaft" ist ein Roman über den Umgang mit dem Alter und den Traumata der eigenen (Familien-) Geschichte. Adriana Altaras erzählt stellenweise sehr humorvoll und dann wieder mit sanfter Zärtlichkeit. Das von ihr selbst und Angela Winkler gelesene Hörbuch gewann den Deutschen Hörbuchpreis 2024.
Ich bin kein riesen Fan von diesem Buch, es war vielleicht einfach zu weit weg von meinem Leben und die Geschichte von Adriana Altaras hat mich nicht wirklich interessiert. Mir waren es dann auch insgesamt zu viele Kalenderspruch-artige Lebensweisheiten ("Ein längeres Leben hat man eindeutig mit Pasta."), aber die Tante musste ich am Ende doch ins Herz schließen (auch wenn ich ihr ihre Berlusconi-Liebe nicht vergeben kann).
Eine außergewöhnliche Frau Da ich ja schon immer des Titels Meinung war, musste ich dieses Buch einfach lesen. Und es hat sich absolut gelohnt. Natürlich ist es zwischenzeitlich auch mal langatmig, das haben biografische und historische Romane nun mal an sich, doch diese Tante ist wirklich außergewöhnlich. Es wird aus zwei Perspektiven erzählt, einmal die sechzigjährige Nichte und dann die hundertjährige Tante, die schon immer ihr Ding durchgezogen hat. Sie hat die NS-Zeit überlebt und erzählt davon, sowie von der Nachkriegszeit und ihrem Leben im Lager. Ihrer Nichte versucht sie klarzumachen, dass sie keinen Mann braucht um glücklich zu sein und endlich über ihn hinwegkommen soll. Eine außergewöhnliche Geschichte über zwei bemerkenswerte Frauen, die ihren Alltag meistern. So wunderbar erzählt, dass man noch eine Weile darüber nachgrübelt.
Sehr berührend, voller Witz und Leichtigkeit erzählt Adriana Altaras die Geschichte ihrer Tante und auch ihre eigene. In einer Art Zwiegespräch lesen wir vom Überleben, von der Liebe, Krisen, Isolation und dem Altwerden. Ein sehr besonderes Buch.
Abwechslungsreich lese ich sehr gerne. So war ich gespannt, was mich in dem Buch "Besser allein als in schlechter Gesellschaft" von Adriana Altaras erwartete. Viel Gutes darüber gehört und viele der Gegenden, wo die Autorin und ihre Tante lebten bzw. ihre Zeit verbrachten, kannte ich, was mich umso neugieriger machte.
Zu Beginn musste ich mich ein wenig daran gewöhnen, dass hier die Autorin aus ihrer eigenen Sicht und die ihrer Tante abwechselnd erzählte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich mich auf diesen Rhythmus eingestellt hatte und kam beim Lesen schließlich zügig voran. Das sehr innige Verhältnis zwischen den beiden war spürbar und rührend. Schicksale, die viel erlebt und auch viel zu verarbeiten hatten. Im Grunde sehr interessant, tiefgründig, gefühlvoll und geschichtlich wissenswert.
Der Schreibstil war gut und schön zu lesen. Das Hin und Her zwischen Tante und Nichte gefiel mir. Viele Weisheiten und Ansichten zeugten von viel Lebenserfahrung, die mich immer wieder zum Nachdenken oder Schmunzeln brachten. Das in den jungen Jahren Erlebte wurde nicht übermäßig ausgeschmückt, aber doch tiefgründig und unmissverständlich erzählt. Es galt einiges zu verarbeiten; die Vergangenheit und die erlebten Schicksale waren eindeutig schwer durchzustehen.
