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Periode ist politisch: Ein Manifest gegen das Menstruationstabu

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Was haben eine deutsche Hausfrau, die dänische Kronprinzessin und eine indonesische Fabrikarbeiterin gemeinsam? Sie menstruieren. Zumindest potenziell, denn sie gehören zu jenem Teil der Weltbevölkerung, der einen Zyklus hat. Die sagenumwobene Menstruation, Periode, Erdbeerwoche oder der Besuch von Tante Rosa machen weder Halt vor Herkunft noch vor Religion oder Klasse. Die Menstruation ist eine faszinierende Körperfunktion, dennoch gilt sie häufig als Tabu, was weitreichende Konsequenzen für die Umwelt, Wirtschaft und Geschlechtergleichstellung hat. Also ab in die Tonne mit dem Tabu! Franka Frei zeigt, wie das Menstruationstabu großen Schaden anrichtet, und dass es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun.

271 pages, Hardcover

First published March 2, 2020

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About the author

Franka Frei

3 books11 followers

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Community Reviews

5 stars
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42 (7%)
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8 (1%)
1 star
3 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 70 reviews
Profile Image for lenaliestdas .
6 reviews38 followers
July 18, 2020
Wow, einfach wow. Möchte es am Liebsten jedem und jeder in die Hand drücken und sagen: Lies das. Absolut gelingen, toll geschrieben, voll mit wichtigen Informationen. Bin total begeistert!
Profile Image for Nadja.
1,916 reviews85 followers
August 23, 2023
Ein Buch über ein wichtiges Thema, aber leider ist der Schreibstil eher anstrengend und die Themen wiederholen sich oft. Periode ist politisch, Frau Frei hat also daraus mehr ein poltisches als ein wissenschaftliches Buch daraus gemacht. Ich hatte gehofft, etwas mehr über die Materie zu erfahren.
Profile Image for Elena.
1,031 reviews413 followers
August 4, 2020
„Es fehlt an Bewusstsein für die Existenz des Zyklus, für weibliche Sexualität, weibliche Lust und alles, was damit zusammenhängt. Und uns fehlt es an Selbstbewusstsein, um aufzustehen und zu sagen: «Wir bluten. Get over it.»“ - Franka Frei, "Periode ist politisch"

Für Franka Frei begann alles mit einem Facebook-Post. Sie hatte gerade ihre Bachelorarbeit über Menstruation und Tabu verteidigt und sich öffentlich dazu geäußert, nachdem ihr seitens der Universität so viele Steine in den Weg gelegt wurden. Ihr Beitrag ging viral, sie bekam viele bestätigende und mitfühlende Kommentare, ihr schlug jedoch auch sehr viel Hass entgegen. Mit "Periode ist politisch" hat sie nun, wie sie es auch selbst nennt, ein "Manifest gegen das Menstruationstabu" verfasst, das ihre Gedanken, ihre Erfahrungen, ihre Wut und ihre Ziele vereint und so wahrscheinlich vielen, vielen Frauen* aus der Seele spricht.

Durch ihre Bachelorarbeit und ihre öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema Menstruation und Menstruationstabu kam sie mit vielen Frauen* aus der ganzen Welt in Kontakt, was sie zu Reisen beispielsweise nach Indien oder Pakistan bewogen hat. Dort sprach sie mit vielen Frauen*, lernte die verschiedensten Bräuche und Mythen rund um die Menstruation kennen und räumt mit diesen in ihrem Buch auf. Sie erzählt von Menstruationshütten, in die Frauen* während ihrer Periode gesperrt werden und davon, dass in einigen Regionen Frauen* während sie menstruieren bestimmte Lebewesen und Dinge nicht berühren dürfen, da diese sonst verunreinigt seien bzw. nicht mehr wachsen würde. Wer jetzt denkt: "Achja, diese "Entwicklungsländer" wieder" irrt sich gewaltig - denn auch im vermeintlich so aufgeklärten und fortschrittlichen Deutschland läuft in punkto Menstruation nach wie vor so einiges (oder fast alles!) schief.

Ich erinnere mich sogar noch an den Beitrag von Franka Frei auf Facebook. Genauso erinnere ich mich an die Petition gegen die Besteuerung von Tampons als Luxusartikel von Nanna-Josephine Roloff und Yasemin Kotra (die ich damals auch unterschrieben habe), dank derer seit dem 01.01.2020 Tampons "nur" noch mit 7 % statt mit 19 % Mehrwertsteuer versteuert werden. Damit hört der Kampf gegen das Menstruationstabu aber noch lange nicht auf.

Franka Frei fordert eine enttabuisierung der Menstruation in den Medien (bestes Beispiel: in der Werbung für Binden der Marke Always wird eine sterile blaue Flüssigkeit auf die Binden geträufelt - ähm ja. Blutige Knie bei Pflasterwerbung gehen aber oder was?), eine bessere Aufklärung über die Menstruation und die weiblichen Geschlechtsorgane in der Schule, einen umweltbewussteren Umgang mit Menstruationsprodukten, eine höhere Akzeptanz bzw. das "Nicht-ins-Lächerliche-ziehen" von Schmerzen während der Periode und und und. Kurz gesagt: Sie fordert einen Stop des Menstruationstabus!

Dabei bleibt der Schreibstil der Autorin immer sehr locker, sie verteilt einige Spitzen, ist sehr sarkastisch und ironisch unterwegs und spart nicht an Humor. Beispielsweise verteilt sie goldene Erdbeeren an (hauptsächlich nichtmenstruierende) Menschen und Konzerne, die dazu beigetragen haben bzw. immer noch dazu beitragen, dass die Periode als ekelhaft gilt, tabuisiert werden sollte und möglichst keiner mitbekommen darf, dass man gerade menstruiert.

Franka Frei spricht in ihrem Buch viele verschiedene Themen an, die mit der Menstruation in Zusammenhang stehen. Vor allem der Umweltaspekt (informiert euch unbedingt über Alternativen zu Einmalprodukten wie Tampons und Binden, empfehlen kann ich z. B. die Menstruationstasse!) und die Informationen dazu, was die ganzen hormonellen Verhütungsmittel mit uns Frauen* anstellen, fand ich besonders interessant.

Für mich war "Periode ist politisch" perfekt und ich komme aus dem Schwärmen über das Buch nicht mehr raus. Es verändert den Blickwinkel, gibt neue Denkimpulse und macht auf eine gute Art wütend. Ich empfehle es sehr und würde mir wünschen, dass auch Menschen, die nicht menstruieren, das Buch in die Hand nehmen und lesen.
Profile Image for Aylin Kuhls.
458 reviews
March 19, 2021
Ich vergebe selten für Sachbücher 5 Sterne, aber dieses Buch von Franka Frei hat es einfach verdient!

Ohne langweilig zu werden oder zu belehrend zu sein, klärt Franka Frei über Menstruationstabus auf und stellt diese in Relation zu historischen, überholten Ansichten, die sich bis in unsere moderne Zeit ziehen und sich sogar so stark gefestigt haben, dass wir Scham, Unterdrückung und Benachteiligung von menstruierenden Menschen als ganz selbstverständlich hinnehmen.

Natürlich gibt es Themen in diesem Buch, die man medizinisch oder wissenschaftlich besser hätte aufbereiten können, aber das ist nicht das Anliegen der Autorin. Sie will aufmerksam machen, sie will aufklären und neugierig machen, auf ein Thema, das viel zu lange als Tabu im Schatten gestanden hat und gesellschaftlich, medizinisch sowie politisch vernachlässigt wurde. Und das ist ihr definitiv gelungen!

Besonders gut hat mir übrigens der lockere, humorvolle Erzählstil gefallen! Es fühlt sich fast so an, als würde man sich bei einem Bier in einer Kneipe mit einer guten Freundin unterhalten.

