Der Turm Das Dresdner Villenviertel, vom real existieren Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Anne und Richard Hoffmann stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Kann man sich vor den Zumutungen des Systems in die Dresdner Nostalgie flüchten? Oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Er hat Zugang zum Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird. In epischer Sprache, in eingeh-liebevollen wie dramatischen Szenen beschreibt Uwe Tellkamp den Untergang eines Gesellschaftssystems. Ein monumentales Panorama der untergehen DDR, in der Angehörige dreier Generationen teils gestalt, teils ohnmächtig auf den Mahlstrom der Revolution von 1989 zutreiben. Kein anderes Buch hat in den letzten Jahren gleichermaßen Kritiker und Publikum derart begeistert.
Uwe Tellkamp is a German writer and physician. He practised medicine until 2004. Before the fall of communism, he was enlisted in the National People's Army as a tank commander and imprisoned when he refused to break up a demonstration in October 1989. Until the fall of the German Democratic Republic shortly after, he was prohibited from studying medicine.
In 2008 Tellkamp was awarded the German Book Prize for his novel Der Turm (The Tower), which describes life in 1980s East Germany.
Dieses Buch hat bei mir eine Menge Fragen aufgeworfen:
1. Warum ist es so elendig lang? 2. Warum erzählt er mir das alles? 3. Warum sprechen Erzähler und Figuren so, als wären sie aus dem 19. Jahrhundert? 4. Wo ist das finite Verb dieses Satzes? 5. Wo das Subjekt? 6. Und wann kommt endlich der Punkt? 7. Seit wann ist "Bildungsbürger" eigentlich kein Schimpfwort mehr? 8. Will der Autor mir nicht eigentlich nur sagen, dass er eine "elitäre" Herkunft hat (a.k.a. Bildungsbürgertum)? 9. Sind Bildungsbürger nicht eigentlich nur das im Bezug auf Bildung, was Neureiche im Bezug auf Geld sind? 10. Sollten Romane, die historische Tatsachen berichten, nicht wenigstens einen neuen Aspekt hinzufügen? 11. Und am besten auch einen Bezug zur Gegenwart? 12. Hat das Buch die Preise und das Lob nur bekommen, weil die Kritiker so stolz waren, diesen Wälzer bewältigt zu haben, dass sie es aller Welt mitteilen wollten?
Toller Roman über die letzten Jahre der DDR, nur die Darstellung aus der Sicht des "kleinen Mannes" kommt mir etwas zu kurz weg. Die letzten Abschnitte sehr chaotisch, so wie es tatsächlich im Herbst '89 in der DDR zuging, ihr erinnert Euch sicher.
The Tower / Der Turm has been praised as a masterpiece of describing life in East Germany in the 1980s, the struggle of people against a doomed regime based on secrets and lies.
And, yet, I'm throwing in the towel.
I just can't get past the ridiculous writing style and the overblown descriptions in this book. Obviously, I am not going to comment on the plot, the characters, or the historical accuracy as I haven't finished the book. What I will say, tho, is that 200 pages in neither plot, characters or setting managed to capture me or made me want to suffer through another 800 pages of writing that was nearly as spurious, convoluted and self-congratulatory as that of my recent encounter with Elizabeth Bowen - and that is saying something.
Quälend in die Länge gezogenes Waffenstrecken vor dem eigenen Opportunismus
Inhalt: 2/5 Sterne (gehässig-beliebiges über die DDR) Form: 2+1/5 Sterne (Stil, aber nicht zielführend) Erzählstimme: 1/5 Sterne (keine Glaubwürdigkeit) Komposition: 1/5 Sterne (keine Dynamik, statischer Barock) Leseerlebnis: 1/5 Sterne (quälendes Dahinschleppen)
Der Turm von Uwe Tellkamp gilt als Schlüsselroman über die Endphase der DDR, die auch in Kruso von Lutz Seiler oder Christoph Heins Der Tangospieler ausführlich beschrieben worden ist. Der 2008 erschienene Roman erzählt die DDR-Welt der 1980er in Dresden aus der Sicht von drei Personen, die den Opportunismus, die Unzufriedenheit, aber auch das eigene durchweg ausgehaltene Scheitern einer Bildungsbürgerschicht beschreiben, die vom Staat behütet, aber auch zensiert werden:
»Selbstzweifel? – Ja, die habe ich. Das sind so Heimsuchungen, da hilft kein Erfolg und kein Lob. Wissen Sie … Ach was, darf ich du sagen? – Abends ist man allein in seiner Stube, und die großen Autoren, die Meister, schauen einen von den Wänden an, ihre Bücher schweigen in den Regalen, und man sitzt über seinem Blatt und kritzelt vor sich hin –«
Christian bemitleidet sich ob seiner Akne, liebt Verena, aber blitzt ab. Richard hat Probleme in seiner Ehe, und Meno Rohde, geschieden, schleicht um die junge Schriftstellerin Judith Schevola umher wie die Katze um den heißen Brei. Alle wollen mehr, bekommen aber weniger, und am Ende bekommen sie alle gar nichts, denn das System bricht über sie zusammen, ohne dass sie etwas dazu beigetragen hätten. Sie waren unzufrieden, duckmäuserisch, graugesichtig, aber stolz auf die privatim zur Schau gestellte Abwehrästhetik, während ihre Angebeteten das Weite und Glück bei anderen suchen. In einer fast an Jean Paul erinnernden Stilistik, überbordendem Barockstil, schwülstig, perfektionistisch, ausgefeilt, manieriert, ergießt sich ein Wort- und Detailteppich über diese Figuren, dass einem das Hören und Sehen und Lesen vergeht:
Eisschollen rieben sich knirschend aneinander, und schon in den Morgenstunden, wenn die brontosaurischen, von Gerüchten und Angst, vom Schweiß des Schweigenmüssens durchsäuerten, verwitterten, nachts vor den Lichtstäben und den Stiefelschritten atemanhaltenden, tausendköpfigen Mietparteienhäuser, die Flure mit den aufgespannten Wäscheleinen und über Nacht zu Eskimo-Stockfisch vereisten Unterhemden, die verstopften Klos in den Kommunalkas, die maurischen Stuckbögen in den Takelagen vier Meter hoher, durch Schrankrücken, Vorhänge, Koffer getrennter Zimmer, aus gefrorenen Graphitblöcken zurückzuschmelzen schienen [...] schon in den Morgenstunden begannen die Militärmärsche, pumpten Viervierteltakt aus den öffentlichen Lautsprechern auf die Magistralen, wo er liegenblieb wie Schlick [...]
