Mitlesezentrale discussion

This topic is about
Die Straße
August-Monatsbuch
>
Die Straße - 3. Abschnitt: Letztes Drittel
date
newest »

Ich fürchte, ich kann mich der allgemeinen Begeisterung für dieses Buch nicht anschließen.
Ich halte McCarthy zugute, dass er die rußverschmutze, kalte, vollkommen unwirtliche, apokalyptische Welt sehr eindrücklich beschrieben hat.
Aber die Geschichte mit dem Mann und den Kind hat mich von Anfang an, weder bewegt noch begeistert. Und das Ende fand ich ich dann leider vollkommen daneben. Da versucht er die totale Rücsichtlosigkeit des Vater durch ein Pseudo-Happy End für das Kind aufzuwiegen. Darüber habe ich mich echt geärgert.
Außerdem hätte ich da noch ein paar offene Fragen, die der Autor wohl auch gar nicht beantworten wollte.
Was ist passiert? Wie lange ist das her? Wieso leben noch Menschen, wenn alle Tiere tot sind? Wie können die beiden sich in ihrem Zustand überhaupt so lange auf den Beinen halten?
Insgesamt fand ich das Buch interessant, aufgrund des nüchternen Stils aber nicht emotional berührend. Und wie schon gesagt: Was uns der Autor als väterliche Liebe verkaufen will, sehe ich eher als Selbstsucht. Er sagt am Schlusst, dass er es nicht geschafft hätte, seinen toten Sohn im Arm zu halten. Aber dem Kind mutet er das zu.
Ich halte McCarthy zugute, dass er die rußverschmutze, kalte, vollkommen unwirtliche, apokalyptische Welt sehr eindrücklich beschrieben hat.
Aber die Geschichte mit dem Mann und den Kind hat mich von Anfang an, weder bewegt noch begeistert. Und das Ende fand ich ich dann leider vollkommen daneben. Da versucht er die totale Rücsichtlosigkeit des Vater durch ein Pseudo-Happy End für das Kind aufzuwiegen. Darüber habe ich mich echt geärgert.
Außerdem hätte ich da noch ein paar offene Fragen, die der Autor wohl auch gar nicht beantworten wollte.
Was ist passiert? Wie lange ist das her? Wieso leben noch Menschen, wenn alle Tiere tot sind? Wie können die beiden sich in ihrem Zustand überhaupt so lange auf den Beinen halten?
Insgesamt fand ich das Buch interessant, aufgrund des nüchternen Stils aber nicht emotional berührend. Und wie schon gesagt: Was uns der Autor als väterliche Liebe verkaufen will, sehe ich eher als Selbstsucht. Er sagt am Schlusst, dass er es nicht geschafft hätte, seinen toten Sohn im Arm zu halten. Aber dem Kind mutet er das zu.

Mich stört es auch nicht, dass wir nichts über die Umstände und kaum etwas über die Vergangenheit erfahren. Darum geht es hier ja nicht. Und nachdem das für mich ziemlich schnell klar war, konnte ich das auch gut akzeptieren.
Das Ende fand ich nicht ganz so überzeugend, weil alles so schnell ging. Aber irgendwie konnte ich mich mit einem hoffnungsvollen Ende auch anfreunden
Ich finde auch, dass der Vater sehr selbstsüchtig ist, aber das schließt für mich Liebe nicht aus. Er ist ein Mensch voller Fehler und trotzdem konnte ich gut mit ihm mitfühlen. Ich gebe zu, dass mich die Geschichte aktuell wahrscheinlich stärker mitnimmt, weil mein eigener Vater vor drei Wochen gestorben ist. Aber darüber hinaus finde ich es ein großartig geschriebenes Buch.
Mir hat auch die Diskussion hier bisher viel Freude gemacht.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, was ich nicht erwartet hätte, weil ich ansonsten eigentlich eher handlungsbasierte Bücher bevorzuge. Aber hier hat mich die düstere Stimmung sofort von sich eingenommen. Das Ende war okay. Ich war schon die ganze Zeit gespannt darauf, wie der Autor das Buch enden lassen will, da ich keinen guten Abschluss voraussehen konnte. Überraschend kam der Tod nicht.
