Laura Gentile's Blog: Croque-Melpomene

March 2, 2025

Eros | sensual poetry

the marks you left on my body, the marks that speak the language we evoked

have been changing colours ever since you left before traffic hit the city

I have done nothing but observe my body since you’ve made yourself a part of me

I have done nothing but look at you, feel you, within me, in my memory

die Kennzeichen die dich schildern unter meiner Haut, die Merkmale unserer Sprache

haben sich verfärbt seit du gegangen bist bevor der Verkehr die Stadt verwüstet hat

nichts anderes habe ich getan als meinen Körper wahrzunehmen, zu begutachten

seit du ein Teil von mir wurdest, nichts, außer dich in mir wiederzufinden, ständig

my own drawing © Laura Gentile 2025 | IG: croque_melpomene
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Published on March 02, 2025 10:12

Eros | sensual poetry

make sure that, before you go, you leave your scent all over me

and what am I supposed to do with this thing pumping in my chest

pumping in your direction, towards you

this intense muscle, I’m loving your body without touch

vergewissere dich, dass du deinen Geruch in mir hinterlässt bevor du gehst

was soll ich denn nur tun mit diesem Gegenstand der in meiner Brust pocht

in deine Richtung pocht, dir entgegen

dieser aufdringliche Muskel, berührungslos verzehre ich deinen Körper

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Published on March 02, 2025 09:36

Eros | sensual poetry

what would this carpet have to endure

if you wouldn’t be reaching out with tied hands

how would you feel inside my body

how would you move

was würden wir diesem Teppich abverlangen

wenn du nicht mit gefesselten Händen nach mir greifen würdest

wie würdest du dich bloß anfühlen in meinem Körper

wie würdest du dich bewegen

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Published on March 02, 2025 08:56

September 25, 2024

Blickwinkel

ich höre dich noch in mir

ich hole dich zurück aus mir

weil du so klingst als wäre es

vertraut gemeinsam zu sterben

du bewegst dich und mein Körper

erinnert sich, es sind deine Augen

tief unter meiner Haut, deine Schritte

hinter meinem Rücken, ich weiß

wie deine Lippen mir begegnen

wie dein Geruch mich durchströmt

wie du mich anfasst ohne dich zu rühren

rieche nach mir, ich rieche nach dir

wälze dich, bitte, hier ist meine Haut

hier sind meine Haare, der Tod macht mir

nichts aus so wie du mich ansiehst

hellwach lasse ich dich in mir leben

und zu Worte kommen, hör’ bloß nicht auf zu atmen

My own drawing © Laura Gentile 2024 | Instagram: croque_melpomene
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Published on September 25, 2024 10:19

September 17, 2024

Momentaufnahme | ein Gedicht

so fühlt sich das also an, so als stürbe ich ohne etwas dafür tun zu müssen

ich will kein Wasser, ich will Haut, ich brauche keine Früchte, ich brauche

seine Stimme, meinen Namen in seinem Mund, so wie er klingen soll

ich würge und ich verlerne Schritte in meinem Namen zu gehen

ich kann nur liegen, die Zahnbürste ist zu schwer, mein Spiegelbild gleicht

mir nicht, ich taste meinen Körper ab, was machst du mit mir

in meinem Schlafzimmer geht die Welt unter, was bedeute ich

mir wurde etwas genommen, ein Bild an das ich glaubte

an dem ich festhielt, ich dachte es sei so frei, so lebendig

ich muss hier weg, ich habe keine Knochen mehr

Hunger und Durst habe ich nur nach dir, ich habe dich satt

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Published on September 17, 2024 02:54

Gesamtkunstwerk | ein Gedicht

ich habe dir dabei zugesehen wie du dich kaltgestellt hast

so als gäbe es mich nicht mehr, so als hätte es mich schon eine ganze

Weile nicht mehr gegeben, weil es sie gibt, weil es uns nicht mehr gibt

doch das wusste ich nicht, denn du bist dieser Sprache nicht mächtig

die Innensprache die an das Herz geknüpft ist, mein Körper wusste es

kannte sie in dir, sie stand dir ins Gesicht geschrieben, wortlos

deine Augen verweigerten meine, hast mich abgestellt

so jetzt ist es aber gut, ich klebte an der Skulptur unserer Finger

ich muss meißeln, dachte ich, ich komm’ nicht los

meine Haut ist ein nasser Fetzen Papier, zieh’ bloß nicht an mir

an was habe ich denn noch geglaubt als ich kalt auf meiner Seite lag

hoffend dass sich im Schlüsselloch etwas regt das zu mir gehört

was bringst du mit nach Hause, es schlägt etwas in deiner Brust

und ich lüge mich in den Schlaf.

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Published on September 17, 2024 02:29

September 16, 2024

Randskizzen | ein Gedicht

alles liegt auf dem Boden und das Bett wirkt entstellt

jetzt, vereinsamt, die Wahrheit stirbt unter der Decke

es war einmal, Verlust ist das erste Wort, Erlebnis holt es ein

ich habe dich erlebt, mir fehlt die Geliebte die ich war

ich habe beobachtet wie die Liebe aus deinen Augen verschwindet

wie dein Körper nicht mehr zu meinem findet

dieser Wohnung wurden die Knochen gebrochen

ich bin eine Abhängige, ich greife nach dir und werde erinnert

mein Körper wollte sich nicht mehr ernähren lassen

ich starrte die Wanddecke an und wusste, gleich war es das letzte Mal

ich werde mich entziehen, muss mich einem Bild in meinem Kopf

entreißen, ich habe in deinen Armen nichts mehr zu suchen

da wo ich mich gefunden habe, meine Nachtruhe war an dein Atmen gebunden

und jetzt rolle ich Koffer nach Koffer die Straße entlang

die Arme tun mir weh, ich kann mich immer noch nicht ganz halten

du hast mich mit Sprachlosigkeit entfernt, mich in den Liebesentzug gestürzt

an den Nagel gehängt wie ein zerkritzeltes Blatt Papier, wortlos, abgenutzt

ich habe etwas geträumt in diesen vier Wänden und habe gemerkt

ich bin in diesem Traum allein, Wolken, dein Geruch, verblasst.

