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Viktoria
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Und der Preis an den unsympatischsten Protagonisten ever geht an Vadim Maslennikow! Da hilft auch der selbstreflektierte innere Beobachter nicht (momentan schwierig zu sagen, ob das Verhalten Jahre später reflektiert wird). Ich kann mich nicht auf literarische Eigenschaften konzentrieren, weil ich wüte.
— Feb 20, 2025 10:28AM
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Alexander
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Feb 20, 2025 11:32AM
Herrlich, worüber wütest du? Kannst auch einen längeren Abschnitt mal zum Besten geben :D
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Worüber ich wüte? Es ist eine gute Frage. Allgemein komme ich mit beschriebenem Typ Mensch nocht klar. Vadim ist ein rücksichtsloser Egoist, der mehr im Schein als Sein versucht zu leben, danach seine Handlungen richtet, VERSTEHT, dass er moralisch fragwürdig handelt, macht aber wie gewohnt weiter. Z.B. reist er gerne Frauen auf der Straße auf, um sich damit sein Ansehen bei den Kumpanen zu gewinnen und sein Ego zu kitzeln. Er nimmt sogar in Kauf ein Mädchen wohl wissend mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken. Er verabscheut und schämt sich seiner Mutter (ihr Alter, ihr Aussehen, wie sie angezogen ist, ihrer Armut), nimmt jedoch bereitwillig und verlangt sogar ihr Geld für seine spaßige Unternehmungen. Er beklaut sie sogar im Verlauf. Er verliebt sich, ist seiner Liebe so überwältigt, dass er nicht mal selbst sein kann, die Rolle eines "sensiblen" Verliebten spielend ist er so gelähmt, dass er im intimen Moment Ohnmachtsanfall spielen soll, weil er "außer Betrieb" ist. Ein herrlich selbstzerstörerischer Typ, der auf soziale Isolation und Einsamkeit geradeaus zusteuert. Der Roman ist schon deshalb für mich ungewöhnlich, weil ich aus dieser Zeit (1934) in russischer Klassik solche Figuren nicht kenne. Wir lasen Bücher, in derer um Ideale, Gemeinschaftssinn, das Gute und das Schöne ging, an dem Bösen wurden die Fragen der Moral abgearbeitet. Sogar Raskolnikow und Doroan Gray sind sympathischer. Nicht mal Personal in den Büchern von BEE hat nicht so aufgeregt. Aber genau deswegen ist das Buch interessant. Kompositorisch finde ich es schwach. Es sind nur Episoden mit einschneiden Erlebnissen aus Vadims Leben: "Gymnasium", "Sonja" (seine Liebe), "Roman mit Kokain" -weiter bin ich noch nicht gekommen. Als Leser lernt man den Protagonisten als 16-jährigen. Es scheint in der Zeitlinie Pubertät und junger Mann bis jetzt zu verlaufen. Davor hat man keine Information. Und das ist meine Frage: wie und warum ist er zu einem A* geworden?
Viktoria wrote: "Worüber ich wüte? Es ist eine gute Frage. Allgemein komme ich mit beschriebenem Typ Mensch nocht klar. Vadim ist ein rücksichtsloser Egoist, der mehr im Schein als Sein versucht zu leben, danach se..."Mich regen oft Bücher auf, die eine unsympathische Figur inszenieren, aber keine Dynamik um sie herum entfalten. Das Statische ablaufen des Grauen erzeugt bei mir eine Art Knoten im Bauch, weil die Erzählung selbst inkonsistent ist - wenn ich etwas erzählen will, dann will ich es aus bestimmter Intensität aus erzählen, und diese muss sich transportieren, eine gewisse narrative Notwendigkeit. Spielen sich nur umsympathische Szenen ab, quält mich das - ich finde, das ist dann eine Art "Moral"-Unterricht und für den bin ich gar nicht zu haben. "Roman mit Kokain" habe ich überlegt zu lesen. Ich kenne diesen Autoren gar nicht. "Schuld und Sühne" fand ich sehr schnöde damals.