Absolut rührend war die gegenseitige Sorge um das Wohlergehen - jede aus eigenen Gründen und aus eigener Perspektive. Unterschiedlicher konnten sie kaum sein. Einiges ging mir sehr Nahe, vor allem die letzten Kapitel. Trotzdem tat ich mich beim Lesen stellenweise ein wenig schwer, denn gefühlt wiederholte sich vieles stetig. Nur ein wenig anders erzählt mit ein paar neuen Häppchen. Ich hatte recht bald das Gefühl, dass die Autorin in diesem Buch versuchte eine Vergangenheit zu verarbeiten und dies immerwährend im Kreis tat, ohne daraus heraus zu kommen. Noch immer eine Vergangenheit in sich trägt und darunter leidet, die größtenteils jedoch eigentlich ihrer Tante gehörte und die Autorin diese nur von der Erzählung her kannte. Als ob sie die schrecklichen Erlebnisse ihrer Tante verinnerlichte und dabei diese für sich selber und für ihre Tante noch verarbeiten müsste.
Genauer betrachtet hatte ich den Eindruck, dass Tante Jela, trotz der schrecklichen Zeit in jungen Jahren, letztendlich doch noch ein gutes und sehr luxuriöses Leben führte. Dies lebenswert war und sicherlich auch aus dieser Zeit einiges mehr erzählenswert gewesen wäre. Gerne hätte ich mehr darüber erfahren. So habe ich das Buch auf der einen Seite gerne gelesen und sicherlich ist es empfehlenswert. Andererseits hätte es für mich in dieser Form nicht umfangreicher sein dürfen. ~~~~~ {Rezensionsexemplar; persönliche Meinung zum Buch} Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag und #NetGalleyDE zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Die Rezension spiegelt meine persönliche Meinung wider.
Was macht man, wenn man sterben will, aber nicht stirbt? Und was macht man, wenn die Nichte ihr Leben verschwendet, man selbst doch so viel erleben könnte, aber gefesselt im Bett liegt? Zu alt, zu jung.
Der Wiederspruch begleitet mich durch das ganze Buch. Die Tante ist schlichtweg zu alt, sprüht aber so viel Lebensqualität. Die Nichte ist jung, hat aber bitterlichen Liebeskummer und erkennt sich in der Welt nicht wieder. Irgendwie verstehe ich beide, irgendwie sind beide aber auch zum Verzweifeln! Wie sturrköpfig und blind sie doch sind. Fast schon urkomisch, ihr zusammenspiel ist humorvoll zum zuschauen. Amüsiert war ich auf jedenfall. Doch geben mir beide Charaktere nicht so viel, ich kann mit keiner gross was anfangen. Die Eine denkt zu altmodisch, die Andere ist zu traurig und pessimistisch. Und das auf eine quengelnde Weise! Die Lebensgeschichten waren spannend, aber sie haben mich nicht unglaublich berührt. Ausserdem wurde ständig das Gleiche wiederholt. Also Fazit: Wer leichte Kost will, bekommt leichte Kost. Mit Humor und ganz viel Stirnrunzeln.
Gedankensprünge muß man mögen, dann paßt das Buch. Herrlich, wie eine 60- und eine 100jährige so über- und voneinander denken und wie nebenbei zwei Leben erzählt werden. Hat mir gut gefallen.
Ein gutes Buch zum Thema Älterwerden. Biografisch geschrieben. Der Inhalt ist vielleicht nicht so spektakulär, aber der Humor der Autorin ist unschlagbar. Mit grandiosem Wortwitz spielt sie mit Formulierungen. Empfehlenswert!
Ein wirklich schönes Buch für mich. Da meine Nonna 90 ist und auf eine gewisse Weise auch aus ihrem Heimatland vertrieben wurde, kann ich mich und sie in vielen dieser Schilderungen von Adriana Altaras spiegeln. Bei Nonna waren es die wirtschaftlichen Gegebenheiten der Nachkriegszeit, was selbstverständlich in keinem Vergleich steht/stand zu Tante Jeles jüdischer Lebensrealität. Und trotzdem ähneln sich die jeweiligen Innenleben in vielerlei Hinsicht. 5 Sterne gebe ich nicht, weil es für mich trotz allem nicht herausragend ist und weil ich mich an zwei, drei Ausdrücken gestossen habe, die mir nicht mehr zeitgemäss erscheinen.
