Abgrenzung Quotes

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Kim de l'Horizon
“Und so ass ich meine erste koschere Zimtschnecke mit Dina, es war Anfang Sommer, die Sommerferienekstase der Kinder diffundierte in unsere trägen Glieder rüber, wir sassen vor der Bäckerei, und es war irgendwie alles sehr juicy: die Zimtschnecke, das Wetter und wir (ich trug einen neuen Hosenrock, so Kimono-style, und Dina meine alte Breitschulterlederjacke). Die Crème de la Crème der Gen-Y-Hipsterei stürzte sich auf die vom immer nach neuen Plantagen suchenden Kapitalismus noch nicht ganz vereinnahmte Bäckerei, und ich und die aufgepumpten Schwuchteln ignorierten uns auf common ground, weil ich ihrer Mähdrescherart des Daseins ja entsagt habe. Ich sagte Dina, dass ich die koschere Zimtschnecke viel juicyer fände als die nichtkoscheren Zimtschnecken, die ich bisher vernascht hätte. Und fügte noch hinzu, dass ich mir unsicher sei, ob die juicyness nur grösser sei, weil Ausflug in jüdische Bäckerei und quasi Exotisierung. Und ob wir jetzt den Juden ihre Bäckerei weggentrifihipsterten. Und ob das sehr schlimm sei. 'Keine Ahnung', sagte Dina. 'Ist wahrscheinlich so schlimm wie die appropriation deiner pseudo-samuraiigen fashion.' Ich nannte sie eine bitch, und sie nannte mich eine cultural appropri-geisha, und wir fanden uns so masslos geistreich und nervig hyperreflektiert wie Leif-Randt-life-Clowns, und dann waren wir uns auch schon wieder langweilig in unserem Selbsthass über unser wohlstandsverwahrlostes Weisssein, in dem es nur um Distinktion geht, in dem es nur darum geht, uns durch Konsum von den Ärmeren, Reicheren, Cooleren, Schwuleren, Wokeren, Differenz-Feministinnen, Weisseren, weniger Gebildeten, zu Rationalistischen, Artsyeren, Gen-Z-ieren, Weniger-um-Abgrenzung-Bemühteren abzugrenzen.”
Kim de l'Horizon, Blutbuch