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Der Zauberberg
Resteuropa - Mann: Zauberberg
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Zauber: Allgemeines
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Babette
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Dec 08, 2022 12:49PM
Platz für alles, das sich nicht den einzelnen Abschnitten zuordnen lässt.
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Liebe Leute, gerade sehe ich, dass der Zauberberg schon läuft. Aber ich werde mich während den Feiertage mal einlesen und schauen ob ich mitkomme. Aber im Prinzip lese ich mit.
Kein Problem, liebe Johanna, wenn du später anfängst und schön , dass du dich daran versuchen willst.Für viele bedeutet Weihnachten Lesezeit, für mich eher nicht, da ich immer das Haus voller Gäste habe. Dafür werde ich hoffentlich im Januar wieder aufholen
Eigentlich wollte ich eine kommentierte Ausgabe erwerben, aber gebraucht war nichts zu machen und neu wollte ich nicht 198 Euro ausgeben. Also begnüge ich mich mit einem Erläuterungsheft von Dirk Heißerer aus der Bibliothek. Da ich in einer anderen Leserunde zeitgleich Ulysses lese (ich weiß, das ist völlig verrückt) und dabei die Wiedergabe von Erläuterungen aus anderer Zusatzlektüre sehr schätze, möchte ich euch auch an meinen neu erworbenen Erkenntnissen teilhaben lassen.
Anstoß für das Thema „Aufenthalt in einem Sanatorium“ gab ein Besuch Thomas Manns bei seiner Frau in einem Davoser Sanatorium. Katja Mann war nach dem 4. Kind (1905 Erika, 1906 Klaus, 1909 Golo, 1910 Monika) sehr geschwächt und 1912 wurde eine bei ihr der Verdacht auf Lungentuberkulose geäußert, weshalb sie zu einem Kuraufenthalt in die Schweiz geschickt wurde. Angeregt durch eigene Eindrücke des Ortes, der verschiedenen Menschen und durch Schilderungen von Katja, fing er 1913 mit dem Buch an, das ursprünglich eher eine Novelle werden sollte, sich aber immer mehr ausdehnte und nach mehreren Jahren Pause während des 1. Weltkriegs erst 1924 beendet wurde.Mann schrieb (ohne Pausen) 7 Jahre daran, verfasste 7 Kapitel und ließ auch Hans Castorp 7 Jahre in Davos verbringen.
Zum Aufbau des Buches Schreib Mann selbst: „Der Roman war mir immer eine Symphonie, ein Werk der Kontrapunktik, ein Themengewebe, worin die Ideen die Rollen musikalischer Motive spielen.“ Er weist auf den Einfluss Richard Wagners für seine Bücher hin, auch bei der Wahl eines Leitmotivs, das im Zauberberg „auf die komplizierteste und durchdringendste Art angewandt wurde.“
Er rät, das Buch unbedingt zweimal zu lesen 😉 Einige befolgen diesen Ratschlag ja schon.
Zwei bedeutende Themen des Buches sind Zeit und Tod. Zeit in einem doppelten Sinn, einmal als Buch über die Epoche der Vorkriegszeit, darüber hinaus wird das unterschiedliche Zeitempfinden thematisiert.
Die ersten drei Kapitel wurden vor dem 1. Weltkrieg geschrieben, in der Kriegszeit änderte sich Manns Einstellung zur Politik. Die Auseinandersetzung mit sich selbst findet sich in den Gesprächen im weiteren Verlauf des Buches wieder. Der Vorsatz, der Anspielungen auf Veränderungen und zeitliche Abläufe enthält, wurde erst am Schluss geschrieben und dem Werk vorangestellt.
Danke, Babette, für das Hintergrundwissen. Ich habe mich schon gefragt, woher die Zahl 7 Jahre im Vorsatz kommt. Da wird der Erzähler zur Autorfiktion. Ich wollte inhaltlich ein paar Gedanken noch zum Vorsatz schreiben, die werde ich aber in den 1. Abschnitt posten. :)
Herzlichen Dank, Babette, dass Du Deine Informationen mit uns teilst. Sie erhöhen das Verständnis und die Freude am Lesen. Ist eigentlich klar in welchen Jahren der Roman spielt? Er beginnt offensichtlich vor dem 1. Weltkrieg, in den letzten Julitagen, aber eine Jahreszahl habe ich nicht gefunden. Hans ist 23 Jahre alt.Im 2. Kapitel schildert Mann, dass Hans 15jährig beim Stapellauf des Doppelschrauben-Postdampfers "Hansa" bei Blohm & Voß anwesend war. Nach meiner Recherche kann es sich dabei nur um die im Januar 1900 in Dienst gestellte und von der Hamburg-Americanische Paketfahrt Actiengesellschaft (HAPAG) betriebene "Deutschland" gehandelt haben. Allerdings wurde sie lt. Wikipedia von der Vulcan-Werft in Stettin gebaut. Aufgrund eines großen Schadens wurde sie 1902 bei Blohm & Voß in Hamburg überholt. Vermutlich bezieht sich Mann auf diesen erneuten Stapellauf. Die "Deutschland" wurde nach dem 1. Weltkrieg in "Hansa" umbenannt.