Meine liebsten Stellen:
"Alles geht durcheinander. Ich habe Angst, dass sie eine Altersdemenz bekommt und der Wahn sie mit sich fortreisst. Fort aus dieser Welt. Fort von mir. Irgendwohin, wo ich nicht sein kann."
"Ein schwacher Mann, nicht der erste, der so handelt, und nicht der letzte. Vergiss ihn. Er ist es nicht wert. Willst du ihn wirklich zurück?"
"Ich werde Thea wiedersehen, Giorgio und meine Freundin Heli. Im Lager waren wir unzertrennlich. An meiner Schwiegermutter gehe ich einfach vorbei - genug ist genug."
"Sie hat jedes Recht, dramatisch zu sein."
"Es ist schön, wenn man Gesellschaft hat, aber es geht auch wunderbar ohne. Besser allein als in schlechter Gesellschaft (meglio soli che mal accompagnati). Das ist mein Credo. Ich würde sagen, die letzten 25 Jahre waren die schönsten meines Lebens. Vielleicht waren es auch einfach nur die leichtesten, schmerzfreisten Jahre. Die schönsten waren die mit der Kleinen."
"Er war kein schlechter Koch, aber ich bin um Klassen besser."
"Sie kann nach wie vor Telefon- und Kontonummern auswendig, Kochrezepte, Gedichte."
"Eine steile Treppe führte zu einem Dachzimmer. Dort hattest du Flaschen gesammelt. Es gab welche aus Kristall und einfache Weinflaschen. Grosse und kleine, in ihnen brach sich das schwache Licht, das durch die Dachluke hineinfiel."
"Adriana hat sich immer lustig gemacht, wie man so etwas über 3000 Folgen lang schauen kann. Warum nicht? Das Judentum ist über 5780 Jahre alt und streckenweise auch eine Schmonzette, trotzdem hört keiner auf, darüber zu reden."
'Ein anderes Epizentrum, ein anderes Erdbeben, ein anderes Leben."
"Stattdessen wählte sie Lega Nord, weil Berlusconi ihr mehr helfen würde als ich. Er würde die Nazis dingfest machen. Ich sagte, die Lega Nord sei sehr weit rechts und hätte faschistische Züge. Ihre Mitglieder wären die Ersten, die sie als Jüdin des Landes verweisen würden. Das wollte sie mir nicht glauben. Stundenlang hörte sie den populistischen Reden Salvinis zu. Irgendwann endlich wurden seine Reden derart flächendeckend antisemitisch, dass Tante voller Empörung den Fernseher abschaltete und sogar 'Tempesta d'amore' verpasste."
"In Zagreb war ich die erste Frau, die einen Führerschein hatte und einen Wagen."
"Eine Runde rennen, kurz baden, und der Tag kann beginnen. Ich gönnte mir am Kiosk einen Cappuccino, ein schönes Ritual."
"Tante wollte alle Tipps hören. Nickte, wenn sie ihr gefielen, schüttelte den Kopf bei den Ratschlägen der Freundinnen, die sie sowieso nicht leiden konnte."
"Wenn ich ihr das sage, schnaubt sie vor Wut: 'Was weisst du denn?'" Nichts weiss ich, ich alte jüdische Frau. Ich schweige und warte."
"Die alten Gemäuer haben den längeren Atem. Solange sie nicht vor Altersschwäche in sich zusammenfallen, stehen sie da und erzählen von ihren und unserem Leben. Riechen nach Moder und Minze und werden dabei von Glühwürmchen zart beleuchtet."
"Ich liebe Häuser und Wohnungen. Manchmal habe ich das Gefühl, sie zu verstehen. Besonders die alten Mauern sprechen zu mir. Ich spüre, ob sie zufrieden sind oder leiden, ob sie sich freuen über eine neue Farbe oder zusammenbrechen unter der Last der Renovierung."
