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Bartleby: 5 Sterne
Erstaunlich, an wieviele Details ich mich nach Jahrzehnten noch erinnern konnte, und auch beim Wiederlesen verliert die Geschichte nichts von ihrer eindringlichen Wucht.
Was können wir wirklich von anderen Menschen wissen? Mitgefühl ist eine universelle Währung.
In Bartleby vereinen sich lange vor Beckett Komik und Existenzialismus, eine zeitlose Geschichte.

DIE GALERIE - 5 Sterne
Der wohl intesivste, beeindruckendste Text, den ich seit längerem gelesen habe. Wie befürchtet ein Feenmärchen nur "im Dunst der Luftspiegelung".
Das märchenhaft Schöne des Shakespeareschen Sommernachtstraums, nach dem man sich verzehrt und das uns zugleich zu Narren macht, zu Eseln, nur eine Fantasie, die sich dem realen Wachzustand entzieht. So mag sich Marianns Schlaflosigkeit auch erklären

DIE GALERIE beginnt als wort- & bildgewaltiger poetischer overkill, lange keine so beeindruckende Erzählsprache gelesen, brillant ins Deutsche übertragen. Dass der Erzähler allerdings einen märchenhaften Schatz, ein Feen-Geheimnis im Berg finden wird, daran mag ich nicht glauben, seine Erwartungen lassen schon beträchtliches Fallpotenzial aus Bergeshöhe befürchten. Aber man wird sehen...
Außergewöhnlich!

Ansprechendes Setting: Junge Studentin kommt an renommierte Musikhochschule in Gent, wo es zu mehreren Morden kommt. Das stylishe Cover (das mich seinerzeit verleitete, den Thriller zu kaufen) schürt die Erwartung, einen stilechten Giallo zu lesen, zumal auf dem Waschzettel nicht gekleckert, sondern mit Tarantino geklotzt wird.
Sprachlich und inhaltlich fährt die Kutsche einstweilen noch mit angezogener Handbremse.

"Kingsport" = idealised version of Marblehead
"Arkham" = Salem
"Innsmouth" = considerably twisted version of Newburyport
29.12.34 an Mr. Petaja

In vielen Briefen berichtet HPL liebevoll von den Katzen in seiner Nachbarschaft, zu denen er ein besseres Verhältnis als zu den Menschen zu haben scheint. Er kennt sie mit Namen, ihre Vita, ihre Verwandtschaftsverhältnisse.
Anrührend der Bericht über Old Man (22.12.34 an Rimel), den HPL mit 16 kennenlernte und der immer noch in der Thomas Street lebte (hill street in Chtulhu), als HPL 1926 aus NY zurückkehrte.

Während HPL angesichts der Industrialisierung und der Wirtschaftskrise mit sozialistischen Ansichten überrascht, die seiner streng konservativen Gesinnung so gar nicht entsprechen, schockiert er im Brief vom 22.11.1934 an Natalie H. Wooley zur Eugenik mit schlimmst vorstellbarem Rassismus, der sogar der Lynch"justiz" Verständnis entgegen bringt, wenn der Staat nicht hinreichend für die Reinerhaltung der Rasse sorgt.

Es lohnt sich, zum geheimen US-Regierungsprogramm MK-Ultra zu googeln. Der Wikipedia-Artikel ist sehr interessant, es geht um Experimente an Menschen, die das CIA durchführen ließ, um Aufschluss über mögliche Gedanken- u. Verhaltenskontrolle im kalten Krieg zu erlangen. Hierzu wurde auch LSD eingesetzt.
Eine ähnliche Forschungsanlage in Hawkins ist Ausgangspunkt für die Handlung und den Hintergrund in ST, plus SF.

Interessant: Bibliotheken sind in Horrorromanen gar nicht so selten als wichtige Anlaufstellen anzutreffen. Sie haben oft etwas verlässliches und sind geprägt von positiven Kindheitserfahrungen.
Auch wenn die "ernste" Literatur gerne mal aufs Genre abfällig hinabschaut, wird die Anmaßung nicht mit gleicher Münze heimgezahlt.

"The more I look over my old stuff the more disgusted I get with it - and with my efforts as a writer. Only once in a while do I approach what I am really trying to do. I need to make a clean break with whatever I have been doing, and start afresh after a rest (...) Adjectival extravagance will be restrained (...)"
8.10.34 an E. Hoffmann Price
(Absage Kollaboration "Silver Key", Zweifel an Seriencharakter Carter)

Erstaunlich ist die Bereitwilligkeit, mit der eine Vielzahl heute namhafter Autoren Barlow ihre Manuskripte und andere Sammelobjekte überließen: Neben Lovecraft Robert E. Howard, Clark Ashton Smith, C.L. Moore, Wandrei und viele mehr.
Lovecraft riet Barlow, keine wertlosen Sachen von den "hacks" zu sammeln, zu denen er z.B. Williamson und Hamilton zählte.
Unfassbar auch Barlows Geschäftigkeit.

