Klassische Lektüre Nr. 3 - Needs No Introduction
Der Ulmen/Tschirner-Tatort gestern Abend hat so viel Spaß gemacht, dass ich glatt vergessen hab, dass ich noch einen Klassiker frei von Kriegsthematik anpreisen wollte.
Der Roman ist in der Top 3 meiner besonders geliebten Werke. Er spaltet die Leserschaft entlang der Geschlechtergrenzen: effektiv alle Frauen lieben ihn, Männer (obwohl die wenigsten aus eigener Erfahrung sprechen) tun es als Schnulze ab. Filme und Miniserien und sogar Musical gibt es dazu. Ich stehe bei Leibe nicht allein da.
Dabei ist das Buch schon über 200 Jahre alt. Mal ehrlich, wieviel andere Bücher habt ihr gelesen, die so alt sind (Die Bibel zählt nicht)? Und dann leben die Protagonisten in einer Gesellschaftsschicht, die es noch nicht mal mehr gibt, nach den Regeln, die uns fast schon barbarisch erscheinen: Frauen ohne Chancen auf formelle Ausbildung oder einen gehobenen Beruf, erst recht ohne solchen Firlefanz wie Wahlrecht. Heiraten als einziges Lebensziel - schon bitter. Dazu kommen ihre Schicksalsschläge, über die wir in unserer post-68er Zeit nur Augen rollen. (Sie in 1803, den Tränen nahe: "Meine Schwester ist mit dem allergrößten Nichtsnutz abgehauen." Er in 2016, erleichtert: "Wenigstens hat sie ihn nicht sofort geheiratet...")
Trotzdem lese/höre ich es im Schnitt 1,5 mal im Jahr.
Wieso nur?
Meine persönlichen Gründe sind folgende:
1) Egal, was die Jungs so behaupten: Es ist keine Romanze, sondern eine Geschichte über eine junge Frau, die gerade ihren Charakter bildet und effektiv die wichtigste Entscheidungen in ihrem Leben tritt. Dass diese die Heiraterei betreffen, liegt nun mal daran, die die Arme nicht viel mehr machen darf, als zu entscheiden ob und wen...
2) Die Literaturwissenschaftler haben bestimmt zu Tode analysiert, dass es unterm Strich nur so und so viele Archetypen und Grundhandlungen gibt, da vertiefe ich mich auch gar nicht. Aber der Trick ist, dass das Schema "Mann trifft Frau, zuerst hassen sie sich, dann lieben sie sich" irgendeine tiefe, von Natur gegebene Sehnsucht in der Frau anspricht. Wer will schon nicht, dass so ein arroganter, hübscher Großgrundbesitzer einem seine ewige Liebe gesteht, damit man ihn erst eiskalt absägen und dann später (nachdem er durch den wohltuenden Einfluss der Liebe zu besserem Menschen geworden ist) doch (samt Großgrundbesitz) heiraten kann?
3) Was ich vermutlich als 1) hätte sagen sollen: der unglaublich frische Stil. Man liest, was Elizabeth denkt und sagt, aber man hört die ironische, aber dennoch wohlwollende Stimme von Jane Austin und hat das Gefühl, nicht nur die Heldin, sondern auch die Schriftstellerin kennen zu lernen.
Hallo, mein Name ist Genia und ich bin Pride and Prejudice-süchtig.
Der Roman ist in der Top 3 meiner besonders geliebten Werke. Er spaltet die Leserschaft entlang der Geschlechtergrenzen: effektiv alle Frauen lieben ihn, Männer (obwohl die wenigsten aus eigener Erfahrung sprechen) tun es als Schnulze ab. Filme und Miniserien und sogar Musical gibt es dazu. Ich stehe bei Leibe nicht allein da.
Dabei ist das Buch schon über 200 Jahre alt. Mal ehrlich, wieviel andere Bücher habt ihr gelesen, die so alt sind (Die Bibel zählt nicht)? Und dann leben die Protagonisten in einer Gesellschaftsschicht, die es noch nicht mal mehr gibt, nach den Regeln, die uns fast schon barbarisch erscheinen: Frauen ohne Chancen auf formelle Ausbildung oder einen gehobenen Beruf, erst recht ohne solchen Firlefanz wie Wahlrecht. Heiraten als einziges Lebensziel - schon bitter. Dazu kommen ihre Schicksalsschläge, über die wir in unserer post-68er Zeit nur Augen rollen. (Sie in 1803, den Tränen nahe: "Meine Schwester ist mit dem allergrößten Nichtsnutz abgehauen." Er in 2016, erleichtert: "Wenigstens hat sie ihn nicht sofort geheiratet...")
Trotzdem lese/höre ich es im Schnitt 1,5 mal im Jahr.
Wieso nur?
Meine persönlichen Gründe sind folgende:
1) Egal, was die Jungs so behaupten: Es ist keine Romanze, sondern eine Geschichte über eine junge Frau, die gerade ihren Charakter bildet und effektiv die wichtigste Entscheidungen in ihrem Leben tritt. Dass diese die Heiraterei betreffen, liegt nun mal daran, die die Arme nicht viel mehr machen darf, als zu entscheiden ob und wen...
2) Die Literaturwissenschaftler haben bestimmt zu Tode analysiert, dass es unterm Strich nur so und so viele Archetypen und Grundhandlungen gibt, da vertiefe ich mich auch gar nicht. Aber der Trick ist, dass das Schema "Mann trifft Frau, zuerst hassen sie sich, dann lieben sie sich" irgendeine tiefe, von Natur gegebene Sehnsucht in der Frau anspricht. Wer will schon nicht, dass so ein arroganter, hübscher Großgrundbesitzer einem seine ewige Liebe gesteht, damit man ihn erst eiskalt absägen und dann später (nachdem er durch den wohltuenden Einfluss der Liebe zu besserem Menschen geworden ist) doch (samt Großgrundbesitz) heiraten kann?
3) Was ich vermutlich als 1) hätte sagen sollen: der unglaublich frische Stil. Man liest, was Elizabeth denkt und sagt, aber man hört die ironische, aber dennoch wohlwollende Stimme von Jane Austin und hat das Gefühl, nicht nur die Heldin, sondern auch die Schriftstellerin kennen zu lernen.
Hallo, mein Name ist Genia und ich bin Pride and Prejudice-süchtig.
Published on April 25, 2016 03:46
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