"Kein Wunder, dass sie die Gerüche vermisst, die Seismografen eines Lebens."
Die Autorin Adriana Altaras ist auch noch Schauspielern und Regisseurin. Ihr neuer Roman, Besser allein als in schlechter Gesellscha, ist voller Tiefgang Ich habe schon vor Jahren Titos Brille von ihr gelesen.
Die Autorin schreibt mit Witz und Wärme über sich und ihre Tante Jele- Die lebt in einem italienische Altersheim und an ihrem 199. Geburtstag, kann Adriana sie nicht besuche, da durch die Coronakrankheit niemand reisen darf. Sie telefonieren viel. Die Dialoge der Beiden sind wunderbar , mal ernst, mal witzig. Die Familie besteht nur noch aus der Tante, Adriana und ihren zwei Söhnen. Adriana ist 60 Jahre alt geworden und ihr Mann hat sie verlassen. Einfach herrlich sind die Telefongespräche. Die Gedanken der Tante springen hin und her. So erfährt man von ihrem Leben mit ihrem Mann und dessen schwieriger Mutter.
Der Ton der Geschichte ist mitreisend,- Hintergründig und warmherzig. Absolut lesenswert.
Ich fand dieses Buch großartig. Wahrscheinlich weil es eine gute Mischung aus persönlicher Geschichte, Weltgeschichte und jüdischem Humor war. Amüsant, kurzweilig, direkt aus dem Leben gegriffen beschreibt es die Geschichte zweier Frauen aus unterschiedlichen Generationen. Es tut gut, verschiedene Perspektiven der beiden Generationen zu lesen, ihre Herausforderungen und Weltanschauungen und die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind. Ich habe dieses Buch auch meiner Großmutter (83 Jahre) zum Teil vorgelesen und sie erkannte sich im einen oder anderen Detail wieder. Eine gute Urlaubslektüre.
Das Buch ging runter wie nichts, es war ganz wundervoll. Am Ende musste ich viel weinen, weil es mich so berührt hat, wie diese alte, geprägte, lustige Dame das Leben nicht verlassen will. Ich hab’s wirklich gern gelesen, der Stil ist leicht und locker und lustig, gleichzeitig werden die grausamen Erlebnisse der Tante und ihre Emotionalität und Sorgen ernsthaft und liebevoll berichtet. Ein lebensbejahendes Buch über 2 interessante Frauen, da hab ich nichts dagegen :-)
Liebevolle Beziehung zwischen Tante(100) und Nichte(60), die sich in der Corona Zeit nicht sehen können, nur telefonieren. Die Nichte lebte in ihrer Kindheit bei Tante und Onkel in Italien.
Dies ist die Geschichte der 60jährigen Adriana und ihrer hundertjährigen Tante Jelka, die einer jüdischen Familie entstammen und ihre Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien haben. Die Familie hatte in Zagreb eine florierende Glasmanufaktur, wurde 1941 enteignet, vertrieben, kam ins KZ. All das hat die Tante erlebt und überlebt.
Im Jahr 2020 herrscht in Italien, wo die Tante seit der Flucht aus dem Lager lebt, die Coronapandemie und verhagelt ihren bevorstehenden 100. Geburtstag, den sie im Altersheim feiern will. Insbesondere ihre innig geliebte Nichte Adriana, die in Berlin lebt, kann wegen der Kontaktverbote nicht einreisen.
Dieser Roman trägt starke autobiographische Züge und erzählt abwechselnd aus der Perspektive der Nichte und der Tante, jeweils in der Ich-Form. Die beiden kommunizieren per Telephon und skype und erinnern sich, jede für sich, an ihr ereignisreiches, teils gemeinsames Leben. Die Tante, die die Nichte bis zu deren 4. Lebensjahr in Italien aufzog, ist ihr wie einer eigenen Tochter eng verbunden. Auch die Nichte hat mit ihren 60 Jahren schon viel erlebt, hat zwei erwachsene Söhne, ist geschieden, beruflich erfolgreich und kann auf viele glückliche Erinnerungen mit ihrer Tante zurückblicken.