Nein, da passt fast gar nichts mehr zusammen, auch nicht das Mengeln und Trommeln von nasser Wäsche im Dresdner Bezirk Loschwitz-Weißer Hirsch. Einzig Christians Erzähllinie erscheint plausibel und tischt intensive, narrativ immersive Szenen auf, bspw. die Nachtfahrt mit dem Panzer, überhaupt die Armeezeit, aber auch das pubertierende Mit-Sich-Ringen, das leider misslingt, bis die Interessierte namens Reina sich in die Arme seines Vaters verläuft. Was nicht zusammenpasst: der Humor, die Satire und die unglaubwürdige Erzählstimme mit den fabulierten Namen, erfundenen, überspitzten Grotesken und willkürlichen Schnitten und Detailhäppchen. Die Fabel gibt die Komplexität nicht her, und ein System zieht sich nicht selbst durch den Kakao, wenn die Figuren bei den einfachsten zwischenmenschlichen Akten versagen, zumindest zu einigen Mitmenschen ehrlich zu sein.
Überkomplex und unstrukturiert ergibt sich ein Mikrokosmos, der aber eben durch die Unausgewähltheit und Beliebigkeit der Hauptfiguren fremd und kalt, entfernt bleibt. Form und Inhalt treten in diesem bemühten Erzählwuchtwerk dermaßen auseinander, dass die Sprache verebbt und der Inhalt verpufft, was bleibt: ja, der Erzähler fand die DDR miserabel, aber dafür hätte es nicht einmal annähernd 976 Seiten gebraucht. Christoph Hein fand in Der Tangospieler klare poetische Bilder für das Misslingen der Zivilgesellschaft in 205 Seiten, Brigitte Reimann in Franziska Linkerhand stellt die Bürokratie auf 639 Seiten mehr bloß, und Werner Bräunig in Rummelplatz gibt auf 768 in aller Frische das Widerständige, Ängstliche, Hoffnungsvolle der Jugend und die Last der Besatzung wieder. Der Turm erscheint neben diesen Romanen wie ein miesepetriger Zwilling, der alles nochmal, aber besser sagen will … Hauptsache länger und umständlicher.
--------------------------------- --------------------------------- Details – ab hier Spoilergefahr (zur Erinnerung für mich): --------------------------------- ---------------------------------
Inhalt: Thema, die DDR der 1980er Jahre. Drei Hauptfiguren: Richard Hoffmann, Meno Rohde, und Christian Hoffmann. Richard Hoffmann, Chirurg, verheiratet mit Anne Rohde, hat zwei Söhne, Christian und Robert. Zum Anfang des Romans wird Richard 50 Jahre alt und feiert im großen Stil im Verbund mit Familie und Arbeitskollegen. Die Arbeitskollegen schenken ihm ein Gemälde von einem Curt Querner, später überreicht ihm Christian, im engen Familienkreis, ein antikes Barometer. Hinter dem Rücken seiner Familie führt Richard ein Zweitleben mit der Krankenhaussektretärin Josta Fischer, mit der er eine Tochter, Lucia, hat. Die Stasi nutzt die Affäre als Druckmittel gegen Richard, der für sie andere bespitzeln soll. Statt einen Ausreiseantrag zu stellen, nimmt er sich vor, nur unwesentliche Informationen zu liefern. Nachdem Richard Josta und ihre Kinder eine Weile vermieden hat, begeht diese einen Selbstmordversuch. Danach trennt sie sich von ihm und verlobt sich mit einem anderen. Bei der Hochzeit von Annes Nicht Ina treffen Richard und Anne Josta und den Verlobten, einen Kommilitonen des Bräutigams. Anne begreift, dass da was im Busch ist. Nachdem Richard eine weitere Affäre mit der Ex-Schulkameradin Reina Kossmann beginnt, zieht Anne die Reißleine und versucht ihr Glück mit dem Rechtsanwalt Sperber, der eine offene Ehe führt. Christian Hoffmann, Sohn von Richard und Anne, geboren 1968, ist zu Beginn des Romans siebzehn und leidet unter Geltungssucht. Er will hinter seinem Vater nicht zurückstehen und auch Arzt werden, es plagt ihn aber Akne. Christian verliebt sich in Dissidentin-Tochter Verena, die aber von ihm nichts will. Reina, die eher systemtreu argumentiert, hat Interesse, aber Christian merkt es nicht. Um seine Chancen auf ein Medizinstudiumplatz zu erhalten, meldet sich Christian freiwillig zum Militär und verbringt eine Zeit im Wehrlager, wo er dabei erwischt wird, ein problematisches Buch zu lesen „Mein Weg nach Scarpa Flow“. Er entgeht knapp einer Suspendierung von der Schule und meldet sich, damit er studieren kann, für weitere drei Jahre bei der Nationalen Volksarmee. Reina und er halten Kontakt. Er beginnt Zärtlichkeit für sie zu empfinden, aber traut sich nicht, eine Beziehung mit ihr zu beginnen. Bei einem Manöverunfall mit einem Panzer stirbt Burre, ein Unteroffizier, Christian rastet aus und hetzt gegen die DDR. Ein Disziplinarverfahren wird eingeleitet wegen öffentlicher Herabwürdigung. Er verliert den Studienplatz, geht ins NVA-Militärgefängnis, und muss seine verpasste Militärzeit nachdienen. Seine Entlassung findet im Herbst 1989 statt, und die Berliner Mauer fällt. Meno Rohde, Bruder von Anne, 1940 geboren, arbeitet für den Hermes-Verlag, in der Dresdner Edition, die bibliophile Bücher verlegt. Rohde lebt von seiner Frau Hanna geschieden. Als Lektor von Judith Schevola kämpft er mit der Zensur und pendelt zwischen den kulturellen Eliten hin und her, unzufrieden, auch besucht er die Leipziger Buchmesse, kann Schevola aber kaum helfen, die schließlich aus dem Schrifstellerverband ausgeschlossen wird. Als Meno auf Hiddensee seinen Urlaub