Große Abenteuer nehmen manchmal ihren Anfang in kleinen, unscheinbaren Dingen - zum Beispiel im Klingeln eines Telefons im Jahre 1988."Du, ich habe da eine Frau kennengelernt, die für Dich bestimmt sehr interessant sein könnte. Vielleicht schreibt Ihr gemeinsam ein Buch. Sie heißt Johanna Paungger. Ich habe von Dir erzählt und sie möchte Dich kennenlernen..." "Buch schreiben? Worüber?", antwortete ich leicht gereizt, weil ich mich gerade mit einem ungeliebten Buch herumschlug und die Inspiration mich verlassen hatte. "Warte es ab, das ist nicht so einfach zu erklären." Auch das noch. Nun, von Natur aus neugierig - und in meiner Eitelkeit gekitzelt, weil meine Freundin zuerst an mich gedacht hatte - sagte ich zu. Ich ahnte damals nicht, was Große Abenteuer nehmen manchmal ihren Anfang in kleinen, unscheinbaren Dingen - zum Beispiel im Klingeln eines Telefons im Jahre 1988."Du, ich habe da eine Frau kennengelernt, die für Dich bestimmt sehr interessant sein könnte. Vielleicht schreibt Ihr gemeinsam ein Buch. Sie heißt Johanna Paungger. Ich habe von Dir erzählt und sie möchte Dich kennenlernen..." "Buch schreiben? Worüber?", antwortete ich leicht gereizt, weil ich mich gerade mit einem ungeliebten Buch herumschlug und die Inspiration mich verlassen hatte. "Warte es ab, das ist nicht so einfach zu erklären." Auch das noch. Nun, von Natur aus neugierig - und in meiner Eitelkeit gekitzelt, weil meine Freundin zuerst an mich gedacht hatte - sagte ich zu. Ich ahnte damals nicht, was auf mich zukommen sollte. Sowenig wie Columbus geahnt hatte, was auf der anderen Seite des Meeres auf ihn wartete. Als er die Neue Welt als braunen Streifen am Horizont erspähte, muß er sich so gefühlt haben wie ich, als ich erstmals in Ansätzen die Tragweite dessen ahnte, was wir in unseren Büchern festgehalten haben.
Viele Ereignisse und Erfahrungen in meinem Leben verdienen die Beschreibung "außergewöhnlich, seltsam, erhebend, bereichernd", doch das Treffen mit Frau Paungger passte in keine dieser Kategorien. Die Qualität der Begegnung mit ihr war mir so neu, daß ich mir selbst keine Maßstäbe anbieten konnte, um sie in irgendeine "Ecke" meines Denkens und Fühlens zu stellen. Dabei passierte nichts Ungewöhnliches oder Spektakuläres: Wir trafen uns in einem Waldcafé, sprachen nur wenig über das Thema eines gemeinsam zu erarbeitenden Buches, tauschten Freundlichkeiten und Anekdoten aus, um die anfängliche Distanz zu überwinden und philosophierten über dies und das. Sie habe eines meiner Bücher gelesen, sagte sie, und das Gefühl gewonnen, ich sei der Richtige, um mit ihr gemeinsam ein altes Wissen aufzuschreiben. Sie erzählte von ihrer Heimat Tirol, von ihrer Kindheit als eines von zehn Kindern einer Bergbauernfamilie, von ihrem Umzug nach München, - und immer wieder, fast wie nebenbei, flossen Andeutungen über ein besonderes Wissen ein, das in ihrer Heimat noch weit verbreitet sei und das sie von ihrem Großvater vermittelt bekommen habe, das Wissen um die Rhythmen des Mondes und ihren Einfluß auf die Natur, auf Mensch, Tier und Pflanze.
Eine Anekdote, die die Lehrzeit bei ihrem Großvater beleuchtet, blieb mir im Gedächtnis: Sie erzählte, daß die langen Jahre des Lernens fast ohne Worte verlaufen seien - nur im Schauen, Beobachten, Anfassen, Durchleben, Erfahren. Eines Tages habe sie doch einmal eine Frage gestellt, ich glaube, in Zusammenhang mit dem Sammeln eines bestimmten Heilkrauts. Der Großvater habe ihr geantwortet: "Schau nur genau hin."
Viele weitere Begegnungen mit Johanna Paungger folgten und immer mehr Menschen besuchten ihre Vorträge, begannen sich zu interessieren für das alte Wissen um die Mondrhythmen und bedrängten sie, doch alles einmal aufzuschreiben. Dennoch dauerte es noch zwei Jahre, bis wir die Gewißheit spürten: Jetzt ist die Zeit reif, mit einem Buch zu beginnen. Vor allem, weil Johanna großen Wert darauf legte, dass ich das Mondwissen selbst erfahre und seinen Wert selbst fühlte. Erst wenn ich wirklich weiß, wovon ich schreibe, hat das Schreiben einen Sinn. Und so kam es auch.
Unsere Bücher sind das Ergebnis einer harmonischen Teamarbeit, eines Miteinanders, das ich nur als glücklich bezeichnen kann. Wie denn unsere Zusammenarbeit funktioniert, wurden wir oft gefragt. Die einfachste Antwort lautet: Johanna denkt und fühlt, wie ich schreibe. Und ich denke und fühle, wie meine Frau spricht. Johanna steuerte ihr Wissen und ihre Erfahrung bei, ich meine Feder und meine Erfahrung.
Sogar das Schreiben selbst ist für mich zum Lernprozeß besonderer Art geworden. Ich hatte anfangs das alte Sprichwort vergessen, daß "Begeisterung für den Lernenden dasselbe ist wie der Schlaf für den Jäger". Nach und nach...more