Der erste Schritt für ein Umdenken im Bezug auf das Tabuthema Menstruation ist darüber reden, und natürlich darüber lesen! Also tut es, denn schlussendich betrifft es alle und nicht nur die Menschen, die weibliche Geschlechtsorgane haben, und wir sollten endlich aufhören, diese Thematik und alles was dazu gehört unter den Teppich zu kehren und einfach nur hinzunehmen, wie bisher gesellschaftlich damit umgegangen wurde.
Profile Image for Lena.
116 reviews31 followers
September 21, 2020
Es hat mich einen Sonntag gebraucht dieses Buch zu lesen. Einmal in die Hand genommen, kann man es einfach nicht mehr zur Seite legen. Franka Frei schafft es auf sympathische, humorvolle und fesselnde Weise uns die sagenumwobene Menstruation näher zu bringen. Sie analysierten den jeweiligen kulturellen Hintergrund, bestehende Traditionen und hinterfragt unsere Sprache. Wer jetzt glaubt, das sei völlig unnötig, da zumindest unsere westliche Gesellschaft diesbezüglich aufgeklärt ist, den muss ich leider enttäuschen: nein, sind wir nicht! Wieso das solch ein großes Problem ist, und wie weit seine Auswirkungen reichen, ist das Thema dieses Manifests.

,,Durch die Tabuisierung der Periode fehlt uns selbst der Zugang dazu. Die Folgen: fehlendes Wissen, wenig Aufklärung, Mythen, Stigmatisierung, Verwirrung und Missverständnisse."

Die Tabuisierung der Menstruation hat nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen Kontext nicht ganz unbedenkliche Folgen. Sie wirkt sich sowohl auf die Geschlechtergleichstellung in der Gesellschaft als auch auf Umwelt und Wirtschaft aus. Besonders erschreckend wird hier deutlich wer im kapitalistisch organisierten System von unserer Unwissenheit profitiert und das schamlos ausnutzt. Die vermeintlichen Flaggenträger der Emanzipation, die Hersteller von Damenhygieneartikel, entpuppen sich als Schwindler und reproduzieren den Scham mehr als ihn aufzuheben. Wer dabei leider nicht so schamlos ist sind wir, die menstruierenden Mitglieder der Gesellschaft. Tampons werden unter der Hand wie Schmuggelware weitergereicht, Euphemismen wie "Tante Rosa" für die Menstruation genutzt und während der Periode teils die Schule/Uni/Arbeit nicht besucht, aus Angst das jemand bemerken könnte das da "Unten" gerade Blut läuft. Franka Frei macht anhand all dieser Beispiele wunderbar deutlich wie wichtig es ist diesem Thema mehr Raum in unserem gesellschaftlichen Bewusstsein und eben auch der Politik zu geben.

Ich kann euch nicht sagen wie sehr ich mir wünsche, dass alle dieses Buch lesen. Menstruierende und Nichtmenstruierende, wir alle sollten aufgeklärter im Umgang mit einer solch wichtigen Körperfunktion sein. Und mal ehrlich, wir haben doch alle keinen Bock mehr uns für etwas zu schämen worauf wir keinen Einfluss haben. Also lieber akzeptieren und sich damit wohlfühlen. Denn ,,wir bluten. Get over it."
Profile Image for _verweiledoch.
109 reviews29 followers
January 19, 2021
lesen lesen lesen!

Eine größere Empfehlung kann man wohl kaum aussprechen!
Dieses Buch hat mir sowas von die Augen geöffnet und das, obwohl ich mich eigentlich für ziemlich bewandert bzw. aufgeklärt auf dem Gebiet der Menstruation, Verhütung und weiblichen Sexualität hielt. "Periode ist politisch" war eine unglaublich bereichernde Lektüre für mich: Franka Frei verknüpft auf grandiose Art ihre eigenen Periode- und Sexismuserfahrungen mit knallharten Fakten über die Jahrtausende existierende globale Geschlechterungleichheit, die sich im Menstruationstabu manifestiert: "Patriarchat und Kapitalismus haben den Uterus besetzt. Es ist an der Zeit, ihn zurückzuerobern." (S. 192)

Schon immer und - vor allem - immer noch sind Frauen* wegen ihre Regelblutung finanziell, sprachlich, gesundheitlich sowie sozial benachteiligt und werden weltweit diskriminiert. Dabei betont Frei immer wieder, dass wir im ach so aufgeklärten, enttabuisierten und "geschlechtergerechten" Deutschland nicht einfach mit dem Finger auf als rückständig geltende Länder wie Indien, Pakistan oder Nepal zeigen können und wir es uns damit deutlich zu leicht machen würden. Denn hier in Deutschland steht Schwangerschaftsabbruch hinter Mord und Totschlag im Strafgesetzbuch. Hier müssen Tampon- und Bindenhersteller nicht die Inhaltsstoffe ihrer Produkte angeben, die nachgewiesenermaßen gesundheitsschädlich sind. Hier gilt Endometriose, obwohl durchschnittlich sogar ein Drittel aller Frauen* darunter leiden, als Forschungslücke. Hier wird die Periode totgeschwiegen und versteckt, als wäre sie eine peinliche, ekelhafte Krankheit. Hier werden diffamierende Sätze wie "Die hat doch ihre Tage" ganz selbstverständlich rausgehauen. Hier kennt jede Teenagerin* die blanke Panik vorm Auslaufen in der Öffentlichkeit (bzw. die Panik vor der "Blamage") oder nimmt die Menarche als absolute Horrorvision wahr.

In Deutschland wie überall auf der Welt existiert das Menstruationstabu - nur in unterschiedlicher Form. Die ganze Dimension dessen, wie wichtig es ist, die Periode weltweit zu entmystifizieren und Frauen* nicht mehr durch Stigmatisierung ihrer Chancen und ihres Selbstbewusstseins zu berauben, ist mir erst durch Freis Werk bewusst geworden. Wir müssen aufhören, Frauen* für etwas zu beschämen, was a) die f*cking Hälfte der Menschen auf dieser Erde betrifft und deswegen das Allernormalste der Welt sein sollte und b) Grund genug bietet, stolz zu sein. Der weibliche Zyklus gehört normalisiert, enttabuisiert und verdammt noch mal verehrt. Schließlich verdanken wir ihm das Fortbestehen der Menschheit. Manchmal frage ich mich, wieso so viele tausende Jahre vergehen und so viele Frauen unter dem sadistischen Patriarchat leiden müssen, bis es endlich mal schwarz auf weiß geschrieben steht.

Ein durch und durch starkes Buch, das mich wahnsinnig beeindruckt hat. Am liebsten würde ich es jeder/m in die Hand drücken, der/dem ich begegne. "Periode ist politsich" ist voll von wichtigen Informationen, voll von Leidenschaft und voll von Aktivismus. So lob ich es mir!
Freis Schreibstil ist weder schwer noch ernst: Mit Witz und Leichtigkeit erfasst sie die Bitterkeit und den Ernst des Themas gut und streut super viele interessante, schockierende und nützliche Fakten, wie beispielsweise Studien- und Umfrageergebnisse ein (die mir manchmal leider zu wenig gekennzeichnet und zu wenig in Relation gesetzt werden - z. B. spricht Frei auf S. 210 davon, dass sich die Zahl der Menschen, die sich die Schamlippen haben chirurgisch verkleinern lassen, verfünfacht habe, gibt dabei aber weder eine Quelle noch eine Relativierung zu z. B. Penisvergrößerungen an).

