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Lärm im Spiegel

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Warum Gedichte? Erich Kästner gibt die Antwort: »Dass jemand ausspricht, was ihn bewegt und bedrückt, ist nützlich.« In Lärm im Spiegel aus dem Jahr 1929 zeigt sich Kästner als Lyriker von Rang. Prädikat: absolut gegenwärtig und uneingeschränkt
gebrauchsfähig.

Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken. û
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

106 pages, Paperback

First published January 1, 1929

1 person is currently reading
47 people want to read

About the author

Erich Kästner

295 books604 followers
Erich Kästner (1899–1974) was a German author, poet, screenwriter and satirist, known for his humorous, socially astute poetry and children's literature.
A stout pacifist and democrat, he was expelled from the national writers' guild during the Nazi era, with many of his books being burned in public. Today, he is widely regarded as one of Germany's most prolific and beloved children's book authors.

AKA:
Έριχ Καίστνερ (Greek)

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Community Reviews

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4 stars
16 (22%)
3 stars
18 (25%)
2 stars
5 (7%)
1 star
1 (1%)
Displaying 1 - 7 of 7 reviews
Profile Image for leynes.
1,316 reviews3,673 followers
July 21, 2025
Erich Kästners Lärm im Spiegel erschien erstmals 1929, ein Jahr nach seinem erfolgreichen Debüt Herz auf Taille. Der Gedichtband versammelt 48 Gedichte, viele davon zuvor in Zeitungen veröffentlicht, die den urbanen Alltag und die Weimarer Gesellschaft thematisieren und kritisch-ironisch beäugen ("Arbeit ist das halbe Leben, / und die andre Hälfte auch.") – von Liebe, Einsamkeit und sozialer Not bis hin zum Spott auf Kriegstreiber und Spießer. Zentral ist Kästners stilistischer Angang der "Gebrauchslyrik": klare, alltagstaugliche Verse, die unmittelbar verstanden und direkt genutzt werden können – "seelisch verwendbar", so sein eigener Anspruch in der im Gedichtband enthaltenen "Prosaischen Zwischenbemerkung".

Stilistisch bewegt sich Kästner eindeutig in der Tradition der Neuen Sachlichkeit. Die Sprache ist schnörkellos, nüchtern, mit regelmäßigem Kreuzreim und meist vierzeiligen Strophen: "Mit der Sprache seiltanzen, das gehört ins Varieté. Dass jemand ausspricht, was ihn bewegt und bedrückt - und andere mit ihm –, ist nützlich." Typisch ist auch Kästners distanzierter, ironisch-spöttischer Ton. Und auch wenn ich Kästners Motivation (= Lyrik für den Alltag und die Menschen praktisch erfahrbar zu machen) etwas abgewinnen kann, präferiere ich doch meine Lyriker und Lyrikerinnen, die "mit der Sprache seiltanzen", die Bilder mit ihren Worten malen und ganz behutsam mit Sprache und Worten umgehen. Ich finde, Lyrik darf ruhig blumig sein, auch hochgestochen, gerade "unnützlich". Für mich ist Lyrik kein Gebrauchsgegenstand.

Mein Dilemma zeigt ein Vers aus dem ersten Gedicht dieses Bandes - "Junggesellen sind auf Reisen". Der Vers startet unglaublich poetisch - "Sie lassen sich die höchsten Gipfel zeigen. / Die Welt ist wieder wie ein Bilderbuch. Sie können, wenn ein See ganz blau wird, schweigen" - und ich finde es unglaublich toll, und dann endet Kästner in seiner nüchternen Gebrauchslyrik Art und das ganze Kartenhaus fällt für mich zusammen: "und haben stets, wenn sie in Züge steigen / Angst um das Umschlagtuch." You know what I mean? Gib mir mehr schweigsame Junggesellen am blauen See und weniger Umschlagtücher.

In "Geständnis einiger Dichter" bringt es Kästner ganz gut selbst auf den Punkt: "Wir reisen in Gefühl wie Ihr in Seife. / Wir dekorieren jeden Schrei und Schmerz – / geschmackvoll, wie wir sind – mit Kranz und Schleife. / Und schlachten dreimal täglich unser Herz." Ich verstehe, warum Kästner dieser Art Lyrik (und Lyriker*in) nicht so viel abgewinnen kann, but I love these dramatic hoes too much. Oscar - drama queen - Wilde raised me.