verbringt, trifft er Schevola wieder, beide nähern sich an, es kommt aber zu nichts. Schließlich befindet sich Meno am 3. Oktober vor dem Dresdner Bahnhof, wo es zu Ausschreitung und Polizeigewalt kommt. … Schlüsselposition im Text, die abwesenden Frauen. Anne, die Meno, Richard und Christian verbindet, aber im Hintergrund verbleibt, wie Hanna, wie Verena, wie Reina und Judith Schevola. Keiner der Hauptfiguren, alle drei Männer, vermögen eine Ehe oder Beziehung zu führen oder zu beginnen. Klare Versagensängste bilden den Großteil des Textes, der ein Ausschweifen und Verschweigen der eigenen Frustration scheint. Am intensivsten die Szenen bei der NVA, die stehen für sich, sowie überhaupt die Christian Passagen (geplatzte Saite vom Cello, die Gespräche mit Reina, das Leben auf der Baracke, im Panzer) die literarischsten und immersivsten sind. Schlimm die Meno Rhode’schen Ergüsse, die schreibend nichts sagen wollen aus Angst vor Zensur. Richards Geschichte dümpelt vor sich hin. Zusammengefunden hat am Ende nichts, nur das individuelle Versagen auf ganzer Länge. … vgl. Der Fuchs war schon damals der Jäger von Herta Müller, die auch eine Art Geheimsprache des vorauseilenden Misstrauens verwendet, alles wird prosaisch verunklart. Anleihen zu Hermann Hesses Das Glasperlenspiel sind offenkundig, sowie an Thomas Manns Buddenbrooks, nur dass hier die Familie Hoffmann zerfällt, sowie Werner Bräunigs Rummeplatz, der durchweg zitiert, bearbeitet, ja, modernistisch-verfremdet für die eigene Sache instrumentalisiert wird. Der Inhalt bei Der Turm überzeugt weder in Länge noch in Ausführlichkeit. Von einem Plot kann kaum die Rede sein. Die NVA-Szenen können das inhaltlich nicht retten. --> 2 Sterne
Form: Die Wortwahl ausgeklügelt, einfalls- und abwechslungsreich. Es wirkt teilweise so, als wäre das Grimmsche Wörterbuch über eine Seite ausgeschüttet worden. Lange Bandwurmsätze, die leider intrinsisch keine Dramatik entwickeln. Die Pointe bleiben fast immer aus. Humor gibt es gar nicht. Die Sätze wirken, als wären sie wieder und wieder nachbearbeitet, bis sie kaum noch verständlich und lesbar sind. Der Sprachanspruch bleibt, aber lediglich stets bemüht. ... Update Stil gegeben, aber ohne Zielführung--> 3 Sterne
Erzählstimme: Die Erzählstimme lässt sich als auktorialer Erzähler verstehen, der zwischen den Reflektoren hin und her springt, teilweise auch kommentiert, also aus dem luftleeren Raum Beschreibungen anbringt, die nur im Nachhinein als Konstrukt wahrscheinlich sind, damit sind ellenlange ausführliche Exkurse über Details gemeint, die die Figuren überfrachten. Keine Selektion, keine Engführung, und vor allem keine Glaubwürdigkeit, denn der Roman berichtet über eine historische Zeit mit erfundenen Namen, die von Ereignissen radebrechen, die jedweder Wahrscheinlichkeit entbehren – und selbst, wenn diese Details wahr sein sollten, erscheinen sie beliebig und unglaubwürdig durch den offenkundigen Willen des Autors, jedwede Hässlichkeit herauszustreichen. Ärgerlich, die fehlende Recherchen, Quellen, die ausbleibende Vergangenheitsaufarbeitung, die hier nicht stattfindet, da alle Figuren Codenamen erhalten, und so alles der Beliebigkeit preisgegeben wird, von Figuren, die aus sich heraus leider kein Leben erhalten. --> 1 Stern
Komposition: Im dem Buch fallen Inhalt und Form auseinander. Das Epische spiegelt sich nicht in einer melodisch-harmonischen Sprache wieder. Sprache wie Inhalt wirken überfrachtet, nicht austariert, grotesk überzeichnet. Es gibt keinen Grund, diese Geschichte episodisch zu erzählen, keine Anknüpfungspunkt für die Figuren, die allesamt zugleich erscheinen, quasi als Jugend, Erwachsenenzeit und Greisenalter ein und derselben Figur, nur ausgebreitet auf drei. Ein Muster, eine Begrenzung, eine Selektion erkenne ich nicht. --> 1 Stern
Ich hatte Der Turm zwei Jahre auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegen und jedes Mal, wenn sein Cover nach oben kroch, ordnete ich es wieder ganz unten ein. Irgendetwas in mir scheute davor zurück, dieses beinahe eintausend Seiten starke Buch zu lesen. Ich wusste, dass es nicht so ein locker-leichter Lektüre Spaziergang sein, sondern mich fordern würde, sowohl von der Story her, aber auch von der Sprache. Es gibt Bücher, die schlürft man einfach so weg, ohne dass man sich dabei groß anstrengen muss. Und es gibt Bücher, da ist es fatal, wenn die Konzentration zwischendurch schludert. Denn das führt dazu, dass man verloren geht. Der Turm ist ein solches Buch, bei dem man nicht für ein Wort locker lassen sollte. Jedes Wort will bewusst gelesen sein, um wirklich den Gesamtgehalt dessen, was das Buch, von der Sprache, der Geschichte, den Charakteren her, zu bieten hat, in sich aufzunehmen. Vermutlich wäre es sogar gut, es gleich noch einmal zu lesen, so viele Dinge enthält es. All das ahnte ich. Ich ahnte, dass es eine anstrengende Lektüre werden würde und ich fürchtete, die Anstrengung könne mich langweilen, sich möglicherweise auch gar nicht lohnen, weil das, was hinten heraus kommt, verqualmte Gehirnzellen sind, verbrannte Zeit, viel verbrannte Zeit, aber mehr auch nicht.
