Jan Fleischhauer
Born
Hamburg, Germany
Genre
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“Jede Gesellschaft braucht im Diskurs Tabuzonen. Schon in der „Topik“ des Aristoteles, dem ersten überlieferten Lehrbuch der Argumentation, finden sich Beispiele für Behauptungen, die keine Erwiderung verdienen, sondern eine Zurechtweisung. Wer bestreitet, dass die „Götter zu ehren und die Eltern zu lieben sind“, hat sich bei Aristoteles von vornherein disqualifiziert. Zu den Meinungen, mit denen man sich in Deutschland unmöglich macht, gehört die Verharmlosung des Nazi-Reichs. Wer die Verbrechen der ersten deutschen Diktatur zu relativieren sucht, hat in dem Kreis derer, auf deren Meinung man etwas gibt, mit Recht nichts zu suchen.
Tabus verlieren allerdings ihre Bindungskraft, wenn man ihren Gültigkeitsbereich laufend erweitert. Der Grund für diese Ausweitung ist häufig nicht so sehr die Sorge um den Fortbestand der Demokratie als vielmehr Argumentationsfaulheit. Es ist allemal einfacher, eine Meinung, die einem nicht in den Kram passt, als rechts abzutun, als sie wohlbegründet zu widerlegen.”
― Der Schwarze Kanal
Tabus verlieren allerdings ihre Bindungskraft, wenn man ihren Gültigkeitsbereich laufend erweitert. Der Grund für diese Ausweitung ist häufig nicht so sehr die Sorge um den Fortbestand der Demokratie als vielmehr Argumentationsfaulheit. Es ist allemal einfacher, eine Meinung, die einem nicht in den Kram passt, als rechts abzutun, als sie wohlbegründet zu widerlegen.”
― Der Schwarze Kanal
“Partizipation durch Bürgerprotest ist eine ziemlich undemokratische Veranstaltung, wenn man länger darüber nachdenkt. Wer sich in einer Bürgerinitiative engagiert, braucht eine kostbare Ressource im Überfluss, und das ist Zeit. Leute, die morgens um sieben Uhr aufstehen und nach Dienstschluss noch Haushalt und Kinder zu versorgen haben, können es sich schlicht nicht leisten, ständig auf irgendwelchen Vorbereitungstreffen herumzuturnen oder bei Menschenketten gegen eine Baumumsiedlung Händchen zu halten. Die Protestdemokratie ist immer auch eine Demokratie der Privilegierten.”
― Der Schwarze Kanal
― Der Schwarze Kanal
“Ein Problem mit dem Weltschrecken ist, dass er so gehäuft auftritt. Was haben wir in den vergangenen 30 Jahren nicht schon alles überlebt: den sauren Regen und das Waldsterben, die Überbevölkerung, das Ozonloch und die Aids-Katastrophe, die nach den ersten Hochrechnungen bis heute etwa die Hälfte der Weltbevölkerung dahingerafft haben müsste. Zwischendurch mussten wir noch mit den Nematoden im Fisch fertigwerden, den „tödlichen Eiern“, die es 1993 sogar auf einen SPIEGEL-Titel brachten, der Vogel- und der Schweinegrippe und natürlich BSE, dem Killer im Fleischklops. Man mag es dem einen oder anderen also nachsehen, wenn er nicht gleich ansprang, als es hieß, dass demnächst die Polkappen schmelzen würden. Auch gegen Unheilsverkündigungen kann man abstumpfen.”
― Der Schwarze Kanal
― Der Schwarze Kanal
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