*der Begriff "Frau" wird zusammenfassend für alle Menstruierenden verwendet
Profile Image for Michèle.
59 reviews28 followers
October 22, 2020
Was betrifft etwa 50 % der Weltbevölkerung, ist unvermeidbar und wird gnadenlos ausgeschlachtet sowie tabuisiert? Richtig, die Erdbeerwoche, die Tage, die rote Welle, der Besuch von Tante Rosa, kurz: die Periode! Franka Frei hat ein Manifest gegen das Menstruationstabu geschrieben, denn „weltweit menstruieren rund 300 bis 800 Millionen Menschen. Alleine in diesem Moment. Sie tun dies heimlich, oft mit Selbstzweifeln und Angst, und zu großen Teilen ohne wirklich zu wissen, was dies genau bedeutet, weil sie gelernt haben, sich dafür zu schämen."
Wer meint, dass das bisschen Blut keine politischen Auswirkungen hat, liegt nicht nur falsch, sondern auch in der Verantwortung, seinen Wissensstand hiermit nochmals zu aktualisieren. Das noch immer ungebrochene (aber vielleicht zumindest angeknackste?) Menstruationstabu hat weltweit Folgen für die Umwelt, die Wirtschaft, die Gleichberechtigung und vor allem für die menstruierenden Personen. Die Tragweite der Folgen und den angerichteten Schaden kann man hier auf 256 Seiten inklusive Literatur/Quellen/Anmerkungen nachlesen. Auf den 256 Seiten findet man neben gebündeltem Wissen auch noch die spöttische Preisverleihung der „Goldenen Erdbeere“ verliehen an jene Teilnehmer im Weltgeschehen, die mit Nichtwissen in Sachen Monatsblutung brilliert haben.
Dank ihrer neuen Plattform, neuer Begegnungen und neuer Freundschaften konnte Frei über den Tellerrand hinweg gucken und somit nicht nur einen Blick auf die westliche Welt werfen.
Die vielen Erfahrungen junger menstruierender Menschen aus bspw. Indien oder Pakistan, die Franka Frei im Zuge ihrer Reisen und Recherchen kennenlernen und besuchen durfte, weisen immer wieder auf die unfairen Missstände hin und thematisieren die verschiedensten Bräuche, Mythen und weitreichenden Folgen. Dabei sind Tamponsteuer, Werbung mit blauen Flüssigkeiten, toxische Inhaltsstoffe, schlechte Aufklärung, fehlender Zugang zu hygienischen Menstruationsprodukten oder Übernachtungen auf dem Balkon (getrennt von der Familie) nur wenige Beispiele aus der Realität von Menschen mit Blutung.
Frank Frei klärt in einem ehrlichen, lockeren und dennoch kritischen, persönlichen und oft auch herrlich ironischen Schreibstil auf und schafft damit ein flammendes Plädoyer für die Enttabuisierung der Periode und das ist richtig, richtig toll!

Rezensionsexemplar
Profile Image for Janinas.Library.
240 reviews101 followers
January 11, 2021
Wow! Was für ein Buch. Ich würde "Periode ist politisch" am liebsten jedem von euch in die Hand drücken. Franke Frei spricht in diesem Buch verschiedenste Themen an, die mit der Menstruation zu tun haben. Sie analysiert und hinterfragt unsere kulturellen Hintergrunde, Sprachen und Traditionen.

Im Buch nimmt die Autorin uns Leser mit auf ihre Reise durch die verschiedensten Länder und Kulturen, immer auf der Suche nach persönlichen Erfahrungen und Geschichten. Für sie begann diese Reise mit einem Facebook Post. Sie hat ihre Bachelorarbeit über Menstruation und das damit verbundene Tabu geschrieben und sich öffentlich darüber geäußert, wie viele Steine ihr dabei in den Weg gelegt worden sind. Dieser Beitrag ging viral und mit diesem Buch spricht die Autorin wahrscheinlich so vielen Menstruierenden aus der Seele!

Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar frei und locker. Sie versteht es an den richtigen Stellen etwas Sarkasmus und Ironie einfließen zu lassen!

Wer schon denkt, er wüsste alles über Menstruation und in unserer westlichen Welt würden wir mit dem Thema doch schon frei und ohne Scheu umgehen, dem kann ich nur empfehlen sich genauer mit dem Thema auseinander zusetzten. Die Tabuisierung der Periode wird in diesem Buch auf eine ehrliche Art und Weise thematisiert, die mich schlichtweg fasziniert hat und ich kann jedem, egal ob menstruierend oder nicht empfehlen es zu lesen! Wir alle sollten aufgeklärter mit diesem wichtigen Thema umgehen. Ich komme aus dem Schwärmen über dieses Buch gar nicht mehr hinaus, denn es hat auch meinen Blickwinkel verändert.
Profile Image for Anna.
26 reviews10 followers
March 27, 2021
3.5/5

Ich bin der Meinung, dass JEDE*R dieses Buch lesen sollte, nein, muss!

Dennoch gab es aus meiner Sicht einige Kritikpunkte: Der sprunghafte und teils wiederholende Schreibstil machte das flüssige Lesen etwas umständlich. Schwierigkeiten bereitete mir die unklare Grenze zwischen Dokumentation und Autobiografie. Andere mögen das vielleicht gerade positiv empfinden. Ich hatte das Gefühl, als wäre Alles in Rage aus dem Bauch heraus geschrieben - mir fehlte die innere Ordnung. Auch wären zu den zahlreich genannten Studien und Umfragen Quellenverweise angebracht gewesen. Das hätte die Seriosität des Werkes unterstützt. Der Thematik, der sich hier Franka Frei stellt, tut dies aber keinen Abbruch.
Profile Image for Michael Reiter.
204 reviews20 followers
April 12, 2022
Jede*r sollte dieses Buch lesen. Franka Frei ist eine Heldin!
Profile Image for Merle.
1,526 reviews
April 20, 2020
Update 20.04.
Ich hatte der Autorin meine Kritik zukommen lassen, und sie hat ganz freundlich darauf reagiert. Die Quellenangaben hinten rein zu tun hätte der Verlag entschieden, und sie habe die Endometriosefakten von einem spezifischen Klinikum.
Für mich sind Autor*innen sofort sympathischer, wenn sie gut mit Kritik umgehen können (konstruktiv natürlich).

Das Buch „Periode ist politisch“ habe ich als Rezensionsexemplar von Randomhouse bzw. Testleser.de zur Verfügung gestellt bekommen; im Austausch gegen eine ehrliche Meinung.

Das Thema Menstruation finde ich wichtig, und auch eine Beseitigung des Tabus drumherum liegt mir am Herzen. Inhaltlich spricht das Buch viele Mythen aus anderen Teilen der Welt über die Menstruation an, die ich teilweise nicht kannte. Das fand ich spannend.
Leider muss ich sagen, dass mir der Stil überhaupt nicht zugesagt hat. Es wirkt belehrend in Besserwisser-Manier; für mich ist klar: die Autorin wird kein Gegenargument akzeptieren. Finde ich schade; ich bin ein großer Fan von Diskussion und Kritikfähigkeit.
Ein anderes großes Problem ist für mich das Fehlen von Quellenangaben. Entweder gibt es sie gar nicht oder erst am Ende des Buches. Da ich das E-Book zur Verfügung hatte, konnte ich nicht einfach ans Ende blättern.
Als letztes noch ein persönlicher Kritikpunkt: Endometriose. Erstmal gut natürlich, dass Franka Frei die Krankheit erwähnt. Sie hat wirklich mehr Aufmerksamkeit verdient. Aber da ich selber an der Krankheit leide, kann ich sagen, dass die Definition und Erklärung hier in diesem Buch nicht ganz richtig sind. Darauf will ich jetzt nicht genauerer eingehen; aber daran merke ich, dass dem Buch eine Überarbeitung durch eine*n Gynäkolog*in gutgetan hätte.
Wie gesagt; schade. Ich hatte mich echt auf das Buch gefreut und hatte große Hoffnungen. Aber ich kann hier nur einen Stern geben.
Vielleicht gefällt euch das Buch ja besser.
(ursprünglich veröffentlicht am 4. April)
Profile Image for Heidi.
38 reviews3 followers
February 4, 2021
Alles im Fluss? 🩸

„Weltweit menstruieren rund 300 bis 800 Millionen Menschen. Alleine in diesem Moment. Sie tun dies heimlich, oft mit Selbstzweifeln und Angst, und zu großen Teilen ohne wirklich zu wissen, was dies genau bedeutet, weil sie gelernt haben, sich dafür zu schämen."