In irgendeiner Rezension habe ich gelesen, dass sich der:die Rezensent:in darüber aufgeregt hat, dass der Vater versucht hat, dem Sohn ständig beizubringen, nicht einfach so fremden Menschen zu vertrauen, und nur einen Moment nach dem Tod des Vaters macht der Sohn genau das: Er vertraut sich der ersten Person an, die er trifft.
So hatte ich das selbst gar nicht betrachtet.
Denkt ihr, es ist gut ausgegangen oder geht ihr davon aus, dass der Junge in den Fängen der Bösen gelandet ist und die Aussagen des Fremden nicht wahr waren?
Ich habe für mich beim Lesen intuitiv entschieden, dass der Fremde gut gesinnt ist, ich glaube, das hat das Ende dann auch leichter verdaulich gemacht. Aber eigentlich ist es ja sehr unwahrscheinlich.
Mich hat es überraschenderweise gar nicht so sehr gestört, dass so viele Fragen offen geblieben sind über das Worldbuilding.
paperlove wrote: "Inwiefern fandet ihr das Verhalten des Vaters denn rücksichtslos bzw. selbstsüchtig?"
Die Selbstsucht des Vaters zeigt sich ganz klar ziemlich am Ende, wo er sich denkt, dass er den Gedanken nicht ertragen konnte, seinen toten Sohn in den Armen zu halten. Aber dem Kind mutet er das eiskalt zu. Der Vater wusste ganz genau, und das schon eine ganze Weile, dass er stirbt. Was er nicht wusste, ist, was mit dem Kind nach seinem Tod geschehen würde. Die wahrscheinlichsten Szenarien nach ihren bisherigen Erlebnissen wären, dass der Junge allein und verzweifelt auf der Strasse verhungert oder erfriert oder dass er jemanden findet, der ihn zum Abendessen einlädt (wobei das Kind dann das Abendessen ist). Und das nimmt der Vater sehenden Auges in Kauf, nur weil er nicht das Rückgrat hat, seinem Kind einen gnädigen Tod zu gewähren.
Ich habe mir am Schluss auch keine Gedanken gemacht, ob der Junge wirklich ein kaum vorstellbares Glück hatte oder ob die Leute gelogen haben. Ich habe die Situation als herbeigezwungenes Mini-Happy End interpretiert und fand es vollkommen unangemessen
Die Selbstsucht des Vaters zeigt sich ganz klar ziemlich am Ende, wo er sich denkt, dass er den Gedanken nicht ertragen konnte, seinen toten Sohn in den Armen zu halten. Aber dem Kind mutet er das eiskalt zu. Der Vater wusste ganz genau, und das schon eine ganze Weile, dass er stirbt. Was er nicht wusste, ist, was mit dem Kind nach seinem Tod geschehen würde. Die wahrscheinlichsten Szenarien nach ihren bisherigen Erlebnissen wären, dass der Junge allein und verzweifelt auf der Strasse verhungert oder erfriert oder dass er jemanden findet, der ihn zum Abendessen einlädt (wobei das Kind dann das Abendessen ist). Und das nimmt der Vater sehenden Auges in Kauf, nur weil er nicht das Rückgrat hat, seinem Kind einen gnädigen Tod zu gewähren.
Ich habe mir am Schluss auch keine Gedanken gemacht, ob der Junge wirklich ein kaum vorstellbares Glück hatte oder ob die Leute gelogen haben. Ich habe die Situation als herbeigezwungenes Mini-Happy End interpretiert und fand es vollkommen unangemessen

Ich bin im Zwiespalt, ob ich den Vater für selbstsüchtig halte, denn letztendlich kann er nichts für seinen Tod.
Dennoch gehe ich mit Cynnammon, es ist letztendlich genauso wie ich zuvor schon geschrieben hatte.