Doch schon als ich den ersten Satz las, in Kursivschrift, fast eine Seite lang, war ich gefangen. „Suchend, der Strom schien sich zu straffen in der beginnenden Nacht, seine Haut knitterte und knisterte; es schien, als wollte er dem Wind vorgreifen, der sich in der Stadt erhob, wenn der Verkehr auf den Brücken schon bis auf wenige Autos und vereinzelte Straßenbahnen ausgedünnt war, dem Wind vom Meer, das die Sozialistische Union umschloß, das Rote Reich, den Archipel, durchädert durchwachsen durchwuchert von den Arterien Venen Kapillaren des Stroms, aus dem Meer gespeist, in der Nacht der Strom, der die Geräusche und Gedanken mit sich nahm auf schimmernder Oberfläche, das Lachen und den Ernst und die Heiterkeit ins sammelnde Dunkel;…“ Zugegeben, ein solcher Satz, und das ist ja noch nicht einmal die Hälfte dieses Satzes, kann einen davon abhalten, überhaupt weiter zu lesen. Weil man befürchtet, und ich möchte an dieser Stelle sagen : Zu recht!, dass das ganze Buch immer so weiter gehen könnte. Ja, es geht das ganze Buch so weiter und es ist verdammt lang. Das ist einer der Hauptvorwürfe, die ich bei den Amazon und Goodreadsrezensionen zu diesem Buch fand. Man kämpft und arbeitet sich durch die Sätze, die Seiten – und bekommt geschenkt einen tiefen Gang hinunter in einen Turm, den faszinierende Menschen bevölkern, einen Dresdner Stadtteil, in dem ich an manchen Tagen selbst gerne gewohnt hätte, Bildungsbürger, Intellektuelle, lesende Menschen, die in einem Land leben, das seinem Ende entgegenstolpert, ohne es schon zu ahnen, in einem Gesellschaftssystem vor dem Zusammenbruch, auch das, ohne es zu ahnen. Wenn sie es ahnen, dürfen sie es sich auf keinen Fall anmerken lassen. Die Enge, in die eine Diktatur ihre Bewohner zwängt, war für mich so spürbar, vom Anfang des Buches an bis zu seinem Ende, dass es mir teilweise den Atem abschnürte beim Lesen.
Dresden 1982 bis 1989, die Familie Hoffmann mit Kindern, Onkeln, Tanten, Bekannten, unfreiwillig einquartierten Mitbewohnern lebt in einem Dresdner Villenviertel, in dem die Häuser Namen tragen wie „Tausendaugenhaus“ und schlittern, ohne eine Ahnung davon zu haben, der Wende entgegen. Unter ihnen der 17jährige Christian, Schüler zunächst, später in der NVA, fünf Jahre lang, bis zur Wende, drei Jahre lang auch im Militärgefängnis und zugehörigem brutalsten Arbeitseinsatz, weil er nach dem Unfalltod eines Kameraden seinen Vorgesetzten unter anderem mit den Worten „So was ist nur in diesem Scheißstaat möglich“ anging. Der Willkür vollkommen ausgeliefert, dabei sich beständig an den Worten festhaltend, lesend, denkend, Briefe schreibend. Kein Wunder, dass die Sätze so lang, die Worte so kompliziert gewählt sein müssen. Wenn die Sprache das ist, an dem man sich, untergehend, festhält, dann kann sie nicht leicht daher kommen. Auch Christians Onkel Meno, Lektor in einem Verlag, lesender Mensch, neigt zu dieser Kompliziertheit des Ausdrucks. Ein Teil des Buches besteht aus seinem Tagebuch. Natürlich fragt man sich: Schreibt denn irgendwer so Tagebuch? Dann gibt man sich selbst die Antwort: Ja, ein solcher Mensch, wie dieser Meno es ist, der würde genau so Tagebuch schreiben. Noch nie bin ich lesend so tief eingedrungen in die Deutsche Demokratische Republik und ich habe verstanden, wie wenig ich eigentlich gewusst oder verstanden habe von diesem Leben in einer Diktatur. Wenn Uwe Tellkamp in einem Interview davon spricht, dass sein Buch beispielsweise bei Lesungen in Dresden immer noch radioaktiv wirkt, dann ahnt man, wie sehr er damit die Wahrheit beschrieben, ja, geradezu penetriert hat. Herta Müller hat mal gesagt, Kunst muss weh tun. Der Turm tut an vielen Stellen weh. Es ist nicht immer leicht, ihn zu lesen, die aufsteigenden Gefühle zuzulassen. Ich stelle mir vor, dass dies noch viel schwieriger sein könnte, wenn man nicht wie ich eine Außenstehende dieses Systems ist.