Sowohl das Leben von Jelka als auch das ihrer Nichte entfaltet sich bei der Lektüre der Wiedergabe derTelefonate und derer Gedanken und Erinnerungen so spannend und ist so melancholisch und humorvoll erzählt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Hier wird nichts beschönigt: Jelka, die so viel mitgemacht hat, hat ihren Lebensmut und ihre Lebensfreude trotz allem bis ins hohe Alte nicht verloren, betrachtet ihr Leben rückblickend jedoch ehrlich und reflektiert die vielen Abzweigungen, die sie im Leben nicht genommen hat. Was wäre etwa gewesen, wenn sie mit ihrer großen Liebe nach Australien ausgewandert wäre und so Vertreibung und Lager vermieden hätte ? Der Vater hatte die Auswanderung verboten, sie wurde in der Glasmanufaktur gebraucht und sie hatte nicht den Mut, sich zu widersetzen. Sie mußte erfahren, dass sie selbst nicht "Meister" ihres eigenen Lebens war.
Die Geschichte hangelt sich, beginnend mit dem Geburtsjahr Jelkas 1920, durch die Erinnerungen der Protagonistinnen und der Leser wird Zeuge der außergewöhnlich warmherzigen Tante/Nichte-Beziehung. Es ist aber nicht nur ein melancholischer Lebensrückblick, auch die Gegenwart, u. a. die Coronapandemie, die Widrigkeiten des Älterwerdens ( Adriana ) und des Altseins ( Jelka ) kommen zur Sprache.
Besonders gefallen haben mir die Lebensweisheiten Jelkas, von denen auch eine titelgebend ist. Aus ihnen, wie aus dem ganzen Roman, sprechen Lebensklugheit und Trost. So konstatiert Jelka: " Vielleicht habe ich das Leben nicht gemeistert. Aber gelebt habe ich es." Ich möchte ihr nachrufen: Du hast dein Leben vielleicht nicht "gemeistert", aber hingekriegt hast Du es großartig, trotz aller Widerfahrnisse ! Und allen Lesern rufe ich zu: Vergeßt die Glücksratgeberbücher, kündigt euren Therapeuten und lest lieber Romane wie diesen hier !
Eine Zeit, die man am liebsten vergessen möchte, ist die Lockdown Zeit während der Corona Pandemie. Wie schnell haben wir vergessen, dass wir uns (fast) freiwillig einsperren mussten. Eine Altersgruppe, die ist am schlimmsten getroffen hat, waren Menschen in Senioren- und Pflegeheimen. Die Einsamkeit, mit der sie sich plötzlich konfrontiert sahen, wird in diesem Buch noch mal sehr deutlich.
Adriana Altaras hat eine spannende Migrationsheschichte. Ihre Mutter, eine brennende Sozialistin, die Tito verehrte, sah sich irgendwann zur Immigration nach Deutschland gezwungen. Ein Umweg führt die Familie über Italien, wo Adrianas Tante sie aufnahm und mehrere Jahre betreute, bevor das Kind zu den Eltern nach Deutschland zog. Die beiden sind sich eng verbunden, sie ist wie eine zweite Mutter für die kleine Adriana.
Teta Jela, wie sie genannt wird, steht 2020 vor ihren 100. Geburtstag und die große Party wird es wohl nicht geben, genauso wie auch Adriana auf die Feier zu ihrem 60. Geburtstag verzichten muss. Adriana hat immer noch einen engen Kontakt zu ihrer Tante. Sie telefonieren häufig und sie besucht sie regelmäßig. Letzteres ist nun nicht mehr möglich. Teta Jela ist selbst auch eine Migrantin, die als Jüdin den kroatischen Faschisten während des dritten Reichs entfloh. Sie will weder mit den Deutschen noch mit den Kroaten etwas zu tun haben, die sie zurecht für ihr großes Leid in der Vergangenheit verantwortlich macht.