Mich hat gestern den ganzen Tag noch fie Frage beschäftigt, ob für den Jungen die Geschichte gut geendet hat. Wer weiß denn, ob er nicht doch an die Bösen geraten ist und als Abendessen endet.
Ich fand es auch sehr seltsam, dass er dem Fremden gegenüber sofort Vertrauen gefasst hat und mitgegangen ist. Der Überlebensinstinkt scheint im Menschen sehr sehr tief verankert zu sein.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Emotional hat es mich nicht übermäßig berührt aber das Worldbuilding in Kombination mit Sprache und Stil fand ich großartig.
Interessanterweise hatte ich ja bei den Eingangsfragen geschrieben, dass ich handlungsorientiert lese und stelle fest, dass mich hier Sprache und Stil mehr überzeugen.

Für mich bestand ein Drang des weiter Lesens, die Sprache und der Stil konnten mich überzeugen.
Die offenen Fragen, nach Ereignis und zeitlicher Abfolge wären interessant gewesen, hätten aber vom Wesentlichen ablenken können. Für mich war das Verhältnis von Vater und Sohn der Inhalt des Buches.
Der Vater war immer wieder davon berührt, wenn auch nicht überzeugt von der Richtigkeit, von den einfühlsam menschlichen Regungen des Jungen. Dass er das Wenige, was sie hatten zu teilen bereit war, dass er andere mitnehmen wollte.
Die fürsorgliche Beschützerrolle, die der Vater einnahm, der dem Jungen nicht nur Geschichten erzählt, sondern ihm trotz der hoffnungslosen Lage und Aussicht lesen beigebracht hat.
2 Menschen, die in einer unmenschlichen Situation versuchen „die Guten“ zu bleiben.
Das hat mich berührt.
War der Vater bei all dem egoistisch? Vielleicht.
Vielleicht hat er auch allen Ernstes Hoffnung gehabt.
Viel kann und muss man selbst hinzufügen und das hängt dann von jedem Leser selbst ab. Ebenso liegt die Interpretation des Endes ganz im Leser.
Wie deute ich das Ende? Eigentlich ist es ein bisschen egal, ob der Mann und die Frau gut oder böse sind. Die Erde ist für die Menschen nicht bewohnbar. Ich bin da offenbar ein Pessimist.

Die Selbstsucht des Vaters zeigt sich ganz klar ziemlich am Ende, wo er sich denkt, dass er ..."
Danke für die Ausführungen. Eine interessante Blickweise. Ich störe mich allerdings etwas an der Art deiner Formulierungen, wenn ich ehrlich bin. Die beschreibst das Ganze so, als ob es nur einen richtigen Umgang mit der Situation gibt (den Sohn zu erschiessen) und alles andere wäre falsch und rückgratlos. Ich weiss allerdings nicht, ob es nur ungünstig formuliert war, oder du wirklich so denkst?
Für mich wirkt das viel zu sehr Schwarz-und-Weiss gedacht und ich finde es gibt hier zum Verhalten der Charaktere nicht nur die eine richtige oder falsche Vorgehensweise. Zumal es mir zu eng gefasst ist und alle anderen Aspekte ausser Acht lässt. Man kann diese Denkweise zum Teil als selbstbezogen und egoistisch empfinden, aber ich finde man ignoriert dabei zu viele andere Aspekte, die auch mit reinspielen. Dass ein Vater es emotional nicht über das Herz bringt seinen eigenen Sohn (und auch sich selbst) umzubringen ist für mich persönlich nicht ausschliesslich als egoistisch zu werten, sondern doch irgendwie nachvollziehbar und menschlich. Ich selbst habe keine Kinder, und kann mir gar nicht ausmalen, wie schwierig es sein muss, das Leben des eigenen Kindes zu beenden, selbst wenn es rational von Aussen her logisch wirkt. Aber menschliches Handeln folgt doch nicht nur rationaler Logik, sondern wir haben Gefühle, die stark unser Handeln beeinflussen. Und man könnte dem Egoismus auch die von Semjon erwähnte starke Liebe zu seinem Sohn unterstellen, die ihn davon abhält. Ausserdem sprichst du so dem Charakter die Möglichkeit ab, noch Hoffnung haben zu dürfen.