Der Turm ist ein regelrechtes Panoramabild eines Landes, einer bestimmten Schicht in diesem Land, aber nicht nur das: Er seziert für mein Empfinden sehr genau, wie Diktaturen funktionieren, wie sie ihre Bewohner zum Schweigen bringen und warum es niemand wagt, sich zu wehren. Ich hatte das Gefühl, nicht nur etwas über die DDR zu lernen, sondern etwas über Diktaturen, und auch über Menschen, im allgemeinen. Sprachlich und von der Handlung her ist das Buch so dicht, ich habe selbst noch nie ein dichteres gelesen. Wort um Wort, Zeile um Zeile wird man hinein gesogen in eine beklemmende Welt, die so fremd ist, und doch auch so vertraut. Deutsch. Spießig. Eng. Gefährlich für jeden, der eine Abweichung wagt oder auch nur vermuten lässt durch ein falsches Wort, oder einen falschen Blick. Misstrauen. Angst. Gegenseitiges Beobachten. Anschwärzen. Bespitzeln. Angezapfte Telefone. Knappe Lebensmittel. Ausfallender Strom. Warteschlangen. Jedes nicht funktionieren wird vertuscht und wenn ausgesprochen, als Verrat angezeigt. Der Text ist so dicht, die Geschichte so straff gezogen, dass man gut daran tut, die Konzentration nicht einen Moment lang abschweifen zu lassen, wenn man nicht Gefahr laufen will, etwas zu verpassen. Atemlos lässt es einen teilweise werden, vor allem bei den Beschreibungen der NVA-Zeit von Christian. Wunderbare Charaktere begegnen einem: Pfannkuchen, Judith Schevola, das Ehepaar Honich, um nur einige zu nennen. Highlights waren für mich persönlich auch die Stellen, wo Tellkamp seine Protagonisten reden lässt: Die Londoners zum Beispiel, Ex-Schwiegereltern von Meno, die gerne und voller Absicht das deutsche mit dem englischen vermischen, somit eine eigene Sprache kreieren und dann solche Sätze zustande bringen wie: „you don’t have to sülz, if you want to say sammsink ernsthaftly“. Oder auch Helmut Hoppe, Gast auf der Hochzeit von Christians Cousine Ina, der sich mit dem Onkel Ulrich über ein Wodkarezept mit schwarzen Johannisbeeren, den Bundespräsidenten Weizsäcker und Tschernobyl unterhält: „Helmut Hoppe betrachtete sein Glas: „Nu ja, jezz, wodes sa-chst, schmecksch direkt ä paar Johannisbärn dursch. Habbder die Weizsägger-Räde gehört?“ „Nee.“ „Awwer ich.“ „Und?“ „Nu. Mehr wie drei Drobben Johannisbärn drinne. Ä fener Mann, ä rischdscher Bundespräser ähm. Där machd was här, ni’ so wie unsre Na-bopps. Isch bin ja ma’ geschbannt, wie das in dor Soff-jettunjohn widergäht. Jezz dürfense ja nischema mähr in de Johannisbärn, gewissermasn. …-Warded ma: Jezz is’ Danz.“ und tanzen tut der Helmut Hoppe gern. Es sind so viele Charaktere in diesem Buch, dass man aus dem Staunen nicht heraus kommt. Ich habe mich oft gefragt, wie Tellkamp an diesem Buch gearbeitet hat und auch, wie lange. Für mich persönlich ist es bis jetzt das beste Buch, das ich über die DDR gelesen habe, das Buch, aus dem ich das meiste erfahren habe. Bei den Goodreads Rezensionen, auch an anderer Stelle, kam mir oft die Meinung zu Ohren, dass Tellkamp eitel sei und dieses Buch ein Produkt von Selbstverliebtheit und Angeberei. Ich denke aber, dass Der Turm ein wirklich großes Buch ist, und dass Eitelkeit oder Angeberei wohl kaum ausreichen als Motivation, um ein solches Buch zu schreiben. Wenn es so wäre, müssten wir in solchen Büchern untergehen! Denn eitel und selbstverliebt scheint mir persönlich ein Charakteristikum des Literaturbetriebs generell zu sein.
Wenn ihr ein leicht-lockeres Buch lesen wollt, macht einen Bogen um Der Turm. Ich hatte vorher Ken Follett gelesen und kann verstehen, was man auch suchen kann in einem fast tausend Seiten dicken historischen Roman. Kein Vergleich, obwohl auch Follett, dem Thema geschuldet, nicht leicht und locker ist! Aber er liest sich runter wie nichts. Wer Der Turm liest, sollte Lust haben auf eine anspruchsvolle Sprache mit Bandwurmsätzen und vielen verschiedenen Stimmen, vielen Charakteren, einer tiefgründigen Schilderung einer Phase in der deutschen Geschichte, die noch lange nicht verdaut ist und ihre Schatten ins Heute wirft. Ja, ich habe das Buch letztendlich verschlungen: Im Flugzeug beim Starten und Landen, normalerweise Momente, in denen ich tief aber unauffällig atmend (es soll ja keiner merken, dass ich u.U. panicke) den Kopf zurück lege und vorgebe, zu meditieren - vergessen: ich war so versunken im Buch, dass ich erst aufschreckte, als die Leute neben mir aussteigen wollten. Am Sylvesterabend, mein Mann und meine Tochter standen schon draußen und der Himmel über Berlin explodierte, 00:04, aber ich las weiter - und weiter, bis ich das Buch gegen 01:00 Uhr am 1.1.2015 beendete, nur kurz unterbrochen durch einen kleinen Schluck Sekt auf dem Balkon. Es hat mich ein paar Wochen begleitet, überallhin und war definitiv eines dieser Bücher, in dem ich auch in der U-Bahn lese, wenn ich nach drei Stationen schon wieder aussteigen muss, es ist eines der Bücher, die es spielend auf meine List of Favourites 2014 gebracht haben, sozusagen in letzter Minute. Und ja: wenn man sich die Liste meiner Lieblingsbücher 2014 anschaut, könnte man mir durchaus nachsagen, dass ich zwischendurch schon mal ein Faible für komplizierte Bücher entwickele. Frohes Neues Euch und viel viel Spaß, beim Lesen und auch sonst, in 2015!
Oh jeh. Sprachlich überladen, inhaltlich voller Übertreibungen/Patzer ( " Bürgerin Verkäuferin" HÄ ? ... nicht mal in Dresden !!! ) und billigem Slapstick oder Kitsch (die Tannenbaum-Geschichte) ... beim Lesen wehte mich beständig ein eiskalter Hauch von Eitelkeit und Unaufrichtigkeit an, und der latent vorhandene, hämisch-denunziatorische Ton (der Protagonist kann nicht mal einen Hansa(!)-Keks essen ohne zum 'Opfer' dessen Papp-Geschmacks zu werden ) ... alles im höchsten Masse ärgerlich ! verschwafelt und teilweise lachhaft pathetisch. Großes Thema total vergeigt. Schade.
Dies, lieber Leser, ist so ein Buch. Und der Autor weiß wiklich viel. Darüber wie es in der NVA läuft, oder in DDR-Gefängnissen (und noch so viel mehr). Er weiß auch wie man so lange Sätze schreibt, dass man den Anfang des Satzes schon vergessen hat wenn man am Ende angekommen ist. (Da wurden Erinnerungen an den Lateinunterricht und Caesar & Co wach...) Was er aber nicht weiß ist wie man die Gefühle von Charakteren beschreibt. Den Figuren passiert schreckliches und...sie stehen da und sonst nichts. Irgendeine Reaktion zeigen sie nur in den seltensten Fällen. Die würde ja nur Plarz wegnehmen. Und den kann man doch sinnvoller mit mehrseitigen Erklärungen über das Gesundheitssystem nutzen. Die interessieren den Leser doch sicher viel mehr. Gefühlsbeschreibungen sind nur für nieder genre-fiction und nicht für echte Literatur. Leser von echter Literatur stört es nicht wenn der Hauptcharakter einem komplett fremd bleibt, weil er am Geburtstag seines Vaters genauso emotionslos bleibt wie wenn er wegen einer Lapalie zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird. Ich dagegen bin nur ein dummer 08/15-Leser. Ich würde schon gerne irgendeine Verbindung mit den Figuren fühlen und dazu möchte ich wissen was sie fühlen und denken. Wenn ich Detailwissen über die NVA gesucht hätte, hätte ich mir ein Sachbuch darüber besorgt.