In zwei Erzählstimmen setzt sich die Geschichte beider Protagonistinnen zusammen. Im Zentrum steht allerdings die Hundertjährige, die uns an ihren Erinnerungen und der Einschätzung ihrer einsamen Gegenwart teilhaben lässt. In einem Alter, wo der Tod täglich an die Tür klopft, nimmt auch der Gedanke an ihn einen großen Raum ein.
Altaras hat stilistisch eine große Leistung vollbracht, in dem sie beiden Stimmen einen sehr unterschiedlichen Erzählton verlieh. Während Adrianas Perspektive mit sehr viel Humor gespickt ist – die vielen Telefonate mit ihrer Tante sind einfach nur toll geschrieben – ist die Ebene in der Teta Jela erzählt viel ruhiger und oft melancholisch bis traurig. Hier spricht nicht nur eine weise Frau, die viele Krisen kommen und gehen gesehen hat, sondern ein lebenslustiger Mensch, der noch teilhaben möchte und Pläne schmiedet. Die Tatsache, dass es zur Umsetzung dieser nie wieder kommen wird, scheint sie kaum zu akzeptieren. Ich hatte oft den Gedanken, dass ich genauso wäre. Beeindruckend fand ich den inneren Monolog über das Sterben, in Situationen, wenn sie sich Kurz davor wähnte.
Dieses Buch ist wirklich abwechslungsreich und deckt viele Themen ab, ohne überladen zu wirken. Es ist historisch, politisch, humorvoll und durch und durch menschlich. Eine große Leseempfehlung für alle, die sich mit schwierigen Zeiten beschäftigen möchten und zwei Menschen kennen lernen wollen die ihre Emotionen offen zur Schau tragen und das Leben lieben.
Besser allein als in schlechter Gesellschaft von Adriana Altaras
Ich hatte ein Wochenende lang eine schöne Lesezeit. Die Geschichte klingt ehrlich und authentisch und zeigt einmal mehr, was wir während der Pandemie auszustehen hatten. Gerade sehr alte Menschen wurden ihrer letzten Jahre mehr oder weniger beraubt. Es war erhellend von einer alten Dame zu lesen, die bis in ein sehr hohes Alter ihr Leben genießen konnte und etwas aus den Jahren, die ihr geschenkt wurden, gemacht hat. Italien und Berlin haben es mir angetan, insofern traf das auch zu 100 % meinen Geschmack.
Adriana Altares erzählt die Geschichte der jüdischen Tante, die wegen der Pandemie in einem italienischen Seniorenheim festsitzt und ihren einhundertsten Geburtstag ohne die Familie feiern muss. Teta Jele ist in einer wohlhabenden Familie großgeworden. Im Zweiten Weltkrieg kommt sie ins KZ und verliert alles, aber glücklicherweise kommt sie mit dem Leben davon. Später heiratet sie den Italiener, der ihr zur Flucht verholfen hat und dessen Familie sie bis zur Befreiung versteckt hielt. Sie litt sehr unter der Schwiegermutter, aber es war immer genügend Geld da, um sich mehrere Ferienhäuser, schöne Kleider und einen sorgenfreien Lebensstil zu leisten. Sie war 75 Jahre alt, als ihr Mann starb. Nach einer Trauerphase legte die alte Dame erst richtig los. Sie war selten daheim, genoss ihr Leben in vollen Zügen. Während all diesen Jahren blieb sie in Kontakt mit der Nichte Adriana, die in der Kindheit einige Jahre bei der Tante verbracht hat. Die sechzigjährige Adriana leidet sehr darunter, dass sie die Tante nicht besuchen darf. Sie telefonieren fast täglich. Die Telefonate und die Gedanken der beiden Frauen erzählen ihre Geschichten. Sie wechseln sich ab und man gewöhnt sich sehr schnell an diesen Wechsel. Schon nach kurzer Zeit weiß man immer sofort, wer da gerade seine Stimme erhebt. Es macht Spaß ihnen zuzuhören und so wird man ganz leicht durch das Buch getragen. Eine schöne und unterhaltsame Lektüre.
