An American psychologist followed the US army into the freshly conquered German territories in 1944/45 to interview ordinary people. What he found was a lot of excuses and self-pity. Almost everybody claimed to have been against Hitler, but no one had the courage to do anything. But there is also hope that the Americans will bring democracy and freedom to Germany. In the end most people are just relieved that it is over. The book does an excellent job at grasping the atmosphere of the collapse of the Third Reich. Definitely worth a read.
Da hat sich ein Psychologe im Auftrag der US-Armee im Oktober 1944 aufgemacht, die besetzte, doch bisher nur zu Teilen besiegte deutsche Seele zu erkunden, in der Hoffnung, seine Erkenntnisberichte mögen einem schnelleren Ende des Krieges dienlich sein. Mehr als 50 Jahre müssen vergehen, bis dieser Bereicht in Deutschland erneut veröffentlicht wird. Ich lese ihn mit einer Mischung aus Empörung (wenn er "die" Deutschen über einen Kamm scherend verurteilt), Erleichterung (weil er erkennt, was Kulturinsider nicht sehen können) und Wiedererkennen (das ist die Stimme meines Vaters, meines Deutschlehrers). Padover wurde Anfang dieses Jahrhunderts als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren. Er emigrierte 1920 in die USA. Ausgebildet als Psychologe und Historiker beschäftigte er sich in Forschung und Lehre mit Geheimdiplomatie und Spionage, mit historischen Persönlichkeiten und den amerikanischen Gründungsvätern. 1938 unterbricht er seine akademische Karriere, um für das amerikanische Innenministerium zu arbeiten und anschliessend, 1944 geht er als Nachrichtenoffizier in der Abteilung für Psychologische Kriegsführung nach Frankreich, Luxemburg und schliesslich nach Deutschland. Sein Bericht beginnt in Frankreich. Hier entsteht die Idee, die "Motive, Haltungen, Hoffnungen und Erwartungen der Deutschen" in ihrem jeweiligen Umfeld in detaillierten Interviews zu erkunden, m das ideologische System der Nayis zu schwächen. Und so zieht er aus, der Krieger mit seiner Lanze aus Fragetechniken geschmiedet. Er befragt an die tausend Deutsche in den besetzten Gebieten, protokolliert und kommentiert seine mehrstündigen Interviews, seine Beobachtungen und seine eigenen Berichte an die Heeresleitung. Gleich die ersten Begegnungen konfrontieren ihn mit einer Haltung in seinen Interviewpartnerinnen und -und partnern, die ihn anwidert: Nazis gibt es nicht. Alle waren sie nur passive Mitläufer und Parteimitglieder wider willen. Die Befragten schwimmen im Selbstmitleid und biedern sich an, um sich in den Interviews rechtfertigen zu können. "Wir sind alle unschuldig... Ich bin unpolitisch ... ich verstehe nichts von Politik " und so weiter und so fort. Die Absurdität der Erklärungen dazu, wie es zum Krieg kam, ist schwer auszuhalten. Die Interviewten glaubten nicht nur persönlich unbeteiligt am politischen Geschehen zu sein, sie begreifen sich als Opfer, betrogen von den Mächtigen und ihren leeren Versprechungen. Es ist der selbstproklamierte Opferstatus der Padover den blanken Zorn aus der Feder und aufs Papier treibt. Analysen, weder wissenschaftliche noch sozialkritische, was diesen Opferstatus veranlasst und möglich macht, fehlt völlig. Wer das sucht muss sich den Mitscherlichs, Goldhagen, Ernestine Schlant oder Harald Welzer und Kollegen zuwenden. Padover hat anderes im Kopf. Er sucht fähige Funktionsträger für politische und Verwaltungsaufgaben in den besetzten Gebieten. Er braucht Bürgermeister. Da die selbstproklamierten Opfer schlechte Führungsfiguren abgeben, sucht er unter Mitgliedern des aktiven Widerstandes. