Alphamädchen sind wir alle. Alle, die kein "entweder - oder" akzeptieren, alle, die selbstbestimmt leben und sich nicht für ihre Lebensentwürfe rechtfertigen wollen. Viel zu lange schon wird in der Debatte um Frauen, Kinder und Karriere über die Köpfe derjenigen hinwegdiskutiert, um die es eigentlich geht: die jungen Frauen selbst. Sie sollen leben, worüber andere reden. Dieses Buch zeigt: Junge Frauen mischen sich sehr wohl ein, beziehen Position und suchen nach neuen Persektiven.
Ich habe hier viel gelesen, was ich anders sehe und womit ich mich überhaupt nicht identifizieren kann.
Ich bin nicht der Meinung, dass unsere Generation der Frauen (ich bin 28 und die Autorinnen, denke ich, so etwa in meinem Alter?) zu "Bravheit" und "immer hübsch lächeln" erzogen wurden. Hallo?! Ich sehe v.a. auch in der Generation der heutigen Kinder, dass gute Eltern ihre Kinder unabhängig vom Geschlecht gemäß ihrer Interessen und Stärken fördern. Liegt das jetzt an mir und an den Leuten, die ich kenne, dass meine Wahrnehmung so anders ist als das, was die Autorinnen beschreiben?
Ebenso habe ich mich noch nie gefragt, ob es sich "für ein anständiges Mädchen" (?!) gehört, in einen bestimmten Club zu gehen oder danach alleine nach Hause zu laufen. Und mir wurde auch noch nie von irgend jemandem das Wort "unanständig" mit moralisch wackelndem Zeigefinger vorgehalten.
Insgesamt habe ich sehr wenig Neues oder Nennenswertes aus diesem Buch erfahren. Es bleibt schon arg oberflächlich, reißt die üblichen Standardthemen kurz an und bezieht eine Position dazu - immer in dieser "wir"-Form, die schon wie der Titel des Buches irgendwie suggeriert, dass die Autorinnen "für uns alle" sprechen, wo sich bei mir dann eben oft Widerstand gemeldet hat.
Anscheinend soll dieses Buck ein Plädoyer dafür sein, dass Feminismus nicht out oder überholt, sondern immer noch relevant ist, und zwar in der Form einer Gleichbehandlung von Frauen und Männern. Da bin ich schon einer Meinung mit den Autorinnen. Allerdings hat mich diese Mischung von geschlechterbezogenen Übergeneralisierungen und inhaltlicher Oberflächlichkeit nicht sehr viel weitergebracht.
Ja, dass das Buch schon etwas älter ist, merkt mensch schnell. Z.B. Intersektionalität wird gar nicht angesprochen, Mann & Frau als Norm, trans wird anfangs kurz erwähnt (als “biologisches“ und “soziales“ Geschlecht), aber die Autorinnen setzen durchgängig Intimorgane mit Geschlecht gleich und nb gibt es gar nicht, sondern das Buch geht durchweg von der Binarität der Geschlechter aus. Ansonsten ist es inhaltlich schon traurig und erschreckend, dass wir heutzutage nicht viel weiter sind und viele Themen weiterhin aktuell sind, z.B. sexualisierte Gewalt, Medienbilder, Lohngerechtigkeit, etc.
Nach wie vor ist es immens wichtig, sich für feministische Belange Gehör zu verschaffen. Hierfür verneige ich meinen Hut vor Frau Haaf, Klinger und Streidl. Wir Alphamädchen stellt eine übersichtliche und ausführliche Zusammenfassung der Gleichstellungsprobleme in Deutschland dar. Für junge Frauen, die bisher mit dem Feminismusbegriff noch überhaupt nichts anfangen konnten, ist dieses Buch ein solider Einstieg in die Debatte.
Allerdings hatte ich persönlich meine Probleme mit den "Alphamädchen". Den umganssprachlichen "Wir"- Ton fand ich eher unsachlich und abstoßend als gewinnend und mobilisierend. Durch das "Wir" fühlte ich mich ständig unfreiwillig miteinbezogen in Meinungen und Verallgemeinerungen mit denen ich mich nicht identifizieren konnte und wollte, was mich zunehmend weit jenseits der Frustrationsgrenze befördert hat.