Zwei Faktoren gefielen mir persönlich nicht ganz so gut. Zum einen hatte die Tante manchmal eine sehr snobistische Art und zum anderen war mir manchmal das Selbstmitleid der Nichte zu viel. Sie wurde zwei Jahre zuvor von ihrem Mann verlassen und kam gar nicht darüber hinweg. Es wurde auf sehr hohem Niveau gejammert. Auf der anderen Seite klang es für mich deshalb auch ehrlich, da wirklich alle Seiten der beiden Frauen dargestellt wurden. Der Facettenreichtum unterstrich die Menschlichkeit und weckte Empathie in mir. Hier kamen Zeitzeuginnen zu Wort, ich kann das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen.
»Es ist schön, wenn man Gesellschaft hat, aber es geht auch wunderbar ohne. Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Das ist mein Credo. Ich würde sagen, die letzten fünfundzwanzig Jahre waren die schönsten meines Lebens.« so sinniert Adriana’s Tete Jele über ihr Leben ab 75 und als Witwe. (S. 114)
In ihrem neuen Buch »Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante« schreibt die Autorin, Regisseurin und Schauspielerin Adriana Altaras abwechselnd Kapitel aus ihrer Sicht und der ihrer geliebten Tante. Ihre Tante hat nicht nur die spanische Grippe, das KZ und den Holocaust überlebt, sondern jetzt auch Corona. In den Kapitel aus Sicht der Tante blickt diese selbstreflektiert und mit Humor auf ihr langes und bewegtes Leben zurück. Dabei gibt die Tante auch die ein oder andere Lebensweisheiten preis (Pasta 🍝 mache das Leben besser 🤝🏼), wobei es der Autorin mit einer vermeintlichen Leichtigkeit gelingt, die tragischen Momente ihrer beider Leben mit einer Lockerheit, Humor und Ironie zu beschreiben, dass es die Schwere nimmt. ❤️🩹
»Ich habe schon neunundneunzigmal Geburtstag gefeiert. Und heute zum hundertsten Mal. Vielleicht habe ich das Leben nicht gemeistert. Aber gelebt habe ich es.« (S.222)
Adriana Altaras schreibt die Kapitel jeweils aus der Ich-Perpsektive von ihrer Tante und sich selbst und erzählt so ein humorvolles, tiefgründiges und vor allem durch tiefe Liebe gekennzeichnetes Memoir über ihre Tante. Sie erzählt von einer Frau, die viel Klasse hatte, ihr Leben gelebt hat und dabei ihren eigenen Weg gegangen ist. Ich persönlich finde, dass dieses Memoir zusätzlich eindrückllich zeigt, wie sehr der Holocaust, die Lebenswege der Überlebenden gekennzeichnet hat. Unabhängig davon ist es ein sehr persönliches und liebevolles Buch, das die bekannte Autorin veröffentlicht hat und sicherlich zeigt, wie sehr wir starke Frauen in unserem Leben brauchen.
