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Die Hauptstadt
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Die Hauptstadt - Robert Menasse
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Ich habe ja auch mit abgestimmt...Ich werde es allerdings diese Woche definitiv nicht schaffen, da ich erst noch in meinen "Altlasten" etwas weiter kommen will. Ich werde ab Montag (hoffentlich) mit einsteigen.
Unter den Umständen fange ich dann auch noch nicht an damit. Ich schlage jetzt einfach mal den 21.02. als neuen Starttermin vor.
Semjon wrote: "Unter den Umständen fange ich dann auch noch nicht an damit. Ich schlage jetzt einfach mal den 21.02. als neuen Starttermin vor."Das ist gut :-)
Ich habe heute schon angefangen. Wollte nur mal kurz anlesen und dann kam ich nicht los davon, weil es mir so gut gefallen hat. Der Autor zieht die „Kultur“ ganz schön abseits. Keiner will in das Ressort und die Mitarbeiter werden nur belächelt. Das klingt schon nach einer bösen Satire. Und das versprochene Schwein 🐷 rennt gleich zu Beginn durch die Stadt. Ich bin mal gespannt, ob sich die Bedeutung des Hausschweins in der belgischen Hauptstadt einem noch offenbart. Sind alle Politiker Schweine? Oder liegt das Glück auf der Straße? Oder ist was nicht koscher in der EU? Oder ist es einfach nur ein Wiener Schmäh des Autors? Ich bin gespannt. Ihr könnt euch auf etwas freuen.
Nicht ganz ernstgemeinte Referenz: Erste Folge der ersten Staffel Black Mirror auf Netflix schauen ;)
Hallo Pat und Melena. Sieht jetzt nicht so aus, als ob ihr schon angefangen habt bzw. sonderlich weit seid, oder? Ich bin jetzt knapp über der Hälfte. Menasse kann sehr gut die Gedankengänge von depressiven und phlegmatischen Personen formulieren. Wenn er den schwermütigen Österreicher in der Kultur oder den Auschwitz-Überlebende in die Handlung mit einbezieht, hat das Buch meiner Ansicht nach seine stärksten Momente. Es gefällt mir eigentlich ganz gut, aber es gibt so ein paar Punkte, die habe ich jetzt mal zur Kenntnis genommen, da erwartete ich aber auch noch eine Fortsetzung oder eine abschließende Erklärung. Das Schwein, die Haltung des Autors zur EU und Europa, das generelle Ziel des Buchs. Das ist meiner Ansicht nach auch jetzt noch weit offen. Mehr verrate ich mal nicht.
Semjon wrote: "die Haltung des Autors zur EU und Europa."Das lässt sich sicher finden, denn Menasse schreibt größtenteils Essays und viele davon sind eben über die EU. Ich habe selbst noch keine gelesen, kann deshalb leider nicht mehr Infos geben.
Seit 2005, seit seinen Frankfurter Poetikvorlesungen Die Zerstörung der Welt als Wille und Vorstellung, widmet sich Menasse in seinen Essays vermehrt EU- und globalisierungskritischen Themen. In diesem europa- bzw. weltweiten Zusammenhang kritisiert Menasse vor allem die demokratiepolitischen Defizite und die Auffassung, diese Defizite seien strukturbedingt, was die Aussicht auf mögliche Alternativen verstelle. Dabei steht er der Europäischen Union nicht grundsätzlich kritisch gegenüber, sondern begründet in seinen Kritiken die demokratiepolitischen Defizite vor allem mit dem Einfluss und der Macht der einzelnen Nationalstaaten, wogegen er rein europäische Institutionen, wie etwa die Kommission, positiv bewertet. In Der Europäische Landbote (2012) bildet er die nichtkleingeistigen übernationalen Organe und Bürokratien der EU in Brüssel ab und entwickelt dabei den „Habsburgischen Mythos“ des Claudio Magris weiter zum „Europäischen Mythos“. Dies führt auch zu einer anderen und positiven Rückschau auf die Habsburger Monarchie. Menasse spricht sich in diesem Zusammenhang für die konkrete Utopie einer „Europäischen Republik“ auf der Basis eines Europas der Regionen aus.Das ist jetzt mal ganz frech auch Wikipedia geklaut, aber da sind eben auch Titel dabei, wenn es dich näher interessiert. ;)
Vielen Dank für Birgit. Ich werde bestimmt auch noch etwas recherchieren über das Buch, aber in diesem Fall wollte ich unvoreingenommen es erstmal lesen und dann die Feuilletons durchstöbern. Dein Wiki-Eintrag kann ich schon mal sehr gut nachvollziehen. Das Buch ist zwar voller Ironie, aber selten sarkastisch, vielmehr liebevoll an vielen Stellen. Ich hätte mir Gewissheit nicht sagen, wie Menasse zu Europa steht. Aber eins hätte ich gewusst: Dass er kein brennender Gegner der Institution ist, sonst hätte er sein Buch sicher ganz anders geschrieben. Es kommt mir eher so vor, als wenn er zeigen möchte, dass hinter diesem anonymen Bürogebäudekomplex auch nur Menschen wie du und ich arbeiten mit ihren Stärken und Schwächen. Es gibt ein humanes Antlitz und das größte Übel sind die (Schweine-)Lobbyisten.