2 Sterne weil ich a) nur das gekürzte Hörbuch habe und nicht ausschließen kann, dass es etwas unglücklich gekürzt wurde (wobei es so scheint als wären der Schere viele Szenen mit Meno und Richard zum Opfer gefallen, so dass es fast nur um Christian geht) und b) weil es ein Hörbuch ist und Sylvester Groth eine wirklich schöne Stimme hat und es zugegebenermaßen nicht der größte Mist ist denn ich mir je für eine bestimmte Stimme angehört habe
Eher dreieinhalb, trotz guter Einzelmomente im ersten Drittel ist der Turm in Sachen Balance und Erzählryhthmus über die volle Distanz eher ein Anfängerbuch. Aber im Endspurt knüpft Tellkamp noch mal an den starken Start an. Von daher vier Sterne. Ausführliche Rezi zählt zu meinen guten Vorsätzen für 2019.
Vorab ein Geständnis: Ich habe das Werk nicht zu Ende gelesen. Nach einigen guten Rezensionen (unter anderem in der Frankfurter Rundschau und der Zeit) bin ich mit einer hohen Erwartung daran gegangen; vielleicht war das Buch daher eine so große Enttäuschung.
Die Geschichte an sich ist eigentlich recht interessant und könnte Stoff eines fesselnden historischen Romans sein. Diese Chance verbaut sich Tellkamp durch seinen Schreibstil: Er ergötzt sich selbst an verschachtelten Satzmonstern und vergisst vor lauter Selbstverliebtheit seine Leser. Es scheint, als wolle der Autor künstlich eine Athmosphäre des Bildungsbürgertums im Elfenbeinturm schaffen; daran scheitert er leider, weil er es ihm nicht gelingt, den Unterschied zwischen verschiedenen Charakteren darzustellen.
Sicherlich kann Uwe Tellkamp schreiben - ein neuer Thomas Mann ist er deshalb noch lange nicht. Und "Der Turm" kein neuer Buddenbrooks.
magisterial and failed. a thousand-page cringe fest. arid scenes from the lives of the lifeless. remember characters only in isolation, mostly for the ostentatiousness of their vapidity. a whole historical epoch annihilated by lack of talent. some of the most forced attempts at prose lyricism ive ever encountered. a near-successful destruction of an entire artform through abuse of its basest elements in a sickly combinatory enthusiasm. dresden turned into ashes once more never to rise up again. a feat of ex nihilo creation: void made reeking flesh. avoid
Quite a challange but very worth wile, Reminds me a little of Peter Nadas´ book The book of remembering (not sure if that is the english title as I read it in Norwegian).
Describes the lives of a family in Dresden during the last years before the wall falls. Through little details and small glimpses joined with sometimes brutally abrupt descriptions the mandness and oppressing control of the east-german communist system is depicted. As God is in the details thats also where you will find his opposites. The book had some of the most beautiful and imaginative descriptions I have yet to read.
Favourite quotes (freely translated): "He pointed at the copper beech which was breathing like a nicotine lung" " the beer tasted fresh and was as cold as an old key" " The bushes looked like rain-drenched cats soaked in honey" " he remembered the redness of the apple on the plate, with its crocked, shallow, oval shade that licked over the porcelaine like a toungue in the angora-light of the november morning"
This is hopeless. It sounds much better in Norwegian but none the less: This book is really worth a read allthough it can be tough getting into as the language takes some getting used to.
In diesem Roman wird der Alltag einer gesellschaftlichen (nicht politischen) Elite beschrieben, speziell des Arztsohnes Christian und seines Umfeldes, in der Region Dresden, ein paar Jahre vor und bis zum Mauerfall. Viele Kommentierende schreiben, ja, genauso ist es gewesen. Ich kann das nicht beurteilen, ich habe das weder erlebt noch verfolgt. Aber ich habe eine gar nicht affektierte Aussage von Gerd im Kopf: 'Wir hatten ein gutes Leben'. Er war einer jener realistischen Idealisten aus meinem Anverwandtenkreis, die ihr Ich zu kollektivieren versuchten, einfach arbeiteten und ihr Privatleben so wenig wie möglch der Partei unterordneten, eher dem gesunden Menschenverstand. Tellkamp erzählt alles in einem tendenziös negativen Ton, die ganze Gesellschaft ist durch und durch morbide, eher abgelöscht, wurmstichig. Ein dauerndes Lächerlichmachen einer ganzen Staatsform. Kaum ein positiver Gedanke. Es wirkt fast sektiererisch, vielleicht auch opportunistisch. Man könnte sich lächerlich machen, wenn man man irgend etwas bewundernswert oder nur schon lobenswert fände. Die Sprache ist teils durchaus brilliant, aber mit zu vielen blumigen Wortschöpfungen und Neologismen. Die Detailkenntnisse sind in vielen Fachgebieten - nicht nur in Medizin, Tellkamp hat Medizin studiert - verblüffend und wirken zumindest gut recherchiert (z.B. Panzerfahren). Die ausführliche Beschreibung belangloser Kleinigkeiten scheint zumeist völlig überflüssig, irgendwie l' art pour l' art. Man fragt sich oft, was diese feinsinnigen, lyrisch- epischen Phrasen mit den Personen oder mit der Gesellschaft zu tun haben. Wohl nicht zufällig werden Schriftsteller wie Proust, Joyce und Musil in Einerkolonne erwähnt, denen Tellkamp offenbar nachzueifern versucht. Weitläufige Schilderungen von groteskem und perversem Verhalten im Militär- und Strafgefangenendienst sind mir persönlich unbegreiflich, abstossend.