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Published on September 16, 2024 14:09

March 24, 2024

Stimmwechsel | Seelenspiegel

let’s say I did not break my body

let’s say I made it back into my body

knowing that I’m still dead

that no matter what I still took my own life

how would my body acknowledge my presence

that I walked myself to my death

that I decided it needed to die the way I did

I wonder how my body would react to me

didn’t it always know

wasn’t it always part of the plan, the exit route

a contributing factor in itself

would you, my body, reject me now

a foreign part that stopped belonging

would you withdraw your trust

I traumatised my own body

every move would be a trust issue

but without you I couldn’t have moved

without you I couldn’t have existed in the first place

without you I couldn’t have died

you knew that anything could turn ugly and horrific

there’s no coming back from that

I know, there was only you

and I made you go away

because we never stopped being scared

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Published on March 24, 2024 12:14

March 3, 2024

auf der Suche nach meinem Körper | fiction

Er redet nur im Imperativ mit mir. Ich kenne meinen Vater nicht außerhalb seiner Befehlswelt die er in mir entwickelt. Seine Finger stecken in mir drin. Mit den Worten die aus seinem Mund kommen entschärft er seine Absichten. Die spüre ich so wie er sie versucht zu vernichten, wegzudrücken, ins Nichts, in mich. Er verewigt das was er nicht beabsichtigt. Wühlend versucht er sich loszuwerden. Die Wahrheit haftet ungesehen an meinem Körper. Ich kann keinen Blick einfangen der nicht dasselbe tut. Dasselbe entschuldigt. Ich bin dafür zuständig ihn zu verdauen. Seinen Hauch auszuhalten, ich versuche krampfhaft ihn nicht einzuatmen. Seinen Fleiß, alles was er im Alltag verdrängt. Ich bin sein Alltag, aber das zählt hier nicht. Das gibt es hier nicht.

Ich stamme aus einem einseitigen Glücksmoment. Ich bin nichts anderes. Ich verkörpere die Wiederholung von dem was ihm fehlt, was er braucht. In meinem Körper gibt es keinen Platz für mich. Die Sprache darf in mir keinen Anklang finden. In mir muss die Sprache des Erlebten zugrunde gehen, sie muss sterben, mein Körper empfängt und schweigt ihm zuliebe. Er nimmt mich mir weg, alles was ich spüre versteckt sich ganz schnell und schweigsam in meinem Körper. Und ich überlebe und glaube dass doch alles gut ist.

Ich habe mich verloren weil er mich gefunden hat. Ich sehe mich so wie er mich sieht. Fühle mich so wie die Überreste die er in mir verteilt. Das bin ich, ein Gelüst gegen das er den Kampf verloren hat. Sogar mein Name klingt leblos in seinem Mund. Ich klinge leblos wenn er nach mir greift. Es ist nicht seine Absicht, ich spüre falsch. Ich soll es so sehen wie er, wieviel Freude er an mir hat. Ich soll es so auffassen wie es wirklich gemeint ist. Ein Trichter steckt zwischen meinen zermetzelten Worten in meinem Brustkorb und sucht mein Herz. Er versucht mich zu leeren, er macht Platz für sich, das Lebendige in mir steht ihm im Weg. Das Denkende, das Fühlende, weg damit. Das versteht doch immer alles falsch, versteht ihn immer falsch, was nicht stimmt muss weg.

Seine Absicht ist dass wir uns aneinander freuen. Ich habe kein Gesicht mehr. Kein Gesicht mehr das man lesen kann, verstehen kann. Ich bin Fleisch in der Finsternis. Ein Brocken mit Öffnungen. In meiner Verschwundenheit taucht er auf. Ich bin auf ihn ausgerichtet wie ein Möbelstück. Er bildet sich mich ein. Ich bin etwas Eingebildetes in seinem Kopf. Ein Kunstgriff, dieser Wahrheitsentzug, dieser Seelenraub, absichtlich.

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Published on March 03, 2024 09:35

February 29, 2024

Stimmwechsel | Kindheitswunden | Gedichte

vergiss nicht dass ich tot bin

warum spürst du meinen Körper noch

was soll denn aus unserer Vergangenheit werden

ich habe es geschafft zu sterben

nichts mehr habe ich an mir

nur deine Worte lasten auf mir

wie du sie nicht zu mir sprichst

wie du sie denkst und festhälst an dir

du zwingst mich zur Erinnerung

das ist weil dein Herz so stark schlägt in dir

ich habe meinen Körper überwunden

endlich bin ich das Leben losgeworden

nur deine Kindheit kenne ich

nur deine Kindheit habe ich dir vorgespielt

auch ich bin ein Kind, glaubst es nicht

kannst du den Tod spüren der in mir wächst

in das Zimmer gehst du wo der Schlaf dich betrogen hat

und witterst meine Anwesenheit

die nicht vergeht

ich habe dir die Sprache entrissen

deinen Körper entkindlicht

du wolltest doch kein Kind mehr sein

hast so getan als wärst du älter

komm zu mir

ich bin doch schon so lange tot

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Published on February 29, 2024 13:33