Ja, ich bin jetzt auf Seite 50. Ich habe im Moment das Problem, wenn ich abends zum Lesen komme, schaffe ich 5 Seiten und dann schlafe ich auch schon ein. Nicht, weil es langweilig ist oder so.Mir gefällt es bis dahin ganz gut. Den Anfang mit dem Schwein fand ich bizarr (aber genau das will Menasse bestimmt auch erreichen). Wie oft gucken wir wohin und nehmen trotzdem nichts wahr.
Die beschriebenen Situationen bis dahin, ja, das liest sich so wie der "alltägliche Wahnsinn". Ich sitze ja im Büro und habe mit IT-Krams zu tun, aber auch da gibt es viele Situationen, die dem alltäglichen Wahnsinn entsprechen. Ich denke, das will er einfach darstellen.
Ich komme sehr flüssig durch das Buch. Es ist sehr gut geschrieben, Dialoge und Erzähler wechseln sich in angenehmer Weise und Verhältnis ab und die teilweise sehr ironischen Passagen lassen mich immer wieder schmunzeln. Ich bin mitten im 10. Kapitel, also noch rund ein Viertel zu lesen. Und dennoch frage ich mich, ob ich alles richtig erfasse, was der Autor mir sagen will. Es trieft ja nicht gerade vor Sarkasmus und ich denke nicht, dass er sich lustig über die Union macht. Ich sehe da sehr viel Wissen und auch Zuneigung bzgl. der EU beim Autor. Will er mahnend warnen vor zu viel Bürokratismus? Will er sagen, dass die Kommission wichtig ist, der Präsident aber ein Herrscher ohne Macht? Ist das Schwein ein Glücksschwein oder eine Drecksau? Ich schwanke immer noch zwischen mich einfach von einer gut geschriebenen Geschichte über Büro- und Organisationsalltag unterhalten lassen bis hin zur ständigen Würdigung und Interpretation jeder Metapher (die EU als Bluterguss auf dem Arm des Professors). Es wird ein Buch sein, dass ich erst zum Schluss beurteilen werden kann. Wie gesagt, ich habe meinen Spaß am Lesen, aber zwischen großer Begeisterung und tiefer Enttäuschung am Ende scheint noch alles drin zu sein.
Ich bin jetzt bei Seite 100 (3. Kapitel beendet). Im Moment zieht sich die Handlung etwas und ich kann noch keinen "roten Faden" erkennen. Jeder ist irgendwie mit sich selbst beschäftigt. Ich frage mich, ob da noch was verknüpft wird.Manche Erwähnungen gefallen mir dann recht gut (frei nach dem Motto: Die ganze Welt ist ein Irrenhaus und hier ist die Zentrale).
Ich habe das Buch gestern beendet, und es gut bewertet mit 4 Sternen. Hier ist mein Review:https://www.goodreads.com/review/show...
Leider kam hier kein Gefühl für eine Leserunde auf. Melena und ich als Einzelkämpfer in Brüssel. Na ja, das Lesen des Buchs hat trotzdem Spaß gemacht. Wenn ich aber sehe, wie gering die Resonanz auf die neue Struktur der Gruppe ist, sollte man echt überlegen, ob das wirklich konsensfähig ist.
Ich hatte leider einen Totalausfall. Komplette Familie und alle Kollegen krank und danach ich. Hab die letzten 2 Wochen vielleicht 50 Seiten geschafft.
Ich liege seit Samstag auch flach und hatte so gehofft, dass der Grippe-Kelch an mir vorüber geht...Mittlerweile bin ich etwa in der Hälfte, aber mir gibt das Buch leider nicht das, was ich mir erhofft habe. Auch wenn ich manchmal schmunzeln muss, so finde ich es stellenweise echt langatmig. Vor allem, wenn über mehrere Seiten so gar kein Absatz kommt und Menasse ständig mit indirekter Rede ankommt.
Von den Ideen her bin ich auch etwas überfrachtet. Es wirkt auf mich eher überladen, so als ob Menasse meinte, alles nur mögliche darin irgendwie verpacken zu müssen. Ich denke, weniger wäre hier mehr gewesen.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen...Es kommen Passagen, die lassen sich gut lesen, und dann kommen wieder Passagen, durch die ich mich doch ziemlich durch-quäle.
Was mich jetzt gerade noch gestört hat: die Überschriften der Kapitel. Deutsch, Englisch: für mich kein Problem. Französisch: naja, hier wird es schon schwieriger. Aber zuletzt, ich glaube Polnisch? Nee, da kann ich nicht mit dienen.
Hilfreich wäre für den geneigten vorwiegend deutschsprachigen Leser evtl. eine Übersetzung davon (gerne auch hinten in einem Anmerkungs-Teil), denn ich bin gerade auch nicht wirklich motiviert, das bei einem Übersetzungsdienst nachzuschlagen...Kommt ja leider auch manches Mal im Text vor.


Fenia Xenopoulou, Beamtin in der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Sie soll das Image der Kommission aufpolieren. Aber wie? Sie beauftragt den Referenten Martin Susman, eine Idee zu entwickeln. Die Idee nimmt Gestalt an – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte, das für Unruhe in den EU-Institutionen sorgt. David de Vriend dämmert in einem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen; »zu den Akten legen« wäre zu viel gesagt, denn die sind unauffindbar. Und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirtschaft, soll in einem Think-Tank der Kommission vor den Denkbeauftragten aller Länder Worte sprechen, die seine letzten sein könnten.
Startdatum: 21.2.2018
Teilnehmer:
Semjon
Pat
Melena