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Eine Fliege kommt durch einen halben Wald.
Und dann.
Eine Fliege kommt durch einen ganzen Wald. Durch einen anderen, durch einen nächsten.
[…]
Manchmal in der Nacht fährt der Lift im Treppenhaus hinauf. Es quietscht und ich horche, es steigt niemand aus. Wenn ich hingehe und die Lifttür öffne, steht nur ein kleines, gelbes Licht drin. Es blendet mich. Dann weiß ich, vom Auge bis zum Mund ist eine lange Zeit.

„Ich hatte mir angewöhnt, in der Fabrik vor dem Heimweg eine ganze Flasche Milch zu trinken. Ich setzte die Flasche an den Mund und trank sie leer. Ich trank die Milch wie Schnee. Sie nahm aus meinem Kopf die Schrauben weg. Wenn ich die Milch getrunken hatte, ging ich noch ein Mal in der Halle hin und her. Ich ging in meinen eigenen Füßen wie ein Krug, in dem eine Zunge stand mit einem langen Stiel.“

Willy Brandt hieß eigentlich Herbert Frahm. Nach 1945 behielt er seinen Exilnamen, so wichtig war ihm dieser Name - eine Hommage an den Widerstand im Exil gegen Nazideutschland. Aber der Widerstand des Exils wird in Deutschland nicht gewürdigt, schlimmer noch, er spielt bis heute überhaupt keine Rolle. Erinnert wird an den militärischen Widerstand der Offiziere, die viel zu lange treue Gefolgsleute Hitlers waren.

„Manipulierte Sprache und manipulierte Menschen - dies ist ein und dasselbe. […] Denn wo ein Umstand, auch ein sprachlicher, in menschenleerem Überblick eine Weile für sich zu stehen scheint, waren kurz davor Menschen anwesend und kurz danach kommen Menschen wieder hinein. Eine Reihenfolge im Manipulieren von Menschen, Sprache, Umgebung gibt es nicht. All das ist nur gleichzeitig zu denken.“

„Die Gesten und das Denken und Sprechen leben sich ein in der Armut und passen sich an. In Diktaturen gehören Armut oder Mangel zu den Instrumenten der Macht. Ideologien auf dem Papier reichen zur Beherrschung nicht aus. Da, wo sie umgesetzt werden, sind sie die Umgebung, in der gelebt wird. Sie sind das Land. Die Armut im Land ist Bestandteil und geplante Folge der Ideologie.“

„Du hättest doch nie so sein wollen, wie du hättest werden müssen, wenn du hättest daheimbleiben dürfen. Dieser Konjunktiv ist nicht mehr Wunschform, sondern Fazit. Er vertreibt alle Wehmut, wissend, dass sie, ohne wegzugehen, wiederkehrt. Aber auch der Meister Konjunktiv kommt wieder.
Wir reden von Heimat — ich glaube, das bittere Glück ist die Heimat des Konjunktivs.“

„Heimat, das ist der Ort, wo man geboren ist und lebt.
Oder geboren ist, lange gelebt hat, dann gegangen und immer mal wieder zurückgekehrt und wieder gegangen ist.
Für gerettete Verfolgte ist Heimat der Ort, wo man geboren ist, lange gelebt hat, geflohen ist und nicht mehr hindarf.“

„Es ist für ihn [Liao Yiwu] ein bitteres Glück, weit größer, als man es fassen kann. So ein bitteres Glück ist an und für sich mehr wert als glattes Glück — es hat immer zu viel gekostet, aber einem noch mehr erspart. Vom bitteren Glück wird man nicht getragen, man hat es zu schleppen. Es herrscht über einen mit allen seinen »jenseitigen Zärtlichkeiten«.“

„Die Frage, die ich mir heute noch stelle, heißt: Wie geht das Leben? Die Würde kann man brechen. Das weiß ich. Kann man sie auch falten oder teilen? Und wird sie später wieder ganz? Kann es sein, dass sich der Verlust der Würde anders meldet als der Verlust der Freiheit? Unbewusster und daher später - zwar unbegreiflicher, aber umso stärker. Als unsichtbares Gepäck.“

„Der Spruch mit der Katze meinte, jede Katze springt an der Pfütze anders - in diesem Land sprangen alle Katzen gleich, sie sprangen nicht über die Pfütze, sie sprangen an der Pfütze vorbei. Und ich war auch nicht über, sondern voll in die Pfütze gesprungen. Ich wusste sogar vorher schon, dass ich nur in die Pfütze springen kann.
Würde ist auch, wenn man mit ihr voll in die Pfütze springt.“