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Die Frage nach dem deutschen Widerstand durchzieht Padovers gesamtes Buch. Immer und immer wieder interviewt er ehemalige SPD und KPD Mitglieder, denn vor Hitlers Machtergreifung gaben 14 bis 15 Millionen Wähler diesen beiden Parteien ihre Stimme. Doch Padovers Bilanz ist erschütternd. Die jungen Sozialdemokraten und Kommunisten wurden in den Konzentrationslagern vernichtet, die alten, schwachen und ängstlichen Überlebenden bezahlten mit ihrem politischen Tod. Der Drucker Heinrich Holland, zum Beispiel, verliert nach Hitlers Machtantritt seine Arbeit und lebt daraufhin von seinen Ersparnissen. Als die aufgebraucht sind, bewirbt er sich erneut um eine Stelle. Doch der Arbeit beim offiziellen Naziorgan im Rheinland, dem Westdeutschen Beobachter, zieht er eine Lähmung im rechten Arm vor und lebt von Stund an mit einer minimalen Berufsunfähigkeitsrente, vermietet ein Zimmer seines Häuschens und kümmert sich ausgiebigst um seinen Garten. Padover macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für diese Art des Abtauchens. Für ihn handelt es sich um erbärmliche Mitläufer, denen jeder Mumm zum Widerstand fehlte. Und so fragt er immer und immer wieder: "Ist je ein Deutscher aufgestanden und hat 'Freiheit oder Tod' gerufen oder 'Besser aufrecht sterben als geknechtet leben'? Resigniert schlussfolgert er: "Für die gebrochene Generation gibt es keine Rettung." Padovers Zorn bleibt in Widersprüche verstrickt: Er weiss um die systematische und brutale Auslöschung der aktiven "Feinde des Reiches", er ist täglich mit den Anbiederungen seiner bis über die Schmerzgrenze angepassten Interviewpartner konfrontiert und muss mitansehen, wie etwa in Aachen die Besatzungspolitik der Amerikaner zum Widereinsatz höchster Nazischargen in Amt und Würden führt. Es ist dieser in seiner Schärfe doch hilflose Zorn, der die Lektüre zu mehr als einem historisich interessanten Beitrag zur deutschen Vergangenheit macht, es macht sie zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, in der ich mich hin- und hergerissen fühle. Die Reflektion der eigenen Kultur in der anderen erfordert intellektuelle und emotionale Purzelbäume. Auch Padover ist ideologisches Kind seiner Zeit. Er interviewt zwar eine ganze Menge kluger und starker Frauen, die nach seiner Einschätzung meist energischer sind als ihre Ehemänner, doch der Gedanke, unter diesen Frauen, die die Kriegswirtschaft an der Heimatfront in Gang hielten und ihre Kinder aufzogen, anch Funktionsträgern zu suchen, steht ihm fern. Das gilt auch, wenn es um Rassismus geht. Ein Nachrichtenoffizier und Historiker, der in seinem Dienstbericht feststellt, dass Rassismus, Rassenstolz und Rassenüberheblichkeit kaum festzustellen sind, muss mit Blindheit geschlagen sein. Sieht hier der Blinde den Splitter im Auge des anderen nicht? ODer haben sich seine Befragten zu diesem Thema tatsächlich in schamvolles Schweigen gehüllt, unbewusst ahnend, dass die Geschichte den alltäglich zu Markte getragenen Judenhass und vielfältigst praktizierten Genozid durch die Herrenmenschen dokumentieren würde. Padover rückt das Schicksal der Zwangsarbeiter in den Fokus. Zu Plünderungen: "Es gibt drei Kategorien von Plünderern: Amerikaner, Deutsche und ausländische Arbeiter. Die Amerikaner stehlen Schnaps und alles tragbare ... Die Deutschen stehlen alles ... Die ausländischen Arbeiter beschränken sich auf Nahrungsmittel und Kleidungsstücke, auf das, was sie zum Leben brauchen, gelten aber als die wahren Übeltäter." Das Propagandaexperiment mit deutschen Eisenbahnern: Der Versuch, diese Berufsgruppe zu Widerstand, Boykott und aktiver Sabotage zu bewegen, scheitert an deren unerschütterlicher Regimetreue und bietet ein Paradebeispiel für die preussisch-deutsche, heillos fatale Ordnungsliebe (vergleiche Hannah vor Gericht in Schlinks Der Vorleser). Gegenüber der eigenen Armee beweist er erstaunlich kritische Distanz, wenn er der Mär vom russischen Soldaten als dem einzigen plündernden und vergewaltigenden Untier den amerikanischen GI und den Wehrmachtssoldaten gegenüberstellt. Empathie für die Opfer dieser Vergewaltigungen bleibt aus. Er behandelt sie als eine bedauerliche moralische Fehlleistung. Padovers Betrachtungen zu deutschen Frauen: Diese erweisen sich als voller Lust auf Sex und fordern in den verschiedenen Kapiteln des Buches die GIs immer wieder verheissungsvoll flüsternd aktiv dazu auf. Padover versteht das nicht. Wenn sie keine Huren sind, diese deutschen Frauen, was sind sie dann?