Inaltlich ist dieses Buch eine einzig lange polemische Klageanschrift, die nur manchmal unterbrochen wird mit mehr oder weniger praktischen Tips für Frauen (oder schon auch mal Vorschriften). Vorschriften wie Frauen sich verhalten zu haben, falls sie jemals den Respekt und die Anerkennung der Männerwelt ergattern wollen. Diese Perspektive finde ich höchst problematisch! Meiner Ansicht nach sollte Gleichberechtigung nicht dadurch entstehen, dass Frauen es irgendwie schaffen sich Anerkennung bei den Männern zu verschaffen. Dadurch geben Frauen den Männern ja wiederum die Entscheidung über etwas, das ja eigentlich total selbstverständlich sein sollte! Beispiele hierfür sind die Tips bzw. Forderungen der Alphamädchen, dass Frauen tiefer sprechen sollten als gewohnt, um von Männern gehört zu werden oder dass sie nicht leicht bekleidet für social media Profilfotos posieren sollten, da sie so ihre Chance auf Respekt verspielen würden. Mag ja technisch gesehen richtig und hilfreich sein, aber ich halte es dennoch für die falsche Herangehensweise zu versuchen Gleichstellung auf diesem Wege herbeizuführen.
Rührender Appell zum feministisch Werden, inhaltlich bloß leider auf dem Stand von vor 30 Jahren. Lesenswert vielleicht für alle Neubekehrten und noch zu Bekehrenden, aber für meinen Geschmack viel zu systemkonform (Mädels, krempelt die Ärmel hoch, verlangt vom Chef mehr Geld und geht brav wählen, dann wird schon alles gut:))
Das Buch ist einfach 16 Jahre alt, aber alle Themen sind noch so krass relevant. Es wird vielleicht mehr über die im Buch angesprochenen Themen geredet und aufgeklärt, aber so wirklich viel hat sich in unserer Gesellschaft seitdem trotzdem nicht getan. Schon krass..Sehr gutes Buch, sehr viele spannende Themen angesprochen und gute Lösungswege vorgeschlagen. Das Buch zeigt : wer als Frau keine Feministin ist, ist einfach nur ignorant und unwissend. Die vielen Mythen über die “grässlichen”Feministinnen sind weit hergeholt und stammen aus frühen radikalen Bewegungen. Diese radikalen Bewegungen haben uns aber den Weg geebnet, so zu leben wie es als Frau vor 100 Jahren nie möglich gewesen wäre. Themen, die heut immer noch relevant sind wie: Vorurteile, Mutterschaft, Gewalt (Femizid, Vergewaltigung, Sex (Selbstbestimmung), Karriere, Abtreibung und Genderrollen werden sehr schön in diesem Buch ausgeschildert und erklärt.
Differenziert, aber keine neuen Ideen. Mehr eine Lektüre für Menschen, die Feminismus bisher nur in seinen extremen Formen kennen gelernt haben... oder gar nicht. Es gibt bessere Wege, seine Zeit zu verplempern.
Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen. Super Einsteiger-Lektüre in den Feminismus. Hätte man mir vor 2 Jahren das Buch gegeben, wäre sicher vieles komplett neu für mich gewesen. Und man merkt doch, dass das Buch fast 10 Jahre alt ist. Denn einiges, was im Buch noch kritisiert wird, ist mittlerweile umgesetzt. Aber längst nicht alles und deshlab ist es trotzdem notwendig, dieses Buch zu lesen. Für alle Mädchen und Frauen! Und Männer.
Ein wundervolles Buch! Drei junge Frauen schreiben ihre Meinung zu allen Themen, die Feministinnen seit Jahrzehnten bewegen und entscheiden, was in der Zukunft verändert werden muss. Das ist ein gutes Buch für Anfänger, die sich mit dem deutschen Feminismus noch nicht gut auskennen, und noch ihren Platz in dem Feld suchen. Sehr empfehlenswert!