Aangekondigd als meesterwerk, virtuoos familie-epos en dé langverwachte grote Wende-roman, winnaar van de Deutscher Buchpreis.... Met grote gretigheid begonnen aan dit boek.
Helaas, net als vele andere lezers op Goodreads moet ook ik erkennen dat ik er niet doorheen gekomen ben. Ik was al gewaarschuwd voor de eerste 70 blz. Dat die saai waren en lastig door te komen door de grote hoeveelheid personages die worden opgevoerd. Maar als je daar doorheen was zou het grote genieten beginnen. Doorgebeten dus. En inderdaad werd het boek gaandeweg interessanter door de glimpen die het biedt op de soms lachwekkende en dan weer intrieste kenmerken van de communistische Oost Duitse samenleving. Maar het blijven glimpen, schetsen, soms literair neergezet maar vaak verstoord door een krampachtige überliteraire of voor mij raar-filosofische verhandelingen. Mijn nieuwsgierigheid naar méér inzichten in dit fascinerende land heeft het lang gewonnen van mijn verveling en onbegrip maar halverwege heb ik het opgegeven. Dit boek is grotendeels voor mij niet meer te verteren. Jammer! Misschien kan Tellkamp nog eens een 'populaire' versie schrijven voor dummies als ik?
Ein Buch was ich schon ziemlich schnell aufgegeben habe. Zum einen ist es sehr schwer zu lesen. Ewig lange verschachtelte Sätze machen mir keinen Spass. Von anderen habe ich gehoert das es in den spaeteren Kapiteln besser werden soll, aber die Motivation weiter zu lesen stellte sich bei mir nicht ein. Der andere Punkt ist das ich in dem Dresdner Stadtteil, in dem das Buch spielt, aufgewachsen bin und somit die Schauplaetze des Buches immer mit den realen Gebaeuden und Plaetzen verglichen habe. Diese liegen leider recht weit auseinander. Beschriebene Plaetze sind nicht da wo sie sein sollten. Klar ist das keine reale Geschichte, aber als Leser hat es mich trotzdem verwirrt und alles in allem habe ich somit recht schnell aufgegeben.
Non ci sono poveri e ricchi, nella DDR di fine anni 80; i costumi di vita sono modesti per tutti (eccezion fatta per la nomenclatura del partito), che siano chirurghi oppure operai. Eppure - tra mille scomodità che appaiono inconcepibili se si pensa alla Germania di adesso (le latrine in giardino, i bagni pubblici, le case fatiscenti e gelate) - c’è chi vive meglio e chi vive peggio. La differenza non è originata dal possesso di cose materiali, ma dalla cultura che consente ai singoli di ricavarsi una nicchia quasi confortevole nel grigiore della vita quotidiana: ed ecco il piacere, l’ossessione quasi, per la musica, la pittura, la letteratura, finanche la zoologia e la storia degli antichi babilonesi. Per chi non ha cultura, non prova piacere per la cultura e non riesce pertanto a farsi strada in un sistema scolastico meritocratico fino alla brutalità, l’alternativa segnata fin da subito è l’abbrutimento fisico della vita dei soldati, degli operai nelle miniere di lignite e nella fabbriche chimiche, senza vie di fuga (neppure spirituale) dall’oppressione dello Stato totalitario, della sua nomenclatura, delle sue spie. Nessuno – burocrate, operaio, chirurgo, letterato … – crede nella grande utopia del socialismo realizzato, eppure tutti sembrano adagiarsi in uno stato di cose ritenuto (la storia dimostrerà a torto) immutabile: forse perché alla fine è confortante vivere una vita senza libertà ma in cui quello stesso Stato che da una parte ti opprime dall’altro bada a tutto, togliendo al singolo la responsabilità della scelta e consentendogli di vivere modestamente nella sua nicchia. La sensazione è quella di un altro mondo (non a caso il sottotitolo è “Storia di una moderna Atlantide”), ed è incredibile pensare che stiamo parlando di una consistente parte della Germania di soli vent’anni fa! Sono 1300 pagine a tratti difficili, dove spesso l’autore si compiace di un eruditismo tipicamente tedesco. Il linguaggio ha timbri diversi: secco, descrittivo, analitico (la cena del 50° compleanno di Richard, l’esercitazione con i carri armati); ma anche lussureggiante, magniloquente, denso (le descrizioni degli incontri tra gli intellettuali e la nomenclatura, le pagine del diario di Meno). Un vero Bildungsroman. Mi piacerebbe il seguito: come se la saranno cavata Christian, Meno e gli altri nell’opulenta Germania postunificazione?
I started reading this shortly after the controversy around Tellkamp and his debatable statements around the refugee issue heatened up again on the occasion of the release of the successor book to The Tower. So I started this book with reluctance, even more so given its epic scope.
But my worries stopped early. This is exactly what I want from a book aiming to be an encompassing statement on a place and a time. In this case, the German Democratic Republic in its last decade before its demise. While Tellkamp chooses to tell this history seen through the eyes of various members of a family with an intellectual background - doctors, lectors, students - living in a former villa quarter of Dresden, he does this in a way that doesn't stop at being a glimpse into a single social stratum. Mainly due to the choice of telling many small episodes relating everyday stories of the life of common people. The lacking economy leading to a fallback on bartering in many instances. The gap between what people thought in private vs. what they said and did in public. Drastic descriptions of working conditions in chemical enterprises and the army. All these more or less related stories form a successful image of a society I was aware of but watched from the other side of the iron curtain, not believing that it ever will be one with us in the Federal Republic of Germany.
The only issue I had with it, keeping it from earning five stars, is Tellkamp's tendency to get lost in intellectual flows of consciousness. I had a hard time not skipping them and honestly I mostly didn't try to make heads or tails out of them.