Demnach fand Hans Castorps Fahrt zum "Berghof" acht Jahre später, also 1910 statt. Klingt das plausibel? Hat sich Thomas Mann so sehr an echte Fakten gehalten?
Peter wrote: " Ist eigentlich klar in welchen Jahren der Roman spielt? Er beginnt offensi..."Soweit ich das verstanden habr, spielt das gesamte Buch vor dem Krieg, hält sich also an keine Fakten.
Thomas Mann hatte auch schon früher die Idee zu einem Buch, das auf dem Hörselberg bei Eisenach spielen sollte, ein Hexenberg oder Geisterberg, wo nach den Gebrüdern Grimm Frau Venus wohnt (auch Venusberg genannt). Das Motiv des Venus- oder Zauberbergs stammt schon von Eichendorff (aus der Novelle "Das Marmorbild"). Auch der Minnesänger Tannhäuser verweilte auf dem Venusberg. Wagner wollte sogar die Oper erst "Venusberg" nennen, hat sich aber wegen der Doppeldeutigkeit des Namens anders entschieden. Mann verbindet hier Davos mit dem Hexenberg bei Eisenach zu einem Zauberberg, der die Anwesenden festhält und verzaubert.
Deshalb gehe ich davon aus, dass historische Fakten und Ereignisse keine Rolle spielen.
Peter wrote: "Herzlichen Dank, Babette, dass Du Deine Informationen mit uns teilst. Sie erhöhen das Verständnis und die Freude am Lesen. Ist eigentlich klar in welchen Jahren der Roman spielt? Er beginnt offensi..."Der Aufenthalt im Sanatorium umfasst sieben Jahre, von August 1907 bis 1914. Die Inspiration war unter anderem ein Aufenthalt von Katia Mann in einem Lungensanatorium in Davos 1912. Ich könnte mir demnach durchaus vorstellen, dass ein realer Stapellauf als Inspiration diente. Ich glaube aber auch, dass Thomas Mann nicht die Fakten abgebildet hat. Er hat sich vermutlich nur das genommen, was in sein Konzept passte und es vorher entsprechend angepasst.
Danke für die Info. Da ich Davos sehr gut kenne, und auch sehr schätze, bin ich gespannt auf das Buch. Ich werde noch mals recherchieren wo das Sanatorium Berhhof steht, wenn es das mal gab. Es ist sicher nicht das heutige Hotel Schatzalp, weil der Anfahrt stimmt nicht.
Tee&Tacheles holt gerade auf, Frank kommt nur mühsam voran, aber was ist mit allen anderen? Seid ihr noch dabei oder habt ihr aufgegeben? Braucht ihr eventuell mehr Zeit? Wie viel wäre das?
Babette wrote: "Tee&Tacheles holt gerade auf, Frank kommt nur mühsam voran, aber was ist mit allen anderen? Seid ihr noch dabei oder habt ihr aufgegeben? Braucht ihr eventuell mehr Zeit? Wie viel wäre das?"Hallo Babette,
ich bleibe dabei. Derzeit hänge ich ungefähr eine Woche hinterher, gehe aber davon aus, wieder aufzuholen. Ich finde es nach anfänglicher Begeisterung im Vergleich zu den Buddenbrooks leider auch eher etwas langweilig, habe mir aber fest vorgenommen, nicht abzubrechen.
Schön, ihr seid also weiter bei der Sache. Nicht ganz im Tempo zu sein, ist ja kein Problem. Spannung sollte man kaum erwarten, fürchte ich, aber ich mag diesen Erzählstil zu großen Teilen, die wundervolle Sprache sowieso.
Christiane wrote: "Huhu,ich habe gestern den Film geschaut. Der ist nicht schlecht. Aber schlechter als der alte von den Buddenbrooks oder von den Dämonen (was nicht an meiner alten Liebe C. E. liegt, der macht sic..."
Du hättest dir den film nicht ansehen sollen... Wenn es schon so gut wie keine Spannung gab, dann ist sie doch jetzt gleich völlig dahin. Ich kann mir schwer vorstellen, wie sich daraus überhaupt ein Film machen lässt, denn es lebt doch in erster Linie von der Sprache. Wenn ich durch das Buch durch bin, werde ich mir auch mal ansehen, wer deine alte Liebe so war ;-) Aber jetzt will ich noch gespannt sein, auf den weiteren Verlauf der Geschichte.


