Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2023 Die Lebensgeschichte einer außergewöhnlichen Frau
Eine Alternative zum Kapitalismus ist möglich, eine Welt ohne Krieg, Armut und davon ist die junge Jüdin Hertha Gordon, später Walcher, überzeugt, als sie sich in den 1910er-Jahren den Sozialisten anschließt und in den Kampf stürzt. Hautnah erlebt sie den großen Traum von der Revolution, aber auch das Scheitern und schmerzhafte Ende der Illusionen mit. Die Geschichte ihres Jahrhundertlebens ist das Panorama einer Epoche. Mitreißend erzählt Regina Scheer von einer außergewöhnlichen Frau in unruhigen Zeitläuften, geprägt von existenziellen Auseinandersetzungen unter Gleichgesinnten in der Weimarer Demokratie, während die Nazis bedrohlich erstarken, von Widerstand, Flucht und Exil sowie der Hoffnung auf den Aufbau eines anderen Deutschland nach dem Krieg. Regina Scheer kannte Hertha Walcher (1894‒1990) seit ihrer Kindheit und führte über viele Jahre Gespräche mit ihr. Sie bietet einen außergewöhnlichen, sehr privaten Blick auf eine beeindruckende Frau, die klandestin nach Moskau reiste, um Dokumente zu überbringen, und dort Lenin und Stalin begegnete; die Spezialistin in der Herstellung von Geheimtinte war, deren Weggefährten Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Wilhelm Pieck, Bertolt Brecht, Willy Brandt hießen. Voller Empathie erzählt Scheer von einem entbehrungsreichen Leben im Dienst einer großen Idee, von unzerstörbarer Hoffnung, von Verbundenheit und Hilfsbereitschaft, aber auch von erbittertem Streit unter Menschen, die doch das gleiche Ziel verfolgen. »Mit „Bittere Brunnen“ zeichnet Regina Scheer das außergewöhnliche wie exemplarische Leben von Hertha Gordon-Walcher nach und erzählt damit gleichzeitig eine Chronik der sozialistischen und feministischen Bewegungen im 20. Jahrhundert. „Bittere Brunnen“ geht dabei weit über eine gewöhnliche Biographie Meisterlich und transparent verwebt die Autorin historische Recherchen mit persönlichen Erinnerungen. Geholfen hat ihr dabei ihr meisterliches Gedächtnis, mit dem sie Stück für Stück eine Sammlung erstellte. Dieses erzählende Sachbuch steht für große Offenheit im Umgang mit Brüchen, Ungereimtheiten und Leerstellen unseres Wissens um Lebensläufe – und ist eine genaue Dokumentation politischer Zusammenhänge, deren Spuren die Gegenwart prägen.« (Begründung der Jury zum Preis der Lepziger Buchmesse 2023) Platz 4 der Sachbuch-Bestenliste im Mai 2023
Wenn man die Vergangenheit der kommunistischen Strömung in Deutschland verstehen möchte ist dieses Buch unglaublich ergiebig. Perspektiven Hertha und Gordon Walcher‘s über den Stalinismus, Aufspaltung innerhalb der Partei und eine gemeinsame Einheitsfront mit den Sozialdemokraten gegen den Faschismus werden aus subjektiver, leidgeprüfter Sicht dargestellt und sind heute immer noch unglaublich aktuell. Auch ein Besuch auf dem sozialistischen Friedhof wo die Walchers zwischen Helden der Revolution, Denunzianten und Verbrechern liegen lohnt sich.
Vor der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse habe ich noch nie von Hertha Gordon-Walcher gehört. Gelesen habe ich es aufgrund der genannten Auszeichnung trotzdem und es entspann sich ein faszinierendes Frauenleben vor meinen Augen.
Schon von früh auf glaubt Hertha an den Sozialismus und diesem wird sie schlussendlich ihr ganzes Leben widmen. Durch den Zweiten Weltkrieg hindurch, während der Nachkriegszeit, in der DDR. Regina Scheer, die Hertha von Klein auf gekannt hat, trägt in dieser umfangreichen Biographie ein ganzes Leben zusammen.
Aus den Geschichten und Stückchen, die Regina immer wieder augeschnappt und sich notiert hat, hat sie Herthas Spuren nachverfolgt. So trifft man in diesem Buch auf viele grosse Namen aus Politik und Kultur (Willy Brandt, Bertold Brecht...) - Hertha war immer dabei. Drängte sich aber nie in den Vordergrund.
Natürlich ist das Buch sehr politik-lastig und selbstverständlich vor allem auf Deutschland ausgerichtet. Dennoch haben auch diese Ereignisse das heutige Europa mitgeformt, sodass auch ich als Schweizerin von den berichteten Ereignissen betroffen bin.
Dennoch empfehle ich dieses wirklich gut lesbare Buch eher Leuten, die sich vertieft für das Thema Sozialismus bzw. deutsche Geschichte interessieren. Ich habe aus der Lektüre einiges gelernt, aber es ist definitiv ein Buch, das sich an eine Leserschaft richtet, die sich im Bereich der deutschen Geschichte bereits gut auskennen. Ansonsten ist die lesende Person wahrscheinlich zu rasch im Gewirr der Namen und politischen Ausdrücke verloren.
Für all jene, die sich für die Geschichte der Rolle der Frau in der Politik interessieren und sich auch dafür ereifern, was hinter den Vorhängen so vor sich gegangen ist, ist dieses Buch aus meiner Sicht eine gute Empfehlung.
Gut lesbare Biographie einer lebenslangen Kommunistin. Hertha Gordon-Walcher hat ihr Leben demEinsatz für den Kommunismus und gegen Faschismus und Stalinismus gewidmet. Sie hat an der Seite von Clara Zetkin gearbeitet, viel Zeit im revolutionären Moskau verbracht und auf der Flucht vor den Nazis halb Europa bereist bis sie und ihr Mann in den USA Unterschlupf fanden. Das Buch wurde von Regina Scheer, einer langjährigen Freundin Herthas geschrieben. Dadurch, dass Herthas Leben mit den Kämpfen, Spaltungen und Auseinandersetzungen innerhalb der linkskommunistischen Bewegung verwoben war, strotzt das Buch nur so von Namen von Einzelpersonen, Gruppen, Parteien.
Unglaubliches Buch! Ich bin sehr dankbar die Geschichte von Hertha gelesen zu haben. Es gibt mir Mut und es gibt mir Kraft die Solidarität zwischen Frauen und Mitstreiter*innen mit Leben zu erfüllen.
Was für ein langweiliges Buch. Diese Lebensgeschichte hätte man auch sehr gut verknappen können. Ich hab irgendwann aufgegeben, da sehr oft einfach nur Namen und Daten genannt werden und wie sich die Linke immer wieder selbst zerfleischt. Das war das einzige, was ich mitgenommen habe, man versteht durch das Buch noch besser, warum es keine funktionierende Linke Partei in Deutschland gibt. Ansonsten bleibt die Protagonistin eben eine Randfigur. Definitiv ein spannendes Leben, aber dieses Buch ist eher Geschichtsbuch als Biografie. Keine Ahnung, wie das den Preis der Leipziger Buchmesse bekommen konnte.