linabetty ’s Reviews > Das achte Leben > Status Update

Vielleicht suchte ich nach einem […] Grund, endlich aus meiner Rolle als Aufpasser herauszutreten. Ich konnte nicht weg und nicht bleiben, war gefangen zwischen ihrem Lachen und ihren Qualen […]. Zwischen meinem Nein und ihrem Jahr. Zwischen meiner Sehnsucht nach etwas Heilem und ihrem Zerstörungsdrang. Gefangen zwischen ihrer Sucht, sich zu verausgaben und meinem Wunsch, sie zurückzuhalten.

Das Deutsch, das Severin mir beibrachte, schmeckte dagegen anfangs eisig und bitter, dann änderte sich der Geschmack und verwandelte sich in den von Algen, es schmeckte nach dunkelgrünem Moos, dann wurde der Geschmack wieder streng, aber angenehmer, und später, viel später, schmeckte für mich das Deutsch nach reifen Kastanien und Höhe, ja, nach einer schwindelerregenden Höhe.

— Ich werde dich immer lieben.
Es klang wie ein Satz aus einem der vielen Bücher und Filme, die ich kannte. Aber in guten Büchern […] kam so ein Satz meist nicht vor. In guten Filmen […] wurde drum herumgeredet, es wird gelitten, verfehlt und bereut. Nur in schlechten Büchern und Filmen sagte man so etwas, und ich wollte auf keinen Fall, dass wir zwei Figuren aus einem schlechten Buch oder Film wären.

Du hast gemeint es sei ein Lied über die Kindheit und mich damals gefragt, wo man die Kindheit denn aufbewahre, und ich weiß noch, dass ich dir geantwortet habe, man halte sie zwischen den Rippen versteckt, in den kleinen Leberflecken und Muttermalen, im Haaransatz, oberhalb des Herzens, in den Ohren oder im Lachen.

Die Abende, wenn die Erwachsenen und Daria wieder das Grüne Haus belebten, waren die meistverhassten Momente meiner Kindheit. Alles drehte sich nur noch um Kostja und Daria, die Sonnen unserer Galaxie. Und wir sterbenden Sterne leuchteten jeden Abend zum letzten Mal auf, bevor wir im Universum erloschen und uns selbst vernichteten, um uns am nächsten Morgen, sobald sie das Haus verließen, von neuem zu erschaffen.

"In Seven Sisters gab es Tage voller Meeresrauschen und lange, feuchte Spaziergänge. Tage voller Sätze, die wie Bonbons gelutscht wurden."

Als Daria sie fragte, warum sie zwei verschiedenfarbige Augen habe, gab Stasia ihr folgende Antwort: Das liegt daran, mein Sonnenschein, weil zwei Tiere in dir hausen: ein Husky, der Schlittenhund mit stechend blauen Augen […] und ein Igel, klein, scheu und stachelig […]. Dein Husky ist der mutige Teil von dir, der stets das Weite sucht […] und der Igel ist der Teil, der Ruhe und Geborgenheit […] braucht.

"Dass ich mich weigere, diese Welt durch deine Augen zu sehen, heißt nicht, dass ich sie gar nicht sehe."

"Sie liehen sich gegenseitig das Glück. Sie liehen sich gegenseitig die Gegenwart und schenkten sich zukünftige Erinnerungen."