Franka Freis flammendes Plädoyer für die Enttabuisierung der Periode habe ich in einem Rutsch durchgelesen.

Die 24-jährige Autorin beleuchtet in „Periode ist politisch“ die verschiedensten Bräuche, Mythen und weitreichenden Folgen der Menstruation und Themen wie Tamponsteuer, warum Binden-Werbung immer mit blauer Flüssigkeit gezeigt wird oder der fehlende Zugang zu Hygiene-Artikeln. Alles sehr interessant und wichtig.

Was mich beim Lesen gestört hat, ist jedoch eine elementare Sache: Frei geht ganz klar davon aus, dass sich Frauen für ihre Periode schämen, anstatt sie zu feiern. WARUM???

Diese Annahme ist mir persönlich völlig fremd. Nie waren die Tage ein „Problem“, nie wurde mir gesagt, dass ich mich nicht anstellen soll, dass es eklig ist. Es war auch nie wirklich ein Thema, das mich beschäftigt oder meinen Alltag dramatisch eingeschränkt hat. Da war es schon schlimmer, wenn man sich beim Beine rasieren geschnitten hatte und das Blut in Strömen floss…

Viel heftiger als all das, was Frei in ihrem Buch beschreibt, ist allerdings das Feedback von vielen jungen Frauen, die in dem Bereich echte Probleme zu haben scheinen. Scham ist da ein ganz großes Thema und ich frage mich, warum? Wo ist das Selbstbewusstsein? Was ist da falsch gelaufen, dass Frei anscheinend so vielen aus der Seele spricht? Wo ist das Tabu, das ich so gar nicht sehe?

Ich wünsche mir, dass Frei in Sachen „female bleeding“ noch nachlegt. Endometriose wird nur kurz angerissen und was ist eigentlich mit Blutung beim Gebären und danach? Just saying...
Profile Image for ➸ Gwen de Sade.
1,226 reviews112 followers
February 15, 2022
Das Buch ist großartig, von der ersten bis zur letzten Seite.
Franka Frei klärt sehr umfangreich auf und zeigt einem sehr weitreichende Narrative aus der Vergangenheit, und wie wir leider alle nicht so wirklich dagegen gefeit sind, auch im Jahr 2022 noch nicht.

Ich fand die Idee sehr gelungen, goldene Erdbeeren an die Verursacher dieser Narrative zu vergeben und habe mir einige dieser Herren der Schöpfung markiert:

Auch der vielgerühmte Philosoph der Aufklärung, Jean-Jacques Rousseau, interpretierte die Menstruation als Produkt der »verderblichen Zivilisation« - frei nach dem Motto: »Kein Wunder, dass Frauen bluten, wenn sie den ganzen Tag zu Hause rumsitzen, essen und sonst nichts Sinnvolles tun.«

"Der berühmte Alchemist Paracelsus erklärte im 16. Jahrhundert Menstrualblut zum giftigsten Gift der Welt [....] Erst im Jahr 1958 wurde die immer wieder aufgewärmte Theorie, dass Menstrualblut giftig sei, ein für alle Mal medizinisch widerlegt."


2014 hat Großbritannien es offiziell illegal erkärt, weibliche Ejakulation in Pornos zu zeigen - anders als männliche natürlich, die nach wie vor das Ziel des Aktes darstellt und höchst präsent bleibt."


Schockiert haben mich auch Erinnerungen über bestimmte Menstruationsmythen, die auch in meiner Familie und Kindheit weit verbreitet waren. So wurde mir zum Beispiel immer nahegelegt, meine Pflanzen während dieser Zeit nicht zu gießen, weil diese sonst "eingehen würden" (Narrativ des giftigen Blutes). Weiters war mir auch nicht bewusst, wie wenig man über diese Fake-Bleedings weiß, die man hat während man die Pille nimmt. Das medizinische Fass möchte ich aber gar nicht erst aufmachen, das wäre zu umfangreich und emotional.


Eine Empfehlung wäre untertrieben, ich finde das Buch ist ein absoluter Must-Read!

Profile Image for Mira123.
669 reviews10 followers
June 13, 2020
Ich liebe dieses Buch. Ohne wenn und aber. Und das Beste: Ich hatte das echt nicht erwartet, dass es mir so gut gefällt!

Die Regel, die Menstruation, die Periode - wie auch immer man sie nennen will - ist auch für mich ein Thema, über das ich nicht wirklich gerne und oft rede. Ich weiß auch nicht wirklich viel mehr darüber, als die biologischen Basics, die ich in der Schule beigebracht bekommen habe und der Tatsache, dass immer wieder Frauen in Menstruationshütten sterben. Aber was ist beispielsweise mit der Belastung, die Einwegmenstruationsprodukte für die Umwelt und für unseren Körper bedeuten? Ich hatte ja gar keine Ahnung! Auch wenn es im Nachhinein vielleicht etwas naiv ist, dass ich nie daran gedacht habe.

Frau Frei hat einen wirklich sehr spannenden Blick auf die Menstruation. Sie scheint wirklich überhaupt kein Problem damit zu haben, darüber zu schreiben und scheint es fast schon zu genießen. Das war für mich total faszinierend, eben weil ich das bisher so gar nicht kenne. Das war super erfrischend und hat irgendwie auch gut getan. Ich wünschte, ich hätte dieses Buch schon vor ein paar Jahren in die Hand bekommen! Ehrlich, das hätte mir so unglaublich geholfen! Liebe (Schul-)BibliothekarInnen, die ihr diese Rezension lest: Holt euch dieses Buch und stellt es in eure Regale!

Schön waren auch die vielen Praxisbeispiele, aus dem Leben unterschiedlichster Menschen in unterschiedlichsten Ländern. Wie geht es beispielsweise Menstruierenden in Indien? Wie sehen die Religionen die Periode? Und warum sind die Verteilaktionen von Always und o.b. in Afrika nicht wirklich hilfreich? Was wären da bessere Ansätze?

Der Schreibstil war super! Frau Frei schreibt sympathisch und mit viel Humor. Ich hab das Buch an nur einem Nachmittag durchgelesen. Besonders toll fand ich die regelmäßigen Verleihungen der rosaroten Erdbeeren an alle Leute, die mit ihren Aussagen oder Taten dafür gesorgt haben, dass die Menstruation als so negativ wahrgenommen wird, wie es heute eben der Fall ist. Da sind Politiker dabei, Firmen, religiöse Figuren und Anführer und so weiter und so weiter.

Mein Fazit? Absolut großartig! Ich liebe es! Dieses Buch gehört eindeutig schon jetzt zu meinen Jahreshighlights!
Profile Image for Papier.fliegerin.
297 reviews6 followers
October 19, 2020
„Periode ist politisch“ von Franka Freitag
Darum geht es:
Was haben eine deutsche Hausfrau, die dänische Prinzessin und eine indonesische Fabrikarbeiterin gemeinsam? Sie menstruieren. Zumindest potenziell, denn sie gehören zu jenem Teil der Bevölkerung an, der einen Zyklus hat. Die sagenumwobene Menstruation, Periode, Erdbeerwoche oder der Besuch von Tante Rosa machen weder halt vor Herkunft noch vor Religion oder Klasse. Die Menstruation ist eine faszinierende Körperfunktion, dennoch gilt sie als Tabu, was weitreichende Konsequenzen für die Umwelt, Wirtschaft und Geschlechtergleichstellung hat. Also ab in die Tonne mit dem Tabu! Franka Frei zeigt, wie das Menstruationstabu großen Schaden anrichtet, und dass es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun!