Warum wurde Padovers Bericht nicht gleich nach seinem Erscheinen in den USA auch in Deutschland veröffentlicht? Einige der vielschichtigen Gründe: Da ist der Einsatz des Autors für die linken Demokraten, die im geteilten Nachkriegsdeutschland politischer Sprengstoff waren. Da ist das namentliche Aufdecken alter Nazischergen in neuen Ämtern und Würden. Und vor dem Hintergrund der geschilderten Plünderungen, Vergewaltigungen und Erschiessungen der Zivilbevölkerung durch die eigene Armee hätte Adenauer und seine Politik der Achtung vor den 'tapferen Wehrmachtssoldaten', die 'ihre Pflicht taten wie jeder andere Soldat in jedem anderen Land', einen schweren Stand gehabt. Kurz, der Spiegel, den Paover den Deutschen vorhält, hätte dem Nachkriegsdeutschland und späteren Wirtschaftswunderland Schmerzen bereitet. Die Verwundungen, Verfehlungen und die Trauer darum hätte bewusster werden können. Doch letzteres ermöglicht das Buch noch im Rückblick. Padover selbst verliess Deutschland verbittert. Buchenwald und der Anblick der Lampenschirme aus Menschenhaut, den konnte er nicht aushalten. Er wollte nur noch fort. Die Deutschen wollten lange Zeit auch nichts anderes als fort, fort aus dieser Vergangenheit. Jetzt eineinhalb bis zwei Generationen danach, ermöglicht Padover einen Blick in den Spiegel.
„Ich dachte mir, daß die Todesfabriken nicht deshalb möglich waren, weil Hitler ihre Errichtung befohlen hatte, sondern weil die Wagemanns den Befehl nicht in Frage gestellt hatten. Und wie viele Wagemanns gab es in Deutschland? Ich nahm mir vor, das herauszufinden.“ (S.23)
Padover konnte sich 1944/45 frei im zerstörten Deutschland bewegen, da er zur Abteilung zur psychologischen Kriegsführung der Amerikaner gehörte. Er nahm sich vor, mit allen Bevölkerungsschichten zu sprechen, da er der Meinung war, dass eben nicht nur hochrangige Nazis das Regime unterstützten, sondern auch das gemeine Volk, irgendwo auf dem Land. Natürlich sind seine Erkenntnisse ernüchternd; nur wenige gestehen ihre Schuld. Andernfalls war immer Hitler an der Misere Schuld - allerdings erst seit Stalingrad. Padover versuchte also, ein ganzheitliches Bild zur Stimmung in Deutschland zu zeichnen.
Die Berichte sind ein Werk seiner Zeit, denn Padover schrieb sie im Auftrag der amerikanischen Militärregierung. Er erklärte, dass die Amerikaner von vielen deutschen Städten als Befreier wahrgenommen und verehrt wurden. Amerika postulierten sie als das Land der Freiheit. Das passte natürlich perfekt in das Selbstbild der Amerikaner. Umso erstaunter war ich, als Padover dann doch noch das gewaltsame Vorgehen der amerikanischen Soldaten gegen Frauen erwähnte und so (wenn auch spät) die eigene Armee nicht nur in einem positiven Licht darstellte.
Padover zeigte den Deutschen nicht nur auf, dass es ihnen um Gegensatz zu den besetzten Gebieten gut ging, sondern verteidigte auch die sowjetische Besatzung. Sein moralischer Kompass ließ ihn (zurecht) aufbrausen, wenn Deutsche sich ungerecht behandelt fühlten.
Leider fiel mir auf, dass er den kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstand gleich Null setzte. Auch jugendlichen Widerstand (z.B. die Edelweißpiraten) sah er als unzureichend an und bezeichnete ihn nur als Jugendstreiche ohne wirklichen Gehalt. Ich fand es schade, dass er den Widerstand so schnell abstempelte; er hatte vermutlich eine richtige Rebellion erwartet.
Übrigens fragte ich mich, ob die wiedergegebene wörtliche Rede überhaupt so stimmte. Schließlich führte er die Interviews auf Deutsch, übersetzte sie dann ins Englische, und der deutsche Übersetzer dieses Buches wandelte sie wieder um. Ich kann mir vorstellen, dass in diesem Übersetzungsprozess einiges verloren gegangen ist, da manche Zitationen auf mich ziemlich plump und gekürzt wirkten…
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Padover's report about Germany in 1944 and 1945 gives a great insight into the mind of Nazi Germany. He manages to interview Germans from all social classes and military positions. It becomes clear, that it was not Hitler, who committed all these crimes but the Germans themselves.