Das bekannteste Gedicht aus Erich Kästners Lärm im Spiegel ist zweifellos die "Sachliche Romanze". Dieses Gedicht zählt heute zu seinen berühmtesten lyrischen Texten überhaupt und wird häufig in Schulbüchern, Anthologien und im Deutschunterricht behandelt. Das Gedicht beginnt mit den bekannten Zeilen:
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Das Gedicht behandelt das Verblassen einer Liebesbeziehung, jedoch auf die Kästner typische kühle, emotionslose, "sachliche" Art und Weise. Die nüchterne Darstellung trifft einen Nerv, weil sie in so klarem Kontrast zum eigentlichen Thema steht.

Ein weiteres Highlight ist das Gedicht "Lob der Volksvertreter", in dem sich Kästner über Politiker lustig macht: "Ihr seht sie eilends in den Reichstag schreiten. / Das Wohl des Volkes fördert ihren Gang. / Und würdet Ihr sie noch ein Stück begleiten, / dann merktet Ihr: sie gehn ins Restaurant." It's funny 'cause it's true. Wenn Kästner meinen Humor trifft, dann zündet es richtig.

Ebenfalls ganz wunderbar und fast schon nostalgisch ist : "Man müßte wieder sechzehn Jahre sein /
und alles, was seitdem geschah, vergessen. / Man müßte wieder seltne Blumen pressen / und (weil man wächst) sich an der Türe messen / und auf dem Schulweg in die Tore schrein." Das ist doch wirklich ganz zauberhaft, oder etwa nicht?

Ich bin ganz froh, diese Rezension geschrieben zu haben, da ich mir so selbst der wenigen Perlen, die dieser Gedichtband bereithält, gewahr werden konnte. Im Großen und Ganzen kann ich mit Kästners Lyrikansatz nicht sooo viel anfangen, weswegen mich viele Gedichte einfach nicht berühren bzw. spurlos an mir vorbeigehen. Die wenigen Gedichte, die für mich funktionieren, funktionieren dann aber tatsächlich ziemlich gut. Würde jedem empfehlen, etwas von Kästner zu lesen (mein bisheriges Highlight: Die dreizehn Monate), aber für mich ist er kein Autor, dessen Gesamtwerk ich mir erschließen möchte.
Profile Image for Michael Reiter.
204 reviews20 followers
May 16, 2022
Eigentlich hätte ich gerne 3 Sterne vergeben. Die Gedichte sind flach, uninteressant und holprig. Und sexistisch. Aber Kästner ist halt doch irgendwie Kult und früher "war eben alles besser"...

Dann gibt es aber mitten im Buch eine "Prosaische Zwischenbemerkung" von ihm, in der er sich darüber ärgert, wie schlecht Lyriker wären und dass es sowieso nur 1 bis 2 Dutzend ernstzunehmende Poeten gäbe. Und dass er hoffte, er sei da auch dabei.

Nein, lieber Erich. Bist du nicht. Sorry.
Profile Image for Tarian.
336 reviews18 followers
July 27, 2023
Wieder einmal eine vergnügliche Kästnerlektüre, aber leider nicht so gut wie etwa Herz auf Taille, da zu oft Wortwitz fehlt und Pointen nicht sitzen.
Profile Image for Emmmchen.
2 reviews
June 7, 2024
3,75 ⭐️ Am Anfang war ich kein großer Fan und nur verwirrt, aber als ich in die Schreibweise reingekommen bin, war es echt toll
13 reviews
June 12, 2025
Ausgehend von dem skurrilen und mich sehr amüsierenden Kästner Gedicht „Die Sache mit den Klößen“, wurde „Lärm im Spiegel“ mein erster freiwillig erworbener und gelesener Gedichtband. Entsprechend des bereits bekannten Gedichts hatte ich hohe Erwartungen an Wortwitz und die scharfe Beschreibung von Alltag und Gesellschaft. Kurz um: teilweise empfand ich die Gedichte als „rumpelig“ und aus der Zeit gefallen, teilweise allerdings fand ich auch das was ich mir erhoffte. Besonders die Gedichte die den Bürokratismus bereits in der Weimarer Republik aufs Korn nehmen, finde ich in Zeiten, in denen eine massiv gestiegen Bürokratie beklagt wird, sehr amüsant.
Profile Image for Carlotta Brod.
34 reviews1 follower
June 25, 2024
DAMN Erich Kästner. Didn't know you wrote poems.
And there are some that are especially deep...
Displaying 1 - 7 of 7 reviews

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