Dieses Buch hat mir die Augen geöffnet. Wie unwissend ich doch war und wie oft bin ich unauffällig zur Toilette mit einer Binde gehuscht.

Franka Frei hat eine unglaublich informative aber dennoch humorvolle Art und Weise Dinge zu beschreiben und erklären..
Es sollten alle, menstruierende wie auch nicht-menstruierende, dieses Buch lesen!
Denn weißt ihr wie viel Müll wir im Leben durch die Verwendung von Binden produzieren? Was wir unserem Körper antun, wenn wir die Pille nehmen?
Oder was ist Menstruation eigentlich ist?

Bitte lest es!

5 von 5 Sterne
Profile Image for Katrin.
132 reviews20 followers
March 11, 2020
Sie betrifft ungefähr 50 Prozent der Weltbevölkerung, ist unvermeidbar und die Wirtschaft nutzt sie gnadenlos aus: Die Menstruation. Auch gerne als die Tage, Erdbeerwoche oder Besuch von Tante Rosa bezeichnet, denn über die Periode spricht man nicht. Zumindest, wenn es nach den anderen 50 Prozent der Weltbevölkerung geht. Und damit ist man auch schon beim Menstruationstabu, dass uns glauben macht, Binden würden vor allem blaue Flüssigkeit aus dem Reagenzglas sicher und vor allem diskret aufsaugen. Nur komisch, dass es in der Bepanthen-Werbung durchaus blutige Knie geben darf.

In „Periode ist politisch – Ein Manifest gegen das Menstruationstabu“ zeigt Franka Frei, was das Menstruationstabu weltweit anrichtet und beschäftigt sich mit den Folgen für die Umwelt, Wirtschaft und Geschlechtergleichstellung. Angefangen hat alles mit einem Facebookpost 2018, auf den sie sowohl positive Resonanz als auch Hasskommentare bekommen hat. Tabubrechen ist eben alles andere als einfach. Damals hatte die Menstrationsaktivistin gerade ihre Bachelorarbeit zum Thema „Menstruation und Tabu“ verteidigt. Ein Jahr später war sie als Folge des Posts in Südostasien unterwegs, um andere junge Frauen zu treffen, die sich ebenfalls für die Abschaffung eines Menstruationstabus engagieren. Diese Begegnungen sind für Franka Frei immer wieder Ausgangspunkt, um auf bestimmte Missstände hinzuweisen und deutlich zu machen, was für weitreichende Folgen das Menstruationstabu weltweit hat.

Der Begriff „Manifest“ im Untertitel gibt den Ton vor und wird dabei der Definition einer öffentlichen Erklärung von Zielen und Absichten, oftmals politischer Natur mehr als gerecht. Allerdings ist das Manifest mehr als das. Erlebnisse fließen ebenso in den Text ein wie die Richtigstellung von Menstruationsmythen. Unterfüttert werden die Ausführungen immer wieder von wissenschaftlichen Belegen und Zahlen bzw. Ergebnissen aus Studien. Wer jetzt trockene Kost erwartet, wird allerdings enttäuscht. Franka Frei ist nicht selten beißend ironisch und verteilt fleißig „Goldene Erdbeeren“ an alle, die von der Periode keine Ahnung haben und meinen, dieses Nichtwissen dennoch teilen zu müssen. Dabei ist sie ehrlich und kritisch ohne ungerecht zu sein. Nebenbei kann man einiges über die Menstruation lernen und in Anbetracht der Tatsache, dass selbst digitale Datensammler wie Facebook die Periode für sich instrumentalisieren, wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn auch Männer das „Manifest gegen das Menstruationstabu“ lesen würden.
Profile Image for Miss Pageturner.
423 reviews32 followers
September 12, 2022
Dieses Buch wanderte im Zuge meines “Mehr Sachbücher lesen Plans” auf meine Leseliste. Vielleicht auch wurde meine Motivation dazu auch ein bisschen von den “Pinky Gloves” beeinflusst. Zwei Männer “erfinden” pinke Handschuhe, weil sie in der WG im Badmülleimer eingewickelte Tampons entdeckten und das total unangenehm [sic] fanden. Zwar rechtfertigt diese unnütze und umweltbelastende Idee nicht die Anfeindungen bis Morddrohungen gegen die Beiden, sie führt eine jedoch vor Augen, wie tabuisiert und als “versteckenswert” die Periode immer noch betrachtet wird.

Wir bluten. Get over it!
Alles begann mit einer Abschlussarbeit und einem Facebookpost. Mehr zufällig, als geplant wird, Franka Frei zur Menstruationsaktivistin, doch dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass jeder etwas bewegen kann. Was als Idee für die Bachelorarbeit begann, ist nun eine waschechte Kampfansage an das Menstruationstabu geworden und dieses Manifest ist das vorläufige Ergebnis. Und das Wort Manifest trifft es schon ganz gut, aber dazu später mehr.

Als Erstes möchte ich näher auf den Inhalt des Buches eingehen und warum wir Bücher wie dieses so dringend brauchen und warum nicht nur Menschen mit Uterus es lesen sollten. Was mir beim Lesen erneut klar geworden ist, ist, wie viel Glück ich selbst hatte. Ich hatte eine Mutter, die bereits vor meiner ersten Periode mit mir offen über das Thema sprach, sodass ich wusste, was auf mich zukommt, ich habe die finanziellen Möglichkeiten mir die Menstruationsprodukte zu kaufen, die ich bevorzuge und ich habe einen Partner mit dem ich offen und über meinen Zyklus und meine Menstruation reden kann, ohne dass er angewidert den Mund verzieht. Alles Gründe warum ich heute unbeschwert und frei heraus über das Thema Menstruation reden kann, doch es sind Privilegien, das ist mir bewusst, denn ein beträchtlicher teil der menstruierenden Menschen auf dieser Welt hat diese Freiheit nicht und Schuld daran ist, wie Franka Frei in diesem Buch mehr anschaulich aufführt, nicht ausschließlich, aber zum großen Teil das Menstruationstabu.

"Tabus machen unfrei, denn sie beschneiden das elementare Recht, Fragen zu stellen […] Am Ende sind es die Frauen*, die draufzahlen. Und zwar nicht nur mit Geld, sondern auch mit Schmerzen, Stress, Scham und anderen negativen Gefühlen, die sie daran hindern, wirklich “befreit” zu leben."
(Periode ist politisch: Ein Manifest gegen das Menstruationstabu von Franka Frei, HeyneHardcore, 2020, S. 14)


Anschaulich und mit einer ordentlichen Portion Witz, Ironie und Sarkasmus zeigt die Autorin, was das Menstruationstabu für Menstruierende im Einzelnen bedeutet. Dabei hat sie einen globalen Blick und schilder beispielsweise die Art und Weise, wie Menstruierende während ihrer Tage in manchen Teilen der Welt von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, aus dem Haus ausgesperrt oder in eigens dafür vorgesehenen Menstruationshütten ausharren müssen. Nicht selten auch in bitterer Kälte. In Nepal und anderen Ländern sterben jedes Jahr, trotz Verbot der Menstruationshütten Menschen, weil sie in diesen Hütten erfrieren, ersticken oder von Tieren getötet werden und die Zahl derjenigen, die im Schutz der Abgelegenheit vergewaltigt worden sind, ist dunkel, aber garantiert erschreckend hoch. Und das alles nur, weil ein eigentlich natürlicher Prozess, der Grundlage allen menschlichen Lebens ist, von einer Handvoll Männern als unrein und schmutzig deklariert wurde.

