Anna Carina’s Reviews > Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität > Status Update

Es ist unfair, nicht wenigstens das Mittel des Verlängerns des Zustandes des Exzesses mitzugeben: der Aufschub, als stets passgenaue Entsagung, die das Verehren weiter kreisen lässt, das Anbeten als Schwebezustand eines konsequent distanziert-imaginiert Entfernten und doch Allzusehr-Ersehnten. Der Vollzug lässt alles schneller vergehen. Die Erlangung der Verwirklichung des Wunsches - mit anderen Worten, die Liebe in dieser Phase gleicht einem narzisstischen Spiegelkabinett, in welchem die Liebe die eigene Liebe sieht und den anderen nur zum Anlass braucht, um Bauchnabelschau zu betreiben. Dabei fällt mir ein, ich muss endlich den Werther irgendwann lesen :D

Alexander wrote: "Es ist unfair, nicht wenigstens das Mittel des Verlängerns des Zustandes des Exzesses mitzugeben: der Aufschub, als stets passgenaue Entsagung, die das Verehren weiter kreisen lässt, das Anbeten al..."

Da Goodreads einem hier in der Anzahl der Zeichen limitiert, muss eine Entscheidung getroffen werden. Und natürlich entscheide ich mich da für die Drastik.Ich spiele immer wieder gern den Zizek. Außerdem gäbe es eine weitere Möglichkeit der Verlängerung: Dauervollzug und Klappe halten. Das wäre dann die angepasste Variante der Neuzeit, zum damaligen passgenauen Aufschub. Da aber beides in einer Katastrophe endet, ist das für mich obsolet.
Bin jetzt auch geneigt mal das ein oder andere Buch zum Thema der damaligen Liebesgebaren zu lesen, um das Gelernte zu vertiefen :-D

Ja, mein Kommentar bezog sich auch nur auf mein eigenes Weiterdenken in der diesbezüglichen Problematik. Ich denke auch, dass die Zeichenbegrenzung den Exzess zu betonen mit Sinn tränkt. Ich denke auch, dass der Exzess selbst, dieses übersprudelnde Imaginäre interessant ist, nicht nur als Code, nicht nur als Don Quijote, als die Windmühlen, die nur Sancho Pansa als solche erkennt, also die Tatsache, die eigene Windmühle zu sein, die man bekämpft - ich denke, dass darin gerade die Fiber, der Lebensatem der Literatur liegt, das Bekämpfen des selbstinduzierten, andauernd sich anwerfenden, lossprudelnden Imaginären, das gerne total außer Kontrolle gerät (wie in diesem Kommentar) :D

Alexander wrote: "Ja, mein Kommentar bezog sich auch nur auf mein eigenes Weiterdenken in der diesbezüglichen Problematik. Ich denke auch, dass die Zeichenbegrenzung den Exzess zu betonen mit Sinn tränkt. Ich denke ..."

Ach schade. Ich hatte mich schon auf einen handfesten Streit gefreut😬 Dabei kann ich Dir auch wieder nur beipflichten. Der Kontrollverlust ist genau das faszinierende. Ab wann destabilisiert sich ein System so, und wenn es nur das Ich ist, bis Chaos herrscht. Im Endeffekt ist das Bekämpfen des selbstinduzierten Imaginären, Maldoror erkennen und zuzulassen, um daraus wieder ein neu geordnetes System zu ermöglich, von vielen Systemschäden bereinigt. Ja die Idee gefällt mir! 🤩

Anna Carina wrote: "Alexander wrote: "Ja, mein Kommentar bezog sich auch nur auf mein eigenes Weiterdenken in der diesbezüglichen Problematik. Ich denke auch, dass die Zeichenbegrenzung den Exzess zu betonen mit Sinn ..."

Wenn du solche tolle Sachen schreibst, wird es schwer, nicht deiner Meinung zu sein! Maldoror! Hyperion :) Lass es krachen, Sprache! Lass es bersten! Spiel mit Ton und Bedeutung bis die Sinne schmelzen :)