»Scham ist die Hüterin der menschlichen Würde.« Leon Wurmser
- Menschenwürde und ein überfälliges Thema
- Analysen, Rahmenbedingungen und konstruktive Ausblicke; für eine menschenwürdige Gesellschaft
»Die Würde des Menschen ist unantastbar« – so ist es im Artikel 1 unseres Grundgesetzes verankert. Wenn aber alte Menschen als »Schrott« bezeichnet werden, Arbeitslose als »Wohlstandsmüll«, Lehrer als »Halbtagsjobber« oder Ostdeutsche als »zurückgebliebene Ossis« – dann stimmt etwas nicht mehr in unserer Gesellschaft. Laut Stephan Marks gehört die Entwürdigung der Menschen schon so sehr zu unserem Alltag, dass dies oft gar nicht mehr wahrgenommen wird. Folge solcher »Vergiftung« ist, dass z. B. an Schulen unschätzbare Potenziale und damit künftige Lebenschancen junger Menschen zerstört werden, dass eine immer größere Anzahl von Akademikern die Bundesrepublik verlässt und auch, dass ungezählte junge Menschen in Depression, Sucht, Mobbing, Gewalt, Rechtsextremismus oder Suizid flüchten.
Der Autor analysiert diese alltäglichen Entwürdigungen und weist konstruktive Wege zu einer menschenwürdigeren Gesellschaft.
Zunächst ist es wichtig sich vor Augen zu halten, wann das Buch verfasst wurde (2010). D.h. Themen wie Social Media und andere Entwicklungen wurden außen vor gelassen und auch zitierte Quellen und Studien sind nicht auf dem aller neusten Stand, so wie auch der "Ton".
Nichts desto trotz ist das Buch bewegend und auch mahnend. Es zeigt die Lücken in der Würde des Menschen in Deutschland auf, ordnet diese Lücken historisch ein und zeigt Ansätze auf wie insbesondere Personen, die mit Menschen arbeiten, die Würde anderer mehr achten können.
Wenn man schon viele Bücher zum Thema Psychologie und Gesellschaft gelesen hat, lernt man hier wenig Neues, aber dennoch fand ich das Buch anregend und motivierend im Alltag wieder mit mehr Mitgefühl auf andere zu blicken.