Kondolenzkarten



Standet ihr schon einmal vor dem Regal mit den Karten und musstet vielleicht eine der Trauerkarten besorgen? Wenn ja, dann tut es mir wirklich leid.


Denn erst diese Woche stand ich wieder vor der Auswahl an Kondolenzkarten. Natürlich mit einem dicken Kloß im Hals. Es fiel mir wahnsinnig schwer welche auszusuchen, die ehrlich klangen.


Dann, als ich die Karten schreiben musste, habe ich erst einmal im Internet nachgesehen, ob es da etwas gibt, womit man die Leere füllen könnte …


Aber all jene Texte waren mir zu suspekt. Entweder ging es um „Gott“ oder um „Erlösung“ oder ähnliches. Dann schloss ich das Programm und ich hab mir selbst etwas ausgedacht. Schreiben kann ich ja, auch wenn ich wirklich nie weiß, was man in eine Karte überhaupt schreiben sollte.


Es ist aber auch ein schreckliches Thema. Und der Gedanke, weshalb man eigentlich diese Karte schreibt, schwebt über einem, wie eine dunkle Wolke. Vielleicht wäre es einfach an der Zeit sich nicht mehr nur dann zu schreiben, wenn gerade etwas schreckliches passiert ist. Sondern auch zwischendurch ein paar nette Zeilen abschickt, oder noch besser ein nettes Gespräch am Telefon führt.


Aber man schiebt das immer auf, Treffen werden hinausgezögert. „Später“, wird gerne dazu gesagt. „Später hab ich mehr Zeit.“ Doch aus diesem später wird ein „Unbestimmt“ und dann folgt ein Anruf, der einem den Boden unter den Füßen wegzieht.


Später kann vielleicht schon zu spät sein.


Jedes Mal schieben wir etwas auf, jedes Mal ziehen wir etwas in die Länge. Warum es nicht direkt machen, wenn gerade daran gedacht wurde? Warum nicht einfach zum Hörer greifen? Wenn jeder immer alles aufschiebt, würde niemand mehr ans Ziel kommen.


Der Weg ist nicht immer das Ziel.


Es ist doch schön, wenn gerade jemand an einen dachte, oder? „Du bist mir wichtig, ich habe gerade an dich gedacht.“


Auch ich sollte versuchen nicht immer alles bis zum Tag X zu schieben. Niemand weiß, was morgen ist. Die Zukunft ist ungewiss. Aber genau dies nehmen wir selten wahr.


Die Familie sollte immer an erster Stelle stehen, egal wie wichtig alles andere erscheint. Doch wenn mal jemand von ihnen nicht mehr da ist, fällt einem plötzlich auf, was man verloren hat. Die Lücke kann niemand mehr schließen. Niemand mehr flicken. Ist erst einmal jemand verschwunden, kommt er nie wieder zurück. Und die Gelegenheit sich zu unterhalten ist erloschen, für immer ...


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Published on April 30, 2015 04:32
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