Ja, im Buch wirkt alles düster und hoffnungslos, aber Hoffnung zu haben ist ja nicht nur schlecht, sondern kann in einer so düsteren Situation Kraft spenden - Kraft weiterzumachen. Und letztendlich wissen wir als aussenstehende Leser:innen einfach viel zu wenig über das Worldbuilding, da einfach zu viele Fragen nicht beantwortet werden, sodass wir den Charakteren aufgrund unseres begrenzten Wissens ja nicht die Hoffnung absprechen können, weil wir dazu zu wenige Hintergrundinformationen haben, um uns auf eine vermeintlich richtige Handlung in einer solchen Situation einigen zu können.
(Damit will ich nicht sagen, du darfst es nicht als egoistisch und selbstsüchtig empfinden - das darfst du absolut! Deshalb meine Erwähnung, dass mich nicht die Bewertung, sondern die Formulierung gestört hat, weil es so wirkt, als wäre jede andere Sichtweise falsch. Da wollte ich nur ein paar Inputs einwerfen, dass ich finde, dass man es eben nicht so S/W sehen kann.)
Man darf auch nicht vergessen, dass wir Menschen einen Selbsterhaltungstrieb in uns haben und evolutionsbiologisch würde es keinen Sinn machen, wenn Menschen bei einer solchen Katastrophe sofort die Hoffnung verlieren und sich reihenweise suizidieren würden. Also dass es Menschen gibt, die trotz von aussen wirkend(!) aussichtsloser Situation, noch an einer Hoffnung festhalten, ergibt zumindest evolutionsbiologisch Sinn. Auch wenn es rational nicht so erscheinen mag. :D
---
Ich habe btw gestern noch die Verfilmung geschaut. Der Film hält sich ziemlich stark an die Buchvorlage - mit einigen Freiheiten. Aber ich hatte den Eindruck, dass fast alle Szenen aus dem Buch auch im Film waren. (Abgesehen von der schwangeren Frau, die der Vater und Sohn irgendwo von weitem beobachten und der verbrannte Kinderkörper, den sie am Tag darauf entdeckt haben und darauf schliessen lässt, dass Kannibalen das Kind gegessen haben. Ob das visuell zu krass gewesen wäre?)
Mir hat das Buch trotzdem viel besser gefallen, weil ich mir visuell vieles anders vorgestellt habe und mich das Buch emotional mehr erreichen konnte.
Zum Thema Hoffnung oder keine Hoffnung haben zu dürfen bietet der Film am Ende beim Abspann übrigens eine interessante Zusatzinformation, die es im Buch nicht gibt. Ich packe es mal in einen Spoiler:
(view spoiler)
@paperlove:
Sehr gerne antworte ich dir auf deine Anmerkungen.
Selbsverständlich gibt es hier die verschiedensten möglichen Sichtweisen und jede einzelne ist genauso legitim wie die meine.
Also: Der Aujtor beschreibt die Situation als vollkommen hoffnungslos. Die Natur ist komplett zerstört, man findet nur noch das zu Essen, was schon vor der Apokalypse bevorratet war, und das auch nur, falls nicht wie meistens andere Überlbende schneller gewesen wären. Die Natur ist zerstört, verbrannt, von einem Ascheregen bedeckt und durch einen nuklearen Winter unfruchtbar gemacht. Es gibt keine Tiere mehr (wieso eigentlich? wieso haben die Menschen überlebt? oder haben die Menschen sämtliche Tiere getötet und gegessen?). Die einzige Option auf frische Nahrung ist also der Verzehr anderer Menschen. Genau diese Situation erleben der Mann und das Kind während ihres Marsches immer wieder. Natürlich neigt der Mensch dazu, sich unbegrundete Hoffnungen zu machen, aber selbst dafür gab es hier keinerlei Anlass mehr. Der Vater ist schon seit Beginn der Geschichte ernsthaft krank. Er weiß dass er in absehbarer Zeit sterben wird. Und er sieht tagtäglich, in welcher Situation er dann sein Kind allein zurücklässt.