Ich habe dieses Buch gelesen, weil mich DDR-Geschichte am Rande betrifft und weil alle Welt es hochlobte. Außerdem war es dick und versprach eine Familiengeschichte. Ich muss sagen: nur wenige Bücher haben einen derartigen Sog wie "Der Turm". EIn Sog, der einen in eine fremde Zeit entführt und einen Sog, der einen in die Geschichte hineinzieht, bis man selbst, zusammen mit den Protagonisten, jeder Hoffnung beraubt ist. Das war wohl das Unglaublichste an diesem Roman: jede noch so kleine Zuflucht wird vereitelt und das auf eine so trockene, böse Art, dass man nicht anders kann als am Ende völlig verstört dazusitzen. Mich hats dazu gebracht spontan nach dem Fertiglesen meine Verwandten anzurufen und zu fragen, ob es wirklich so furchtbar war. So ausweglos, verzweifelt und hoffnungslos. Ein großartiges Werk für eine ganze Gesellschaftsform.
Rückblick auf die DDR - Mangel an allen Ecken und Enden, bedrohliches Gefühl des Bewachtwerdens. Das ist ja Alles gut und schön - aber warum muss das so verschraubt geschrieben sein? Ich hatte ehrlich Mühe, mich mit dem Stil anzufreunden und dann durchzuhalten. In der Konsequenz bleiben auch die meisten Gestalten recht blass - das Ganze hat wenig Führung und verlangt vom Leser einen dicken Packen zähen Durchhaltewillen - das zumindest vermittelt dann vielleicht am ehesten noch das Gefühl über den geschilderten Alltag.
Dieses Buch ist sicherlich nicht einfach zu lesen. Allerdings fand ich die sprachliche Vielfalt faszinierend. Man bekommt ein gutes Gefühl für die Figuren und die Verhältnisse in der DDR
East Germany is an absolutely fascinating historical reality to contemplate – even by Eastern Bloc standards, it was barmy and while at the time, dubious athletic and economic success provided a veneer of ‘success’, as soon as Gorbachev reduced the lifeline of Soviet aid, it was doomed. Not that we realised that at the time, however. This book from Uwe Tellkamp, all 1,000 pages of it, purports to chronicle the dying embers of this ludicrous nation but makes a good number of mis-steps while being bloated to the level of an Erich Honecker speech.
Tellkamp, as I discovered, when reading the book, is no liberal, and his depiction of a poorly treated bourgeoisie as the main victims of German communism seems to be very much mis-placed. Yes, the treatment of intellectuals and professionals was outrageous – but there’s no room in Tellkamp’s view for a younger, more edgy anti-communism – it’s the classical music loving, fine art loving establishment that are his heroes while a younger, spiky haired punkette is viewed with as much contempt as the Commies themselves. There’s also so much left unspoken – former Nazism, the equally rotten environmental policies of western governments of the time and above all, a complete disavowal that anyone involved was actually acting for idealistic reasons. The book aims for the epic but always falls short – Tellkamp would appear to want a return to the stuffy Saxon drawing rooms of the nineteenth century; his view is ultimately a reactionary one.
I chose this because life in the GDR is a fascinating topic, and this book really did reward me.Its characters reminded me of those in Grossman's Life and Fate: all were complex, struggling with uneasy moral choices under the regime, none heroes. It was also reminiscent of LF in its epic scale, allowing us into middle class life but also that of the state's institutions (eg army, hospital).
What I hadn't been prepared for was its experiments with style. The writing is beautiful,often with striking metaphors and similes; as the book develops there are chapters written as stream of consciousness, others solely as dialogues/overheard conversations (with multiple speakers, sometimes found tricky to follow). The structure of the latter part of the book reminded me at times of Dos Passos' USA, with its inter chapters and inclusion of contemporary historical material.
There is no real resolution, which ends in autumn 1989,with the lead up to the destruction of the Berlin Wall - the futures of the characters remain uncertain, many pieces of the puzzle remain unexplained (eg why did Meno and Hannah separate). I enjoy, indeed prefer, that kind of narrative.
I wanted to like this, I really did. I spent a year living in Dresden (post-reunification) when I was younger, I studied German and have a special interest in everyday life in the GDR, and I even play the same musical instrument as one of the main characters - so I could see why my brother chose it as a gift for me. I tried so hard to like this, but it was just written in such a long-winded, boring way. None of the characters seemed interesting, or did anything interesting, or spoke about anything interesting. Unless the aim of this book was to make the reader feel as bleak and hopeless as many found life in the GDR to be, I would call this book a failure.
I got to page 338, but just couldn't go on. I left it for a couple of years, thinking I would come back to it when the time was right, or I was more in the mood for this sort of style. Turns out I am never in that sort of mood and the time will never be right. Writing this review is my admission of giving up on this. Goodbye, and this time it is *not* auf Wiedersehen!
3,5 Den var virkelig lang! 845 tætbeskrevne sider. Nogle steder tabte jeg færten, mens jeg andre steder blev virkelig optaget. Hvordan var DDR? Det fik jeg masser af eksempler på, godt og fængende beskrevet. Især Christians skæbne holdt mig fanget.
Äußere Form sollte einer inneren Funktion folgen, um nicht Kunst zum Selbstzweck zu generieren. Hier tut sie dies nur selten. Sicher, die Figuren des Romans, die Bewohner des hoch über der Stadt thronenden Dresdner Villenviertels, das der Autor als „Turm“ bezeichnet, sind Bildungsbürger, Sonderlinge, gehören weder zu den SED-Bonzen noch zur breiten Bevölkerung des Arbeiter- und Bauernstaats, hoffen auf Gorbatschow und nicht auf Kohl. Dennoch: Was passiert hier auf knapp 1000 Seiten eigentlich? Würden weniger der oft mehrseitigen Sätze und Gedanken den als epochal angedachten Charakter des Werks schmälern? Warum scheinen die Bezeichnungen so vieler bekannter Orte der Stadt eher der Mythologie als dem real existierenden Sozialismus entsprungen? Und wieso bedienen sich nahezu alle Figuren einer derart antiquierten Sprache? Der Ruhm von Tellkamps Werk beruht mit Sicherheit zu einem erheblichen Teil auf den packenden Schilderungen der allerletzten Seiten, in denen das Taumeln des greisen Staats spürbar wird. Der Rest ist aufgeblähte Prosa. Und gehen Form und Funktion tatsächlich einmal Hand in Hand wie in der Person des Lektors Meno Rohde, dann gibt dies weit weniger Aufschluss über die späte DDR als über die Stadt: „Dresden... in den Musennestern/ wohnt die süße Krankheit Gestern.“