Barlow begeistert sich schon in jungen Jahren für die Pulps und legt mit 13 Jahren den Grundstein für eine bedeutende Sammlung. Er nimmt Kontakt zu Lovecraft auf, bekommt von diesem Autogramme und Briefe und macht einen unglaublichen Deal:
Lovecraft schickt Barlow alte Manuskripte zu, die dieser behalten darf, wenn er sie abtippt und mit Durchschlag an HPL zurücksendet.
Name von Barlows Sammlung: Vaults of Yoh-Vombis

Zweiter Anlauf nach 15 Jahren und ich fürchte, meine Meinung spitzt sich zu: Matheson ist womöglich überschätzt, auf jeden Fall gilt es für diesen Roman:
Das Setting ist inklusive Personal bei Shirley Jackson entlehnt, nur auf Charakterausgestaltung und Psychologie verzichtet Matheson dagegen leider gänzlich.
Ein Buchstabe geändert, und aus HILL HOUSE wird HELL HOUSE. Das gibt die Fahrtrichtung vor ...

"What I know of detailed human activities is very slight - and what I care about is slighter still, except so far as the element of historic pageantry is concerned. Nothing but the element of nature-defiance - especially time-defiance - sets off the spring that starts my creative imagination running."
31.8 34 an Hoffmann Price

"God knows I want a job - but I want it to be anything - elevator man, pickaxe artist, night-watchman, stevedore, what the hell - except writing. Anything except a parody on th only thing in life that means anything to me."
(15.8.34 an Hoffmann Price)
HPL erklärt, dass er keine "klassischen" Romane schreiben kann, da ihm Erfahrung und Imagination fehlen, alltägliches Leben glaubhaft zu erfinden.
Wichtiger Brief!

Dass die Briefe das eigentliche literarische Hauptwerk HPLs sind, wird im allgemeinen und in Deutschland, wo man sich bislang noch nicht einmal veranlasst sah, das erzählerische Werk in einer authentischen Übersetzung herauszubringen, im besonderen, nicht zur Kenntnis genommen. Hippocampus Press hat in über 20 Bänden einen Großteil der Briefe veröffentlicht, die ältere 5-bändige Auswahl von Arkham ist chronologisch.

Die ersten beiden Beiträge befassen sich (auch) mit dem problematische Lovecraft.
Ken Faig unternimmt es, einen biografische Abriss über HPLs Katze Nigger-Man vorzustellen. An diesen Kindheitsgefährten hat sich Lovecraft immer wieder, auch in Briefen, liebevoll erinnert. Der anstößige Name wurde wohl vom Großvater vergeben.
Es folgt die Veröffentlichung von drei rassistischen Leserbriefen des jungen Lovecraft.

Zweiter Lesedurchgang, auf jeden Fall lohnend.

Michael Myers hat sich im Schrank von Jamie versteckt. Als er alte Fotos sieht, erinnert er sich an seine Kindheit. Ich denke, dass Grabowsky Myers damit menschliche Merkmale zumisst, die dem "Charakter" nicht wirklich entsprechen. Sie würden eine psychologische Interpretation von Myers Mord(s)wut herausfordern, die ins Leere laufen müsste, da sie nicht erklären könnte, warum Myers nicht sterben kann.

Wie Pennywise, der zuverlässig alle 27 Jahre zurückkehrt, um Derry mit dem Bösen zu konfrontieren, so kehrt auch Michael Myers als das personifizierte Böse immer wieder nach Haddonfield zurück. Scheinbar kann er nicht sterben, so wie "das Böse" nie stirbt. Zehn Jahre Koma haben Myers weder geschwächt noch von seiner Bestimmung abgebracht. Mit einem Menschen hat diese Präsenz nichts gemein.

Wie eine griechische Tragödie, der die beiden ersten Akte fehlen: Die Handlung beginnt und nach wenigen Sätzen ist klar, dass ein furchtbares unabwendbares Unglück seinen Lauf nehmen wird.
Grabowsky schreibt schnörkellos, wodurch der Eindruck der bevorstehenden Katastrophe verstärkt wird. Da spielt es keine Rolle, dass man weiß, was geschehen wird, der gewünschte Horror lässt nicht auf sich warten und ist heftig.