Daher ja, ich bin der Ansicht, den größten Liebesbeweis, denn der Mann erbringen kann, ist das Kind so schmerzlos wie möglich zu töten.
Ich bin selbst Mutter von zwei Söhnen und ich habe in meinem Leben gelernt, dass bedingungslose Elternliebe eben auch bedeutet, loslassen zu können, auch wenn es sehr, sehr weh tut. Natürlich sind meine Erfahrungen nicht mal ansatzweise mit der Geschichte aus dem Buch zu vergleichen, dennoch passt das Grundprinzip auch hier.
Die Mutter des Kindes hat sich das Leben genommen und hat dem Mann vorgehalten, dass er das Kind zum eigenen Lebenserhalt nutzt. Man kann sich jetzt fragen, wieso sie den Jungen nicht mit sich genommen hat.
Insgesamt fand ich, dass das Buch ein ideales Leserundenbuch war, weil es sie Möglichkeit bietet eben sehr viele unterschiedliche Sichtweisen zu reflektieren und zu vertreten.
Sehr gerne antworte ich dir auf deine Anmerkungen.
Selbsverständlich gibt es hier die verschiedensten möglichen Sichtweisen und jede einzelne ist genauso legitim wie die meine.
Also: Der Aujtor beschreibt die Situation als vollkommen hoffnungslos. Die Natur ist komplett zerstört, man findet nur noch das zu Essen, was schon vor der Apokalypse bevorratet war, und das auch nur, falls nicht wie meistens andere Überlbende schneller gewesen wären. Die Natur ist zerstört, verbrannt, von einem Ascheregen bedeckt und durch einen nuklearen Winter unfruchtbar gemacht. Es gibt keine Tiere mehr (wieso eigentlich? wieso haben die Menschen überlebt? oder haben die Menschen sämtliche Tiere getötet und gegessen?). Die einzige Option auf frische Nahrung ist also der Verzehr anderer Menschen. Genau diese Situation erleben der Mann und das Kind während ihres Marsches immer wieder. Natürlich neigt der Mensch dazu, sich unbegrundete Hoffnungen zu machen, aber selbst dafür gab es hier keinerlei Anlass mehr. Der Vater ist schon seit Beginn der Geschichte ernsthaft krank. Er weiß dass er in absehbarer Zeit sterben wird. Und er sieht tagtäglich, in welcher Situation er dann sein Kind allein zurücklässt.
Daher ja, ich bin der Ansicht, den größten Liebesbeweis, denn der Mann erbringen kann, ist das Kind so schmerzlos wie möglich zu töten.
Ich bin selbst Mutter von zwei Söhnen und ich habe in meinem Leben gelernt, dass bedingungslose Elternliebe eben auch bedeutet, loslassen zu können, auch wenn es sehr, sehr weh tut. Natürlich sind meine Erfahrungen nicht mal ansatzweise mit der Geschichte aus dem Buch zu vergleichen, dennoch passt das Grundprinzip auch hier.
Die Mutter des Kindes hat sich das Leben genommen und hat dem Mann vorgehalten, dass er das Kind zum eigenen Lebenserhalt nutzt. Man kann sich jetzt fragen, wieso sie den Jungen nicht mit sich genommen hat.
Insgesamt fand ich, dass das Buch ein ideales Leserundenbuch war, weil es sie Möglichkeit bietet eben sehr viele unterschiedliche Sichtweisen zu reflektieren und zu vertreten.

Wenn der Autor eine Sache erreicht hat ist es die, dass der Leser sich Gedanken über das Geschriebene macht.
Das zeigt sich allein schon in unserer Leserunde.