Aber auch die Menstruationsarmut ist ein Problem, das Franka in ihrem Buch anspricht. In Kenia bieten 10% der 15-jährigen Sex gegen Geld für Binden an. Wer sich keine Menstruationsprodukte leisten kann benutzt andere Materialien von Lumpen, über Pflanzen bis zu getrockneten Kuhmist. Doch Menstruationsproblem ist nicht nur in Entwicklungsländern ein Problem, auch in Europa gibt es Menschen, die sich diese Produkte nicht leisten können. Hinzu kommen Ausfälle in der Schule oder auf der Arbeit während der Periode. Das Menstruationstabu verursacht damit also auch neben den persönlichen verminderten Bildungs- und Arbeitschancen von Menstruierenden einen reellen Wirtschaftsschaden und geht damit uns allen etwa an, auch Menschen ohne Uterus.

Erhebt eure Stimme
Doch Franka Frei zeigt uns nicht nur die Probleme, sie spricht auch über Lösungen und räumt in ihrem Buch viel Platz diversen Aktivist*innen ein und schildert, wie diese in ihren Ländern gegen das Menstruationstabu ankämpfen. Zugegeben, nicht mit allen Positionen, die Franka vertritt, stimme ich überein und ich kann auch diejenigen Rezensent*innen verstehen, die die Art der Autorin ihre Position zu vermitteln als belehrend empfinden. Hier zeigt sich schon deutlich, dass Manifest das treffende Attribut für dieses Buch ist. Mich persönlich hat das nicht so gestört. Ich muss nicht mit allen Aussagen übereinstimmen, um aus einem Buch dennoch lehrreiches mitzunehmen, aber das ist auch eine Sache des persönlichen Empfindens.

Was mich jedoch gestört hat und im Endeffekt den Punkt Abzug bedeutete ist zum einen, dass sich viele Aussagen zum Ende hin wiederholten und zum anderen, dass das Buch noch etwas mehr Struktur vertragen hätte. Die Ansätze dafür sind da, trotzdem verfällt die Autorin hin und wieder in einen sprunghaften Erzählstil. Hier einfach etwas mehr Fokus und das Kernthema des Kapitels und alles wirkt gleich viel klarer. Auch hätte ich mir zum Ende noch ein knackiges, ordentliches Fazit gewünscht, dass die Positionen zusammenfasst und die wichtigsten Aussagen nochmal unterstreicht. Das Buch plätschert nämlich leider so lapidar aus, da fehlt der letzte verbale Wumms am Ende.

Fazit:
Das Buch verdient eine klare Leseempfehlung, und zwar nicht nur an Menschen mit Uterus. Locker und humorvoll führt Franka Frei aus, was das Menstruationstabu im Einzelnen bedeutet, welcher Schaden entsteht und gibt jenen eine Bühne, die dagegen ankämpfen. Ein klein wenig mehr Fokus, ein schnittiges Fazit und etwas weniger Wiederholungen zum Ende und das Buch hätte sich die volle Punktzahl erkämpft. Trotzdem bleibt es eine mehr als lesenswerte Lektüre.
Profile Image for Annalena.
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August 2, 2020
Meinung

Das Buch konnte mich von der ersten Seite an begeistern.
Franka Frei hat eine unglaublich informative, aber dennoch humorvolle Art und Weise Dinge zu beschreiben und zu vermitteln. Die Mischung aus Ernst und Humor war auf jeden Fall perfekt getroffen und hat dem Buch nicht geschadet.

Franka Frei geht unter anderem auf den Umgang von verschiedenen Religionen und Kulturen hinsichtlich der Periode ein. Manche Ansichten haben mich bis auf's tiefste schockiert und getroffen - Menstruation sollte in keinem Land dieser Welt (egal ob Indien, Amerika, Deutschland oder Japan) ein Tabuthema sein. Das Buch zeigt sehr schön auf, was durch das Totschweigen alles passieren kann: Mythen setzten sich in den Köpfen fest, Menschen fühlen sich schlecht und werden als ekelerregend oder gar "schädigend" deklariert.
In diesem Buch habe ich zudem einiges hinsichtlich Menstruation, Verhütung und Hygiene gelernt, die mir vorher nicht bewusst waren. Das Buch öffnet Augen und hat dafür gesorgt, dass ich mich mehr mit mir und dem Thema auseinandersetzen werde. Es ist unfassbar, wie oft ich in meinem Bett saß und vehement vor mich hingenickt habe.

Die Autorin hat sich kritisch und gut recherchiert mit dem Thema auseinandergesetzt und gibt dem Leser noch Quellen an die Hand, um sich selber weiter damit auseinanderzusetzen. Am Ende befinden sich Literatur, Quellen und Anmerkungen.


Fazit

5 von 5 Sterne und ein absolutes Jahres-Highlight für mich!
Wirklich jeder sollte dieses Buch lesen - egal ob Mann oder Frau. Durch Franka Frei ist mir klargeworden, was für Auswirkungen dieses Tabu mit sich bringt und, dass wir aufhören müssen dieses Thema totzuschweigen und anfangen müssen für uns und unseren Körper einzustehen.
Profile Image for Tanja Jahnke.
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July 29, 2020
Auch wenn man mir im Vorfeld prophezeihen wollte, dass es ein Feministen-Schinken sei oder ähnliches, muss ich jene “Schwarzmaler” enttäuschen. Denn es ist eigentlich viel mehr. Es ist ein Buch….oder eher eine Bachelorarbeit, die aufzeigt, welche wahnwitzigen Theorien und Mythen rund um die Periode / Menstruation durch die Menschheitsgeschichte irren. Eine Theorie wahnwitziger als die andere – da ist die Rede davon, dass Frauen zu Dieben und mordenden Bestien mutieren, wenn sie ihre Regel haben…oder Regelschmerzen daherrühren, wenn Frau “zu viel” denkt -, dass man sich am Boden kringeln möchte vor Lachen. Wenn es nicht so tragisch wäre, dass es wirklich Menschen (insbesondere Männer) gibt und gab, die solchen Humbug für bare Münze nehmen und nahmen. Und es selbst heute noch verpönt ist offen darüber zu reden und das Thema nachwievor ein Tabu ist.

Franka Frei zeigt auf wie es um die Menstruation der Frau und das Leben mit dieser steht und nimmt uns mit auf eine kleine Reise durch die Geschichte rund um die Welt. Man erfährt von sogenannten “Menstruationshütten”, dass es selbst heute noch Zipfel dieser Welt gibt, wo es Frauen während ihrer Regel untersagt ist die Küche zu betreten oder ähnliches – aus Angst, dass sie (bedingt durch die Periode) das Essen verderben könnte oder schlimmeres.

Kurz gesagt ein sehr informatives Buch, das nicht nur Frauen lesen sollten. Anders als man meinen sollte, ist das Buch reich an Informationen, aber dennoch niemals schwer oder trocken. Klare Leseempfehlung – besonders der Großteil der Herren sollte es als Pflichtlektüre sich mal zur Gemüte führen.

5 von 5 Tampons
Profile Image for Catia.
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April 13, 2021
"Periode ist politisch" wird auf den sozialen Medien schon recht gehypt und bei einem solchen Thema kann ich nur sagen: Zu recht!

Egal ob man sich selbst als Feminist*in sieht oder nicht, das Buch bringt auf jeden Fall viele Augen eröffende Erkenntnisse. Die Autorin hat viele ihre Fakten mit Quellen untermauert, an vielen Stellen erzählt sie aber von ihren persönlichen Erlebnissen und von ihren Gesprächen mit anderen Periodenaktivistinnen.

Die Besonderheit in diesen Buch liegt wohl darin, dass die Autorin nicht nur aus der Sicht von Europärer schreibst, sondern auch aus der Sicht von Menschen anderer Kulturen, insbesonders von Menschen aus Indien und Pakistan, da sie dort eine Reise zum Thema Periode startet. Das fand ich als Leserin wirklich unglaublich interessant und zum Teil einfach erschreckend. Wer aber denkt, ah, in Deutschland sind wir doch nicht so rückständig, hat leider falsch gedacht. Auch in Deutschland ist die Periode ein Tabu-Thema, wodurch zum Teil auch die Benachteilung von Frauen entsteht.