»Eine Frau braucht einen Wagen, Schmuck, erlesene Kleidung und einen Hund. Ein Mann kam in ihrer Aufzählung nicht vor.« (S.32)
Der hundertste Geburtstag von Teta Jele, die in einem norditalienischen Pflegeheim lebt, steht kurz bevor. Ihre 60jährige Nichte Adriana darf sie wegen der Pandemie nicht besuchen. Sie lebt in Berlin und so bleiben ihr nur Telefonate mit ihrer Tante, die sie einst aufzog. Bei diesen wird Teta Jeles Leben nochmals in Erinnerung gerufen. In diesem Roman, der von der Tante der Autorin handelt, erlebt der Leser ihre Kindheit und Jugend in Zagreb, die Inhaftierung in ein Lager und die Rettung durch Giorgio, dessen Frau sie schließlich aus Dankbarkeit wird. Es ist das Bildnis einer Frau, die das Leben annahm, so wie es kam und es auch loslassen will. Mit einem leichten und humorvollen Stil erzählt Adriana Altaras eine bewegende Geschichte voller Tiefgang. Sie stimmt nachdenklich und doch konnte ich mir das Lachen so manches Mal nicht verkneifen. Mein Fazit: Ein wunderbares Buch, das ich mit bestem Gewissen weiter empfehlen kann. 4 Sterne.
Ein wirklich nettes Buch. Es ruft einem die unschönen Seiten der Pandemie in Erinnerung. Das Buch hat mich jetzt nicht umgehauen, aber es war nett. Der Zustand der Tante kommt nicht wirklich klar rüber. Angeblich soll sie dement sein, aber in der Geschichte kommt sie doch sehr klar rüber. Die Beiden haben offenbar eine enge Beziehung was sehr nett ist, aber irgendwie ist die Geschichte der Beiden nicht so wirklich gut erzählt. Das liegt sicher an der Erzählperspektive, das geht immer hin und her und ist doch eher in deren Hier und jetzt, also wärend der Pandemie die aber auch nur so am Rande erwähnt wird, weil sie sich eben nicht besuchen können. Es bleibt also alles sehr an der Oberfläche
Schwere Themen (religiöse und politische Verfolgung, altern und sterben, Verlust, Corona), trotzdem mit viel Humor und Leichtigkeit geschrieben. Teilweise musste ich mit den Tränen kämpfen, einen Satz später dann aber laut lachen. Ich hab recht lange an den 230 Seiten gelesen. Nicht, weil das Buch zäh gewesen wäre, sondern weil ich über vieles nachgedacht habe und nicht wollte, dass das Buch zu Ende geht. Die Themen des Buches sind (teilweise leider) sehr aktuell. Auch als junge, nicht jüdische Person kann man sehr viel aus dem Buch mitnehmen. Sehr berührend und nebenbei mit der ein oder anderen Lektion fürs Leben versehen.
Coronazeit: Adriana kann ihre bald 100 jährige Tante nicht mehr im Altenheim in Bergamo besuchen.So beschränkt sich die Kommunikation auf lange Telefonate und Skype. Daneben tauchen Erinnerungen an das intensive Leben von Teta Jele auf. Sehr warmherzig und humorvoll erzählt Adriana auch furchtbare Geschenisse aus der Perspektive ihre Tante, abwechselnd mit eigenen Erinnerungen. Die innige Beziehung und Persönlichkeit beider wird gut spürbar
Über "Besser allein als in schlechter Gesellschaft" von Adriana Altaras habe ich so viel Gutes gehört. "Titos Brille" mochte ich sehr, deshalb habe ich gedacht, dieses Buch hier wird mir auch gefallen. Aber nach dem dritten Anlauf und 10% gebe ich jetzt auf. Es deprimiert mich einfach. Vielleicht passt es gerade nicht in mein Leseleben. Ich schließe nicht aus, dass ich es irgendwann noch ein viertes Mal versuche.
It didn't really live up to my expectations. Perhaps it is because I dislike people who keep complaining about things for years without taking any actions but gosh, Adriana's endless wallowing in self-pity annoyed me so much.
4 ⭐️ Beim Lesen habe ich gemerkt, wie schrecklich ich doch meine Großeltern vermisse und wie froh ich doch zeitgleich auch bin, dass sie diese Zeit, die sie vermutlich nicht mehr verstanden hätten, nicht ertragen mussten.
L'ho trovato abbastanza superficiale, solo alla fine ho sentito un po' di emozione ma per il resto nulla. Nel complesso, nonostante i temi trattati siano anche "pesanti", è stata una lettura molto scorrevole.