Jeder hat seine Wert-und Moralvorstellungen und wenn ich eure Kommentare lese, finde ich sie alle plausibel.
Man kann dieses Buch auf so vielen Ebenen deuten und auslegen.
Schön, dass das Buch euch so zum Diskutieren angeregt hat, ohne das ich groß animieren musste. Ich habe es nun auch beendet, und es bleibt für mich ein Meisterwerk. Es hat durch das nochmalige Lesen, bzw. die zweite Hälfte habe ich gehört, weiter gewonnen.
Beim ersten Lesen habe ich mich sehr auf die Stimmung, die Handlung und die Beziehung zwischen Vater und Sohn konzentriert, dass wir manche Sachen einfach gar nicht aufgefallen sind. Jetzt hatte ich viele Ideen, manche Sache zu interpretieren oder Bilder zu deuten. Manches wurde die Internetrecherche bestätigt, bei anderen Schlüssen ging wohl meine Phantasie zu weit.
Was mir besonders stark auffiel, waren diesmal die biblischen Bezüge, was seinen Anfang nahm, als plötzlich Ely auftauchte, die erste Person mit Namen. Und Ely spricht an einer Stelle vom Göttlichen im Sohn und dass er schon lange auf der Welt ist und Gottes Reich verkündet. Da war klar, dass es eigentlich nur der Prophet Elias sein kann. Plötzlich bekam die Dystopie eine ganz andere Sichtweise. Ist das vielleicht gar keine durch eine atomare oder klimatische Katastrophe herbeigeführte Apokalypse. Ist es vielleicht sogar die alttestamentarische Vorstellung, dass eine Dürre über das Land kommt. Spannend, leider finde ich keine Bestätigung durch den Autor. Aber wenn ich damit richtig liegen sollte, dann wäre es eine ganz tolle Leistung, ein biblisches Thema mit einer modernen Dystopien zu verquicken, ohne zu dick die Existenz eines göttlichen Wesens aufzutragen. Ich könnte so viele Zitate nennen, wo auch der Vater das Göttliche im Sohn sieht und betont. Am Ende sagt er doch, dass er das Feuer weiter trägt. Die ewige Flamme des Lebens, die nicht erlöschen darf.
Und selbst wenn man mit den religiösen Bildern nichts anfangen kann, dann kann man sich einfach auf die Liebe konzentrieren. Die Liebe zwischen Vater und Sohn. Der Vater, der seinen Sohn vor dem Bösen der Welt beschützen will, ist jeder Vater (und auch jede Mutter der Welt). Selbstgerecht? Ich würde eher sagen, dass es ein natürliches Verhalten ist. Und kein Elternteil will vor sein eigenes Kind zu Grabe tragen. Insofern kann man meiner Ansicht nach die Geschichte auch so interpretieren, dass es die Liebe ist, die bleibt, die alles zusammenhält, wenn man durch die Widrigkeiten des Lebens geht, ob real oder dystopisch.
Mir gefällt einfach sehr, wie gekonnt McCarthy einen Stil reduziert auf das Wesentliche. Schon alleine die Dialoge, wo nie dabeisteht, wie etwas gesagt wird. Ein einfache "Okay" des Sohns und wir müssen selbst in uns hören, in welcher Form er es sagt. Zufrieden, bestimmt, zögernd, resigniert. Da ist das Hörbuch schon problematisch, denn es ist eine Interpretation des Vortragenden. Eine von vielen Alternativen. Es ist ein Buch, das bewegt. Danke für eure Teilnahme an der Runde.
Beim ersten Lesen habe ich mich sehr auf die Stimmung, die Handlung und die Beziehung zwischen Vater und Sohn konzentriert, dass wir manche Sachen einfach gar nicht aufgefallen sind. Jetzt hatte ich viele Ideen, manche Sache zu interpretieren oder Bilder zu deuten. Manches wurde die Internetrecherche bestätigt, bei anderen Schlüssen ging wohl meine Phantasie zu weit.