Mir war einiges bekannt, da ich mich mit bestimmten Themen bereits im Vorfeld beschäftigt habe, vieles war aber neu. Zum einen wie Periode in anderen kulturellen gelebt wird. Aber auch Kleinigkeiten, die nicht unbedingt die Periode betreffen. Bspw. habe ich gelernt, dass die Medizin auf Männern ausgelegt ist. Das ggf. das gleiche Medikament bei Frauen anders als bei Männern wirkt, wird völlig außer acht gelassen. Insgesamt ist das Buch wirklich ein guter Einsteig in das Thema Femismus.

Ein paar Kritikpunkte habe ich leider dann doch. Nicht am Thema an, sondern eher an der Ausführung. Der Erzählstil ist eher auf jüngere Leser*innen ausgerichtet, sodass möglicherweise für etwas ältere Leser*innen alleine deswegen das Buch nicht ansprechend ist. Das finde ich schade, denn ich bin der Meinung bei solchen Themen muss man doch eher die älteren Generationen abholen (Ausnahmen gibt es natürlich immer).

Außerdem fand ich die Struktur im Buch nicht ganz so gut gelöst. Vielen Sachen wurde von der Autorin mehrfach angsprochen. Das nervt mich immer ein bisschen. Außerdem hat die Autorin zu bestimmten Themen eine sehr festgefahrene Meinung, was auch in Ordnung ist. Wenn sie aber ein solches Buch schreibt, sollte es in meinen Augen schon etwas objektiver sein. Bswp. schwört die Autorin auf die Menstruationstasse, weil man damit eher ein Gefühl für die Periode bekommt und es natürlich super ökologisch ist. Trotzdem gibt es sicherlich viel Menstruierende, die keine Menstruationstasse nutzen wollen, aber trotzdem die eigene Müllprofuktion achten wollen. Da ist die Periodenunterwäsche eine gute Alternative, aber das wird von der Autorin mit keinem Wort erwähnt.

Trotzdem bleibt meine Leseempfehlung! Super wichtiges Theme, Feminismus ist immer noch wichtig, auch in Deutschland. Egal ob durch dieses Buch oder anders, informiere dich bitte drüber!
Profile Image for Alina Kuhlmann.
91 reviews2 followers
April 10, 2020
Als dieses Rezensionsexemplar mir genehmigt wurde habe ich mich riesig gefreut! Denn zugegeben ist mir das Thema Periode selbst immer sehr unangenehm gewesen. Peinliche Erinnerungen und Scham - das habe ich mit meiner Blutung verbunden. Gesprächsthema war die Menstruation für mich nicht. Ein paar Tage im Monat habe ich sie ertragen und alle Menschen angefaucht, die den Kommentar "Hast du schon wieder deine Tage?" haben fallen lassen.

Die liebe Rebecca Chelbea hat mich durch ihre Instagrambeiträge wieder neugierig auf das Thema gemacht. In erster Linie bin ich ihr gefolgt, weil sie so viel über Nachhaltigkeit und Selbstliebe spricht. Menstruation ist für sie ein genau so wichtiges Thema, was mich dazu angeregt hat, meine Sichtweise nochmal zu überdenken.

Die Veröffentlichung von "Periode ist Politisch" hätte für mich kein besserer Zeitpunkt sein können! Mit großem Wissensdurst und vielen Wissenslücken habe ich das Buch innerhalb weniger Tage verschlungen. Franka Frei hat einen sehr witzigen, jungen Schreibstil, der angenehm zu lesen ist. Für eine Erstveröffentlichung eine sehr herausragende Leistung!

Die Autorin gibt einen facettenreichen Überblick über die Erdbeerwoche. Sie verteilt goldene Erdbeeren für die ganzen Idioten, die keine Ahnung vom weiblichen Zyklus haben und trotzdem so tun als wären sie Genies auf diesem Gebiet. Sie erzählt von ihrer weiten Asienreise und schaut aus globaler Perspektive auf die Menstruation. Zwischendrin gibt es Anekdoten aus ihrem persönlichen Leben zum Thema Menstruation. Sie gibt einen Überblick über die verschiedensten Produkte, die während der Menstruation genutzt werden können und räumt sämtliche Mythen auf. Wer sich vorher nicht mit der Periode auskennt, hat danach definitiv einen Überblick!

Ich muss sagen, ich war sehr erschrocken! Viele Dinge waren mir nicht bewusst und verärgern mich sehr. Besonders die Feministin in mir wurde enttäuscht. Denn die Welt und auch Deutschland (nicht nur die ganzen Entwicklungsländer) hat immer noch nicht verstanden, dass Menschen Menschen sind. Gleichberechtigung ist immer noch ein Fremdwort. Leider.

Mich hat dieses Werk sehr dazu inspiriert mich mehr mit meinem eigenen Zyklus auseinander zu setzen und vor allem STOLZ auf meinen Körper und dessen Funktionen zu sein. Ganz besonders auf meine Menstruation.

