STURMHÖHE/ WUTHERING HEIGHTS - EMILY BRONTE - LESERUNDE discussion
Das Buch
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Kapitel 6-9
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Nadine
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Jul 15, 2011 04:42AM
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Catherine finde ich schon extrem unsympathisch, ein echtes Biest. Dass Edgar zurück gekommen ist, nachdem er ihr wahres Ich gesehen hatte, fand ich ziemlich schwach von ihm.
Ich stand noch sehr unter dem Eindruck ihrer körperlichen Attacke auf Nelly, die ich schon als sehr heftig und unentschuldbar empfunden habe.
In ihrem Gespräch etwas später mit Nelly erkennt man ihre Zerissenheit und ihre Gefühle kommen zum Vorschein.
In ihrem Gespräch etwas später mit Nelly erkennt man ihre Zerissenheit und ihre Gefühle kommen zum Vorschein.
Mir fällt auch gerade auf, dass sie sich für eine Angestellte recht viel herausnimmt. Ihre Erzählung finde ich auch alles andere als neutral. Sie bezeichnet Heathcliff ja unter anderem als "evil" und den "devil".
Ich denke auch, dass sie es als nicht richtig ansieht, dass Heathcliff als Zigeuner-"Findelkind" die gesellschaftlichen Schranken durchbricht und zur Herrschaft gehört.
Ich denke auch, dass sie es als nicht richtig ansieht, dass Heathcliff als Zigeuner-"Findelkind" die gesellschaftlichen Schranken durchbricht und zur Herrschaft gehört.
Nadine wrote: "Catherine finde ich schon extrem unsympathisch, ein echtes Biest. Dass Edgar zurück gekommen ist, nachdem er ihr wahres Ich gesehen hatte, fand ich ziemlich schwach von ihm."Stimme Dir vollkommen zu. Ich konnte sie einfach nie leiden und ihr Getue um ihre geistige Verwirrtheit schleppte mich mehr durch das Buch, als dass ich begeistert weiter las.
Nadine wrote: "Mir fällt auch gerade auf, dass sie sich für eine Angestellte recht viel herausnimmt. Ihre Erzählung finde ich auch alles andere als neutral. Sie bezeichnet Heathcliff ja unter anderem als "evil" ..."Nein, die Neutralität muss man wohl diesem Erzähler absprechen, wohl aber wäre es auch etwas langweilig, wenn wir nicht ein bisschen Sticheln hier und ein wenig Fluchen da lesen würden :).
Für mich kommt die Liebe, die Catherine irgendwie für beide empfindet gar nicht richtig herüber. Sie rügt Edgar, er sei ja immer da, wenn man ihn nicht brauche und nicht da, wenn man ihn brauche. Das klingt m. E. schon sehr hart und Nelly hatte sie im Vorhinein auf die Ehe bereits gefragt, wie Catherine Edgar denn Liebe. Bereits da sagt sie, sie wollte das Vermögen und die Stellung, um Heathcliff "heraufzuholen", sprich, ihm einen besseren Stand zu verschaffen.Das klingt schon sehr selbstsüchtig, auch, wenn sie in Ehre handeln und Heathcliff helfen will. Der aber wiederum verzichtet auf jedwede Hilfe, wenn nur Catherine mit ihm durchbrennt. Das ist viel schöner. Ihm wird einfach die Liebe verschiedener Familienmitglieder verwehrt, kein Wunder, dass er so verschlossen ist. Ich würde meine Gefühle auch nicht preisgeben, wenn ich Angst darum haben müsste, als Außenseiter ausgelacht zu werden...
Ja, das stimmt, ich frage mich, wie die Geschichte wirken würde, wenn man einen allwissenden Erzähler hätte, es sind ja schon einige Szenen, die ziemlich zentral sind, aber nur aus der Perspektive von Mrs Dean beschrieben werden. (Einige Gespräche zwischen Heathcliff und Catherine, aber auch sehr viel aus der Beziehung zwischen ihm und Isabelle.)
Ich mag diese distanzierte Erzählweise, aber ich finde sie auch mutig.
Ich mag diese distanzierte Erzählweise, aber ich finde sie auch mutig.
Ja, die Erzählweise hat viel für sich. Es wirkt irgendwie echter, als hätte es diese Personen wirklich gegeben. Wie ein Augenzeugenbericht auf N24 :).
Es ist aber auch relativ gut gemacht. Ich habe The House at Riverton gelesen, die Geschichte wird aus der Sicht einer Hausangestellten erzählt, da hatte ich immer das Gefühl, dass sie gerade dann zufällig etwas im Zimmer zu tun hatte, als die wichtigen Szenen innerhalb der reichen Familie sich abspielten, das wirkte zum Teil recht künstlich. Hier bei Wuthering Heights wirkt es sehr natürlich und glaubhaft finde ich.
Vielleicht würde ich es bei Wuthering Heights auch als "gestellter" empfinden, wenn ich nicht schon dieses Negativ-Beispiel gelesen hätte. Sie bekommt viel mit, aber sie reimt sich wohl auch vieles zusammen und alles ist gefärbt von ihrer Missachtung von Heathcliff und in etwas abgeschwächter Form auch von Catherine, was interessant ist, weil Heathcliff bislang noch nichts wirklich verwerfliches getan hat.
Es ist schon interessant, als Erzählerin jemanden zu wählen, der zwar etwas abseits des Geschehens steht, aber emotional doch recht involviert ist. Und Nelly scheint ja keine Frau zu sein, die mit ihrer Meinung nicht herausrückt, auch ihren Arbeitgebern gegenüber. Es ist also ein sehr subjektiver Bericht, dem ja noch eine höhere Erzählebene aufgesattelt wird, da Mr. Lockwood ja beschreibt, wie Nelly ihm die Geschichte erzählt. Alles um mehrere Ecken also.
Durch diese Erzählweise (und den Zeitpunkt der Erzählung, es liegt ja alles recht weit in der Vergangenheit) wird ja eine noch größere Distanz zwischen Leser und Geschenem erzeugt. Und trotzdem wirkt alles lebendig und man fiebert als Leser mit.
ich finde catherine und heathcliff auch fast schon böse, aber ich kann doch ganz gut nachvollziehen, warum sie so handeln. sie sind eben durch ihre umstände stark geprägt worden und reagieren eben darauf. obwohl ich mir auch manchmal denke, dass besonders gemeine aktionen/kommentare nicht hätten sein müssen. ich hoffe immer, dass ab und zu doch etwas "gutes" aus ihrem verhalten blickt.
Vor allem Heathcliff kann ich auch verstehen, auch wenn seine Taten schon jenseits des verzeihlichen liegen.

