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127 pages, Paperback
First published January 1, 1961
LEHRER: "Sie werden sich wundern, wenn ich die Wahrheit sage. Ich werde dieses Volk vor seinen Spiegel zwingen, sein Lachen wird ihm gefrieren."Andorra handelt von Andri, einem jungen Mann, der von seinem Vater unehelich mit einer Ausländerin gezeugt wurde und deshalb von diesem als jüdischer Pflegesohn ausgegeben wird. Die Bewohner Andorras begegnen Andri permanent mit Vorurteilen, sodass er, selbst nachdem er seine wahre Herkunft erfahren hat, an der ihm zugewiesenen jüdischen Identität festhält. Es folgt seine Ermordung durch ein rassistisches Nachbarvolk. Nachdem die Andorraner alles geschehen ließen, rechtfertigen sie ihr Fehlverhalten und ihre Feigheit vor dem Publikum und leugnen ihre Schuld, wie z.B. der Wirt, der verlauten lässt: "Ich bin nicht schuld, dass es so gekommen ist. Das ist alles, was ich nach Jahr und Tag dazu sagen kann. Ich bin nicht schuld."
LEHRER: "Dass einer sie fortan bewirtet mit Mörderhänden, es stört sie nicht."Es sind unheimlich starke Szenen, in denen der Lehrer seiner Wut und seiner Abscheu freien Lauf lässt, obwohl er selbst kein unbeschriebenes Blatt ist und das, was er seiner Familie (vor allem seinen Kindern) durch seine Lüge um Andris Identität angetan hat, ist unverzeihlich. Dass Frisch ihn sich am Ende erhängen lässt, ist eine kühne Entscheidung—sie erinnert mich etwas an das Ende von Dürrenmatts "Die Panne". In beiden Erzählungen wird sich ein Mensch seiner eigenen Selbst auf so schonungslose Art und Weise wahr, das ihm nur noch der Suizid bleibt.
oder
LEHRER: "Duckt euch. Geht heim. Ihr wisst von nichts. Ihr habt nichts gesehen. Ekelt euch. Geht heim vor euren Spiegel und ekelt euch."