Was mir besonders stark auffiel, waren diesmal die biblischen Bezüge, was seinen Anfang nahm, als plötzlich Ely auftauchte, die erste Person mit Namen. Und Ely spricht an einer Stelle vom Göttlichen im Sohn und dass er schon lange auf der Welt ist und Gottes Reich verkündet. Da war klar, dass es eigentlich nur der Prophet Elias sein kann. Plötzlich bekam die Dystopie eine ganz andere Sichtweise. Ist das vielleicht gar keine durch eine atomare oder klimatische Katastrophe herbeigeführte Apokalypse. Ist es vielleicht sogar die alttestamentarische Vorstellung, dass eine Dürre über das Land kommt. Spannend, leider finde ich keine Bestätigung durch den Autor. Aber wenn ich damit richtig liegen sollte, dann wäre es eine ganz tolle Leistung, ein biblisches Thema mit einer modernen Dystopien zu verquicken, ohne zu dick die Existenz eines göttlichen Wesens aufzutragen. Ich könnte so viele Zitate nennen, wo auch der Vater das Göttliche im Sohn sieht und betont. Am Ende sagt er doch, dass er das Feuer weiter trägt. Die ewige Flamme des Lebens, die nicht erlöschen darf.
Und selbst wenn man mit den religiösen Bildern nichts anfangen kann, dann kann man sich einfach auf die Liebe konzentrieren. Die Liebe zwischen Vater und Sohn. Der Vater, der seinen Sohn vor dem Bösen der Welt beschützen will, ist jeder Vater (und auch jede Mutter der Welt). Selbstgerecht? Ich würde eher sagen, dass es ein natürliches Verhalten ist. Und kein Elternteil will vor sein eigenes Kind zu Grabe tragen. Insofern kann man meiner Ansicht nach die Geschichte auch so interpretieren, dass es die Liebe ist, die bleibt, die alles zusammenhält, wenn man durch die Widrigkeiten des Lebens geht, ob real oder dystopisch.
Mir gefällt einfach sehr, wie gekonnt McCarthy einen Stil reduziert auf das Wesentliche. Schon alleine die Dialoge, wo nie dabeisteht, wie etwas gesagt wird. Ein einfache "Okay" des Sohns und wir müssen selbst in uns hören, in welcher Form er es sagt. Zufrieden, bestimmt, zögernd, resigniert. Da ist das Hörbuch schon problematisch, denn es ist eine Interpretation des Vortragenden. Eine von vielen Alternativen. Es ist ein Buch, das bewegt. Danke für eure Teilnahme an der Runde.

Das Ende war in meinen Augen auch kein Happy End. Auch wenn ich denke, dass der Mann, den er getroffen hat, ein „guter“ ist. Er hat ja in den letzten Seiten Wort gehalten. Aber dennoch für mich ein düsteres Ende, denn die Geschichte wird so weitergehen, wie sie bisher war, bis niemand mehr übrig ist.
Die biblischen Bezüge sind mir auch oft aufgefallen, wenn ich da auch nicht so in die Interpretation eingestiegen bin wie Semjon. Für mich war es eher ein Rettungsanker in der Gedankenwelt des Vaters, der sich an dem unsichtbaren Gedanken an Gott festhält und seinen Sohn für etwas göttliches hält, wo alles sichtbare um ihn herum zerstört ist und alle Menschen „schlecht“ sind. Die Stelle mit dem „Propheten“ ergibt für mich aber auch total Sinn, jetzt wo du es schreibst. Ich habe mich vorher gefragt, was das eigentlich mit dem alten Mann sollte, weil es der Geschichte gar nicht so viel gegeben hat. Und dass er einen Namen hat und überhaupt noch lebt ist tatsächlich sehr ungewöhnlich. Man könnte auch so weit gehen zu sagen, weil der Junge hier Güte gezeigt hat, erhielt er das unwahrscheinliche kleine Happy End.
Wie ist euer Fazit zum Monatsbuch?