Für mich gibt es nichts an dem Buch auszusetzen, also vergebe ich sehr wohlverdiente 5 von 5 Sterne. Über weitere Bücher der Autorin würde ich mich sehr freuen!
Profile Image for agnes marie.
98 reviews
November 22, 2020
[Werbung/Rezensionsexemplar]
Ich hätte dieses Buch so, so gerne gemocht. Das Thema ist wichtig und ich merke auch in meinem Alltag, wie es mich und meine Bekannten beeinflusst. Grundsätzlich stimme ich Franka Freis These auch zu - in vielen Diskussionen mit meinen Freundinnen und der Familie bin ich zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen wie sie in "Periode ist politisch".
Einige Fakten und Kapitel waren für mich sehr lehrreich und interessant. Wenn Franka Frei über die Umwelt- oder Forschungsaspekte spricht, klappt einem glatt die Kinnlade herunter. Leider habe ich aus dem Manifest vor allem diese Fakten mitgenommen und weniger das, was Frank Frei daraus macht. Ihren Schreibstil habe ich als sehr anstrengend empfunden. Es wurde ständig zwischen Themen hin- und her gesprungen. Bei einigen gezogenen Schlüssen waren meine Gedanken ein einziges "Hä?", weil der Gedankengang so schlecht nachvollziehbar war. Zudem wirkte das Buch auf mich zwischendurch unglaublich dramatisch, einzelne Anekdoten wurden hervorgehoben und zu viel mehr gemacht, als sie eigentlich waren. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn das Thema etwas weniger emotional behandelt worden wäre und vielleicht auch mal andere Meinungen Platz gefunden hätten - dadurch wird ein Sachtext für mich nach noch einmal besonders überzeugend. Der Humor hat meinen nicht ganz getroffen, aber das ist nun mal sehr persönlich. Zwischendurch habe ich mich sogar dabei erwischt, wie ich die Seiten gezählt habe, die ich noch lesen musste - kein gutes Zeichen.
Leider hat mich das Buch aus diesen Gründen nicht überzeugen können. Allerdings hat es mein Interesse geweckt - ich werde definitiv weiter zum Thema recherchieren und vielleicht nach anderen Büchern suchen, die meinen Geschmack mehr treffen.
Profile Image for Marlena.
38 reviews4 followers
March 25, 2020
Franka Freit schafft es, die Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, welches die Menschheit schon seit Anbeginn beschäftigen sollte. Die Menstruation gehört nicht nur zum Leben, sie bedingt das Leben. Deshalb sollte jeder Mensch über dieses Thema Bescheid wissen. Es ist ein wunderbarer Anfang, dieses Buch zu lesen. Franka Frei beschreibt in ihrem Buch mit einer gehörigen Portion Ehrlichkeit, Humor und Nachdruck die Periode in ihrer ganzen Erscheinung. Sie räumt mit alten Klischees und Unwahrheiten auf, beschreibt die Probleme, die Mentruierende oftmals aufgrund der gesellschaftlichen Inakzeptanz nicht aussprechen können oder wollen und wirft dabei auch einen Blick auf den kulturellen Umgang mit der Menstruation. Nebenbei schafft sie es, herkömmliche Verhütungsmethoden infrage zu stellen und die gesellschaftlichen, politischen sowie medizinischen Probleme einzelner Montashygieneprodukte zu enttabuisieren. Leider fehlt mir hier ein wenig das Fingerspitzengefühl. Sie verteufelt mir zu sehr die Periodenprodukte und bedient sich dahingehend eines klassischen Schubladendenkens: Frauen, die sich für ihre Periodenprodukte auf dem Kassenabnd schämen oder es unangenehm empfinden. Alles in allem: Trotzdem eine absolute Empfehlung.
Profile Image for liesunddas.
156 reviews1 follower
January 1, 2023
"Periode ist politisch" ist auf jeden Fall ein Buch, dass jede*r gelesen haben sollte!
Franka Frei spricht dabei umfassend alles rund um das Thema Menstruation an und räumt mit dem Tabu auf. Das Lesen hat mir große Freude bereitet aufgrund der verschiedenen Lebensrealitäten und Geschichten, die sich mit Fakten gemischt haben.
Bei den Fakten hätte ich mir allerdings gewünscht, dass die Quellenangaben direkt dabei gestanden hätten. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass eine nicht ganz richtige Definition und Erklärung von Endometriose verwendet worden ist - hier hätte vielleicht eine Überarbeitung durch eine*n Gynäkolog*in helfen können.
Profile Image for Amirasbibliothek.
101 reviews
March 26, 2021
Ich hatte das Buch im letzten Jahr schon öfter in der Buchhandlung in der Hand. Zum einen aufgrund des provokativen Titels und auffälligen Covers, zum anderen auch, weil es mich inhaltlich sehr angesprochen hat. Und nein, das nicht nur, weil ich eine Frau bin. Da wären wir auch schon bei meinem ersten Kritikpunkt: Viele Stellen im Buch, nicht zuletzt die Widmung, haben bei mir den Eindruck erweckt, dass das Buch hauptsächlich an Betroffene (Ups, jetzt trage ich auch schon dazu bei, dass es sich so anhört, als würde es um eine Krankheit gehen!) gerichtet ist. Jeder, dem das Wohl der Gesellschaft und eines Großteils der Menschen in ihr am Herzen liegt, der nicht bloß wegsehen und zur Ignoranz beitragen möchte, sollte dieses Buch lesen, denn wie die Autorin nicht müde wird zu betonen: Es geht uns alle etwas an.


Der Zugang ist dementsprechend sehr leicht gefallen, weil von Anfang an eine Übereinkunft der Erwartungen an das Thema mit dem, was das Buch schon auf dem Cover verspricht, übereinstimmte. Die liebevolle Aufmachung und der sehr sympathische Ton der Autorin machten es nochmal leichter. Sie hat einen sehr mitreißenden und humorvollen, aber auch provokant scharfen Schreibstil. Das braucht es in dieser "Nische" auch. Das Ziel ist es, den Leser zu überzeugen und das mithilfe von Argumenten. Auffällig ist, dass vor allem mit dem Mittel der Wiederholung gearbeitet wird. Das habe ich aber keineswegs als störend empfunden, sondern als absolut notwendig. Wenn wir als Menschheit gesehen alles beim ersten Mal Hören/Lesen aufnehmen würden, hätten wir viele Probleme nicht. Die Message ist sehr klar und deutlich, die aufkeimende Wut bei den Lesenden auch: Es ist echt unfassbar, mit was für hohlen Birnen wir auf der Welt leben und wie sehr diese auch noch unseren Alltag, unsere Ausgaben und unsere Sicht auf die Welt  bestimmen und dabei selbst noch nie geblutet haben. Nach Lesen dieses Buches war ich schon ein wenig fassungslos, dass man selbst als Frau so wenig davon mitbekommen hat und musste mir bei dem einen oder anderen Punkt an die eigene Nase fassen.


Nach dem Lesen sollte es nicht einfach dabei bleiben, dass man das mit Klebezetteln versehene Buch an die Freundin weitergibt und sich anderen Dingen widmet, sondern zumindest eine Reflektionsphase sollte einsetzen: Habe ich mich schon mal für meine Tage geschämt? Habe ich schon mal versucht, es auch verbal zu verheimlichen? Kann ich etwas tun, um die Umwelt zu entlasten? Gibt es Petitionen, die ich unterschreiben kann, um eine weitere Steuersenkung zu unterstützen? 


Was aber auf jeden Fall gesagt sein muss, ist, und das kommt meiner Meinung nach im Buch zu kurz, dass es am Ende darum geht, dass wir uns alle in unserem Körper wohlfühlen. Franka Frei ist ihren Weg gegangen, indem sie rausgegangen ist und den Mund aufgemacht hat. Das bedeutet aber nicht, dass wir unserer Umgebung erzählen müssen, dass und wann wir unsere Tage haben. Wir müssen keine Tampons offen rumliegen haben, um für uns einzustehen. Es steht uns auch frei, nach unseren Belieben Hygieneprodukte für unsere Bedürfnisse selbst auszuwählen und da sollte keiner reinreden. Bevor ich das Buch las, hatte ich auch nicht wirklich das Gefühl, es bestünde für mich persönlich ein Problem. Denn manche Dinge sind einfach persönlich und die will man für sich behalten. Aber auf die gesamte Gesellschaft bezogen, und damit ist die globale gemeint, denke ich schon, dass wir ein Problem mit Tante Rosarot aus Unterleibzig haben. Und wenn ich an meine Teenagerjahre in der Schule zurückdenke, würde ich schon von Einschränkungen sprechen. 


Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist die Vielseitigkeit, mit der die Autorin die Auseinandersetzung angeht: Geschichtlich, biologisch, politisch, wirtschaftlich... Es findet auch ein stetiger Wechsel zwischen Satire und Ernsthaftigkeit statt, sodass ich sagen kann: Bei so vielen schockierenden Fakten kann es gar nicht langweilig werden. Zumal Franka Frei sich entschieden hat, auch von ihrer Reise und menschlichen Begegnungen mit anderen Frauenrechtsaktivisten auf der Welt zu erzählen. Es geht letztendlich nicht nur um Fakten, sondern um die Menschen aus aller Welt, die das betrifft. Denn wir sind es ja letztendlich, um die es geht.


Der Autorin scheint es wirklich um die Sache an sich zu gehen. Das merkt man auch daran, dass sie auf viele andere Werke, Literatur und Menschen verweist, die einen Zugang zu der Thematik bieten.


Letztendlich bleibt mir noch zu sagen, dass ein gutes Sachbuch mit einem aktuellen, wichtigen und unterschätzten Thema dann besonders gelungen ist, wenn der Autor einen schon nervt mit seiner Verbissenheit und Prägnanz. Denn genau darum geht es: Würden nicht einige wenige auf die Rechte der Benachteiligten beharren, wäre es für alle Zeiten bequemer, man beließe alles wie es ist. Zum Glück gibt es Menschen, die sich trauen, die Lesenden quasi direkt anzugreifen und ihre Hintern vom Sofa hochzuziehen, für manch einen den "Gutmenschen" spielen. Genau da, wo es unangenehm wird für den Lesenden, weil er sich betroffen fühlt, vielleicht auch im negativen Sinn, fängt die Wirkung an. Und das ist hier der Fall.
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